Das ist in diesem bestimmten Fall ( Kleinhund läuft angeleint auf einer Straßenseite und Großhund kommt von der anderen Straßenseite und greift zu) aber nicht dein Ernst oder?
Also gerade bei diesem speziellen Fall gibts nach den Erzählungen null Interpretationsmöglichkeiten.
Das Dumme ist, dass vor allem der Führer des großen Hundes schlicht gepennt hat.
Ich hau noch mal ein Beispiel raus. Tatsächlich eine der wenigen wirklich kibbeligen Situationen, die ich je erlebt habe.
Ich laufe mit meinen Hunden 35kg und 6 kg die Rheinwiesen runter. Meine unangeleint. Sehe in einiger Entfernung ein jagendes Rudel Hunde... denke mir noch "armer Hase"...
Die Runde ist lang, also war ich ca 1 Std nach Spaziergangbeginn wieder ungefähr am Ausgangspunkt. Die jagende Meute hatte ich bis dahin völlig vergessen. Bis...
Verdammte Scheiße die Köter auf uns zugerannt kamen. Mein Großer stand nur da. Die Köter suchten ja nen Hasen... ist dir klar, wie schnell ein 6kg Hund zum Hasen werden kann?
Meine Kleine hat einige Sekunden überlegt, ob sie flüchten soll. Gott sei dank ist sie stehen geblieben. Wäre sie los gelaufen, wäre sie Sekunden später von der Meute zerrissen worden.
Wenn du jetzt denkst ich übertreibe... nö.. ich bin so abgebrüht was Hunde angeht, wie man nur sein kann.
Und ich hoffe zu meinem Beispiel fällt dir kein altkluger Spruch ein. Gegen 15 jagende Köter machste nämlich nix.
Von einem bestimmten Hund, der auf die Straße lief und angefahren wurde, war doch ursprünglich garnicht die Rede.
Da hieß es allgemein, "Situationen, in denen der kleine Hund an der Leine war und dennoch gebissen wurde."
Auf das "dennoch" bezog sich meine Antwort, weil Leine in Aufeinandertreffen halt häufig nicht vor Konflikteskalation schützt, sondern sie eher befördert - alleine schon dadurch, dass sie den angeleinten Hund massiv in der Kommunikation beschränkt, ihm die Fluchtmöglichkeit nimmt und zusätzlich noch durch direkte Übertragung der oft gestressten Reaktion des Halters auch den Hund in Stress versetzt.
Natürlich gibt es daneben immer mal wieder Ereignisse, Unfälle auf die jemand kaum bis keinen Einfluss hat.
Das ist dramatisch und tragisch, aber doch relativ selten der Fall, meist sind wir schon aktiv an Interaktionen beteiligt.
Diese Beteiligungen jenseits von Schuldfragen halbwegs neutral und selbstkritisch betrachten zu können, wäre doch gerade bei wiederholt auftretenden und festgefahrenen Problemlagen echt wichtig - und das nochmal mehr wenn ein Lebewesen involviert ist, das so sensiblel auf unsere Verfassungen, Handlungen und Bewegungen reagiert wie der Hund.
Erst kürzlich in der Praxis erlebt, wo Hundehalter A zu anderen hin ist, obwohl die Hunde sich nicht vertragen, Hund A imponiert und provoziert hat, Halter B mit seinem Hund nur aus der unangenehmen Situation raus wollte und trotzdem im Rückzug ungewollt eine weitere Eskalation ausgelöst hat, weil sein Hund um Weggehen zu können über eine kleine Hürde springen musste.
Ist nix passiert, war aber suboptimal.
Halter B ist ein Reflektierter und hat sofort danach gesagt - obwohl nicht er sondern A an der Ausgangssituation Schuld war - war blöd von mir, hätt ich bedenken sollen, dass so eine abrupte Bewegung womöglich nicht gut kommt. Machen wir nächstes Mal besser.
Das tut doch nicht weiters weh, sowas anschauen und eingestehen zu können...