Ich mag auch gerne meine 2 Cent zu dem Starren abgeben.
Ich hab mich mit Click für Blick nie besonders wohl gefühlt, obwohl wir Abwenden ähnlich, aber doch mit anderer Intention dahinter trainiert haben.
Starren wird ja oft so negativ dargestellt, gilt in Hundebegegnungen als extrem unhöflich, und wird daher oft abgebrochen, und manche sind der Meinung, dass es auf gar keinen Fall belohnt werden sollte, weil man damit blöde Verhaltensweisen begünstigt. Belohnen sehe ich da auch teilweise kritisch, aber aus einem anderen Grund.
Starren ist in meinen Augen nicht einfach nur unhöfliches Glotzen. Der Hund sieht etwas und ist dabei höchst bemüht und konzentriert Situationen einzuschätzen. Für manche Hundetypen wie meine eigene Hündin ist Glotzen so unheimlich wichtig, um essenziell wichtige Informationen zu erhalten und vor allem ist es suuuuper, super wichtig, dass sie genau das so oft wie möglich auch wirklich zu Ende machen kann. Ohne dabei mit Strafe oder auch der Aussicht auf Belohnung (Click für Blick) unterbrochen zu werden. Denn auch Belohnung kann in diesen Momenten zu zusätzlichem Druck führen, da der Hund diesen eigentlich sehr wichtigen Vorgang nicht in eigenem Tempo beenden kann.
Nun leben wir ja leider nicht in einer Idealwelt und müssen auch mal damit rechnen, dass irgendwo Situationen (wie Hundebegegnungen) auftauchen, in denen es ungemütlich werden kann, wenn zwei von diesen „Gafferhunden“ von ihren Menschen in die Situation gepresst werden, bevor sie diese Einordnung für sich abschließen konnten.
Man bedenke das bei einer höflichen Hundebegegnung diese Einordnung durchgehend, wenn auch viel unaufgeregter (mit kurzen oder seitlichen Blicken, statt direktem Blickkontakt) stattfindet.
Genau deswegen haben wir ebenfalls eine Exit-Strategie eingeübt, die das Starren unterbricht, denn eine anschließende Eskalation an der Leine wäre bei Mira noch viel weniger förderlich, als eine unterbrochene Einschätzung. Die Exitstrategie läuft bei uns aber unter Management und verhindert schlechte Erfahrungen (Eskalation, Pöbeln) zu festigen.
Ich mag nur ein wenig dazu anregen, Starren und Glotzen nicht immer als negatives Verhalten zu werten, sondern durchaus mal zu gucken, ob es lohnenswert ist, das Ganze bis zum Ende laufen zu lassen oder sogar aktiv Situationen zu suchen, in denen es möglich ist, es ohne Unterbrechung zuzulassen.
Denn je besser der Hund darin wird Dinge für sich einzuordnen, desto kürzer wird die Zeitspanne, die dafür benötigt wird. Somit kann es passieren, dass Mensch und Hund zukünftige Situationen mit deutlich weniger Druck erleben.