Ich hatte als ich 17 war einen Pflegehund aus Portugal für ein paar Wochen bei mir...
Ricky wurde damals auf ca. 8-9 Monate geschätzt und als "schüchtern" beschrieben, was in Portugal im Shelter auch gestimmt haben mag (Straße -> Tötungsstation -> Shelter), hier in Deutschland aber eine gewaltige Untertreibung war - hier mal, was ich auf die Schnelle noch zusammen bekomme:
- hat versucht sich schreiend aus dem Sicherheitsgeschirr zu winden, wenn wir in weiter Ferne einen anderen Menschen gesehen haben
- hat versucht sich unter Autos zu verstecken, wenn er draußen Angst hatte (was im Prinzip immer war)
- hat sich nicht mal im Garten getraut sich zu lösen, auf den Spaziergängen war nicht mal daran zu denken - das erste Mal Pipi draußen war, als wir an Tag drei oder vier einem Hund begegnet sind und er vor Angst unter sich gemacht hat
- Ist zusammengezuckt, wenn man ihn über den Rücken gestreichelt hat (wurde also definitiv auch geschlagen)
- Ist in Panik verfallen, wenn man ins Halsband gegriffen hat
- Hat seine Ressourcen vehement verteidigt
Er war nicht lange bei mir, irgendwas zwischen 4 und 6 Wochen und mit solchen Problemen habe um ehrlich zu sein bei meinem ersten Pflegehund nicht gerechnet, ich musste also meine Pläne mit ihm ein wenig nach hinten hinausschieben und ihm erst einmal Zeit geben, anzukommen und sich alles in Ruhe anzuschauen... Dann haben wir uns nach und nach an all die gruseligen Dinge und Menschen herangetastet.
Ich glaube, nachdem wir zusammen mehrere solcher Panikattacken durchgestanden haben und ich ihm so gut es ging Sicherheit geben konnte, hat er Vertrauen zu mir gefasst und sich in Folge dessen sehr stark an mir orientiert.
Es ging nicht von heute auf morgen, aber doch innerhalb dieser wenigen Wochen, dass erst einzelne Menschen auf dem Spaziergang okay war, und dann auch mal eine stehende Menschengruppe von zehn Leuten aus 50 Meter Entfernung nervös beobachtet werden konnte... bis ich mich im überfüllten Berliner Bus bei meinen Mitfahrenden entschuldigen musste, weil mein tief und fest schlafender Hund einen fremden Turnschuh als Kopfkissen benutzt hat 😂😂❤
Im Wald hat er dann gerne mit anderen Hunden gespielt, aber immer darauf geachtet, mich bloß nicht aus den Augen zu verlieren... bei gruseligen Dingen wurde geschaut, ob ich die auch gruselig finde und wenn nicht für harmlos erklärt und nachdem wir bei einer geklauten Rinderhaut mal durchdiskutiert haben, dass er nicht nach mir zu schnappen hat, konnte ich ihn auch von Kausachen bzw. Futternapf wegschicken (und danach natürlich entsprechend loben 😇)
Ach so, und stubenrein ist er dann auch irgendwann geworden, auch wenn er sich damit doch etwas Ueit gelassen hat 🙈
Ihn abzugeben war hart, aber er hat jetzt ein ganz tolles Zuhause mit eigenem Fernsehsessel und ungezuckertem Popcorn am Wochenende 😝🤭