Erziehung & Training

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Steffi
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zuletzt 4. Juli 12:49

Zwicken außerhalb des engen Familienkreises

Und nochmal ich, Hallo🙋🏻‍♀️ Je öfter ich hier unterwegs bin, desto mehr Fragestellungen fallen mir ein 🙈 Wir haben vor ca einem 3/4 Jahr einen ca. 2-jährigen Rüden aus dem Tierschutz übernommen. Seit kurzem zeigt er folgendes Verhalten bei Fremden oder Menschen, die nicht zu unseren täglichen Kontakten gehören: Beispielsituation: Wir sind (wie fast 1x täglich) bei meinen Eltern. Diese kennt er sehr gut, meine Brüder ebenfalls. Das Verhalten tritt hier also nicht auf, aber sobald eine Person (zB Freund meiner Eltern, Freundin meines Bruders) an der Türe reinkommt, vom Stuhl aufsteht oä läuft er neben/hinter ihnen her und zwickt in die Wade (diese Personen sind im tlw komplett fremd, teilweise hat er sie aber auch schon das ein oder andere mal gesehen!). Teilweise auch direkt nachdem derjenige aufgestanden ist. Bei einer Freundin meiner Mutter zB hat er in ihren Jackenärmel gezwickt. In all diesen Situationen war es nicht so, dass unsere Fellnase von den Leuten angefasst wurde oder bedrängt wurde oder sonst etwas, was das Zwicken rechtfertigen würde. Es ist auch nicht so fest, dass es blutet, aber für uns als Halter ist es mehr als unangenehm, auch wenn es sich nur um einen Jackenärmel handelt. Wir möchten deshalb früh genug etwas dagegen unternehmen, bevor es nachher wirklich zu Verletzungen kommt… Hat jemand Ideen, wie wir hier vorgehen könnten?? Lieben Dank und viele Grüße, Steffi
 
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Emily
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zuletzt 29. Juni 21:50

Schadensbegrenzung nach aversivem Training

Hallo zusammen :) In einem anderen Thread geht es ja gerade um aversives Training und der Konsens scheint - so weit ich das überblicke - zu sein, dass man es bleiben lassen sollte. Meine Frage wäre aber nun: Was tun, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist? Also wenn zb ein Hundetrainer solche Methoden aufgefahren hat. Oder man es selbst versucht hat, weil man es nicht besser wusste. Oder der Hund (wie in meinem Fall) aus Tierheim oder Tierschutz kommt und zuvor augenscheinlich so trainiert wurde. Wie bekommt man dann die schlechte Erfahrung, die je nach Hund und Methode sehr prägend sein kann, wieder aus dem Hundekopf? Bei meinem Hund ist es so, dass solche Methoden sehr spezifische Resultate erzeugt haben, die mit 0815 Tricks zum Training mit Angsthunden nur bedingt in den Griff zu kriegen sind. Das Problem liegt vor allem darin, dass anders als bei Hunden, die zb eif. nicht viel kennengelernt haben, eine für das Training recht essenzielle Zutat fehlt: Das Vertrauen darauf, dass Menschen ihm grundsätzlich nicht nur schaden wollen. Positives Training ist unglaublich schwierig, da im Kopf meines Hundes immer erstmal der Gedanke zu erscheinen scheint: "Die will was von mir, jetzt bloß nichts falsch machen oder es gibt Ärger". Dinge NICHT zu machen (also zu bleiben, zu stoppen, etc) fällt ihm dadurch deutlich leichter als neue Dinge zu erlernen, die er aktiv tun muss. Und obwohl wir schon weit gekommen sind und viele Dinge gehen, die am Anfang undenkbar gewesen wären (er schafft es zb. im Fuß mittlerweile immerhin nur eine handbreit Abstand zu halten), passiert es immer wieder, dass er in eine negative Erwartungshaltung hineinrutscht. Als Beispiel: mir fällt ein Snack aus der Tasche, er geht hin. Ich hebe den Snack auf, bevor mein Hund ihn frisst und er schrumpft zu einem geduckten Häufchen Elend zusammen, das nur auf seine Strafe wartet. Und das, ohne dass ich auch nur die Miene verzogen hätte. Es ist traurig und manchmal frustrierend, wie sehr er sich manchmal mit seinem Misstrauen gegenüber Menschen selbst im Weg steht. Ich weiß, dass mein Hund vmtl. nie zu einem distanzlosen Rabauken werden wird (auch wenn ich mir das ein bisschen für ihn wünsche), aber vlt gibt es hier ja Menschen, die ähnliche Erfahrungen mit ihrem Hund gemacht haben und Tipps und Tricks teilen wollen, wie man einem durch aversive Methoden verunsicherten Hund Vertrauen zurückgeben kann. :) Einen kleinen Tipp möchte ich schonmal selbst beitragen: wenn mein Hund in seinen "bestimmt-gibts-jetzt-Ärger"-Tunnel gerät, verstärkt beruhigend auf ihn einreden (oder gar anfassen) oder auch ignorieren eher die Angst. Ich lasse ihn darum meist eine kleine Übung machen, die er sehr gut kann (Sitz oder Pfote zb.). Dann belohne ich ihn überschwänglich mit Lob und Leckerchen und mache ihm so klar, dass ich mehr als zufrieden mit ihm bin.