Vermenschlichung ist erstmal nur das Gegenteil von Verdinglichung. Verdinglichung ist, wenn zum Beispiel ein König zu einem Diener sagt: "Es bringe mir...". Der Mensch wird quasi zu einer geringwertigen Sache degradiert.
Vermenschlichung ist allerdings nicht mit Animismus gleichzusetzen, was das Denken beschreibt, einem toten Gegenstand Leben einzuhauchen.
Vermenschlichung bei Hunden ist also im Grunde alles, was den Hund auf die gleiche Ebene des Menschen stellt. Vermutlich macht genau das die Verwirrung aus. Denn nicht jede Vermenschlichung ist zum Nachteil unserer Tiere. Es wird nur dann, wenn es zum Nachteil wird, als Argument eingebracht.
Die Schwierigkeit liegt meiner Meinung nach nicht in der Trennbarkeit der Definition, sondern im Verständnis, welche Vermenschlichung zu weit führt und welche sogar positiv ist. Für mich ist Vermenschlichung gut, wenn sie dem Tier dieselben Rechte zugesteht, glücklich zu leben. Schlecht kann sie werden, wenn man nicht berücksichtigt, dass jedes Individuum für sich Glück anders empfindet.
Die Kritik an der Vermenschlichung beschreibt also das Problem, das entsteht, wenn Hundehalter zwar aus bestem Wissen und Gewissen - und auch aus Liebe zu ihrem Tier handeln, aber die spezifischen Unterschiede zwischen Mensch und Hund nicht berücksichtigen. Dann entstehen Missverständnisse in der Kommunikation, die völlig folgenlos bleiben können, oder dazu führen, dass der Hund für seinen Menschen nicht kontrollierbar bleibt. Auch die vegane Fütterung ist eine Form der Vermenschlichung. Letztendlich ist jedes gesprochene Wort dem Hund gegenüber eine.
Vermenschlichung wird heute viel als nebulöser Oberbegriff für viele Erziehungsfehler genutzt. Das ist übergriffig, weil es den Unwissenden in seinem Unverständnis alleine lässt. Hilfreich ist nur, die konkreten Missverständnisse aufzudecken. Aber wenn man ehrlich ist, hat doch jeder Hundehalter seine Rituale, die er liebt und den Hunden auch nicht schaden. 😉