Wir haben eine Grundstellung (auf der Seite flach liegen), die wir positiv auftrainiert haben. Am Anfang dachte ich, ich müsste mich „nur durchsetzen“. Wurde gefühlt immer schlimmer dadurch. Tilly hat auch angefangen Meideverhalten zu zeigen (in anderen Raum gehen, wenn die Pflegesachen rausgeholt werden, geduckte Körperhaltung). Ich war nicht gewaltsam mit ihr, aber dieses „sich durchsetzen“, festhalten, wenn sie zappelt… hat bei diesem sensiblen Hund gereicht, um das Bürsten zu einer aus ihrer Sicht ganz doofen Sache zu machen. Schliesslich hatten wir beide keinen Bock mehr darauf. Also habe ich völlig ungeschwenkt und kleine Futterstücke zur Belohnung zur Hand genommen, die Grundposition auftrainiert und freundlich mit ihr weitergemacht. Wenn sie aufstehen will, gebe ich ihr kurz das „Liegen“-Kommando, steht sie dennoch auf, gebe ich ihr kurz Zeit und dann geht es freiwillig weiter. Es ist kleinschrittig und anstrengend, aber mittlerweile sind wir dabei angekommen, dass sie ganz ruhig da liegt und sich auch kleine Knötchen im Fell brav auskämmen lässt (ganz nebenbei: am besten die Haare weiter oben leicht runterdrücken, damit es nicht ziept - so wie man es bei sich selbst auch machen würde). Ich bestätige sie immer noch verbal und etwa jede zweite „Sitzung“ auch mit kleinen Futterstücken (in immer grösseren Abständen). Wir sind beide entspannt dabei und sie kommt wieder freiwillig zum Bürsten zu mir. Es lohnt sich also sehr, dranzubleiben. Wer hier mit Druck dran geht, läuft Gefahr, dass der Hund es nur so über sich ergehen lässt, aber bei der nächsten Situation, die er als schlimmer empfindet (zB Tierarzt), sich mit Händen und Füssen wehrt.
Noch ein Beispiel für die Kleinschrittigkeit:
Hund in der Grundposition (flach auf der Seite liegen), dann kämme ich eine Stelle, die gut geht, zB den Rücken, dann fasse ich ruhig das Hinterbein an, halte ganz kurz, Belohnung, wieder den Rücken kämmen. Als nächstes fasse ich das Hinterbein an und berühre es mit der Rückseite des Kamms, belohnen, wieder die einfache Stelle kämmen. Dann nehme ich die „richtige“ Seite vom Kamm - nur einen Streich übers Hinterbein, Belohnung usw. Das ist aufwendiger, aber wenn dein Ziel ist, dass der Hund wirklich entspannt ist, dann lohnt es sich (mit Druck wird der Hund vielleicht äusserlich ruhig, aber innerlich tritt eher keine Entspannung ein).