Verhalten & Psychologie

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Jessica
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zuletzt 13. Feb. 12:16

Gewalt und Schmerzen

Hallo Zusammen Unser Hund Odin ist ein Doggenmischling und hat mittlerweile 50kg. Er ist gross und schwer… 😌 Als wir Odin aufnahmen war uns bewusst das er gross und schwer werden würde, dass wollten wir ja so. Somit keine Überraschung. Odin kam mit sieben Monaten zu uns uns hatte nicht viel Erziehung genossen. Er zog an der Leine und war auch sonst recht aufgedreht und nicht ansprechbar. Natürlich gingen wir mit ihm in die Hundeschule und trainierten fleissig. Die ersten Erfolge stellten sich ein und Odin war gelehrig. Einigen Wochen später kam er in die Pubertät und es wurde stressig….sehr stressig. Plötzlich knurrte er alles und jeden an und ging auch auf uns los. Er sprang uns an und biss uns in die Hände. Auch griff er nach hinten, wenn ich ihm am Geschirr festhalten wollte. Vor allem auf dem Hundeplatz eskalierte es regelmässig. Er massregelte und wo es nur ging. Wir waren verzweifelt und es wurde immer schlimmer. Ich machte mir Sorgen um meine Tochter (13)und sie durfte nicht mehr allein sein mit Odin. Natürlich besprachen wir das im der Hundeschule und auch mit verschiedenen Trainer. Auch zog ich meine schlauen Bücher zu rate. Änderte den Trainingsplan und auch die Aktivitäten. Oft hiess es, zeig ihm wer der Boss ist… Er nimmt euch nicht ernst… Du musst ihn dominieren…. Usw…. Also verliess ich mein Bauchgefühl und drückte Odin zu Boden, wenn er sich daneben benahm. Ich packte ihm in Nacken und drückte ihn zu Boden. Das ging soweit, dass ich ihn einmal am Ohr packte bis er jaulte (noch heute schäme ich mich schrecklich 😞😞). Ich dachte immer, wenn ich ihm nur oft genug klar zeigte, dass ich stärker war wie er würde er aufhören mich zu massregeln. Bei jeder Hundebegegnung (wenn er zum Hund hin zog) gab es einen heftigen Leinenruck. (Die Grenze des Schlagens habe ich nie überschritten) Leider wurde sein Verhalten nicht besser. Im Gegenteil, manchmal zuckte er zusammen, wenn ich mich schnell bewegte. Und auch Hundebegegnungen wurden schlimmer, da er sobald er einen Hund sah, einen Leinenruck erwartete. Ich besprach mich immer wieder mit Trainern und sie sagten ich solle durchhalten, es wird besser. Leider war das nicht der Fall. (Bitte geisselt mich nicht, ich weiss das mein Verhalten falsch war und ich fühle mich wirklich schrecklich 😞😞). Doch dann kam der Lichtblick… Der Lichtblick war ein neuer Trainer und der gesunde Menschenverstand. Vor allem das Zweite hat mir sehr geholfen aber natürlich auch der Trainer. Ich kombinierte das Wissen des Trainers mit meinem Wissen und beschloss nie wieder grob mit meinem Hund zu sein. Ich beobachtet und analysierte meinen Hund, wenn er mich massregelte. Schnell stellte ich fest…ich fange immer an. Odin fing nie an. Er wehrte sich einfach auch wenn ich ganz sanft war. Er erwartete einfach ein härtere Strafe… Mir wurde klar, das ich ihm das beigebracht hatte! Odin massregelte mich, vor allem dann wenn ich Energie (durch schnelle Bewegungen und laute Stimme) mit in den Konflikt reinbrachte. Heute ist mein Kredo… - Die Leine ist das letzte Mittel - Ein Hundebesitzer ist immer souverän und ruhig - Zuviel Training schadet allen - Hunde sind Konfliktvermeider Das sind die meist verwendeten Sätze des Trainers. Seit Monaten trainieren wir ausschliesslich mit positiver Bestätigung (durch Leckerchen und Lob), sowie mit Einschränkungen grösstenteils durch klare Körpersprache. Wobei ich das Wort „Nein“ so wenig wie möglich benutze. Eher biete ich Alternativen an. Und die ersten Erfolge sind schon zu verzeichnen. Vor allem die Bindung zu meinem Hund ist stetig gewachsen. Mit jedem Tag werden wir mehr eine Einheit. Klar gibt es noch Baustellen… doch die gehen wir Gemeinsam an. 😍😍 Durch das Training und die Zeit, habe ich Odin kennengelernt und gesehen was er für Bedürfnisse hat. 😁 Leider geht es nicht allen Hundebesitzern so. Viele denken, dass harte Strafen und Unterwerfung notwendig sind. Sie hören auf Trainer und verlassen (so wie ich) sich nicht mehr auf ihr Bauchgefühl. Für mich ist es unerlässlich den Hund als ganzes zu sehen und nicht nur Symptome zu bekämpfen. Das Schlimmste was ich in der Hundeerziehung gesehen habe, war eine Strommatte, die vor die Eingangstüre gelegt wurde, damit die Hunde nicht zur Türe stürzen, wenn jemand kommt. Ich für meinen Teil habe gelernt, dass es in der Hundeerziehung keine schnellen Lösungen gibt. Es gibt immer eine Ursache für ein Verhalten und die muss gefunden und durch eine neue Konditionierung „verändert“ werden. Und vor allem, dass grobes Anpacken und Schmerzen zu keinem Zeitpunkt geeignet sind. Ich bitte euch, bleibt konstruktiv. Ich weiss, dass mein Verhalten falsch war, somit ist es nicht unbedingt nötig mich noch einmal drauf hinzuweisen. Ich mache diesen Beitrag um mit der Community meine Fehler zu besprechen und euch (falls ihr gleich handelt) zu zeigen, dass es andere Lösungen gibt. Über Fehler muss man sprechen, sonst kommt man nicht weiter 🙂🙂 Jetzt meine anschliessende Frage… Wie ist es bis jetzt ergangen? Habe ihr die gleichen Erfahrungen gemacht? Viele Grüsse