Wenn der Hund vor allem auf bekannten Strecken zieht, zeigt er dir meist sehr deutlich, dass er dich ... das klingt jetzt hart, aber ich mein es nicht bös ... einfach nicht braucht. Er kennt den Weg und läuft ihn in dem Tempo, indem er das will oder gern hätte.
Wo er sich nicht auskennt, muss er sich erstmal orientieren, aber wenn er da vor allem rumschnüffelt, statt nach dir zu schauen, scheint er das auch sehr selbstständig zu tun.
Das Antizuggeschirr mit Öse vorn ist dazu gemacht, dass du hibten am Rücken UND vorn am Brustring deine Leine einhängst. Zieht der Hund, 'bremst' du über die Rücköse und ziehst den Hund dann an der Brustöse in eine neue Richtung.
Das geht auch mit Sicherung über Geschirr und Halsband. Ähnlicher Effekt. Und da der Hund so nie ins Halsband oder die Brustöse reinbrettert und eben nicht durch die eigene Wucht rumgerissen wird, ist es auch nicht 'brutal'.
Die Richtungswechsel sind nicht nur dazu da, den Hund zu verwirren oder zu ärgern ('So erst recht nicht, mein Freund'), sondern um dem Hund die Chance zu geben, dass die Leine mal wieder locker wird und der Halter überhaupt eine Gelegenheit zum Loben kriegt. Das Loben, wenn die Leine locker ist oder der Hund beim Laufen sogar zu dir schaut, ist bei dem Training wichtig.
Was außerdem helfen kann: Ich weiß nicht, wie eure Spaziergänge aussehen, aber wenn ihr nur von A nach B dackelt, ist das auch einfach recht langweilig. Bau hier und da ein paar Gelegrnheiten ein, bei denen dein Labbi sich etwas Futter verdienen kann. Das kann Training sein (Fuß, mal auf eine Bank setzen und belohnen, wenn sie ruhig geblieben ist, wenn jemand vorbeikommt, Sitz, Platz, Bleib) oder eine rassetypische Beschäftigung, die nicht nur belohnt wird, sondern auch richtig Spaß macht. Du kannst mit ihr üben, heruntergefallene Dinge aufzuheben, dann unterwegs mal einen Handschuh, ne Mütze oder was fallen lassen und sie das dann holen schicken. Oder richtig Apportieren. Nen Dummy verstecken und suchen schicken. Ein Hund freut sich ja schon, wenn du ihm ein Mauseloch zeigst, dass er übersehen hat. Wichtig: Bleib unvorhergesehen. Immer an derselben Stelle was verstecken, wird sonst nur dazu führen, dass sie zu diesem Platz vorlaufen will und danach nach Hause.
So lernt dein Hund nicht nur 'An der Leine wird nicht gezogen' sondern auch 'Ey, geil, bei meinem Halter passieren tolle Sachen, es lohnt sich, auf ihn zu achten, damit ich sofort mitkriege, wenn er was startet'.
Dieses 'Ich kenn den Weg, ich lauf schonmal vor' ist übrigens eine eigene Entscheidung. Schau mal allgemein im Alltag wie oft dein Hund Entscheidungen trifft. Gibst du das Essen frei? Richtest du dich beim Gassi nach seiner Geschwindigkeit? (Oh, er will schnüffeln, dann bleib ich mal sehen. Ah, er ist fertig, gehen wir weiter.) Wird der Hund gestreichelt, sobald er angelaufen kommt und lieb guckt? Wer fängt mit Spielen an? Je öfter der Hund entscheidet, desto mehr ist er es einfach gewohnt, dass es nach seiner Nase läuft 😅 Da ist mangelnde Leinenführigkeit nur ein Symptom von vielen, die noch folgen können.