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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 12. Mai

Zwerghunde und die "bösen Grossen"

(HALTER ENTSPRECHENDER HUNDE AUS ÜBERNAHME ODER TIERSCHUTZ SIND VON DIESEM BEITRAG AUSDRÜCKLICH AUSGENOMMEN) Gerade häufen sich mal wieder die Threads und Beiträge zum Thema winzige Hunde, die vor den angeblich so zahlreichen ungezogenen, normalgrossen Hunden beschützt werden müssen. Einerseits sollte natürlich jeder HH darum bemüht seinen, sein Tier zu weitgehend verträglichem, höflichen Verhalten zu erziehen und es so zu führen, dass es seine Umwelt nicht gefährdet. Andererseits stellt sich mir schon die Frage, woher Menschen, die absichtlich zu den problembehafteten (gesundheitliche, körperbauliche und kommunikationstechnische Probleme) Klein- und Zwergzuchten greifen, die Vorstellung nehmen, dass Halter grösserer Hunde sich in der Führung derselben nochmal extra einschränken müssten, um den künstlich produzierten speziellen Bedürfnissen dieser züchterischen Entgleisungen gerecht zu werden. Für mich fühlt sich das an wie Logik von innen nach aussen gestülpt - zuerst wird absichtlich ein Problem produziert, an das sich dann alle anzupassen haben...? Wie wär's stattdessen damit, das Problem ansich zu beheben? (HALTER ENTSPRECHENDER HUNDE AUS ÜBERNAHME ODER TIERSCHUTZ SIND VON DIESEM BEITRAG AUSDRÜCKLICH AUSGENOMMEN) [Dies ist eine Grundsatzfrage, Beiträge nach dem Motto "soll jetzt jeder bereits existente kleine Hund von grösseren verletzt werden dürfen?" würden an der Intention des Threads total vorbeigehen. Und nein, natürlich sollten sie das nicht.]
 
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Dogorama-Mitglied
12. Feb. 22:26
ok, und was sagst Du -realistisch und analytisch- dem Besitzer, dessen Hund den angeleinten Hund gebissen hat?
Nur weil der Besitzer des einen Hundes Fehler gemacht hat, heisst das nicht, dass der Besitzer des anderen Hundes keine gemacht haben kann.

Es heisst auch nicht, dass der welche gemacht haben muss, aber es sollte doch nicht kategorisch ausgeschlossen werden.

Ich finde dieses echauffierte Sträuben gegen selbstkritische Hinterfragung des eigenen Handelns irgendwie seltsam und wenig hilfreich.
 
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Dogorama-Mitglied
12. Feb. 22:35
Wie kannst Du eine Situation analysieren, in der Du gar nicht dabei warst? 😂 Alles was Du sagst in Mutmaßungen. Der kleine Hund ist dabei fast gestorben und die andere Besitzerin konnte nur „das hat der ja noch nie gemacht“ stammeln. Aber klar, Du betrachtest die Situation realistisch und analytisch. Sehr interessant 😂
Ich betrachte Interaktionsmuster realistisch und analytisch.

Wenn man willens und fähig ist, seine Anteile an und Einflüsse auf Interaktionen selbstkritisch zu reflektieren, stellt man fest, dass man sehr häufig aktiv an der Entwicklung dieser Abläufe beteiligt war.
 
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Nina &
12. Feb. 23:07
Das kommt darauf an, was "so ein Hund" ist, was genau seine Reaktionsmuster sind und vor allem auch was die Reaktionsmuster der Menschen sind, die ihn führen.
Ich frage, weil ich genau das grade bei Bokar versuche. Also ich belohne ihn unterwegs, auch ohne dass ein Hznd in Sicht ist, immer für deeskalierendes Verhalten. Wenn er also im Tempo von schnell zu langsam wechselt oder er anfängt zu Schnüffeln usw. Ich frage mich aber, ob das ausreicht, damit er irgendwann bei Hundebegegnungen selbst auf die Idee kommt, dieses Verhalten "auszuprobieren".
 
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Dogorama-Mitglied
12. Feb. 23:31
Ich betrachte Interaktionsmuster realistisch und analytisch. Wenn man willens und fähig ist, seine Anteile an und Einflüsse auf Interaktionen selbstkritisch zu reflektieren, stellt man fest, dass man sehr häufig aktiv an der Entwicklung dieser Abläufe beteiligt war.
Das ist in diesem bestimmten Fall ( Kleinhund läuft angeleint auf einer Straßenseite und Großhund kommt von der anderen Straßenseite und greift zu) aber nicht dein Ernst oder?

Also gerade bei diesem speziellen Fall gibts nach den Erzählungen null Interpretationsmöglichkeiten.

Das Dumme ist, dass vor allem der Führer des großen Hundes schlicht gepennt hat.

Ich hau noch mal ein Beispiel raus. Tatsächlich eine der wenigen wirklich kibbeligen Situationen, die ich je erlebt habe.

Ich laufe mit meinen Hunden 35kg und 6 kg die Rheinwiesen runter. Meine unangeleint. Sehe in einiger Entfernung ein jagendes Rudel Hunde... denke mir noch "armer Hase"...

Die Runde ist lang, also war ich ca 1 Std nach Spaziergangbeginn wieder ungefähr am Ausgangspunkt. Die jagende Meute hatte ich bis dahin völlig vergessen. Bis...

Verdammte Scheiße die Köter auf uns zugerannt kamen. Mein Großer stand nur da. Die Köter suchten ja nen Hasen... ist dir klar, wie schnell ein 6kg Hund zum Hasen werden kann?

Meine Kleine hat einige Sekunden überlegt, ob sie flüchten soll. Gott sei dank ist sie stehen geblieben. Wäre sie los gelaufen, wäre sie Sekunden später von der Meute zerrissen worden.

Wenn du jetzt denkst ich übertreibe... nö.. ich bin so abgebrüht was Hunde angeht, wie man nur sein kann.

Und ich hoffe zu meinem Beispiel fällt dir kein altkluger Spruch ein. Gegen 15 jagende Köter machste nämlich nix.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Feb. 01:01
Ich frage, weil ich genau das grade bei Bokar versuche. Also ich belohne ihn unterwegs, auch ohne dass ein Hznd in Sicht ist, immer für deeskalierendes Verhalten. Wenn er also im Tempo von schnell zu langsam wechselt oder er anfängt zu Schnüffeln usw. Ich frage mich aber, ob das ausreicht, damit er irgendwann bei Hundebegegnungen selbst auf die Idee kommt, dieses Verhalten "auszuprobieren".
Das ist sicher nicht verkehrt, wenn du ganz allgemein Alternativverhalten zum Vorwärtstreiben fördern willst.
Wobei in dem Fall vor Allem die Frage sinnvoll wäre, warum ein Hund so auf Tempo ist...

Ich bezweifle aber, dass das alleine für deeskalierendes Verhalten in Artgenossenbegegnungen genügt, mir fehlt da der Kontext zum Trigger.
Und dass du ihn alleine mit Belohnen von langsamer Gehen und Schnüffeln so tiefenentspannt bekommst, dass er nicht mehr getriggert wird, würd ich auch nicht erwarten.

Die Frage ist ja auch bei dir, ob das nur an Bokar liegt, oder ob du ihn (mit) auslöst.
Das könnte man aber nur mit genauerer Betrachtung eurer Situation herausarbeiten.

ZB, verhält er sich diesbezüglich gleich, egal wer ihn führt?
Reagiert er auf alle Hunde so oder nur auf Rüden?
Wann bzw wie reagierst du in diesen Situationen? Körpersprache, was machst du wann?
Kann man sich erinnern, wie dieses Verhalten begonnen hat?
Etc...
 
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Dogorama-Mitglied
13. Feb. 02:11
Das ist in diesem bestimmten Fall ( Kleinhund läuft angeleint auf einer Straßenseite und Großhund kommt von der anderen Straßenseite und greift zu) aber nicht dein Ernst oder? Also gerade bei diesem speziellen Fall gibts nach den Erzählungen null Interpretationsmöglichkeiten. Das Dumme ist, dass vor allem der Führer des großen Hundes schlicht gepennt hat. Ich hau noch mal ein Beispiel raus. Tatsächlich eine der wenigen wirklich kibbeligen Situationen, die ich je erlebt habe. Ich laufe mit meinen Hunden 35kg und 6 kg die Rheinwiesen runter. Meine unangeleint. Sehe in einiger Entfernung ein jagendes Rudel Hunde... denke mir noch "armer Hase"... Die Runde ist lang, also war ich ca 1 Std nach Spaziergangbeginn wieder ungefähr am Ausgangspunkt. Die jagende Meute hatte ich bis dahin völlig vergessen. Bis... Verdammte Scheiße die Köter auf uns zugerannt kamen. Mein Großer stand nur da. Die Köter suchten ja nen Hasen... ist dir klar, wie schnell ein 6kg Hund zum Hasen werden kann? Meine Kleine hat einige Sekunden überlegt, ob sie flüchten soll. Gott sei dank ist sie stehen geblieben. Wäre sie los gelaufen, wäre sie Sekunden später von der Meute zerrissen worden. Wenn du jetzt denkst ich übertreibe... nö.. ich bin so abgebrüht was Hunde angeht, wie man nur sein kann. Und ich hoffe zu meinem Beispiel fällt dir kein altkluger Spruch ein. Gegen 15 jagende Köter machste nämlich nix.
Von einem bestimmten Hund, der auf die Straße lief und angefahren wurde, war doch ursprünglich garnicht die Rede.

Da hieß es allgemein, "Situationen, in denen der kleine Hund an der Leine war und dennoch gebissen wurde."

Auf das "dennoch" bezog sich meine Antwort, weil Leine in Aufeinandertreffen halt häufig nicht vor Konflikteskalation schützt, sondern sie eher befördert - alleine schon dadurch, dass sie den angeleinten Hund massiv in der Kommunikation beschränkt, ihm die Fluchtmöglichkeit nimmt und zusätzlich noch durch direkte Übertragung der oft gestressten Reaktion des Halters auch den Hund in Stress versetzt.

Natürlich gibt es daneben immer mal wieder Ereignisse, Unfälle auf die jemand kaum bis keinen Einfluss hat.
Das ist dramatisch und tragisch, aber doch relativ selten der Fall, meist sind wir schon aktiv an Interaktionen beteiligt.

Diese Beteiligungen jenseits von Schuldfragen halbwegs neutral und selbstkritisch betrachten zu können, wäre doch gerade bei wiederholt auftretenden und festgefahrenen Problemlagen echt wichtig - und das nochmal mehr wenn ein Lebewesen involviert ist, das so sensiblel auf unsere Verfassungen, Handlungen und Bewegungen reagiert wie der Hund.


Erst kürzlich in der Praxis erlebt, wo Hundehalter A zu anderen hin ist, obwohl die Hunde sich nicht vertragen, Hund A imponiert und provoziert hat, Halter B mit seinem Hund nur aus der unangenehmen Situation raus wollte und trotzdem im Rückzug ungewollt eine weitere Eskalation ausgelöst hat, weil sein Hund um Weggehen zu können über eine kleine Hürde springen musste.
Ist nix passiert, war aber suboptimal.

Halter B ist ein Reflektierter und hat sofort danach gesagt - obwohl nicht er sondern A an der Ausgangssituation Schuld war - war blöd von mir, hätt ich bedenken sollen, dass so eine abrupte Bewegung womöglich nicht gut kommt. Machen wir nächstes Mal besser.

Das tut doch nicht weiters weh, sowas anschauen und eingestehen zu können...
 
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Andrea
13. Feb. 03:18
Von einem bestimmten Hund, der auf die Straße lief und angefahren wurde, war doch ursprünglich garnicht die Rede. Da hieß es allgemein, "Situationen, in denen der kleine Hund an der Leine war und dennoch gebissen wurde." Auf das "dennoch" bezog sich meine Antwort, weil Leine in Aufeinandertreffen halt häufig nicht vor Konflikteskalation schützt, sondern sie eher befördert - alleine schon dadurch, dass sie den angeleinten Hund massiv in der Kommunikation beschränkt, ihm die Fluchtmöglichkeit nimmt und zusätzlich noch durch direkte Übertragung der oft gestressten Reaktion des Halters auch den Hund in Stress versetzt. Natürlich gibt es daneben immer mal wieder Ereignisse, Unfälle auf die jemand kaum bis keinen Einfluss hat. Das ist dramatisch und tragisch, aber doch relativ selten der Fall, meist sind wir schon aktiv an Interaktionen beteiligt. Diese Beteiligungen jenseits von Schuldfragen halbwegs neutral und selbstkritisch betrachten zu können, wäre doch gerade bei wiederholt auftretenden und festgefahrenen Problemlagen echt wichtig - und das nochmal mehr wenn ein Lebewesen involviert ist, das so sensiblel auf unsere Verfassungen, Handlungen und Bewegungen reagiert wie der Hund. Erst kürzlich in der Praxis erlebt, wo Hundehalter A zu anderen hin ist, obwohl die Hunde sich nicht vertragen, Hund A imponiert und provoziert hat, Halter B mit seinem Hund nur aus der unangenehmen Situation raus wollte und trotzdem im Rückzug ungewollt eine weitere Eskalation ausgelöst hat, weil sein Hund um Weggehen zu können über eine kleine Hürde springen musste. Ist nix passiert, war aber suboptimal. Halter B ist ein Reflektierter und hat sofort danach gesagt - obwohl nicht er sondern A an der Ausgangssituation Schuld war - war blöd von mir, hätt ich bedenken sollen, dass so eine abrupte Bewegung womöglich nicht gut kommt. Machen wir nächstes Mal besser. Das tut doch nicht weiters weh, sowas anschauen und eingestehen zu können...
Könnte es sein, dass du beim vorletzten Absatz bei den Haltern A und B vertauscht hast? Denn so gibt es für mich gerade keinen Sinn oder ich bin zu müde dafür 😉
 
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Dogorama-Mitglied
13. Feb. 03:38
Könnte es sein, dass du beim vorletzten Absatz bei den Haltern A und B vertauscht hast? Denn so gibt es für mich gerade keinen Sinn oder ich bin zu müde dafür 😉
Ha ja, danke für den Hinweis!

Wurde korrigiert.
 
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Jochen
13. Feb. 04:39
Mein Bodo (2 Jahre, 5,5kg), super unsicher mit fremden Hunden, etliche Versuche ihn mit Hunden in seiner Gewichtsklasse zu vergesellschaften schlugen fehl. Er war super schnell gestresst und hat dann jeden Kontakt verweigert. Die deutsche Dogge war's dann für ihn. Er von Anfang an kontaktfreudig und entspannt. Die beiden trennen ca. 60kg, aber die Chemie stimmt einfach 🙌
😊 schöne Freundschaft. Allerdings sieht man in dem Video auch genau das groß/klein Problem. Während die Dogge vollkommen entspannt ist, ist der Kleine ständig in Habachtstellung, passt genau auf, zuckt zurück.
 
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Steffi
13. Feb. 06:00
Nur weil der Besitzer des einen Hundes Fehler gemacht hat, heisst das nicht, dass der Besitzer des anderen Hundes keine gemacht haben kann. Es heisst auch nicht, dass der welche gemacht haben muss, aber es sollte doch nicht kategorisch ausgeschlossen werden. Ich finde dieses echauffierte Sträuben gegen selbstkritische Hinterfragung des eigenen Handelns irgendwie seltsam und wenig hilfreich.
Dann betrachte doch einfach beide Seiten und schieb Deine persönlichen Erfahrungen beiseite.