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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 12. Mai

Zwerghunde und die "bösen Grossen"

(HALTER ENTSPRECHENDER HUNDE AUS ÜBERNAHME ODER TIERSCHUTZ SIND VON DIESEM BEITRAG AUSDRÜCKLICH AUSGENOMMEN) Gerade häufen sich mal wieder die Threads und Beiträge zum Thema winzige Hunde, die vor den angeblich so zahlreichen ungezogenen, normalgrossen Hunden beschützt werden müssen. Einerseits sollte natürlich jeder HH darum bemüht seinen, sein Tier zu weitgehend verträglichem, höflichen Verhalten zu erziehen und es so zu führen, dass es seine Umwelt nicht gefährdet. Andererseits stellt sich mir schon die Frage, woher Menschen, die absichtlich zu den problembehafteten (gesundheitliche, körperbauliche und kommunikationstechnische Probleme) Klein- und Zwergzuchten greifen, die Vorstellung nehmen, dass Halter grösserer Hunde sich in der Führung derselben nochmal extra einschränken müssten, um den künstlich produzierten speziellen Bedürfnissen dieser züchterischen Entgleisungen gerecht zu werden. Für mich fühlt sich das an wie Logik von innen nach aussen gestülpt - zuerst wird absichtlich ein Problem produziert, an das sich dann alle anzupassen haben...? Wie wär's stattdessen damit, das Problem ansich zu beheben? (HALTER ENTSPRECHENDER HUNDE AUS ÜBERNAHME ODER TIERSCHUTZ SIND VON DIESEM BEITRAG AUSDRÜCKLICH AUSGENOMMEN) [Dies ist eine Grundsatzfrage, Beiträge nach dem Motto "soll jetzt jeder bereits existente kleine Hund von grösseren verletzt werden dürfen?" würden an der Intention des Threads total vorbeigehen. Und nein, natürlich sollten sie das nicht.]
 
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Babs
9. Feb. 08:31
Ich habe hier einiges (nicht alles) mitgelesen und schreibe jetzt am Thema vorbei. Mir fällt auf, dass die Verhaltensweisen und Emotionen von Hunden in menschliches Denken und fühlen umgewandelt werden. Es wird immer geschrieben, dass Hunde nicht belästigen dürfen. Sie sollen sich benehmen. Sie müssen abrufbar sein, sie müssen an der Leine laufen (viele Menschen bekommen überhaupt nicht mit, dass sie ständig an der Leine zubbeln, das Geklimper nervt, blocken .. ohne auf die tatsächliche Reaktion des Hundes zu achten), sie dürfen nicht bellen oder sonst irgendwelche Laute von sich geben, sie dürfen nicht jagen, sie müssen Sitz machen (obwohl ein Hund es in dieser Situation niemals von sich aus machen würde, denn er würde sich möglicherweise lieber gerne entfernen oder es tut weh, weil Brennessel unter dem Popo sind). Andererseits: Pupsen sie, wird sofort hingerannt, wollen sie ihre Ruhe haben ist das nicht normal (Hilfe, mein Hund legt sich nicht zu mir auf die Couch). Hundeschulen werden schlecht geredet und Hundetrainer müssen zaubern können und den Hund in kurzer Zeit erziehen. Hunde werden in blöde Situationen geschickt und aus schönen Situationen rausgeholt. Die Liste ist ellenlang.

Hunde sind Hunde. Sie kommunizieren ehrlich und haben keine "bösen" Hintergedanken. Sie verstellen sich nicht und sind Opportunisten, wenn sie ein Ziel im Kopf haben und das erreichen wollen. Ich lach mich immer schlapp, wenn ich die Strategie erkenne.

Hunde folgen ihrer Intention und ich hoffe, dass ihnen diese nicht genommen wird, nur weil der Mensch seiner nicht mehr folgen kann ... Es verlernt hat.
 
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Betti
9. Feb. 08:52
Ich hab mir längst nicht alle Beiträge durchgelesen, aber habe viel von Haltern größerer Hunde gelesen, die sich sehr aufregen.

Nun, wir haben zwei Bolonka Zwetna, die zusammen gerade einmal 6kg wiegen. Waren beide jeweils die Kleinsten in ihrem Würfen. Uns war von Anfang an wichtig, dass sie gut erzogen werden. Weil sind wir mal ehrlich, unerzogene Hunde sind scheiße, egal welche Größe sie haben. Mich macht es oft wütend, dass viele denken kleine Hunde müsse man nicht erziehen.

Wir haben tagtäglich mit Vorurteilen zu kämpfen, alle erwarten immer Teufel an der Leine zu erleben, dabei sind beide super erzogen und lieb. Nicht selten sprechen uns Fremde bei Spaziergängen an, dass die beiden ja gar nicht bellen würden usw. Immer große Verwunderung, dass das einzig mit Erziehung zusammen hängt, nicht mit Körpergröße. Wenn einer doch mal bellt (Überraschung, Hunde tun das gelegentlich), dann heißt es direkt er sei ein Kläffer. Wenn ich überlege, wie viele große Hunde in unserer Nachbarschaft sich tagtäglich die Seele aus dem Leib bellen, da beschwert sich keiner.

Unser Zweithund ist 10 Monate alt, er wurde wie unser Ersthund von klein auf mit Hunden aller Größen sozialisiert. Vor zwei Monaten hat uns bei der Mittagsrunde ein fremder Labradorrüde, der sich in der Entfernung ohne Grund samt Leine losgerissen hat, angegriffen. Es gab keinerlei Grund. Ich habe ihn gerade so abhalten können meine Hunde zu beißen, bis die Besitzerin endlich bei uns war. Seither ist unser Zweithund verunsichert bzw. meint beschützen zu müssen. Dieses Erlebnis hat ihn in einer wichtigen Phase sehr geprägt. Anfangs war kein Spaziergang mehr möglich, ohne dass er alles und jeden angeknurrt hat. Wir brechen uns wirklich einen ab, wieder entspannte Spaziergänge zu haben. Obwohl unser Ersthund glücklicherweise entspannt bleibt ist es wirklich mühselig. Menschen können wir mittlerweile überwiegend ohne Theater begegnen, Hundebegegnungen sind nach wie vor schwierig.

Was ich damit sagen will: Jeder Hund gehört erzogen, völlig egal welche Rasse, welche Größe, welche Herkunft,... Und vor allem gehört JEDER Hund mit Hunden verschiedener Größen sozialisiert. Weil das vernachlässigen auch viele Halter großer Hunde. Mich macht auch jeder Hundehalter wütend, der seinen kleinen Hund bei jeder Gelegenheit auf den Arm nimmt, da sind selbst uns schon viele begegnet. Versteh ich nicht. Es ist einmal definitiv ein Erziehungsproblem auf beiden (!) Seiten, aber auch die Gesellschaft mit ihren Vorurteilen. Leider werden kleine Hunde, die Theater machen auch oft belächelt. Ich würde am liebsten jedem ins Gesicht springen, der darüber lacht, wenn wir vorbei laufen und unser Zweithund Geräusche macht, weil ihn irgendwas verunsichert. Das ist nicht lustig und bei einem Rottweiler würde das sicherlich keiner lustig finden.

Man könnte genauso ein Thema aufmachen: Große Hunde und die "bösen Zwerghunde" 🤷🏽‍♀️ Alle sollten entsprechend Verantwortung für ihr Tier übernehmen.
 
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Frauke &
9. Feb. 08:52
Das geht größentechnisch auch anders herum… Ich sah zwei Personen mit deutlich kleineren (also im Vergleich zu meinen Ridgebacks kleineren) Hunden, die frei liefen. Ich rief meine Hunde und leinte sie an, zwar in gutem Abstand, aber deutlich sichtbar für die Personen. Sie machten dennoch keine Anstalten ihre Hunde zu sich holen zu wollen. Und es kam wie es kommen musste: Laut kläffend kam der eine angedonnert und die Frau ruft: Der tut nix!!! Ich rief freundlich zurück: Meine aber! Da wurde die Frau dann etwas hektisch… Was geht in solchen Köpfen vor? Ich habe meine Hunde ja nicht angeleint weil ich Angst habe dass die kleinen Hunde meine Hunde verletzen, sondern weil ich keine Lust auf den Stress mit den Besitzern habe wenn meine Hunde den kleinen Hunden ihren Platz in der Hierarchie erklären…
Das Problem ist die Dummheit der Menschen. Leider in vielen Lebensbereichen. 🤷
 
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S.W.🌸
9. Feb. 09:00
🤔Die bösen kleinen Hunde,die bösen großen Hunde, die bösen Kampfhunde , die bösen schwarzen Hunde ……..
Eigentlich müsste es heißen die dummen Vorurteile, die dummen Menschen!
Wenn jeder sein Hund richtig erziehen würde wäre das Leben mit Hund so schön !
Es ist doch egal ob groß ob klein ob schwarz ob weiß ob Züchter oder Tierschutz !
Wir haben uns ein Tier geholt und sind dafür zuständig das Tier zu erziehen! Nicht der Hund ist von Geburt schlecht sondern was wir ihn beibringen!
Schönen Sonntag wünsche ich euch
 
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Dogorama-Mitglied
9. Feb. 09:03
🤔Die bösen kleinen Hunde,die bösen großen Hunde, die bösen Kampfhunde , die bösen schwarzen Hunde …….. Eigentlich müsste es heißen die dummen Vorurteile, die dummen Menschen! Wenn jeder sein Hund richtig erziehen würde wäre das Leben mit Hund so schön ! Es ist doch egal ob groß ob klein ob schwarz ob weiß ob Züchter oder Tierschutz ! Wir haben uns ein Tier geholt und sind dafür zuständig das Tier zu erziehen! Nicht der Hund ist von Geburt schlecht sondern was wir ihn beibringen! Schönen Sonntag wünsche ich euch
Ja, ganz genau. Doch wie erreichen wir das? Dazu müssen wir alle miteinander reden, damit jeder den Schmerz des anderen verstehen kann…
 
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Babs
9. Feb. 09:11
Ja, ganz genau. Doch wie erreichen wir das? Dazu müssen wir alle miteinander reden, damit jeder den Schmerz des anderen verstehen kann…
Jetzt wird es aber dramatisch. Schmerz des anderen verstehen?
 
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S.W.🌸
9. Feb. 09:20
Ja, ganz genau. Doch wie erreichen wir das? Dazu müssen wir alle miteinander reden, damit jeder den Schmerz des anderen verstehen kann…
Welchen Schmerz meinst du?
 
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Nathalie
9. Feb. 09:40
Mein Großer ist übrigens ganz toll mit kleineren Hunden, die Angst vor ihm haben. Er bleibt still und total entspannt einfach stehen und lässt sich ankläffen. Reckt sogar die Nase entgegen. Zuckt auch nicht wenn sie kläffend vorspringen. Er wartet solange bis sie aufhören und auf ihn ruhig zugehen. Er wäre ein toller Therapiehund um kleinen Hunden die Angst zu nehmen.
Leni ist generell vom Sozialverhalten sehr gut mit anderen Hunden. Aber das war schon immer so.
Ich muss dazu aber schreiben, dass sie ursprünglich aus Rumänien kommt( kein Strassenhund) ,lebte dort erst auf einem Bauernhof wo sie dann mit 5 Wochen gefunden wurde und in ein Privaten Shelter kam ,da ist sie dann unter vielen anderen Welpen groß geworden und ich habe sie mit 6 Monaten adoptiert.
Aber sie kannte halt nichts , und hatte auch vor Männern, Menschengruppen ,kleine Kinder, Straßenverkehr Angst. Man durfte nicht frontal auf sie zukommen oder nicht von oben streicheln
Sie ist am Anfang nicht vom Grundstück gegangen .

Und da fingen unsere Baustellen an.
Ich habe sie ankommen lassen und dann ganz langsam an Straßen gewöhnt. Manchmal habe ich mit ihr eine Stunde an der Strasse gesessen, Kaffeetasse und einfach nur geschaut.

Mittlerweile ist sie ein ganz toller Hund .Manche Leute sagen : Man merkt gar nicht mehr dass sie aus Rumänien kommt so toll hat sie sich entwickelt.

Will mich jetzt nicht selber loben aber wenn man übt trainiert geht alles .
Und das geht auch mit kleinen Hunden/ großen Hunden die gerne andere belästigen und nerven.....
Man muss halt was tun und das ist leider vielen zu anstrengend.
 
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Dogorama-Mitglied
9. Feb. 09:46
Jetzt wird es aber dramatisch. Schmerz des anderen verstehen?
Sinnbildlich, nicht im engeren Sinne des Wortes… Die Kleinhundebesitzer haben Angst, dass große Hunde ihre Hunde anfallen. Großhundebesitzer fühlen sich durch kläffende unerzogene Kleinhunde gestört. Aber beide verstehen nicht immer das Problem des anderen. Und dann bilden sich Fronten und Vorurteile. Gemeinsam in der Hundeschule wäre ja ein guter Ansatz. Aber es stand hier ja schon im Thread, dass kleine Hunde da eher unterrepräsentiert wären.
 
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Nathalie
9. Feb. 09:48
Ich war übrigens gerade mit ihr spazieren hatte deswegen den Thread auch nicht mehr im Auge. Auf unserer Runde kam mir eine ältere Frau entgegen mit einem übergewichtigen Labrador an der Flexline.
Sie konnte ihn kaum halten .
Leni lief frei .Ich habe sie ran gerufen , neben mir Sitz machen lassen und sie erstmal angeleint .
Ich habe halt gemerkt dass die Frau Probleme hat den Hund zu halten und wollte so vermeiden dass sie hinfällt