Der Hund war 24/7 draußen, ja. Mit den anderen Hunden. Nicht eingezäunt. Wir haben sehr abgelegen gewohnt, da waren keine Straßen und kaum andere Häuser, nur Wald. So einen Hund kann man sehr schwer trainieren, weil er einfach sein Ding macht. Ja, wahrscheinlich ist sie einfach so "wild" dadurch geworden und ihre Glückshormone werden durch rennen im Wald ausgeschüttet. Geschlafen hat sie vor der Haustür und wenns mal sehr kalt war, auch drin.
Bei anderen Kommentaren spüre ich einen leichten Vorwurf. Ja, vielleicht ist sie ein Hund der mich "nur" zum Füttern braucht. Momentan ist alles so wie es ist. Ich komm auch zu ihr zum kuscheln, versuche mit ihr zu spielen. Spielen mag sie gar nicht, oder sie versteht es nicht, kuscheln lässt sie zu, kommt aber nicht extra zu mir dafür.
Ich versuche ja nur sie glücklich zu machen. Ich sehe sie halt glücklich im Wald und beim Rennen. Ist das den so schlimm? Ich will ihr nicht alles vorgeben. Das genießt sie halt und ich lasse sie Hund sein. Langweilig ist das für sie nicht.
Training versuche ich ja langsam aufzubauen aber wie gesagt, das ist für mich sehr anstrengend da ich das selbst lernen muss und mir das nicht leicht fällt. Ich versuche es klein, mit dem Kommando bleib.
Jeder Hund ist anders. Ich weiß, viele Hunde sind sehr trainiert und 100% auf dem Menschen fokussiert.
Ihr Umfeld war eben anders. Ich würde nicht sagen besser oder schlechter, einfach anders.
Ja, vielleicht wäre sie im Wald glücklicher gewesen. Aber ich liebe sie halt und will sie bei mir haben.
Ich hab das Gefühl, du redest dir ein, dass sie vorher glücklicher gewesen sein muss, weil sie so frei war.
Ein Hund ist aber sehr anpassungsfähig und lebt in der Gegenwart, nicht in der Vergangenheit.
Viele Hunde aus dem Ausland sind ehemalige Straßenhunde. Die wären ja in Deutschland dann alle totunglücklich - sind sie aber nicht, alle die ich kenne genießen es, endlich einmal Ruhe gefunden zu haben. Und auch die sind super trainierbar, man muss als Mensch nur Bindung aufbauen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel 😉
Ich denke auch, du musst vorrangig an eurer Bindung arbeiten und vor allem dein schlechtes Gewissen ausschalten. Versuche, mehr mit ihr zu unternehmen. Nicht im Sinne mehr Strecke laufen (das darf gerne eher weniger werden, auch zeitlich), sondern mehr gemeinsame Aktivitäten. Finde raus, was ihr Spaß macht: schnüffeln, rennen, buddeln (natürlich nur wo erlaubt und auch das Loch wieder verschließen), tricksen, apportieten,..? Und macht das gemeinsam. Damit lastest du sie deutlich mehr aus als mit kilometerweiten Spaziergängen, die ihr einfach mehr oder weniger nebeneinander her lauft. Und als Bonus wird auch das Training viel leichter, weil du interessanter bist und Aktivitäten mit dir immer Spaß bedeuten.