Man muss natürlich Newtons Werdegang mit einbeziehen. Es ging ja bei dem HSH hier im Thread darum, dass Straßenhunde eine ausgeprägte Kommunikation haben.
Newton hat Erfahrung mit den unterschiedlichsten Hunden. Er hat gelernt, wann er King ist, aber auch, wann ein anderer das Sagen hat. Das dauert keine 10 Sekunden und die Rangordnung ist geklärt. Dabei kommt es nicht immer zu einem Kommentkampf, sondern es gibt schon viele Signale vorher.
Hier jetzt die komplette Situation: Hunde waren beide an lockerer Leine (der HSH ist noch nicht abrufbar, daher blieb Newton auch an der Leine, um für beide die gleiche Situation zu schaffen). Yoko (unsere Hündin) war frei, da sie sich null um andere Hunde kümmert. Ein anderer Rüde, der im Haushalt des HSH lebt, blieb an der Leine, aber war nie mit in der Situation selber. Grund dieses Spazierganges war u. a. zu schauen/zu analysieren, wie sich der HSH fremden Hunden gegenüber verhält. Welche Situationen ihn triggern ...
Wir haben die beiden Rüden an lockerer Leine seitlich (nicht frontal) Kontakt aufnehmen lassen. Sie waren so nah, dass sie sich hätten berühren können. Ihre Begrüßung: ständig anschauen und wieder wegschauen, bis wir entspannt gemeinsam losgegangen sind. Wir gingen auf eine große Wiese und ich machte auf großer Distanz Newton los. Schon hier war zu erkennen, dass Newton dem HSH auswich (nicht frontal auf ihn zu und bei einer Distanz von ca. 7 Metern abdrehte. Weicher Körper. Der HSH beobachtete. Ich leinte wieder an und wir gingen alle gemeinsam los. Die HF vom HSH und ich gingen nebeneinander und die beiden Hunde jeweils außen. Jeder Hund machte sein Ding. Nun kam die von mir herbeigeführt Dynamik ins Spiel. Ich ließ Newton seitlich an mir hochspringen. Und das triggerte den HSH. Er ging 1 Schritt auf Newton zu, knurrte kurz, Newton wandte sich ab, der HSH wandte sich ab und wir gingen entspannt weiter. 2 Stunden lang. Die beiden Rüden beachteten sich nicht weiter. Jeder ging seinen Interessen nach.Mal gingen wir vor, Yoko rannte durch die Gruppe, mal gingen wir hinten ... Kam Newton dem HSH zu nahe, wandte sich dieser ab und umgedreht. Beide waren nicht auf Eskalation aus. Der gesamte Spaziergang war entspannt. Kein Knistern in der Luft. Eben nur diese 1 Situation, in der Newton gesagt hat:" Alles klar, ich habe das verstanden. Findest Du doof." Das meinte ich mit leichter Unterordnung. Newton hätte auch anders reagieren können. Ressourcen gab es genug, aber die waren zu keiner Zeit Thema. Es ging nur darum zu schauen, worauf die HF des HSH bei Spaziergängen an der Leine achten muss. Training eben. Die Ansage des HSH war klar, der Situation angemessen (nicht überzogen, sondern er hat das richtige Maß für seine Reglementation gewählt). Aus Sicht der hündischen Kommunikation mega gut und für die HF des HSH das Wissen, worauf ihr Hund reagiert (sie führt ihn super, aber hat ihn noch nicht lange) und da ist es gut zu wissen, wo seine Grenzen bei anderen (fremden) Hunden sind und wie er reagiert und die HF reagieren kann/sollte. Eine tolle, feinfühlige und verantwortungsbewusste Hundeführerin (das musste ich noch los werden).
Jetzt kann man natürlich sagen, dass beide Hunde sich nicht richtig verhalten konnten, da sie an der Leine waren. Aber darum ging es bei diesem Training nicht. Es ging um das Verhalten an der Leine. Man kann nur dann an "Probleme" arbeiten, wenn man sie kennt.
Warum lief Yoko frei? Ein unangeleinter Hund, der an einem angeleinten vorbei läuft mit der Fragestellung:" Wie reagiert der HSH da?" Antwort:" Gar nicht."
Das war von meiner Seite keine Kritik an euerem Vorgehen.
In dem Beitrag, den ich kommentiert habe, las es sich tatsächlich so: Straßenhunde können perfekt kommunizieren, weil der HSH Newton eine Ansage gemacht hat und das hat Newton augenblicklich akzeptiert, sich leicht untergeordnet und dadurch war Friede im Hundeland. Da du ja auch noch mal betont hast, dass der HSH sich nicht wie ein kastrierter Rüde benimmt und eine mega Präsenz hat. Also alleine seine Anwesenheit/Ausstrahlung reicht, um Dinge zu regeln.
Und da wäre ich aber in der Interpretation zumindest vorsichtig.
Wenn der HSH und Nero sich begegnet hätten und der HSH hätte Nero für Dynamik reglementiert, dann wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Nero das gar nicht fein fände, weil in seiner Auffassung der HSH ihm da nichts zu sagen hat, unabhängig davon ob er kastriert oder besonders präsent ist. Vermutlich würde ihn das sogar noch eher provozieren, weil ihm eine gewisse soziale Überlegenheit sehr wichtig ist. Und die muss mit einem souveränen Typ noch eher ausgefochten werden, als mit einem armen Würstchen.
Ressourcen sind ja auch so eine Sache. Sie müssen für das Individuum ja auch wichtig sein und jeder Hund ist da anders. Meiner hat zum Beispiel praktisch keine Futteraggression, diese Ressource interessiert ihn herzlich wenig. Aber wer wen bewegt ist umso wichtiger.
Newton zum Beispiel ist ja sehr harmoniebedürftig, da hast du glaube ich schon erwähnt, dass er sogar als Welpe schon Freund für alle und Streitschlichter war.
Dass der HSH mit ihm klar kommt, bedeutet natürlich nicht zwangsläufig, dass er mit anderen Rüden klar kommt. Mit meinem zum Beispiel, der das Anknurren als Grenzüberschreitung interpretieren könnte und zurück reglementieren würde. Wie sich das dann entwickelt weiß natürlich keiner. Kommentkampf und Friede oder beste Feinde fürs Leben, schwer zu sagen.
Andererseits wäre Nero zu seinen schlimmsten Zeiten vermutlich trotzdem absolut fein und Best friends mit Newton. Weil Newton kein Interesse an (für ihn) bedeutungslosen Machtkämpfchen hat und Harmonie herstellen will.
Yoko wäre für Nero allerdings durchaus sehr interessant und ich meine du hats mal erwähnt, dass das eine Ressource ist, bei der Newton wiederum keinen Spaß versteht.