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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 12. Mai

Zwerghunde und die "bösen Grossen"

(HALTER ENTSPRECHENDER HUNDE AUS ÜBERNAHME ODER TIERSCHUTZ SIND VON DIESEM BEITRAG AUSDRÜCKLICH AUSGENOMMEN) Gerade häufen sich mal wieder die Threads und Beiträge zum Thema winzige Hunde, die vor den angeblich so zahlreichen ungezogenen, normalgrossen Hunden beschützt werden müssen. Einerseits sollte natürlich jeder HH darum bemüht seinen, sein Tier zu weitgehend verträglichem, höflichen Verhalten zu erziehen und es so zu führen, dass es seine Umwelt nicht gefährdet. Andererseits stellt sich mir schon die Frage, woher Menschen, die absichtlich zu den problembehafteten (gesundheitliche, körperbauliche und kommunikationstechnische Probleme) Klein- und Zwergzuchten greifen, die Vorstellung nehmen, dass Halter grösserer Hunde sich in der Führung derselben nochmal extra einschränken müssten, um den künstlich produzierten speziellen Bedürfnissen dieser züchterischen Entgleisungen gerecht zu werden. Für mich fühlt sich das an wie Logik von innen nach aussen gestülpt - zuerst wird absichtlich ein Problem produziert, an das sich dann alle anzupassen haben...? Wie wär's stattdessen damit, das Problem ansich zu beheben? (HALTER ENTSPRECHENDER HUNDE AUS ÜBERNAHME ODER TIERSCHUTZ SIND VON DIESEM BEITRAG AUSDRÜCKLICH AUSGENOMMEN) [Dies ist eine Grundsatzfrage, Beiträge nach dem Motto "soll jetzt jeder bereits existente kleine Hund von grösseren verletzt werden dürfen?" würden an der Intention des Threads total vorbeigehen. Und nein, natürlich sollten sie das nicht.]
 
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Nina &
13. Feb. 11:15
Gegen Verstärkung von Verhalten ist ja eh nix zu sagen. Wirst eh sehen, ob es klappt, das von neutralem Verhalten ohne deeskslierende Konnotation in die Begegnungen zu übertragen. Guinness trödelt und schnüffelt von sich aus sehr viel, kann auch in Begegnungen grundsätzlich super beschwichtigen - bei seinen Feinden in Leinenbegegnungen ist das bisher trotzdem keine Option. Ich frag mich auch, ob ich da will dass er da aktiv beschwichtigen soll. Die sind ja auch Blöd... Ich glaub ich möcht für uns eher, dass er irgendwann drüber steht und das Zurückpöbeln nicht nötig hat... Sind halt aber zwei unterschiedliche Situationen und Tiere und Menschen.
Genauso sehe ich das auch. Ich möchte einfach, dass er fremde Hunde entweder links liegen lässt oder einfach neutral, vielleicht neugierig reagiert.
Dass er seine speziellen Feinde beschwichtigt, erwarte ich gar nicht. Aber eben wie du sagst, es einfach nicht nötig hat, einen Aufstand zu machen. Er soll ja seine Kommunikation nicht einstellen, von mir aus kann er bei Begegnung mit denen auch knurren. Nur eben nicht völlig aus der Haut fahren.
 
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Nina &
13. Feb. 11:22
Beides ist aus meiner Sicht antrainiert. Hunde untereinander kommunizieren anders. Man kann Hilfestellungen geben, aber die feine Körpersprache der Hunde ist authentisch, von innen heraus. Situationsabhängig, Geruchsabhängig, Verhaltensabhängig, Stimmungsabhängig... Wenn man ein deeskalierendes Verhalten antrainiert, bedeutet das nicht, dass der Hund weiß, dass das deeskalierend ist. Er muss erst mal die Situation aktiv wahr nehmen, einschätzen können und dann kannst Du ihm eine "neue" Lösung anbieten (wenn er Rambomäßig unterwegs ist), die er mit der Situation verknüpfen kann. Aber er muss mental schon in der Situation sein, um lernen zu können. Ich weiß nicht wie ich das erklären soll. Es gibt sooo viele unterschiedliche Situationen. Manchmal ist ein antrainiertes Alternativverhalten sinnvoll, vor allem dann, wenn er nur die Lösung hat, Rambo an der Leine zu spielen und nicht mehr ansprechbar ist. Darüber kann man eine neue Situation schaffen und den Hund dann in blöden Situationen auf ein Lernlevel bekommen, sodass dieser ansprechbar ist.
Bokar bleibt durchaus ansprechbar. Wenn er nach vorne geht und ich ihn ermahne, hört er i.d.R auf. Auch kann er sehr schön und klar kommunizieren. Das sehe ich immer wieder in unserer Spielgruppe. Seit er 8 Wochen alt war, ist er immer in Spielgruppen mit unterschiedlichsten Hunden gewesen. Deswegen verstehe ich auch nicht, warum er die Situation entweder nicht einschätzen kann oder es kann und sich trotzdem für den Weg nach vorne entscheidet.
Klar, er ist mitten in der Pubertät, aber deswegen kann man ja trotzdem auch mal einem Konflikt aus dem Weg gehen oder sich auch mal von älteren Hunden was sagen lassen. Das tut er aber auch im Freilauf nicht.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Feb. 11:26
Bokar bleibt durchaus ansprechbar. Wenn er nach vorne geht und ich ihn ermahne, hört er i.d.R auf. Auch kann er sehr schön und klar kommunizieren. Das sehe ich immer wieder in unserer Spielgruppe. Seit er 8 Wochen alt war, ist er immer in Spielgruppen mit unterschiedlichsten Hunden gewesen. Deswegen verstehe ich auch nicht, warum er die Situation entweder nicht einschätzen kann oder es kann und sich trotzdem für den Weg nach vorne entscheidet. Klar, er ist mitten in der Pubertät, aber deswegen kann man ja trotzdem auch mal einem Konflikt aus dem Weg gehen oder sich auch mal von älteren Hunden was sagen lassen. Das tut er aber auch im Freilauf nicht.
Ich fände das ja sehr interessant, da msl Videos zu sehen, sowohl Leine wie auch Freilauf.

Bon aussen fallen einem oft Sachen auf, die man in der Situation ganz schwer bemerken kann.
 
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Julia 🐾Nero
13. Feb. 11:30
Man muss natürlich Newtons Werdegang mit einbeziehen. Es ging ja bei dem HSH hier im Thread darum, dass Straßenhunde eine ausgeprägte Kommunikation haben. Newton hat Erfahrung mit den unterschiedlichsten Hunden. Er hat gelernt, wann er King ist, aber auch, wann ein anderer das Sagen hat. Das dauert keine 10 Sekunden und die Rangordnung ist geklärt. Dabei kommt es nicht immer zu einem Kommentkampf, sondern es gibt schon viele Signale vorher. Hier jetzt die komplette Situation: Hunde waren beide an lockerer Leine (der HSH ist noch nicht abrufbar, daher blieb Newton auch an der Leine, um für beide die gleiche Situation zu schaffen). Yoko (unsere Hündin) war frei, da sie sich null um andere Hunde kümmert. Ein anderer Rüde, der im Haushalt des HSH lebt, blieb an der Leine, aber war nie mit in der Situation selber. Grund dieses Spazierganges war u. a. zu schauen/zu analysieren, wie sich der HSH fremden Hunden gegenüber verhält. Welche Situationen ihn triggern ... Wir haben die beiden Rüden an lockerer Leine seitlich (nicht frontal) Kontakt aufnehmen lassen. Sie waren so nah, dass sie sich hätten berühren können. Ihre Begrüßung: ständig anschauen und wieder wegschauen, bis wir entspannt gemeinsam losgegangen sind. Wir gingen auf eine große Wiese und ich machte auf großer Distanz Newton los. Schon hier war zu erkennen, dass Newton dem HSH auswich (nicht frontal auf ihn zu und bei einer Distanz von ca. 7 Metern abdrehte. Weicher Körper. Der HSH beobachtete. Ich leinte wieder an und wir gingen alle gemeinsam los. Die HF vom HSH und ich gingen nebeneinander und die beiden Hunde jeweils außen. Jeder Hund machte sein Ding. Nun kam die von mir herbeigeführt Dynamik ins Spiel. Ich ließ Newton seitlich an mir hochspringen. Und das triggerte den HSH. Er ging 1 Schritt auf Newton zu, knurrte kurz, Newton wandte sich ab, der HSH wandte sich ab und wir gingen entspannt weiter. 2 Stunden lang. Die beiden Rüden beachteten sich nicht weiter. Jeder ging seinen Interessen nach.Mal gingen wir vor, Yoko rannte durch die Gruppe, mal gingen wir hinten ... Kam Newton dem HSH zu nahe, wandte sich dieser ab und umgedreht. Beide waren nicht auf Eskalation aus. Der gesamte Spaziergang war entspannt. Kein Knistern in der Luft. Eben nur diese 1 Situation, in der Newton gesagt hat:" Alles klar, ich habe das verstanden. Findest Du doof." Das meinte ich mit leichter Unterordnung. Newton hätte auch anders reagieren können. Ressourcen gab es genug, aber die waren zu keiner Zeit Thema. Es ging nur darum zu schauen, worauf die HF des HSH bei Spaziergängen an der Leine achten muss. Training eben. Die Ansage des HSH war klar, der Situation angemessen (nicht überzogen, sondern er hat das richtige Maß für seine Reglementation gewählt). Aus Sicht der hündischen Kommunikation mega gut und für die HF des HSH das Wissen, worauf ihr Hund reagiert (sie führt ihn super, aber hat ihn noch nicht lange) und da ist es gut zu wissen, wo seine Grenzen bei anderen (fremden) Hunden sind und wie er reagiert und die HF reagieren kann/sollte. Eine tolle, feinfühlige und verantwortungsbewusste Hundeführerin (das musste ich noch los werden). Jetzt kann man natürlich sagen, dass beide Hunde sich nicht richtig verhalten konnten, da sie an der Leine waren. Aber darum ging es bei diesem Training nicht. Es ging um das Verhalten an der Leine. Man kann nur dann an "Probleme" arbeiten, wenn man sie kennt. Warum lief Yoko frei? Ein unangeleinter Hund, der an einem angeleinten vorbei läuft mit der Fragestellung:" Wie reagiert der HSH da?" Antwort:" Gar nicht."
Das war von meiner Seite keine Kritik an euerem Vorgehen.

In dem Beitrag, den ich kommentiert habe, las es sich tatsächlich so: Straßenhunde können perfekt kommunizieren, weil der HSH Newton eine Ansage gemacht hat und das hat Newton augenblicklich akzeptiert, sich leicht untergeordnet und dadurch war Friede im Hundeland. Da du ja auch noch mal betont hast, dass der HSH sich nicht wie ein kastrierter Rüde benimmt und eine mega Präsenz hat. Also alleine seine Anwesenheit/Ausstrahlung reicht, um Dinge zu regeln.

Und da wäre ich aber in der Interpretation zumindest vorsichtig.
Wenn der HSH und Nero sich begegnet hätten und der HSH hätte Nero für Dynamik reglementiert, dann wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Nero das gar nicht fein fände, weil in seiner Auffassung der HSH ihm da nichts zu sagen hat, unabhängig davon ob er kastriert oder besonders präsent ist. Vermutlich würde ihn das sogar noch eher provozieren, weil ihm eine gewisse soziale Überlegenheit sehr wichtig ist. Und die muss mit einem souveränen Typ noch eher ausgefochten werden, als mit einem armen Würstchen.

Ressourcen sind ja auch so eine Sache. Sie müssen für das Individuum ja auch wichtig sein und jeder Hund ist da anders. Meiner hat zum Beispiel praktisch keine Futteraggression, diese Ressource interessiert ihn herzlich wenig. Aber wer wen bewegt ist umso wichtiger.

Newton zum Beispiel ist ja sehr harmoniebedürftig, da hast du glaube ich schon erwähnt, dass er sogar als Welpe schon Freund für alle und Streitschlichter war.
Dass der HSH mit ihm klar kommt, bedeutet natürlich nicht zwangsläufig, dass er mit anderen Rüden klar kommt. Mit meinem zum Beispiel, der das Anknurren als Grenzüberschreitung interpretieren könnte und zurück reglementieren würde. Wie sich das dann entwickelt weiß natürlich keiner. Kommentkampf und Friede oder beste Feinde fürs Leben, schwer zu sagen.

Andererseits wäre Nero zu seinen schlimmsten Zeiten vermutlich trotzdem absolut fein und Best friends mit Newton. Weil Newton kein Interesse an (für ihn) bedeutungslosen Machtkämpfchen hat und Harmonie herstellen will.
Yoko wäre für Nero allerdings durchaus sehr interessant und ich meine du hats mal erwähnt, dass das eine Ressource ist, bei der Newton wiederum keinen Spaß versteht.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Feb. 11:36
Ja, ist alles nicht so einfach. Hast du 3 Trainer, hast du 3 Meinungen 🤪 Sein Alltag ist entspannt, er ist generell sehr ausgeglichen. Wenn es Action gibt, fährt er sofort hoch, ist sie vorbei, fährt er genauso schnell runter. Auch nach einer "negativen" Hundebegegnung ist er schnell wieder entspannt.
Und Nina, das weisst du ja aber ich streich es trotzdem nochmal heraus - das ist ja Alles kein Entweder-Oder.

Gerade die Arbeit an eigener Ruhe, positiver Energie, Einstellung, innerer und äußerer Haltung, Bewegung, Körpersprache ist eher das Fundament und lässt sich ja mit anderen Methoden und Strategien kombinieren.

Also schnür dir ruhig dein und Bokars individuelles Päckchen, dann wird das sicher!
 
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Nina &
13. Feb. 11:41
Ich fände das ja sehr interessant, da msl Videos zu sehen, sowohl Leine wie auch Freilauf. Bon aussen fallen einem oft Sachen auf, die man in der Situation ganz schwer bemerken kann.
Das stimmt. Ich hab hier mal ein Video aus der Spielgruppe. Das sind alles Rüden.
Von unterwegs hab ich im Moment leider keins, da ich meistens alleine unterwegs bin. Aber ich suche mir mal jemanden, der uns filmt.
 
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Babs
13. Feb. 11:42
Bokar bleibt durchaus ansprechbar. Wenn er nach vorne geht und ich ihn ermahne, hört er i.d.R auf. Auch kann er sehr schön und klar kommunizieren. Das sehe ich immer wieder in unserer Spielgruppe. Seit er 8 Wochen alt war, ist er immer in Spielgruppen mit unterschiedlichsten Hunden gewesen. Deswegen verstehe ich auch nicht, warum er die Situation entweder nicht einschätzen kann oder es kann und sich trotzdem für den Weg nach vorne entscheidet. Klar, er ist mitten in der Pubertät, aber deswegen kann man ja trotzdem auch mal einem Konflikt aus dem Weg gehen oder sich auch mal von älteren Hunden was sagen lassen. Das tut er aber auch im Freilauf nicht.
Ich habe eine Frage zum Welpenkurs. Kannst Du Dich noch daran erinnern, ob ihr Euren Hunden Schutz geboten habt?
 
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Nina &
13. Feb. 11:46
Und Nina, das weisst du ja aber ich streich es trotzdem nochmal heraus - das ist ja Alles kein Entweder-Oder. Gerade die Arbeit an eigener Ruhe, positiver Energie, Einstellung, innerer und äußerer Haltung, Bewegung, Körpersprache ist eher das Fundament und lässt sich ja mit anderen Methoden und Strategien kombinieren. Also schnür dir ruhig dein und Bokars individuelles Päckchen, dann wird das sicher!
Ja, da stimme ich dir voll zu. Ich weiß auch, dass ich noch viel an mir selbst arbeiten muss. In manchen Situationen werde ich immer noch nervös, wenn wir z.B auf einen Feind treffen. Aber wir arbeiten uns von den leichten zu den schweren Situationen. Das lässt sich ja auch nicht von heute auf morgen ändern. Vielleicht muss ich mir auch einfach mal die Fortschritte vor Augen führen, das schafft auch viel Positives.
Rückschläge gehören auch dazu, das weiß ich. Aber manchmal entmutigt mich das doch kurzzeitig 🤪
 
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Nina &
13. Feb. 11:48
Ich habe eine Frage zum Welpenkurs. Kannst Du Dich noch daran erinnern, ob ihr Euren Hunden Schutz geboten habt?
Ja, wir waren alle immer dabei. Angeleitet wurde das allerdings von den Trainern, einmischen in das Geschehen durften wir uns nicht. Wurde jemand beispielsweise bedrängt, wurde von den Trainern eingegriffen.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Feb. 12:19
Das stimmt. Ich hab hier mal ein Video aus der Spielgruppe. Das sind alles Rüden. Von unterwegs hab ich im Moment leider keins, da ich meistens alleine unterwegs bin. Aber ich suche mir mal jemanden, der uns filmt.
Hmmm...rein auf diese kurze Sequenz bezogen, macht es auf mich eher den Eindruck, als wäre der tricolor-Aussie lästig.

Bokar macht kaum Anstalten, von den anderen Hunden was zu wollen, schnüffelt hinten rum und geht jedesmal auf Abstand, wenn er kontaktet wird.

Kann durchaus sein, dass die ansonsten best friends sind, aber in dem Moment scheint mir Bokar nicht viel Bock auf den zu haben.