Hallo Vivi, zu deinem Eindruck, dass dein Hund beim Anblick von kleinen weißen Hunden in Panik verfällt, möchte ich gerne vielleicht deinen Blickwinkel in eine andere Richtung lenken. Das hier schreibe ich mit vollem Respekt und entschuldige mich schon jetzt, falls du dich hierdurch auf irgendeine Art und Weise angegriffen fühlen solltest.
Wir sollten uns alle immer vor Augen halten, dass unsere Hunde Nasen-Wesen sind. Im Gegensatz zu uns Menschen, die wir Augen-Wesen sind, weil wir unsere Umwelt mit unseren Augen wahrnehmen und beurteilen. Das tun unsere Hunde allerdings alles mit der Nase, das heißt im Umkehrschluss, sie werden einen anderen Hund nie aufgrund seines Aussehens beurteilen, sondern sie werden immer mit der Nase unterscheiden, wen sie da vor sich haben, das bezieht sich auf Aussehen sowie auch auf Größe. Hierbei möchte ich nun auf deine Situation wieder zurückkommen, wenn du meinst, dass dein Hund bei den weißen kleinen Hunden Panik verspürt. Es sollte uns allen immer bewusst sein, dass es unsere eigene Überzeugung ist, was uns die Hunde da widerspiegeln.
Es ist unsere Interpretation aufgrund der Erfahrungen, die wir gemacht haben, aus unserer eigenen Erinnerung, die wir auf die aktuelle Situation projezieren und unsere Hunde z. B. diese Angst und diese Vorsicht vor kleinen weißen Hunden spiegeln.
Würde heißen, wenn ein anderer Mensch deinen Hund in der gleichen Situation führt, wird er unter Umständen überhaupt nicht auf kleine weiße Hunde reagieren, da der andere Mensch diese Erfahrung nicht mit sich rum trägt.
So erzählte unsere Tierphysiotherapeutin uns mal, dass sie ein Pferd behandelt hatte, mit Spritze geben, Akupunktur und so weiter und erst im Anschluss der Behandlung, die Besitzerin dazu kam. Diese war sehr stark verwundert, dass Ihr Pferd das alles mitgemacht habe. Sie war der Meinung, dass ihr Pferd vor Spritzen und Nadeln Angst hat. Dabei wurde der Physiotherapeutin klar, dass nicht das Pferd die Angst vor Nadeln hatte, sondern die Besitzerin die Angst hatte, dass ihr Pferd gepiekst wird, weil sie mit Nadeln etwas Negatives verbindet. Diese Angst wurde bisher in ihrer Anwesenheit vom Pferd, wegen ihrer starken Verbindung, immer aufgenommen und zum Ausdruck gebracht.
Diese Einsicht finde ich recht wichtig im Umgang von uns Menschen mit Tieren, die eine besonders starke Verbindung mit uns eingehen. Hunde sind fähig im Hier und Jetzt zu leben und beurteilen durch den Geruch ihres Gegenübers und nicht grundsätzlich aufgrund ihrer früheren Erfahrungen mit Größe oder Farbe.
Sie werden natürlich durch Erfahrungen reifer um Situationen schneller beurteilen zu können, aber würden nie alle Hunde, "die weiß sind" über einen Kamm scheren, da dies eher eine Eigenschaft des Menschen ist.
Vielleicht hilft dir das, nach eurer kürzlich gemachten negativen Erfahrung, diese soweit es geht abzuhaken, um beim kommenden social Walk deinen Hund damit nicht unnötig zu beeinflussen.
Grundsätzlich ja und es ist ja auch alles erklärt wieso, aber in der Praxis sieht das dann doch oft anders aus. Ich für meinen Teil kann aufjedenfall sagen, dass ich es in der Regel schaffe, in jede Situation neu reinzugehen und mich nicht von alten Erfahrungen beirren zu lassen (natürlich klappt das auch nicht immer, das ist ja auch menschlich). Mein Vorteil bei meinen Erfahrungen ist jetzt, dass ich ohne Brille quasi blind bin und meine Brille aber trotzdem nie trage. Alles über einen Meter fängt an zu verschwimmen. Daher ist es auch so, dass ich entgegenkommenden Hunde erstens erst spät sehe und zweitens noch später erst erkenne. Muck hat auch einige schlechte Erfahrungen mit bestimmten Hundegruppen gemacht. Unser größter "Feind": braune Labradore. Klar, Hunde gehen eigentlich erst über die Nase, dann über die Augen und dann über die Ohren und insbesondere bei Muck z.B., sollte man die Nase ja besonders stark erwarten, da er ja ein Jagdhund ist. Pustekuchen. Wenn er einen Labrador sieht (in der Regel wirklich nur ein Problem bei braunen), dann rastet er aus. Ich wirke nicht ein. Ohne Brille erkenne ich oft nicht mal, dass es einer ist, bevor Muck es erkannt hat. Es gab hier im Wald auch einen, mit dem wir nicht nur nie eine negative Erfahrung gemacht haben, sondern sogar ein paar gute. Alles weg. Der einzige Labrador der geht, ist eine Hündin, die er wirklich regelmäßig sieht und mit der er sich schon immer blendend verstanden hat. Neuen wird überhaupt keine Chance gegeben und auch alle restlichen, die er bisher kannte, verbannt er aus der Kategorie "akzeptabel".
Also ja, in der Theorie ist das so, aber in der Praxis KANN es auch anders aussehen. Ich hätte das zugegebenermaßen auch nicht gedacht und habe immer gedacht, dass das andere Ende der Leine Schuld ist, aber dem ist leider nicht immer so. Bobtails und braune Labradore werden hier gehasst und es zu trainieren macht leider keinen Sinn, da wir regelmäßig Vorfälle mit immer dem gleichen Labrador haben und hier nur der eine Bobtail rumläuft. Und trotzdem wird das gesamte Erscheinungsbild über einen Haufen geworfen. Rein theoretisch ist das ja schon absurd, durch das Unterscheiden der Farben. Braun geht gar nicht, schwarz und hellbraun aber schon. Und trotzdem, erkennt Muck den Unterschied und reagiert da unterschiedlich drauf.