Ist zwar schon sehr lange her, aber ich wollte auf diesen Beitrag trotzdem noch mal eingehen.
Was wäre denn passiert, wenn Newton sich nicht untergeordnet hätte? Oder noch schlimmer, selber die höhere Rangordnung beansprucht hätte?
Ich bezweifle irgendwie, dass der HSH gesagt hätte "oh sorry Bro, wusste nicht, dass du auch Chef sein willst". 😅
Ich glaube auch gar nicht so sehr, dass Hunde im Kern Kumbaya singende Pazifisten sind. Auch keine sich zerfleischenden Bestien.
Aber Konflikte und Eskalation sind auf der Straße genauso möglich, nur viel seltener, weil Straßenhunde sich weiträumig aus dem Weg gehen können. Und zwar kein kleiner Meidebogen, sondern wirklich aus dem Weg gehen.
Ich glaube auch ein Hund, der perfekt hündisch kann, wird im Zweifelsfall nicht vor einer Eskalation zurückschrecken, v.a. wenn es um für ihn wichtige Ressourcen geht. Sprich Fortpflanzung, Beute und Territorium. Das sind aber auch in der Regel die Themen, bei denen wir unsere Haushunde quasi entmündigen. Du darfst dich nicht paaren, du darfst nicht jagen und du darfst kein Territorium beanspruchen. Dann ist ein friedliches Miteinander oder zumindest eine Koexistenz bei hoher Hundedichte möglich.
Wenn man seinen Hund aber dahingehend nicht entmündigt, knallt es dementsprechend schnell.
Die Entmündgung wird dann gerne als Führung bezeichnet.
Mein Hund hätte sich vor einem Jahr dem HSH vermutlich nicht untergeordnet. Jetzt vielleicht, ausprobieren würde ich es nicht 😅. Da sind glaube ich die Interessen bzw die Motivation beim HSH und meinem zu ähnlich/groß, als dass sich einer der beiden den Zacken aus der Krone bricht.
Man muss natürlich Newtons Werdegang mit einbeziehen. Es ging ja bei dem HSH hier im Thread darum, dass Straßenhunde eine ausgeprägte Kommunikation haben.
Newton hat Erfahrung mit den unterschiedlichsten Hunden. Er hat gelernt, wann er King ist, aber auch, wann ein anderer das Sagen hat. Das dauert keine 10 Sekunden und die Rangordnung ist geklärt. Dabei kommt es nicht immer zu einem Kommentkampf, sondern es gibt schon viele Signale vorher.
Hier jetzt die komplette Situation: Hunde waren beide an lockerer Leine (der HSH ist noch nicht abrufbar, daher blieb Newton auch an der Leine, um für beide die gleiche Situation zu schaffen). Yoko (unsere Hündin) war frei, da sie sich null um andere Hunde kümmert. Ein anderer Rüde, der im Haushalt des HSH lebt, blieb an der Leine, aber war nie mit in der Situation selber. Grund dieses Spazierganges war u. a. zu schauen/zu analysieren, wie sich der HSH fremden Hunden gegenüber verhält. Welche Situationen ihn triggern ...
Wir haben die beiden Rüden an lockerer Leine seitlich (nicht frontal) Kontakt aufnehmen lassen. Sie waren so nah, dass sie sich hätten berühren können. Ihre Begrüßung: ständig anschauen und wieder wegschauen, bis wir entspannt gemeinsam losgegangen sind. Wir gingen auf eine große Wiese und ich machte auf großer Distanz Newton los. Schon hier war zu erkennen, dass Newton dem HSH auswich (nicht frontal auf ihn zu und bei einer Distanz von ca. 7 Metern abdrehte. Weicher Körper. Der HSH beobachtete. Ich leinte wieder an und wir gingen alle gemeinsam los. Die HF vom HSH und ich gingen nebeneinander und die beiden Hunde jeweils außen. Jeder Hund machte sein Ding. Nun kam die von mir herbeigeführt Dynamik ins Spiel. Ich ließ Newton seitlich an mir hochspringen. Und das triggerte den HSH. Er ging 1 Schritt auf Newton zu, knurrte kurz, Newton wandte sich ab, der HSH wandte sich ab und wir gingen entspannt weiter. 2 Stunden lang. Die beiden Rüden beachteten sich nicht weiter. Jeder ging seinen Interessen nach.Mal gingen wir vor, Yoko rannte durch die Gruppe, mal gingen wir hinten ... Kam Newton dem HSH zu nahe, wandte sich dieser ab und umgedreht. Beide waren nicht auf Eskalation aus. Der gesamte Spaziergang war entspannt. Kein Knistern in der Luft. Eben nur diese 1 Situation, in der Newton gesagt hat:" Alles klar, ich habe das verstanden. Findest Du doof." Das meinte ich mit leichter Unterordnung. Newton hätte auch anders reagieren können. Ressourcen gab es genug, aber die waren zu keiner Zeit Thema. Es ging nur darum zu schauen, worauf die HF des HSH bei Spaziergängen an der Leine achten muss. Training eben. Die Ansage des HSH war klar, der Situation angemessen (nicht überzogen, sondern er hat das richtige Maß für seine Reglementation gewählt). Aus Sicht der hündischen Kommunikation mega gut und für die HF des HSH das Wissen, worauf ihr Hund reagiert (sie führt ihn super, aber hat ihn noch nicht lange) und da ist es gut zu wissen, wo seine Grenzen bei anderen (fremden) Hunden sind und wie er reagiert und die HF reagieren kann/sollte. Eine tolle, feinfühlige und verantwortungsbewusste Hundeführerin (das musste ich noch los werden).
Jetzt kann man natürlich sagen, dass beide Hunde sich nicht richtig verhalten konnten, da sie an der Leine waren. Aber darum ging es bei diesem Training nicht. Es ging um das Verhalten an der Leine. Man kann nur dann an "Probleme" arbeiten, wenn man sie kennt.
Warum lief Yoko frei? Ein unangeleinter Hund, der an einem angeleinten vorbei läuft mit der Fragestellung:" Wie reagiert der HSH da?" Antwort:" Gar nicht."