Ich habe es mir ganz anders vorgestellt, als ich eine Hündin aus dem Tierschutz übernahm. Sie war nicht gesund, wie sich herausstellte, musste direkt operiert werden. Entweder hat sie schlechte Erfahrungen gemacht oder gar keine. Sie möchte auch nach 5 Monaten noch nicht gerne oder freiwillig mit raus. Verlässt selten ihren Platz. Interessiert sich für kaum etwas. Sie ist ängstlich und geradezu panisch bei fremden Menschen, und vor allem Unbekannten. Meidet auch Artgenossen nach wie vor komplett. Wir können sie nicht überall mit hinnehmen. Und obwohl sie nun gesund ist, gepflegt und geliebt wird. So richtig aufgetaut oder aufgeblüht ist sie immer noch nicht. Viele Dinge hat sie von Anfang an super gemacht. Es war fast schon langweilig. Aber wenn dein Hund kaum Freude oder Interesse an Etwas zeigt, dann zweifelt man schon daran ob es die richtige Entscheidung war. Im Moment ist es mehr Arbeit an mir selbst, weil diese Hündin eben so ganz Anders ist als alle Hunde die wir kennen, ganz anders als unsere Vorstellung. Wenn ich höre, daß andere Angsthunde im Umfeld genauso waren, aber irgendwann aufblühten dann kann ich das immer nicht so recht glauben. Jeder Spaziergang, zu dem sie von vornherein nicht will ist auch harte Arbeit. Wo geh ich lang? Was vermeide ich? Wie reagiert sie? Was ist beängstigend aber möglich? Wie kann ich es angenehmer gestalten? Wie motiviere ich diesen Hund überhaupt mit raus zukommen? Nur 1mal freiwillig? Man muss die ganz kleinen Schritte sehen. Aber das fällt nicht immer leicht. Unsere Hündin kann dafür z. B. super problemlos alleine Zuhause bleiben, das würden Andere sich vielleicht wünschen, sie freut sich aber auch kein Stück wenn wir Nachhause kommen. Es sind immer nur ganz kurze Momente, wenn sie dann vielleicht ne Stunde später anfängt mit mir zu kuscheln, zu spielen, zu raufen und man denkt, oha... Was ist denn jetzt los 😅, ist jetzt der Knoten geplatzt? Nein, ist er nicht. Will ich das Nächste mal mit ihr raus... Ignoriert sie mich Zuhause völlig. Bei Fremden oder Draussen lässt sie mich jedoch nicht aus den Augen. Immer bereit aufzuspringen und mir zu folgen. Wenn ich gehe. Jedenfalls habe ich mir das Leben mit einem Hund ganz Anders vorgestellt. Es ist aktuell oft eine Geduldsprobe und das wird vielleicht auch noch lange so sein. Es ist mehr Arbeit an sich selbst. Man darf bei so einem Hund nicht Verzweifeln, nicht aufgeben und nicht die Hoffnung verlieren. Haley ist ne harte Nuss 😁🤔
Es ist völlig in Ordnung, wenn der Hund sich nicht wie verrückt freut, wenn du nach Hause kommst. Im Gegenteil, das bedeutet auf keinen Fall, dass er dich nicht mag. Das ist sogar wünschenswert so und andere müssen das hart trainieren, den Hund erst einmal nicht zu beachten, wenn sie nach Hause kommen. Dreht der Hund auf und springt dich wie ein Wilder an, wenn du nach Hause kommst, ist das nur Aufregung und eher respektlos von ihm. Das Verhalten deines Hundes zeugt davon, dass er dich respektiert und dir die Führung überlässt und so sollte es doch sein. Das siehst du auch daran, dass sie sich draußen und bei Fremden an dir orientiert und bei dir Schutz sucht, obwohl ihr doch alles unheimlich ist. Das ist Vertrauen in dich, sonst würde sie das nicht machen. Du kannst wirklich positiv sehen, was du schon geschafft hast. Ihr seid also auf einem guten Weg. Nicht jeder Hund ist ein Balljunkie und jeder hat einen anderen Charakter. Also verzweifle nicht. Bulldoggen haben nun mal oft ihren eigenen Kopf. Ich würde mal draußen gar nicht auf den Hund achten und auch nicht überlegen, wo du langgehst und wo nicht. Deine Beschreibung eines Spaziergangs klingt sehr stressig für dich und du bist bestimmt auch unsicher und das spürt der Hund sofort. Gerade ein unsicherer Hund kann damit nicht umgehen. Versuche mal nicht an den Hund zu denken, sondern an irgendwas Schönes. Schau nach vorne ( nicht zum Hund), Kopf hoch, Leine locker und laufe einfach entspannt und zügig, ohne auf den Hund zu achten. Denke einfach mal gar nicht darüber nach, was jetzt alles Schlimmes passieren könnte. Wenn du Ruhe und Gelassenheit ausstrahlst, wird der Hund auch ruhiger und gelassener und dir folgen. Ich drücke dir die Daumen. Viel Erfolg!