Schön erklährt. Ich versuch mich mal in der Erklährung der Dominanz.
Dominanz muss immer im Kontext gesehen werden, ( https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dominanz) wird jedoch häufig (leider) von Menschen mit Negativem wie Gewalt, Beherrschen, zwingen, also mit Schlechtem assoziiert wird.
In Verbindung mit dem Hund wird Dominanz als "beherrschendes" Mittel zur Führung gesehen. Also wenn der Halter sogenannt dominat ist dann möchte er der Rudelführer sein oder umgekehrt. So zumindest wurde dies - und wird leider z.T. immer noch - geglaubt und entsprechend trainiert. Das heisst der Halter als Rudelführer, muss dem Hund zBsp. durch körperlichen Einsatz oder durch scharfe und strenge Kommandos zeigen " wo der Bartels den Most holt".
Die Dominanztheorie vertritt somit die allgemeine. Meinung dass nur der körperlich überlegenste, kräftigste, strengste etc Rudelführer sein kann bzw ein Rudelführer diese Attribute zeigen muss. Die Dominanztheorie in der Hunde Erziehung "legitimiert" z.T. aversiven Trainingsmethoden.
Diese Theorie beruht auch auf dem veralteten "Glauben" dass Tiere keine Emotionen im eigentlichen Sinne habe. Das sie nur aufgrund von Reaktionen bzw Instinkten Handel und sie keine sozialen Strukturen haben. Sprich sie interagieren nicht, sie funktionieren nur.
Ich hoffe ich konnte es mit wenigen Worten erklähren.....
...Ergänzungen, Korrekturen sind willkommen 😁👍
Ich ergänze: die Dominanztheorie wurde nach Verhaltensbeobachtungen in den 70ern aufgestellt mit dem Bild des Alphawolfs, der alle Privilegien hat und einer hierarchischen Abfolge bis zum Omega, der gar nichts zu sagen hat. Dies fand jedoch an gefangenen Wölfen statt, die nicht miteinander verwandt waren. Daraus leiten sich diverse Ansätze wie Ressourcenverwaltung, Alphawurf, etc und eben die Empfehlung zum aversiven Vorgehen ab. In den 90ern wurde deutlich, dass der Umgang eines gewachsenen Rudels, also ein Familienverband nach ganz anderen Mechanismen funktioniert und eine deutlich feinere und harmonische Abstimmung passiert. Man könnte also vergleichen, dass die ursprüngliche Beobachtung eher wie die Sozialstruktur im Männerknast funktioniert, das natürliche Verhalten aber eher wie bei einer Menschenfamilie, in der die Eltern zwar Regeln, Rahmen und Schutz vorgeben, Bedürfnisse der Kinder im Blick haben, aber das System nicht wackelt, wenn es der Jungspund Mal besser weiß. Z.b. wenn der Teenager der Mutter beim Handy hilft.
Übertragen würde das bedeuten, dass man versuchen würde einen Erziehungsratgeber für Kinder nach soziologischen Erkenntnissen aus dem Männerknast zu schreiben. In der Kindererziehung gab es auch vor nicht allzulanger Zeit die Sorge, dass die Kinder einem auf der Nase rumtanzen wenn man sie nicht genügend reglementiert und es gibt auch Kulturen, in denen empfohlen wurde/wird regelmäßig die Ehefrau zu züchtigen damit sie nicht auf dumme Gedanken kommt. Dass Menschen so auf die Theorie anspringen ist also etwas sehr menschliches und man könnte so weit gehen, dass man mit der Dominanztheorie den Hund zu Unrecht vermenschlicht, weil uns das Konzept anscheinend vertraut scheint, auch wenn es auf uns auch nicht zutrifft.
Die Abkehr von der Dominanztheorie (die bereits vom Verfasser selbst widerrufen wurde) bedeutet daher vor allem eine Veränderung der inneren Haltung. Ich tue meinem Hund nicht unrecht, indem ich ihm unterstelle meine Führungsposition zu untergraben, sondern ziehe viele weitere Faktoren wie Stress, Gesundheit, unerfüllte Bedürfnisse oder Angst in Betracht und Versuche dem Hund nicht nur mittels unangenehmen Strafen zu zeigen was ich nicht will, sondern erkläre hundegerecht, was ich statt dessen von ihm will.
Die Abkehr von der Dominanztheorie bedeutet übrigens nicht, dass wir keine Regeln oder Grenzen setzen und antiautoritaer erziehen. Im Gegenteil, ich persönlich bin sogar ziemlich autoritaer bei Hund, Familie und meinen Angestellten. Aber wenn ich den Rahmen durch Führung in einer freundlichen Grundhaltung vorgebe, haben die Betreffenden innerhalb dessen auch Freiheiten und wenn es ihnen nicht gelingt Frage ich mich vor allem woran es liegen kann und ob ich etwas verändern kann, damit es ihnen wieder leichter fällt.
Natürlich habe ich auch Tage, wo ich blöd reagiere, das ist menschlich. Aber das ist dann etwas situatives und kein Erziehungsstil. Ich möchte grundsätzlich davon ausgehen, dass jeder Hund und jeder Mensch das ihm zu dem Zeitpunkt bestmögliche Verhalten zeigt.