Ich führe meinen Hund jagdlich. Er darf auf Befehl stöbern, suchen, apportieren, muss am Wild aber jederzeit abrufbar sein.
Selbst unter Jagdhunden, die jagdlich geführt werden, ist nicht jeder Hund gehorsam am Wild.
Ich habe lange und stufenweise daran gearbeitet. Dazu gibt es diverse Ansätze und ich werde folgend meine Herangehensweise schildern. Vielleicht ist etwas passendes für Dich dabei.
Erster Schritt: Stubendressur
Das klassische Down/Halt lernen. Hund liegt flach auf dem Boden und hat den Kopf zwischen seinen Pfoten auf dem Boden liegen.
Diese Position verhindert die direkte Sicht auf Wild.
Wichtig: Der Hund wird aus dieser Position immer direkt abgeholt und niemals zurückgerufen.
Egal wo er liegt, man bewegt sich zum Hund.
Ein Abbruch Signal, welches den Hund räumlich bindet, ist häufig leichter umzusetzen, als einen direkten Rückruf umzusetzen.
Den Befehl Down/Halt in der Stubendressur festigen. Wort, Trillerpfiff und erhobene flache Hand sind das Ziel. Jede Variante für sich soll funktionieren, im Ernstfall kann man dann die Kombination aus Trillerpfiff, Wort und dabei erhobene Hand nutzen.
Wenn das in der Wohnung funktioniert, langsam nach draußen verlagern.
Zweiter Schritt:
Üben an der kurzen Leine.
Das Down/Halt aus dem Fuß heraus praktizieren.
Dritter Schritt:
Hund ins Down ablegen und vom Hund distanzieren.
Außer Sicht gehen und den Hund im Anschluss wieder abholen.
Vierter Schritt:
Schleppleine
Die Schleppleine legt auch die Distanz fest, in der sich dein Hund um Dich herum bewegen darf. Er wird die Länge der Leine auch langfristig annehmen.
Die Länge legt auch deinen Aufmerksamkeitsbereich fest. Sprich, wie viel Fläche Du im Auge behalten musst.
Je länger die Leine ist, umso leichter wird es sein, Ihn in den Jagdtrieb zu bringen.
Jedoch wird es auch schwieriger den Befehl schnell durchzusetzen.
Hier kommst Du ohne eine zweite Person nicht weiter.
Den Hund zunächst beim Spaziergang an der Schleppleine immer wieder mal in entspannten Situationen ins Down befehlen. Mit kurzen Distanzen beginnen, bis die komplette Länge der Leine ausgereizt ist.
Eine zweite Person in der Nähe deines Hundes muss den Befehl umgehend durchsetzen, wenn dein Hund nicht direkt reagiert.
Er muss immer direkt auf den Befehl reagieren.
Ohne Zwang wird das nichts. Also immer direkt durchsetzen, wenn er nicht innerhalb einer Sekunde reagiert.
Fünfter Schritt
Finale Provokation
Wenn er jetzt in allen normalen Situationen an der Leine das Down umsetzt, ist der nächste Schritt radikal. Du lässt deinen Hund bewusst an der Leine jagen und brichst unter Zuhilfenahme der Leine die Jagd ab.
Dabei nicht zu früh trillern. Warte bis er tatsächlich, ggf. unter Laut dem Wild nachstellt. Dann trillern und die Leine zum Stoppen nutzen. Sofort zum Hund rennen und den Befehl notfalls mit Zwang durchsetzen.
Sechster Schritt:
Fake Leine
Wenn das an der Schleppleine immer funktioniert, läuft dein Hund für einige Wochen beim Spaziergang noch an einem 1,5m Stück Leine, welches einfach an der Halsung befestigt ist und lose auf dem Boden liegt.
Er läuft eigentlich frei, hat aber noch einen Leinendummy.
Sollte er in dieser Phase nicht zu 100% Gehorsam sein, geht es zurück zur Schleppleine.
Siebter Schritt:
Freiheit.
Dein Hund darf jetzt komplett frei laufen.
Für Dich gilt es jetzt, mit einem Auge immer auf deinen Hund fixiert zu sein.
Sobald er zur Jagd ansetzt, mit dem Down abbrechen.
Sollte es mal nicht funktionieren, sofort zurück zur Schleppleine und wieder trainieren.
Für die Umsetzung gelten die drei Grundsätze: Konsequenz, Genauigkeit, Timing.
Es wird nicht in 4 Wochen erledigt sein und je nach Möglichkeiten wird es Monate dauern, bis Du das Ziel erreicht hast.
Jeder Spaziergang ist Training. Auch das allgemeine Gehorsam muss absolut konsequent sitzen. Deine Befehle dürfen nicht in Frage gestellt werden.
Dennoch gilt es, den Hund nicht ständig zu trainieren. Kurze Einheiten und in dem Moment, wo er es perfekt macht, sofort aufhören.
Je strenger Du bist, umso freier kann er leben.
Ich hoffe der Roman konnte Dir helfen. So hat es zumindest bei mir funktioniert.
Achso: Ausgiebiges Loben ist bei ordentlicher Umsetzung gewünscht und sehr wichtig! Für dieses Kommando gibt's immer ein besonderes Leckerlie und man kann nach dem Auflösen mit einem Spielzeug belohnen und raufen. Wenn dein Hund das macht, was Du Dir wünschst, feiert eine Party!