Farbe beeinflusst Verhalten - wissenschaftliche Erkenntnisse (Retriever).
Dieser Thread dient zur Aufklärung. Gerne können hier Erfahrungen ausgetauscht werden.
„Es ist interessant zu wissen, dass die Farbe des Fells bei Labradoren und Golden Retrievern Einfluss auf ihr Verhalten und ihre Gesundheit haben kann. Es wurden genetische Studien durchgeführt, die gezeigt haben, dass bestimmte Genvarianten, die für die rötlich bis gelbliche Pigmentierung (Phaeomelanin) verantwortlich sind, auch das Cortisol-Stresshormonsystem und das Immunabwehrsystem beeinflussen können. Hellblonde bis gelbliche Labradore und Golden Retriever können demnach anfälliger für Stress sein, zu Unsicherheit neigen und anfälliger für Infektionskrankheiten sein.
Eine australische Studie an Labradoren hat gezeigt, dass gold- oder gelbfarbene Labradore besonders anfällig für Übersprungsverhalten und Stereotypien waren. Es ist anzumerken, dass die Hunde in dieser Studie in Australien im Garten oder Hinterhof gehalten wurden und daher im Durchschnitt weniger Kontakt zu Menschen hatten als Familienhunde in Mitteleuropa. Dennoch zeigen die Ergebnisse dieser Untersuchung eine höhere Stressanfälligkeit bei den hellgefärbten Hunden im Vergleich zu den dunkleren Farbvarianten.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht nur Aggressionsprobleme, Stressanfälligkeit und neurologische Erkrankungen genetisch bedingt sind. Da Zuchtverbände für Retriever bereits seit langem umfangreiche Verhaltensüberprüfungen in ihre Zuchtprogramme integriert haben, liegen in verschiedenen Ländern umfangreiche Daten zur Vererbung von Verhaltensmerkmalen vor.
Um die Ergebnisse solcher Studien zu verstehen, muss der Begriff "Erblichkeit" im Sinne der Züchtungsgenetik klar definiert werden. Der Erblichkeitsfaktor gibt an, welcher Prozentsatz der Unterschiede zwischen den getesteten Tieren einer Generation, Rasse oder Versuchsgruppe vorhersagbar ist, wenn man die Ergebnisse der Eltern und Großeltern im selben Test kennt. Für die meisten Verhaltensmerkmale sind die Erblichkeiten sehr niedrig, in der Regel zwischen 1 und 15 Prozent. Einige übergeordnete Verhaltensmerkmale wie Trainierbarkeit, Geselligkeit oder Extrovertiertheit haben Erblichkeitswerte im Bereich von 20-25 Prozent. Konzentrationsfähigkeit bei Labradoren wurde zum Beispiel mit 28 Prozent und Führbarkeit mit 22 Prozent Erblichkeit bestimmt. Misstrauen hingegen wurde nur mit 10 Prozent, Ablenkbarkeit durch andere Hunde mit 8 Prozent und Nervenstärke mit 58 Prozent Erblichkeit belegt.
Diese Zahlen zeigen bereits, dass die Umwelt einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung bestimmter Verhaltenseigenschaften auch bei Gebrauchshunderassen hat. Dies gilt umso mehr, wenn die Selektion auf bestimmte Verhaltensmerkmale gelockert oder aufgehoben wird und eine Hunderasse ausschließlich als Familienhund gezüchtet wird.
Es ist interessant zu erfahren, dass in einer Vergleichsstudie mit dem behördlich vorgeschriebenen Verhaltenstest in Niedersachsen kein statistisch nachweisbarer Unterschied im Aggressionsverhalten zwischen dem Golden Retriever und bestimmten Listenhunderassen wie Bullterriern, Rottweilern und Staffordshire Bullterriern festgestellt wurde. Oftmals werden diese Hunderassen fälschlicherweise als besonders aggressiv angesehen.
Es ist wichtig, über rassenbedingte Verhaltenseigenschaften und mögliche Probleme bei bestimmten Hunderassen informiert zu sein, um ein besseres Verständnis für ihr Verhalten zu entwickeln. Jede Hunderasse hat ihre eigenen Merkmale und Bedürfnisse, und es ist wichtig, dass potenzielle Hundebesitzer dies bei ihrer Auswahl und Erziehung berücksichtigen.“