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Michelle
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Anzahl der Antworten 36
zuletzt 19. Juli

Erfahrungen mit Clomicalm

Hallo zusammen! 🐾 Ich habe meine Tierschutzhündin Maya seit mittlerweile 3 Jahren und wir haben schon echt viel zusammen durchgemacht. Ich habe verschiedene Trainer mit den unterschiedlichsten Trainingsmethoden durch, habe sie gesundheitlich durchgecheckt und bin jetzt nach langem Überlegen mit meiner Trainerin bei einer Verhaltenstherapie begleitend mit SSRIs (spez. Clomicalm) gelandet. Maya ist sehr willensstark und unabhängig; sie reagiert sehr negativ auf andere Hunde und auch viele Menschen. In diesen Momenten scheint bei ihr wortwörtlich eine Leitung durchzuknallen und es gibt kein Durchdringen mehr. Sie geht in die Leine, knurrt, bellt und schnappt um sich herum (dabei hat sie auch schon ein paar Mal mich erwischt). Seit einer Weile ist daher der Maulkorb eine Pflicht. Ich würde mich sehr über Erfahrungsberichte bezüglich einer Therapie mit Clomicalm freuen - besonders, wenn eure Hunde vorher auch ein ähnliches Verhalten an den Tag gelegt haben (das ist aber kein Muss, berichtet mir gerne auch welche anderen Symptome der Grund für die Therapie waren, wie es gewirkt hat und welches Training euch begleitend empfohlen wurde) 😊 Kleines Extra: Wir haben gerade einen neuen Maulkorb bekommen, da ich ihr noch mehr Platz zum Hecheln lassen will. Wer sich auskennt darf mich gerne wissen lassen, ob der Maulkorb passt 😁
 
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Michelle
16. Juli 18:57
Ich kenne Clomicalm. Wie meine Vorrednerin schon schrieb, es ist ein Serotoninwiederaufnahmehemmer und wird bei Trennungsangst und Stereotypien eingesetzt. Es ist nur ein Puzzleteil von vielen. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich hatte mal eine Hündin mit ausgeprägter Trennungsangst, bei der wir durch das Clomicalm endlich einen Fuss in die Tür bekommen haben und anfangen konnten gezielt zu trainieren. Bei der Behandlung aggressiven Verhaltens ist mir das neu. Allerdings kann Trennungsstress natürlich auch ein Trigger für ein solches Verhalten sein. Geht das in so eine Richtung? Hat Deine Hündin denn noch andere Probleme?
Danke dir für deine Antwort :)
Genau, das Konzept war mir tatsächlich vorher schon aus der menschlichen Welt bekannt. Trennungsangst ist tatsächlich auch eine unserer Baustellen, welche wir nach dem Konzept „Zwei Fliegen mit einer Klatsche“ jetzt gleich mit angehen, aber der Hauptgrund ist tatsächlich die Aggression. Da Clomicalm generell für eine höhere Serotonin Verwertung sorgt kann es auch für andere Problemchen, die stark mit Stress und Unsicherheit verbunden sind, eingesetzt werden. Ihr Verhalten basiert im Endeffekt ja auch nur auf Unsicherheit :(
Meine Trainerin hat auch klar betont, dass es kein Wundermittel ist, sondern nur mit einem angepassten Training effektiv ist und wir arbeiten momentan intensiv zusammen daran mich, als auch Maya zu trainieren um die größtmöglichen Erfolge zu erzielen :)
 
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Michelle
16. Juli 18:58
Hallo, Frage mal wegen Sitz des MK hier bei Nadine nach. Evtl. ist er zu weit im Sichtfeld des Hundes. Dazu braucht es noch ein paar mehr Fotos aus verschiedenen Perspektiven. https://dogorama.app/de-de/forum/Ausstattung_Zubehoer/Wie_sitzt_mein_Maulkorb_Maulkorb-Beratung-DARaOkZ5N6NzaarTiDal/ LG
Oh super, danke für den Tipp :)
 
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Michelle
16. Juli 19:01
Gibt es denn eine Diagnose seitens Trainerin, warum sie sich so verhält? Willensstärke und Unabhängigkeit allein ist ja keine Ursache für Aggression und passt erstmal irgendwie nicht zu dem Gedanken an Antidepressiva.
Hey, ja sie hat diese Einschätzung basierend auf meinen Erlebnissen und auch eigenem Sehen erlangt.
Auch wenn meine Hpndin willensstark ist basiert ihr reaktives Verhalten trotzdem tiefliegend auf großer Unsicherheit. Sie setzt halt nur ihren eigenen Kopf durch in Bezug auf wie sie mit dieser Unsicherheit umgeht. Clomicalm setzt hier bei dieser Unsicherheit an um „erlernte“ Reaktionen weiter und weiter umlenken zu können und das Muster zu brechen.
 
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Michelle
16. Juli 19:11
Ich habe auf deinem Profil gelesen, dass sie grundsätzlich sehr liebevoll im Umgang mit euch ist. Daher ist sie ja nicht grundsätzlich gestresst und/oder aggressiv, sondern sie zeigt aggressives Verhalten gegenüber fremden Hunden und Menschen. Daher glaube ich, Medikamente sind nicht notwendig, da sie nicht grundsätzlich aggressiv ist, sondern nur in bestimmten Situationen aggressives Verhalten zeigt. Wurde sie mal mit Maulkorb mit souveränen Hunden in Kontakt gebracht, um zu sehen, wie weit sie geht und was sie wirklich mit der Aggression bezwecken will usw.?
Danke für deine Einschätzung :) Ich verstehe definitiv was du meinst, aber leider steht bei ihr das Vertrauen zu wenigen nicht in Relation zu ihrer Einstellung gegenüber den allermeisten lebenden äußeren Einflüssen. Ich habe 2 Jahre versucht auf dem Vertrauen, von dem ich ja weiß, dass es existiert, aufzubauen und verschiedene Trainingsmethoden verfolgt (jedes Mal in intensiver Begleitung von Trainern). Ich habe die Entscheidung zur Medikation sehr lange gut durchdacht und mir dabei von unterschiedlichen Stellen Beratung geholt. Leider sind sich hier alle einig, dass das Grundproblem psychisch tief verankert liegt.
Und das habe ich noch nicht gemacht, aber weiß auch nicht ob das die beste Idee wäre. Damit würde ich Maya denke ich keinen Gefallen tun, da es eine unfassbare Stresssituation wäre. Ich habe aus vorherigen Situationen bereits viel rausfinden können und ich denke, dass diese Informationen bereits genügen um mit der Trainerin einen gut strukturierten Trainingsplan zu erstellen 🙏🏼
 
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Dogorama-Mitglied
16. Juli 20:43
Ich kenne Clomicalm. Wie meine Vorrednerin schon schrieb, es ist ein Serotoninwiederaufnahmehemmer und wird bei Trennungsangst und Stereotypien eingesetzt. Es ist nur ein Puzzleteil von vielen. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich hatte mal eine Hündin mit ausgeprägter Trennungsangst, bei der wir durch das Clomicalm endlich einen Fuss in die Tür bekommen haben und anfangen konnten gezielt zu trainieren. Bei der Behandlung aggressiven Verhaltens ist mir das neu. Allerdings kann Trennungsstress natürlich auch ein Trigger für ein solches Verhalten sein. Geht das in so eine Richtung? Hat Deine Hündin denn noch andere Probleme?
Ich verstehe nicht, warum die Anwendung so eines Medikaments auf TRENNUNGSangst reduziert sein sollte.

Wenn es beruhigend und angstlösend wirkt, dann ja wohl auch bei Erregungen und Ängsten aus anderer Ursache.
 
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Dogorama-Mitglied
16. Juli 20:51
Danke dir für deine Antwort :) Genau, das Konzept war mir tatsächlich vorher schon aus der menschlichen Welt bekannt. Trennungsangst ist tatsächlich auch eine unserer Baustellen, welche wir nach dem Konzept „Zwei Fliegen mit einer Klatsche“ jetzt gleich mit angehen, aber der Hauptgrund ist tatsächlich die Aggression. Da Clomicalm generell für eine höhere Serotonin Verwertung sorgt kann es auch für andere Problemchen, die stark mit Stress und Unsicherheit verbunden sind, eingesetzt werden. Ihr Verhalten basiert im Endeffekt ja auch nur auf Unsicherheit :( Meine Trainerin hat auch klar betont, dass es kein Wundermittel ist, sondern nur mit einem angepassten Training effektiv ist und wir arbeiten momentan intensiv zusammen daran mich, als auch Maya zu trainieren um die größtmöglichen Erfolge zu erzielen :)
Passt "willensstark und unabhängig" denn dazu, dass sie das alles nur aus Unsicherheit macht...?

Irgendwie finde ich die Interpretation nicht überzeugend - "setzt ihren Kopf durch" ins Situationen, wo sie aus Unsicherheit in kopflose, unansprechbare Aggression verfällt...?
 
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Karsten
17. Juli 07:41
Ich habe zwar keine Erfahrung mit Clomicalm, aber das Problem mit Leinenaggressivität kommt mir doch sehr bekannt vor. Zeigte unsere Polly nach ein paar Monaten bei uns ebenfalls und wurde auch immer schlimmer. Haben auch mehrere Trainer zu Rate gezogen, die irgendwann zu drastischen Maßnahmen greifen wollten (Schlüssel werfen, Sprühhalsband, etc.).
Da haben wir uns ausgeklinkt und uns selber intensiv mit Hundeverhalten auseinander gesetzt. Und der Schlüssel zum Erfolg war deutlich weniger trainieren und mehr Entscheidungsfreiheiten für Polly. Wir haben sie schlicht zu sehr unter Druck gesetzt (wenn man genauer darüber nachdenkt, macht es ja auch gar keinen Sinn einem ehemaligen Strassenhund vorschreiben zu wollen, wann er Sitz, Platz usw zu machen hat, das hatte sie 2 Jahre lang selber entschieden und offensichtlich gut, sonst hätte sie nicht überlebt).
In deiner Beschreibung liest man ein bisschen heraus, dass sehr viel trainiert wird und wenn es nicht so läuft wird noch mehr trainiert. Vielleicht würde weniger Training ein bisschen Druck rausnehmen und lass Maya wieder mehr Hund sein.
Bei uns hat es super geholfen (Polly ist mittlerweile komplett entspannt bei anderen Hundebegegnungen) und vielleicht wäre das auch ein Ansatz für dich und Maya.
 
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Thomas
17. Juli 08:23
Ich verstehe nicht, warum die Anwendung so eines Medikaments auf TRENNUNGSangst reduziert sein sollte. Wenn es beruhigend und angstlösend wirkt, dann ja wohl auch bei Erregungen und Ängsten aus anderer Ursache.
Ist es nicht. Meine Hündin bekommt es wegen Geräuschangst, da wir ohne auch keinen Erfolg hatten beim Training draußen. Jedes leckerlie und jede Belohnung verschmäht und ständig am zittern und erwarten der nächsten Sache vor der sie Angst hat. Seit sie es bekommt, ist sie fast eine „normale“ Hündin.
 
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Michelle
17. Juli 11:19
Passt "willensstark und unabhängig" denn dazu, dass sie das alles nur aus Unsicherheit macht...? Irgendwie finde ich die Interpretation nicht überzeugend - "setzt ihren Kopf durch" ins Situationen, wo sie aus Unsicherheit in kopflose, unansprechbare Aggression verfällt...?
An den Gedankengang musste ich mich auch erst gewöhnen, also verstehe ich komplett, dass du es etwas kritisch hinterfragst. Das ist auch gut so, denn wir reden hier ja nicht von absolut unbedenklichen pflanzlichen Supplements :)
Man kann es sich etwa so vorstellen, wie bei Menschen mit Aggressionsproblemen. Die Art und Weise, wie es in die Welt getragen wird ist enorm selbstsicher und selbstbestimmt, aber wenn man tiefer gräbt sieht man auch da, dass die Verhaltensweisen auf tiefliegender Unsicherheit basieren. Also auch hier müssen Symptom und unterliegender Grund unterschieden werden
 
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Michelle
17. Juli 11:30
Ich habe zwar keine Erfahrung mit Clomicalm, aber das Problem mit Leinenaggressivität kommt mir doch sehr bekannt vor. Zeigte unsere Polly nach ein paar Monaten bei uns ebenfalls und wurde auch immer schlimmer. Haben auch mehrere Trainer zu Rate gezogen, die irgendwann zu drastischen Maßnahmen greifen wollten (Schlüssel werfen, Sprühhalsband, etc.). Da haben wir uns ausgeklinkt und uns selber intensiv mit Hundeverhalten auseinander gesetzt. Und der Schlüssel zum Erfolg war deutlich weniger trainieren und mehr Entscheidungsfreiheiten für Polly. Wir haben sie schlicht zu sehr unter Druck gesetzt (wenn man genauer darüber nachdenkt, macht es ja auch gar keinen Sinn einem ehemaligen Strassenhund vorschreiben zu wollen, wann er Sitz, Platz usw zu machen hat, das hatte sie 2 Jahre lang selber entschieden und offensichtlich gut, sonst hätte sie nicht überlebt). In deiner Beschreibung liest man ein bisschen heraus, dass sehr viel trainiert wird und wenn es nicht so läuft wird noch mehr trainiert. Vielleicht würde weniger Training ein bisschen Druck rausnehmen und lass Maya wieder mehr Hund sein. Bei uns hat es super geholfen (Polly ist mittlerweile komplett entspannt bei anderen Hundebegegnungen) und vielleicht wäre das auch ein Ansatz für dich und Maya.
Hey, danke für deine Antwort :)
Ich habe mich, ähnlich wie ihr, auch ab einem gewissen Punkt selbst tiefer ins Hundetraining und die Psychologie eingelesen. Bei uns ist es nicht nur die „klassische“ Leinenaggressivität, sondern es breitet sich auf alle Bereiche aus, hier ist auch egal ob mit oder ohne Leine. Ich bin schon lange weg von der Auffassung, dass sie bei Begegnungen perfekt sitzen muss, oder Befehle befolgen. Unser Training basiert viel mehr auf der Kommunikation zwischen ihr und mir, also meine ich nicht das klassische Sitz-Platz-Training. Ich verstehe, dass es beim Lesen so rüber kommt 😅
Solange keine Begegnungen passieren muss ich sagen sind unsere Spaziergänge wirklich harmonisch mit einem guten Ausgleich aus Selbstbestimmung und Orientierung an mir. Daher kommen wir auch auf die Einschätzung „eine Leitung knallt durch“, weil sie von jetzt auf gleich unerreichbar wird und keine emotionale Regulation mehr stattfindet :(