Ja, ich hab auch Erfahrungen gemacht, dass der 9 Mo alte Dayo schließlich hochspringt und nach mir geschnappt hat auf Schulterhöhe. Ich war von Anfang an bei Trainern, aber die ersten beiden konnten es scheinbar auch nicht richtig deuten. Als es am schlimmsten war, bin ich zur 3. Trainerin gewechselt. Die hat mir gesagt, der nimmt dich nicht ernst und respektiert dich nicht. Bei Dayo kam noch eine Futterunverträglichkeit dazu, was ihn total hibbelig gemacht hat. Futterwechsel, genau darauf achten, dass er 20 Std. Schläft/ruht. Möglichst gleicher Tagesablauf, gleiche Gassistrecken früh eine/abends eine andere. Täglich gleich. Sehr auf Konsequenz achten, wenn ich Sitz sag, akzeptiere ich nicht Platz usw. Wenn ich Fuß sage, entscheidet nicht er, wann er wieder schnüffelt etc. Ja, das kommt durch die Pubertät, die stellen die Rangordnung in Frage. Kann nur Trainer empfehlen. Mit all dem hab ich das Hochspringen und schnappen zügig abstellen können.
Ich finde solche Aussagen wirklich gefährlich und wundere mich, dass das bis heute noch so viel Anklang findet, obwohl das doch schon so oft widerlegt wurde. 😢
Es ist doch recht unwahrscheinlich dass ein junges Tier, das gezwungen wird, in einer Welt mit einer anderen Spezies zusammenzuleben, weder deren Sprache spricht und gar nicht versteht, was alles Tag für Tag passiert, sich einfach eines Morgens denkt „So, die haarlosen Affen, die führe ich jetzt, weil ich kann das viel besser“.
Hunde übernehmen die Führung, wenn wir es nicht tun und sie sich dazu gezwungen fühlen, weil sie Angst haben, dass sie und ihr Rudel sterben, wenn sie es nicht tun.
Das mit der Rangordnung ist somit leider falsch. Bei richtiger Führung lassen sich Hunde gerne führen, vor allem Welpen und Junghunde, die noch alles andere als souverän sind.
Natürlich sollte dein Hund „Sitz“ machen, wenn du das sagst oder zurückkommen, wenn du rufst. Aber verweigert er wirklich deinen Befehl, weil er dich ärgern will? Das ist total vermenschlichtes Denken.
Ein Kommando/Befehl wird hauptsächlich ignoriert, wenn der Hund gerade nicht in der Lage ist, diesen auszuführen (z.B. weil die Erregung viel zu hoch ist oder er einen Konflikt hat) oder er schlicht und ergreifend den Sinn nicht dahinter sieht, mit dir zusammenzuarbeiten.
Gehen wir mal davon aus, das er nicht mit dir zusammenarbeiten will, was deine Trainerin ja vermutet hat: Möchte er dann mit dir zusammenarbeiten, wenn du einfach nur streng und steif dein Kommando verlangst? Macht es ihm dann tatsächlich mehr Spaß und denkt sich dadurch „Oh wow, mein Mensch ist so toll, mit dem lebe ich gerne zusammen, weil er mich laut anmeckert, wenn ich keine Lust mehr habe“?
Wenn der Hund keine Lust hat mit mir zusammenarbeiten, dann fehlt ihm einfach die Motivation. Und eine Motivation baut man am besten mit Anreizen auf. Das kann anfangs eine Belohnung sein, aber mit wachsender Bindung wird das ganze intrinsisch. Man hat Spaß daran, gemeinsam etwas zu unternehmen, man freut sich darüber, was man schon gemeinsam erreicht hat. Durch Dominanz erreicht man im besten Fall nur einen Hund, der sich beugt. Aber Spaß an der Zusammenarbeit wird er nie bekommen.