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Bianca
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zuletzt 11. Apr.

Förderung des Jagdtriebs?

Hallo ihr Lieben! Durch einen anderen Thread zum Thema Hundesport lässt mich gerade ein Gedanke nicht los: Ich habe eine knapp 8 Monate alte Labrador Hündin. In der Hundeschule wurde uns dringend davon abgeraten, unsere Hunde mit Bällen spielen zu lassen, um den Jagdtrieb nicht zu fördern. Aber nun lese ich, dass einige von euch mit Frisbees trainieren. Und meine Hündin liebt es auch, dem Futterdummy hinterher zu flitzen und ihn mir zu bringen. Wenn ich es mir recht überlege, fördert das alles ja dann auch den Jagdtrieb, oder? Bin gerade ein bisschen verwirrt und möchte da ja auch nichts falsch machen. Viele Grüße! Bianca
 
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Dogorama-Mitglied
28. März 00:04
Hi, also ich hab ähnliches zu hören bekommen. Ich halte das für Schmarrn. Man fördert mit Jagdersatzhandlungen keine Jagdlichen Ambitionen, sondern bietet eine Alternative !!! Was ich aber nicht machen würde: Einen Hund schon mit 8 Monaten nach Bällen flitzen zu lassen. Daraus kann sich nen Balljunkie entwickeln. Und das ist ne Sucht die sich sehr schlecht therapieren lässt. Mit der Frisbee ist das ähnlich. Ball ja, aber später. Bis dahin könnt ihr doch Reizangel, Dummy und kleinere Apportier-Arbeiten machen. Dummy-Verstecken ist super. Und der Retriever ist ja fürs Apportieren geboren. Für die erste Phase des Lebens darf sich keine Sucht nach Dingen einschleichen, die weit und schnell fliegen.
Hetzen ist selbstbelohnend, da Dopamin ausgeschüttet wird. Ob nun Ball, Frisbee, Reizangel oder Wild gehetzt wird, ist da erstmal zweitrangig. Natürlich fängt kein Hund das Jagen an, weil er einmal einem Ball hinterherrennen durfte. Aber das Verhalten wird schnell generalisiert und dann hat man sich ein Problem geschaffen, dass so nie existiert hätte, wenn man den Hund nicht mit Jagdspielen beschäftigt hätte.

Dummy und Apportieren stimme ich dir zu, das ist eine tolle Auslastung. Das kann man aber auch ohne Werfen, Fixieren und Hetzen machen (zumindest bis der Hund gefestigt ist und man den Jagdtrieb einschätzen kann).
 
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Dogorama-Mitglied
28. März 09:50
Ja, egal ob Balljunkie oder nicht. Mit Ball oder Frisbeespielen, förderst Du das verfolgen des sich bewegenden Objektes. Außerdem mag es ganz witzig aussehen, geht aber durch das Stoppen sehr auf die Gelenke und ist kein teambildender Sport, da die Belohnung, in dem Fall durch den Ball, vom Besitzer entfernt erfolgt. Würde ich in dem Alter des Zusamnenwachsens also generell nicht empfehlen. Anders als bein Futterdummi z.b. den der Mensch als Teampartner öffnen muss um an die Belohnung zu gelangen.
Dummi lieber verstecken...der Hund muss suchen und bringen und bekommt bei und von Dir die Belohnung.
Dein Hund ist gerade jetzt in dem Alter in dem er im Familienverband das erste mal mit auf die Jagd dürfte. Gerade jetzt wäre ich also sehr achtsam und würde direkt die Ansätze unterbinden bevor ein Jagderlebnis stattfindet.
Jagen ist selbstbelohnend, heißt der Hund wird dieses Erlebnis wieder suchen.
Dabei darf man nicht vergessen, dass dafür keine wilde Hatz stattfinden muss. Alleine schon das Verfolgen einer Spur ist jagen und Selbstbelohnend.
Jagdersatzspiel würde ich persönlich nur ins Auge fassen, wenn ich selbst total sicher wäre meinen "hoch im Gehorsam stehenden Hund" perfekt lesen zu können und auch punktgenau in der Lage bin Verhalten anzurufen, zu loben und abzubrechen.
Spaß kann man durchaus auch anders haben.
 
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Dogorama-Mitglied
28. März 10:05
Huhu Bianca :)

Du hast es schon geschrieben.
All diese Dinge fördern den Jagdinstinkt.
Und sind dadurch teilweise weniger gut zur Auslastung geeignet.

Viele Hunde erreichen einen extrem hohen Erregungszustand beim Ball spielen und sind kaum Ansprechbar. Das ist eigentlich nicht so toll, da dieses Hetzverhalten tatsächlich dadurch verstärkt wird und sich in einigen Fällen auch auf andere, sich schnell bewegende Lebewesen überträgt. Oder sämtliche runde Gegenstände damit verknüpft werden, wodurch selbst Autoreifen plötzlich einen hohen Erregungszustand hervorrufen können.
Ich Dummkopf habe auch früher schön einen Balljunky aus meiner Hündin gemacht.
Sie ist absolut unter Strom wenn sie den Ball sieht. Das will ich aber gar nicht.
Deshalb sind wir auf den Dummy umgestiegen. Das bereitet ihr auch viel Freude und man kann den Schwierigkeitsgrad dem Lernstand des Hundes anpassen.

Ball spielen ist halt sehr lange schon eine ganz normale Sache. Aber wie alles, entwickelt man sich weiter und gewinnt neue Erkenntnisse :)

Du kannst es natürlich machen, du musst nur mit den Konsequenzen leben
 
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Sonja
28. März 21:07
@Christina, @Annabell
Ich gebe Euch absolut recht, dass man sich keinen Balljunkie antrainieren sollte. Aber ein Labrador ist ein Jagdhund. Und ein Jagdhund muss doch auch seinen Jagdtrieb ausleben dürfen, oder nicht? Was spricht also dagegen, bei einem Hund, der keine Anzeichen eines Balljunkies zeigt, mit dem Ball zu spielen?
Dass unkontrolliertes dem Ball hinterher rennen nicht gut ist, sehe ich auch so, aber das ist ja erst die zweite Frage, die nach dem wie. Die sich erst stellt, wenn man die erste Frage, die nach dem ob, positiv beantwortet hat.

Meiner Meinung nach sieht ein vernünftiges Ball spielen so aus:
Man lässt den Hund warten, wirft oder versteckt den Ball, lobt den Hund für das Bleib und schickt ihn los, den Ball holen. Lässt ihn Apportieren, ideal direkt in die Hand, wofür der Hund im Tausch eine Belohnung bekommt.
Wo ist der große Unterschied zu Eurem Futterdummy-Spiel?
 
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Katrin
28. März 21:15
@Christina, @Annabell Ich gebe Euch absolut recht, dass man sich keinen Balljunkie antrainieren sollte. Aber ein Labrador ist ein Jagdhund. Und ein Jagdhund muss doch auch seinen Jagdtrieb ausleben dürfen, oder nicht? Was spricht also dagegen, bei einem Hund, der keine Anzeichen eines Balljunkies zeigt, mit dem Ball zu spielen? Dass unkontrolliertes dem Ball hinterher rennen nicht gut ist, sehe ich auch so, aber das ist ja erst die zweite Frage, die nach dem wie. Die sich erst stellt, wenn man die erste Frage, die nach dem ob, positiv beantwortet hat. Meiner Meinung nach sieht ein vernünftiges Ball spielen so aus: Man lässt den Hund warten, wirft oder versteckt den Ball, lobt den Hund für das Bleib und schickt ihn los, den Ball holen. Lässt ihn Apportieren, ideal direkt in die Hand, wofür der Hund im Tausch eine Belohnung bekommt. Wo ist der große Unterschied zu Eurem Futterdummy-Spiel?
Jein. Was verstehst du unter ausleben? Das hinterhetzen ist für den Hund toll da selbstbelohnend, nötig ist es aber nicht. Das apportieren ist beim Retriever nicht rauszukriegen. Die schleppen eh ständig was mit sich rum. Dieses Jagdverhalten darf man durchaus zur Auslastung nutzen. Sprich der Hund wartet auf das Apport und düst dann erst los. Egal ob Dummy, Ball, Handschuh oder sonst was.
 
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Linda
28. März 21:26
Es gibt keinen JagdTRIEB! Wäre es ein Trieb wäre der Hund dem mehr oder weniger einfach ausgeliefert und es wäre bei Nichtausleben auf Dauer nicht kontrollierbar und das ist wissenschaftlich widerlegt.

Das Apportieren beim Labrador ist angezüchtet, andere Jagdhunde wirst du damit aber unbedingt nicht glücklich machen. Hütehunde und Windhunde beispielsweise sind aufs Hetzen gezüchtet, wenn sie aber in Familien leben wird das Verhalten eher weniger ausgelebt. Trotzdem kann man die Hunde auslasten, genauso wie man auch Labradore nicht nur durchs apportieren auslasten kann.
 
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Sonja
28. März 21:43
Jein. Was verstehst du unter ausleben? Das hinterhetzen ist für den Hund toll da selbstbelohnend, nötig ist es aber nicht. Das apportieren ist beim Retriever nicht rauszukriegen. Die schleppen eh ständig was mit sich rum. Dieses Jagdverhalten darf man durchaus zur Auslastung nutzen. Sprich der Hund wartet auf das Apport und düst dann erst los. Egal ob Dummy, Ball, Handschuh oder sonst was.
Im Labbi steckt der Trieb zum Jagen und Apportieren drin, muss aber gefördert werden, damit der Hund es auslebt. Wenn man bei einem Labbi das Apportieren ignoriert und das Hetzen belohnt, wird er lieber hetzen als bringen. Wer entscheidet denn, was davon nötig ist und was nicht?

Mit Ausleben meinte ich, was ich mehrfach gelesen und gehört habe. Dass man die rassespezifischen Triebe nicht ignorieren darf. Ein Jagdhund muss jagen, ein Hütehund hüten, ein Schutzhund beschützen dürfen. Wird das nicht beachtet, entwickeln sich angeblich Verhaltensstörungen.
 
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Sonja
28. März 21:51
Es gibt keinen JagdTRIEB! Wäre es ein Trieb wäre der Hund dem mehr oder weniger einfach ausgeliefert und es wäre bei Nichtausleben auf Dauer nicht kontrollierbar und das ist wissenschaftlich widerlegt. Das Apportieren beim Labrador ist angezüchtet, andere Jagdhunde wirst du damit aber unbedingt nicht glücklich machen. Hütehunde und Windhunde beispielsweise sind aufs Hetzen gezüchtet, wenn sie aber in Familien leben wird das Verhalten eher weniger ausgelebt. Trotzdem kann man die Hunde auslasten, genauso wie man auch Labradore nicht nur durchs apportieren auslasten kann.
Hast Du Dich mal mit Jagdhunderassen auseinander gesetzt? Nimm mal einen Galgo, der kann nicht anders, der ist kaum zu halten bei Wildsichtung. Galgohaltern wird dringend geraten, ihre Hunde dementsprechend auszulasten. Natürlich ist damit nicht gemeint, dass man sie hinter Wild her schicken soll. Da müssen Jagdersatzhandlungen her. Und genau da finde ich Ball oder Frisbee wieder genau richtig, vorausgesetzt, man trainiert damit das kontrollierte "Jagen".

Dass man Trieben ausgeliefert ist, ist Blödsinn, sorry für die Direktheit. Die wissenschaftlichen Quellen würden mich jedenfalls interessieren.
 
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Bettina
28. März 21:56
@Christina, @Annabell Ich gebe Euch absolut recht, dass man sich keinen Balljunkie antrainieren sollte. Aber ein Labrador ist ein Jagdhund. Und ein Jagdhund muss doch auch seinen Jagdtrieb ausleben dürfen, oder nicht? Was spricht also dagegen, bei einem Hund, der keine Anzeichen eines Balljunkies zeigt, mit dem Ball zu spielen? Dass unkontrolliertes dem Ball hinterher rennen nicht gut ist, sehe ich auch so, aber das ist ja erst die zweite Frage, die nach dem wie. Die sich erst stellt, wenn man die erste Frage, die nach dem ob, positiv beantwortet hat. Meiner Meinung nach sieht ein vernünftiges Ball spielen so aus: Man lässt den Hund warten, wirft oder versteckt den Ball, lobt den Hund für das Bleib und schickt ihn los, den Ball holen. Lässt ihn Apportieren, ideal direkt in die Hand, wofür der Hund im Tausch eine Belohnung bekommt. Wo ist der große Unterschied zu Eurem Futterdummy-Spiel?
Ich lass mal hinterherhetzen. Mal muss er warten. Wird unterwegs abgerufen. Oder ins Platz geschickt. Auch auf weg zu mir zurück. Dann wird mal versteckt. Vorher Obediencesachen abgefragt. Unterwegs " verloren". Er muss holen. Und nicht immer und jedesmal auf den gleichen Wiesen. Nicht immer Ball. Mal Dummy. Oder Donut. Meine stehen so im Gehorsam ( immer Jagdhunde bzw. Jagdhundmixe) das sie auch im Wald frei laufen können. Reh vor der Nase in Sicht -und Riechweite? Kein Problem. Hund bleibt bei mir und ist immer abrufbar. Ich glaub nicht das es fördert. Biete ja Alternative. Was mit mir machen ist spannender. Und wir machen ja Mantrailing. Da wird die Nase ausgelastet.
 
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Sonja
28. März 21:58
@Bianca
Wenn Deine Hündin Futterdummy oder Ball oder Frisbee liebt, aber kein Problem damit hat, diese Dinge an Dich abzugeben, oder auf Dein Kommando hin liegen zu lassen, und Du das Spiel jederzeit abbrechen kannst, sehe ich kein Problem.

Wenn unser Benny einen Ball oder das Dummy sieht, bekommt er einen Tunnelblick, es fällt ihm schwer, abzuwarten, bis er geschickt wird, er möchte sie lieber behalten als hergeben, und wenn ich abbreche, hüpft er erwartungsvoll neben mir her, weil er das nicht akzeptieren kann. Bei ihm muss ich deshalb auf die klassische Art zu spielen verzichten. Wir trainieren ab und zu gezielt das, was ihm schwer fällt. Aber fördern nicht noch den Junkie in ihm.