Vorab, ein Trainer vor Ort kann sicherlich besser helfen, als eine Ferndiagnose online von Menschen die euch nicht kennen :D aber wir hatten beim jagen ein ähnliches Problem. Draußen auf dem Feldweg hat meine Hündin (aus dem Tierschutz) sich 0 für irgendwas interessiert, wenn da ein Reh war. Sie hat auch nicht das beste Futter genommen, Spielzeug ist ihr eh egal, ich hab mich vollkommen zum Affen gemacht, die verrücktesten Geräusche von mir gegeben und und und. Nichts.
Das Problem war: ich habe am Anfang zu viel verlangt. Zuzuhören während Rehe auf einer Wiese laufen war kurz vor Königsklasse und man darf nicht denken, dass es direkt am Anfang schon klappen kann. Wenn der Hund aufgeregt ist, kann er auch nichts lernen, also bringt es nicht viel, in der Situation irgendwas zu korrigieren, oder anzusprechen.
Also viiiiieeel weiter zurück und kleinere Schritte. In deinem Fall: an einen Ort gehen, an dem er sich erstmal nicht ablenken lässt und gut zuhört. Zb in der Wohnung. Dort durch Ansprechen und Belohnen ein Aufmerksamkeitsdignal etablieren. Zb ein Wort, oder ein Geräusch, wie ein schnalzen mit der Zunge oder sowas. Wenn das in der Wohnung/im Haus sitzt, ohne Ablenkung im Garten üben, dann auf der Straße direkt vorm Haus, wenn nichts los ist, dann vllt an anderen Orten draußen, an denen nichts los ist und erst wenn das da alles richtig sitzt würde ich geplante Ablenkungen dazu nehmen in Form von Menschen, oder später auch Hunden, mit denen man sich vorher gezielt abgesprochen hat. Wie lange dad dauert, hängt natürlich von euch ab :D ratsam ist es die Einheiten lieber kurz und oft zu machen, als lange und wenig. In der Zwischenzeit beim Gassi würde ich im Training das Signal aber noch nicht nutzen, weil es noch nicht gefestigt ist und wenn man es dann irgendwo im Park nutzt und der Hund noch zu abgelenkt ist, verliert es seinen Wert und man wird automatisch inkonsequent. So unschön es vielleicht die ersten Wochen sein wird, würde ich währenddessen einfach kommentarlos ohne Emotionen an Menschen und Hunden vorbeigehen und gezielt Situationen schaffen, wie im Freilauf auf einer Hundewiese, bei denen er dann eben gerne Kontakt zu Menschen und Hunden haben darf, um sich auszutoben und das zu kompensieren, denn es ist ja ziemlich frustrierend, wenn man niemals Kontakt haben darf.
Bei vielen Problemen mit dem Hund ist zu viel verlangen mit daraus folgender Inkonsequenz der Haupt-Grund, weshalb das Training nicht so klappt, wie man es sich vorstellt :D und ich meine mit Konsequenz nicht irgendwie grob zu sein und etwas auf biegen und brechen durchzusetzen, sondern einfach möglichst schwarz weiß mit wenig grau zu kommunizieren.
Kurz zurück zu meiner Hündin: wir haben genau auf diese Weise das Aufmerksamkeitssignal geübt, erst im Haus, dann im Garten usw. dann im garten meiner Eltern, in dem sich Hühner befinden, also erstmal ein bekannter Ort mit einer kleinen Ablenkung (die wollte sie nämlich auch packen) und so weiter. Mit Wildtieren kann man natürlich schlechter trainieren, als mit anderen Menschen und Hunden, aber was soll ich sagen.. wenn wir Rehe sehen, kann ich sie ansprechen, sie kommt und nimmt sogar ihr Trockenfutter als Leckerli.
Vielleicht kann meine Erfahrung als kleiner Denkanstoß ja helfen :) ich bin kein Hunderteiner und das ist erst mein 2. Hund, außerdem waren wir nie in einer Hundeschule, aber für mich klingt dieser Ansatz irgendwie logisch und er hat für uns funktioniert :) und vielleicht lässt es sich auch auf euer Problem ummünzen, denn im Prinzip ist es ja eine ähnliche Ausgangssitustion.