Manchmal denke ich ein Hundetausch für zwei Wochen würde Klein- und Großhundebesitzern richtig gut tun.
Dann erlebt man Alltagssituationen aus einer ganz neuen Perspektive.
Aus den Beiträgen der Kleinhundebesitzer entnehme ich zum Beispiel, dass man mit einem großen Hund scheinbar komplett unbeschwert durch die Welt laufen kann, weil ihm nichts passieren kann.
Man muss mit einem großen Hund natürlich weniger Angst haben, dass er bei einem unglücklichen Kontakt direkt in Todesgefahr gerät.
Dafür hat man aber andere Sorgen. Es ist auch nicht spaßig Angst zu haben, dass der eigene Hund einen anderen aus Versehen verletzt.
Oder dass der eigene Hund immer unter Generalverdacht steht und nur unter tadellosem Gehorsam gesellschaftlich akzeptabel ist. Gewüscht oder gemocht immer noch nicht, aber zumindest akzeptabel.
Ein kleiner bellender Hund ist eine kläffende Fußhupe, ein großer bellender Hund gemeingefährlich (beide Hunde sind vermutlich überfordert).
Kleine Hunde werden ungefragt betatscht, großen Hunden geht man skeptisch aus dem Weg. Beides fühlt sich doch nicht gut an (übrigens merken Hunde sehr wohl, wenn sie aktiv gemieden oder anders behandelt werden).
Mit einem großen Hund ist die Wahrscheinlichkeit viel größer für das gleiche Vergehen oder sogar unverschuldet viel strengere Konsequenzen zu tragen.
Anzeigen, Auflagen etc.
Als Beispiel: mir ist es jetzt zwei mal passiert, dass ein freilaufender, kleinerer Hund meinen angeleinten Hund angegriffen hat und vorbeigehende Passanten dem Besitzer des kleineren Hundes angeboten haben, gegen mich auszusagen, falls der Halter eine Anzeige machen möchte. Das muss man sich mal vorstellen 🤷🏻♀️.
Zum Glück waren beide Male die Halter ehrlich und haben zugegeben, dass sie Schuld waren. Gefragt ob meinem Hund etwas passiert ist wird nie.
Ich würde echt gerne mal ein paar Wochen mit einem Hund spazieren gehen, bei dem ich nicht Angst haben muss, dass er bellt oder nicht auf den Rückruf hört, weil er süß ist und man uns das viel eher verzeiht.
Und vielleicht sollte jemand, der täglich um das Leben seines kleinen Hundes fürchtet, mal ein paar Wochen mit einem großen Hund gehen, den keiner begrabscht und lockt und die meisten von alleine die Straßenseite wechseln.
Ich denke beide Seiten würden lockerer aus der Erfahrung rausgehen.
Ich kenne beide Seiten aus erster Hand.
Bis vor zwei Jahren hatte ich einen großen, schwarzen Schäferhundmischling (ca. 30kg). Zu der Zeit waren Spaziergänge unkompliziert und für mich völlig entspannt. Mir wurden keine unerwünschten Kontakte aufgezwungen, man ist ausgewichen, der Hund wurde nicht einfach angequatscht oder gar angefasst, andere Hundebesitzer haben ihre Hunde angeleint.
Jetzt laufe ich seit zwei Jahren mit zwei 6kg Dackeln und fast jeder Spaziergang wird zum Spießrutenlauf. Die Hunde werden angequatscht, es wird versucht zu streicheln, Kinder werden ungebremst drauf los gelassen, niemand hält Abstand, Hunde werden nicht angeleint.
Kleine Hunde werden einfach nicht ernst genommen und durch ständige Grenzüberschreitungen sind meine tatsächlich auch reaktiv geworden. Ich arbeite dran und gebe mir echt verdammt viel Mühe, aber es ist wie kämpfen gegen Windmühlen wenn einem ständig in die Parade gefahren wird.
Hin und wieder bin ich mit einer Bekannten und ihrer Dogge unterwegs und sämtliche Hundehalter, die sich bei mir alleine nicht mal die Mühe machen ihre Hunde ranzurufen, leinen dann plötzlich schon auf mehreren 100m Entfernung an und laufen einen Bogen, so dass man friedlich passieren kann. Davon kann ich echt nur träumen. Es ist teilweise so schlimm, dass ich wirklich schwer darüber nachgedacht habe mir wieder einen großen Hund zu holen, einfach um wieder meine Ruhe zu haben 🤷♀️