Möchte da gerne auf das Wort *eindeutig* in meinem Satz "es gibt keine eindeutige wissenschaftliche Evidenz" hinweisen.
Die Ergebnisse sind widersprüchlich, die Stichproben sehr klein, so dass ein oder zwei Hunde schon einen prozentualen Unterschied andeuten, die methodischen Schwächen hast du auch genannt und die Serotonin Theorie als Ganzes gilt in der Humanmedizin als veraltet und überholt (so konnte in groß angelegten Meta Analysen kein Zusammenhang zwischen Serotoninleveln und Metaboliten und Auftreten von Depressionen oder anderen ähnlichen Erkrankungen festgestellt werden).
Und in der Veterinärmedizin gibt es höchstens einen Hinweis auf eine mögliche Wirksamkeit von Clomicalm, die gleichzeitig durch Studien mit gleichen Schwächen widerlegt wird.
Wenn man eine hemmende/dämfende Wirkung als hilfreich ansieht, kann man auch mit CBD Öl arbeiten. Hat genauso widersprüchliche Ergebnisse, Studien die bei Trennungsangst auf Wirksamkeit hindeuten, wobei da auch subjektive Wirksamkeit gegen objektive Wirksamkeit steht und der bei Hunden stark ausgeprägte Placebo by Proxy Effekt.
Nur sind die Nebenwirkungen bei weitem nicht so gravierend und man nutzt tatsächlich die primäre entspannende Wirkung von CBD und nicht die dämpfende Nebenwirkung von Antidepressiva.
Natürlich bleibt es die eigene Entscheidung, man sollte sie aber wie du informiert treffen können.
Absolute Zustimmung, solche Entscheidungen sollten fundiert getroffen werden und wenn Medikamente im Spiel sind, sollte eine engmaschige fachtierärztliche Begleitung selbstverständlich sein.
Ich teile viele deiner Einwände zur Studienlage. Auch die Kritik an der überholten Serotoninthese ist aus der Humanmedizin bekannt und trifft einen berechtigten Punkt.
Mir war nur wichtig zu betonen, dass eine gewisse Evidenz vorhanden ist, die auf einen moderaten Nutzen bei gezieltem Anwendungsgebiet hinweist. Deshalb existiert ja auch die arzneimittelrechtliche Zulassung von Clomicalm. Das heißt nicht, dass es zuverlässig wirkt oder bedenkenlos einsetzbar wäre. Die Studienlage ist widersprüchlich – aber eben nicht inexistent.
Der Vergleich mit CBD-Öl ist hinsichtlich Studienqualität und Unsicherheiten nachvollziehbar. Daraus folgt aber mMn nicht automatisch, dass CBD die bessere oder risikoärmere Alternative wäre – dafür fehlt es schlicht an belegter Überlegenheit. Auch CBD kann helfen, aber wie bei jedem Mittel sollte eine individuelle Indikation sowie differenzierte Abwägung erfolgen. Ein zusätzliches Problem bei CBD-Öl ist die ungenaue Dosierbarkeit. Die Konzentrationen schwanken je nach Produkt und Hersteller stark, Deklarationen sind oft unzuverlässig und in vielen Fällen ist der CBD-Gehalt so gering, dass therapeutisch wirksame Dosen in der Praxis kaum realisierbar sind. Hinzu kommt, dass das, was auf dem Etikett steht, nicht immer mit dem Inhalt übereinstimmt. Das erschwert eine kontrollierte Anwendung massiv und macht eine objektive Beurteilung von Wirkung und Nebenwirkung häufig zum Glücksspiel.