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Katrin
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heute 19:01

Qualzucht - Warum Aufklärung alleine nicht reicht

Noch nie wurde soviel Aufklärung betrieben wie heutzutage und trotzdem steigt die Anzahl an Qualzuchthunden. Durch Zufall bin ich auf einen Artikel gestoßen den ich hier gerne teilen möchte, quasi als Diskussionsgrundlage. https://kynologisch.net/qualzucht-psychologie-2/ Es ist etwas viel eröffnet einem aber eine neue Sicht auf das Problem und warum das durch einfaches Aufklären nicht lösbar ist. Mich würde interessieren ob diese Erklärung für euch nachvollziehbar ist? Welche Schlüsse ihr daraus zieht und ob sich eure Meinung über das halten von Qualzuchten dadurch ändert oder nicht? Wie immer bitte lieb und freundlich bleiben und bedenkt bitte das Qualzucht nicht nur brachyzephale Rassen betrifft. Liebe Grüße eure Katrin J. https://www.ardmediathek.de/video/story/leiden-auf-vier-pfoten-zuechten-wir-unsere-haustiere-kaputt/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIyNjQ4MTg
 
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Sonja
4. Aug. 05:57
Eigentlich bergen Designerhunde doch das Potential, wie man zu gesünderen Hunden kommen kann. Durch geschickte und kontrollierte Verpaarungen kann man die genetische Diversität erhöhen, aber vererbte Krankheiten und Dispositionen reduzieren. https://www.veterinary-practice.com/2025/new-study-calls-for-dog-breeding-practices-to-put-welfare-over-appearance
Dazu muss man sich aber auch gut in Genetik auskennen und ein Zuchtziel festlegen, bevor man startet. Bestenfalls gemeinsam mit anderen Züchtern, sonst hat das alles keinen Sinn, weil man das allein gar nicht stemmen kann (genetische Vielfalt und so). Und da hört es dann auch schon wieder in 99% der Fälle auf. So einen Aufwand betreibt kaum einer und Kontrollen gibt es auch keine, es sei denn sie sind freiwillig vom Interessenverband aus 😔
 
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Sonja
4. Aug. 06:01
Du setzt aber wieder eine falsche Erwartung an das "Experiment". Man wollte keine Rasse etablieren und keine genetische Stabilität erreichen. Man brauche 1 Hund, 1 einzigen für 1 Menschen. Ob das nun genetischer Zufall war oder nicht, man hat 1 Hund bekommen, der genau das erfüllt hat, was er sollte und damit war diese Geschichte ein einmaliger Erfolg. Es war nicht geplant oder gewollt, dass weitere Labradore und Pudel verpaart werden, wozu auch? Es waren nie Folgegenerationen geplant oder irgendetwas zu festigen, wodurch eine Mehrheit erforderlich gewesen wäre. Der Kunde hatte seinen Blindenführhund. Die anderen Welpen wurden als normale Haustiere in gute Haushalte vermittelt. Es gab einen sehr speziellen Fall, der einen sehr speziellen Hund erfordert hat. Dass nur ein Welpe diese Anforderungen erfüllt hat, wird und wurde nicht verheimlicht, sondern eher als großes Glück gefeiert. Die Geschichte hatte ein Happy End und wäre damit eigentlich vorbei.
Wenn das Ziel ein einziger Hund war, warum hat man dem ganzen überhaupt einen Namen gegeben? Für mich klingt das schon nach Vermarktung (die hinterher bereut wurde). Sonst hätte man ja einfach Mixe verkaufen können und dem "Kunden" dann seinen Wunschhund.
 
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wolf
4. Aug. 06:43
Und noch ein Gedanke zum Thema dieser Designer-Mischlinge: Denkt ihr, wenn die Hunde die Entscheidung selbst treffen können, dass sich dann nur mit passenden Rassen und passender Größe fortpflanzen? Also sowas wie ein Pomsky oder ein Dalamtiner-Dackel würde in der Natur doch nicht entstehen? Also bei Straßenhunden meine ich. Andererseits haben Qualzuchtrassen auf den Straßen wahrscheinlich sowieso schlechte Karten und würden es da nicht lang überleben. Unsere Vermieterin wollte uns eigentlich nur einen kleinen Hund unter 35cm erlauben, wir wollten aber einen Hund aus dem Tierschutz und es ist gar nicht so einfach, solche kleinen Hunde beim Auslandstierschutz zu finden, die meisten Mischlinge sind eher 50-60cm. Ich denke bei solchen Designer-Mischlingen ist es am Ende auch ein Überraschungspaket, welche Charaktereigenschaften und welche Optik sich da durchsetzten. Und wenn man ein Überraschungspaket will, kann man auch einen Welpe aus dem Tierschutz nehmen, ist auch billiger, gibts in allen Farben 😅
Frag doch mal Menschen, wie sie zur Fortpflanzung stehen, und ob sie versuchen würden, sich so zu verpaaren, dass Krankheiten minimiert und positive Eigenschaften weiterentwickelt werden. Die Natur setzt da ja auf andere Mechanismen, die dazu beitragen, daß zum Beispiel das Immunsystem komplementiert wird.

Designer-Hunde müssten kein überraschungspaket sein, wenn ein guter Zuchtplan und entsprechendes Wissen dahintersteckt. Aber meist wird da irgendetwas zusammengewürfelt und teuer verkauft.
 
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Sonja
4. Aug. 06:43
Wenn das Ziel ein einziger Hund war, warum hat man dem ganzen überhaupt einen Namen gegeben? Für mich klingt das schon nach Vermarktung (die hinterher bereut wurde). Sonst hätte man ja einfach Mixe verkaufen können und dem "Kunden" dann seinen Wunschhund.
Eben, es wurde auf gut glück probiert ...Dieser eine spezielle Hund hätte bestimmt auch unter andern "Allergiker-Freundlichen" Rassen /Mischlingen gefunden werden können. Oder unter Pudelwürfen....Da steckte schon Plan/Absicht dahinter.... Geklappt hat es halt nicht wirklich, da die Mehrheit der Welpen nicht geeignet war.. Im nachhinein zu sagen ( aus welchen gründen auch immer) war einmalig und nicht anders geplant, ist leicht.🙃 Labradoodle als Erfolg zu bezeichnen ist also nicht richtig da auch heute noch , nicht alle den eigentlichen Zweck oder sagen wir geplanten Standart , also "Allergiker-Freundlich" erfüllen. Bei einer Verpaarung von einem andern Rüden/Hündin , wäre vielleicht nicht ein einziger geeigneter Welpe "gefallen"... Also die Labradoodle damals und Heute kann man nicht als "Erfolg" bezeichnen, ebensowenig wie die TWH und SWH, auch sie erfüllten/erfüllen den eigentlich "geplanten Zweck" nicht, obwohl es auch einzelne wenige gab die es tun/taten. Bei den WH gab's später "Erfolge", bei zwei hierzulande recht unbekannten Rassen, also die Mehrheit diese Hunde erfüllten die "Erwartungen". Da sind zum einen der "cane lupo italiano" dieser WH wird von den Italienischen Behörden gezüchtet speziell nur für Grenz-/ Zoll-/Forst- Angestellte/Beamte und offizielle (also hauptsächlich staatliche) Rettungshunde Staffeln. Sowie der "Kunming Wolfdog" . Der Kunming ist ein Wolfhund mit sehr niedrigen Wolfanteil ( im einstelligen Prozentbereich). Der Kunming gehört in China zu den beliebtesten Dienst-/Polizeihunderassen, also vergleichbar mit DSH und Mali in Europa (und auch USA). Bei denen kann von "Erfolg" sprechen 😉
 
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wolf
4. Aug. 06:52
Es sind nicht nur Labradore als Blinden- oder Assistenzhunde geeignet, aber sie haben sich am zuverlässigsten herausgestellt. Sieh mal, wieviele Hundetrainer Labradore haben, das sind gut trainierbare Tiere, die allgemein keine Aggression zeigen. Pudel sind eher energetische, agile Hunde und daher schwerer zu handhaben, aber nicht unmöglich. Selbst die Rasse meines Hundes, Silken Windhound, wird immer wieder mal zum Assistenzhund ausgebildet, dabei sind sie als Windhund sehr eigensinnig und wenig belohnungsmotiviert. Aber hier sind wir auch wieder bei der Qualzucht, der permanente, genetisch bedingte Hunger erleichtert natürlich das Training von Labradoren...
https://www.deutsche-familienversicherung.de/tierkrankenversicherung/hundekrankenversicherung/ratgeber/artikel/blindenhunde-alle-infos-zu-voraussetzungen-ausbildung-und-kosten

https://www.tiergesund.de/haltung-pflege/blindenhunde-verlaessliche-begleiter-im-alltag
 
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Sonja
4. Aug. 06:53
Und noch ein Gedanke zum Thema dieser Designer-Mischlinge: Denkt ihr, wenn die Hunde die Entscheidung selbst treffen können, dass sich dann nur mit passenden Rassen und passender Größe fortpflanzen? Also sowas wie ein Pomsky oder ein Dalamtiner-Dackel würde in der Natur doch nicht entstehen? Also bei Straßenhunden meine ich. Andererseits haben Qualzuchtrassen auf den Straßen wahrscheinlich sowieso schlechte Karten und würden es da nicht lang überleben. Unsere Vermieterin wollte uns eigentlich nur einen kleinen Hund unter 35cm erlauben, wir wollten aber einen Hund aus dem Tierschutz und es ist gar nicht so einfach, solche kleinen Hunde beim Auslandstierschutz zu finden, die meisten Mischlinge sind eher 50-60cm. Ich denke bei solchen Designer-Mischlingen ist es am Ende auch ein Überraschungspaket, welche Charaktereigenschaften und welche Optik sich da durchsetzten. Und wenn man ein Überraschungspaket will, kann man auch einen Welpe aus dem Tierschutz nehmen, ist auch billiger, gibts in allen Farben 😅
Geben würde es wahrscheinlich schon welche aber sehr selten, wo ein Wille/Trieb da auch ein Weg 😉... ( Wir hatten mal einen Zwergesel Wallach auf der Pferdeweide, der war extrem hengstig. Wenn Stuten rossig wurden trieb er diese unter eine Erhöhung , stieg selbst auf diesen "Hügel" und besprang dann von der Anhöhe aus die Stute....🙈.....anders kam er ja nicht ran weil er viel kleiner war 🤪🫣) Aber ob die überleben würden ist fraglich 🤗
 
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wolf
4. Aug. 06:55
An der Größe liegt es glaube ich nicht, da hätte man ja den Großpudel als Option. Grundsätzlich sind ja keine Rassen ausgeschlossen, aber der Pudel ist oft sensibel und eigenwillig, beides macht einen Hund für so eine Arbeit (denn es ist Arbeit!) eher ungeeignet. Es haben sich Rassen mit hohem will to please, Gehorsam, Zuverlässigkeit und Belastbarkeit etabliert. Früher ganz klassische der Deutsche Schäferhund. So ein Blindenführhund muss sich ja enorm zurück nehmen können, warten, geduldig sein, Entscheidungen treffen. Ich glaube Großpudel sind wie alle anderen Rassen nicht per se ausgeschlossen, aber man hat einfach mit größerer Wahrscheinlichkeit einen passenden Welpen beim DSH, Labrador oder Golden Retriever. Bedenklich ist der Trend ungeeignete Rassen durch die Ausbildung zu zwingen, weil die Halter das unbedingt wollen. Als eine Freundin von mir mit ihrem Labbi die Ausbildung zum Therapiebegleithund gemacht hat, gab es da auch einen Miniatur Bullterrier in der Gruppe.... Der war absoluter Exot und hat auch sehr gestruggelt. Finde ich ethisch auch sehr schwierig, die Halterin wollte aber beweisen, dass diese Rasse das auch kann... Wieso? Um Rassevorurteile zu bekämpfen. Finde ich einen äußerst kritischen Ansatz. Denn die Auswahl geeigneter Hunde soll ja auch sicherstellen, dass die Hunde nicht unter der Arbeit leiden. Und die Anforderungen an einen Therapiebegleithund sind nicht einmal so hoch, wie bei einem Blindenführhund, von dessen Zuverlässigkeit das Leben des Blinden abhängt, wenn es zum Beispiel um den Straßenverkehr geht. Aber gerade auf TikTok und Co sieht man immer verrücktere Rassen als "Emotional Support Dog" oder in der PTBS Ausbildung....
Die Anforderungen von Therapiehund und Blinden-, bzw Assistenzhund unterscheiden sich aber sehr stark. Ein Therapiehund muss nichts lernen, nur ruhig, geduldig und ohne Aggression sein. Der Halter muß den Hund zwar kontrollieren können, aber der Hund hat weiter keine Aufgaben zu erlernen.
 
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Salome
4. Aug. 06:56
Eben, es wurde auf gut glück probiert ...Dieser eine spezielle Hund hätte bestimmt auch unter andern "Allergiker-Freundlichen" Rassen /Mischlingen gefunden werden können. Oder unter Pudelwürfen....Da steckte schon Plan/Absicht dahinter.... Geklappt hat es halt nicht wirklich, da die Mehrheit der Welpen nicht geeignet war.. Im nachhinein zu sagen ( aus welchen gründen auch immer) war einmalig und nicht anders geplant, ist leicht.🙃 Labradoodle als Erfolg zu bezeichnen ist also nicht richtig da auch heute noch , nicht alle den eigentlichen Zweck oder sagen wir geplanten Standart , also "Allergiker-Freundlich" erfüllen. Bei einer Verpaarung von einem andern Rüden/Hündin , wäre vielleicht nicht ein einziger geeigneter Welpe "gefallen"... Also die Labradoodle damals und Heute kann man nicht als "Erfolg" bezeichnen, ebensowenig wie die TWH und SWH, auch sie erfüllten/erfüllen den eigentlich "geplanten Zweck" nicht, obwohl es auch einzelne wenige gab die es tun/taten. Bei den WH gab's später "Erfolge", bei zwei hierzulande recht unbekannten Rassen, also die Mehrheit diese Hunde erfüllten die "Erwartungen". Da sind zum einen der "cane lupo italiano" dieser WH wird von den Italienischen Behörden gezüchtet speziell nur für Grenz-/ Zoll-/Forst- Angestellte/Beamte und offizielle (also hauptsächlich staatliche) Rettungshunde Staffeln. Sowie der "Kunming Wolfdog" . Der Kunming ist ein Wolfhund mit sehr niedrigen Wolfanteil ( im einstelligen Prozentbereich). Der Kunming gehört in China zu den beliebtesten Dienst-/Polizeihunderassen, also vergleichbar mit DSH und Mali in Europa (und auch USA). Bei denen kann von "Erfolg" sprechen 😉
Na aber bei einem Labrador Wurf ist ja auch nicht jeder Welpe geeignet Blindenhund zu werden von daher wars ja eh schon unwahrscheinlich dass sie viele Welpen haben, die sich eignen 🤔
 
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wolf
4. Aug. 06:58
Dazu muss man sich aber auch gut in Genetik auskennen und ein Zuchtziel festlegen, bevor man startet. Bestenfalls gemeinsam mit anderen Züchtern, sonst hat das alles keinen Sinn, weil man das allein gar nicht stemmen kann (genetische Vielfalt und so). Und da hört es dann auch schon wieder in 99% der Fälle auf. So einen Aufwand betreibt kaum einer und Kontrollen gibt es auch keine, es sei denn sie sind freiwillig vom Interessenverband aus 😔
Ja, leider. Aber auch die ordentliche Zucht setzt nicht immer auf moderne genetische Methoden, sondern kann sehr altbacken sein. Ich denke, daher ist es wichtig, daß ein guter und verantwortungsvoller Zuchtplan vorliegt, dann wäre mir auch egal, ob es ein reinrassiger Hund oder ein Mix wäre. Viele Rassen gehen ja sowieso aus Mixen hervor.
 
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Julia 🐾Nero
4. Aug. 06:59
Wenn das Ziel ein einziger Hund war, warum hat man dem ganzen überhaupt einen Namen gegeben? Für mich klingt das schon nach Vermarktung (die hinterher bereut wurde). Sonst hätte man ja einfach Mixe verkaufen können und dem "Kunden" dann seinen Wunschhund.
Der Name kam soweit ich weiß viel später und zwar von einem Züchter, der Golden Retriever und Pudel verpaarte und als Golden Doodle mit "perfekten Eigenschaften" vermarktete.
Das waren gar nicht die Namen der ersten Labrador Pudel Mischlinge und auch nicht die des Blindenführhundes. Dieser wurde glaube ich nicht mal verkauft, sondern von der Organisation gespendet.
Es war als gute Sache gemeint, die sich später durch andere in Profit und Vermarktung verselbstständigt hat.
Zumindest den Informationen nach, die ich mal gelesen haben.
Also weder Name, noch Vermarktung waren dem ersten "Doodle" geschuldet.
Der Name kam später und wird halt nachträglich für alle Mischlinge verwendet, in denen Pudel steckt.