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Kat
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zuletzt 19. Okt.

Haare stellen und "ausrasten" beim Gassi gehen; Update

Hallo zusammen, wir haben seit etwas über einem Jahr unseren Schäferhund-Mix aus Spanien. Über die Zeit hatten wir diverse Verhaltensprobleme, aus denen sich nun ein Teil als besonders hartnäckig erweist. Vielleicht hat oder hatte jemand von euch ähnlich Probleme und kann uns ein paar Tips geben, wie wir daran arbeiten können. Wir hatten bereits 2,5 Trainer mehr oder weniger erfolglos am Hund, auf einen Termin beim neuen Trainer warten wir momentan. 1. Wir üben schon lange Impulskontrolle. Er hat sich insgesamt stark verbessert. Ist ansprechbar und bemüht zu hören, manchmal haben wir aber das Gefühl, dass er sein Hirn komplett abschaltet. Denkprozesse dauern bei ihm generell lange, aber er hat inzwischen andere Lösungswege als "mit dem Kopf durch die Wand" kennengelernt. Manchmal kann er darauf aber wohl nicht zurückgreifen und wird dann körperlich (beißt aber nicht). 2. Auf den bekannten Gassirunden hat er inzwischen Triggerpunkte. Wie die entstanden sind können wir uns nicht erklären. Einer ist z.B. die Einfahrt. Wir gehen entspannt aus der Tür und je näher wir der Straße kommen, desto stärker stellt er seine Haare auf. Gehe ich mit Druck dagegen (am vorbeigehen hindern, nein sagen), explodiert er. Mache ich nichts, explodiert er, wenn wir die Straße erreichen. Manchmal kann ich ihn ansprechen und er guckt, Leckerli rein, Haare wieder unten, alles wieder gut. An der nächsten Ecke das gleiche Spiel von vorne. 3. Sobald er einen anderen Hund beim Gassi sieht geht er hoch (springen in die Leine, abstoßen an mir, bellen) und lässt sich schwer/nicht beruhigen. Dabei ist es egal, was der andere Hund tut. Wir hatten auch eine Phase, in der er Menschengruppen angebellt hat (wir vermuten, dass er nicht sicher war, ob dort auch ein Hund war und "vorsorglich" gebellt hat). Wenn er sich beruhigt hat und der andere Hund sich nicht bewegt kann ich mit ihm Übungen machen. Bewegt sich der Hund wieder, geht alles von vorne los. Er war im Gruppentraining und dort waren die anderen Hunde überhaupt kein Problem, er war dort ein richtiger Streber. Generell funktioniert er in Übungssituationen "leider" gut. Er hat regelmäßig Kontakt mit anderen Hunden und ist dann zwar anfangs aufdringlich, aber gut verträglich und sucht den Kontakt. Die Probleme treten hauptsächlich mit mir auf, bei meinem Mann ist er gemäßigter. Es gibt gute und chlechte Phasen, was sehr frustrierend ist. Ich weiß, ziemlich komplex das Ganze, deshalb werden wir auf jeden Fall noch einmal einen neuen Trainingsversuch starten. Aber bis zu einem Termin wird es wohl noch etwas gehen, deshalb bin ich für jeden Input dankbar! Wenn ihr Empfehlungen für einen Trainer in und um Karlsruhe habt, freue ich mich auch darüber :)
 
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Kat
22. Juli 14:43
nix dergleichen.. kein Halti, kein an den Kopf greifen sein Verhalten ist eben nicht distanzlos.. der ist unsicher, der braucht deine HILFE.. keinerlei Maßregelung 🙂 Aber natürlich auch NICHT "nix tun" 🙂 Bring ihn erstmal raus aus der Situation. Dann schaust du, wann er entspannt. Danach stellst du dir vor, ihr wäret auf dem Hundeplatz und macht ne Übung... 😉 dieses gleiche Gefühl in dir aufkommen lassen.. dann gehst du wieder an den Ort/ die Situation, die ihm Angst macht, ran. Gehst aber wieder zurück... BEVOR er Anzeichen von Anspannung zeigt...(ganz wichtig, er muss entspannt bleiben), umdrehen, bevor es. ihm zu viel wird. Stück für Stück verlängern. und lobst ihn dann über den grünen Klee😉 P. S. wie muss ich mir das mit eurer Einfahrt vorstellen? Warum musst du da durch? Meistens sind Einfahrt fürs Auto und Zugang zum Haus doch getrennt.. 🤔
Wahrscheinlich steh ich da einfach nur auf dem Schlauch, aber wie laufe ich mit ihm, wenn er in der Leine hängt und mir zwischen die Beine rennt? Das ist eigentlich das, was ich gerne machen würde, aber ich weiß nicht, wie ich da laufen soll ohne zu stolpern? Wenn die Situation übersichtlich ist, mache ich es so wie du das beschreibst. Baue noch 1-2 Touch Übungen ein, wenn möglich (das entspannt ihn). Und spiele die Situation so oft durch, bis er es schafft ruhig zu bleiben. In vielen Alltagssituationen ist das aber nicht möglich.
 
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Dogorama-Mitglied
22. Juli 14:48
Wahrscheinlich steh ich da einfach nur auf dem Schlauch, aber wie laufe ich mit ihm, wenn er in der Leine hängt und mir zwischen die Beine rennt? Das ist eigentlich das, was ich gerne machen würde, aber ich weiß nicht, wie ich da laufen soll ohne zu stolpern? Wenn die Situation übersichtlich ist, mache ich es so wie du das beschreibst. Baue noch 1-2 Touch Übungen ein, wenn möglich (das entspannt ihn). Und spiele die Situation so oft durch, bis er es schafft ruhig zu bleiben. In vielen Alltagssituationen ist das aber nicht möglich.
Entweder er hängt in der Leine ODER er rennt dir zwischen die Beine. Beides zusammen geht nich.. 😂 Du hast doch weiter oben bei jemand anderem, die dir auch Richtungsechsel vorgeschlagen hatte, geschrieben, dass du es noch nie mit Richtungswechseln probiert hast...🤔 Du sollst schnurstracks in die entgegengesetzte Richtung gehen.. 🙂 Gerade und besonders dann, wenn er in der. Leine hängt. 😉
 
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Kat
22. Juli 15:04
Entweder er hängt in der Leine ODER er rennt dir zwischen die Beine. Beides zusammen geht nich.. 😂 Du hast doch weiter oben bei jemand anderem, die dir auch Richtungsechsel vorgeschlagen hatte, geschrieben, dass du es noch nie mit Richtungswechseln probiert hast...🤔 Du sollst schnurstracks in die entgegengesetzte Richtung gehen.. 🙂 Gerade und besonders dann, wenn er in der. Leine hängt. 😉
Ja, einiges hat sich glaube ich in den Nachrichten vermischt. Ich versuche mal das zu schildern. (Das ist auch wirklich ein Punkt, an dem ich mir Hilfe vom Trainer erhoffe. Wie mache ich das mir dem handling (körperlich, organisatorisch), wenn er blöd wird) Ich habe mal geschrieben, dann ich im Zusammenhang mit Hunden den richtungswechsel ausprobiert habe. Da war die situation so, dass er noch nicht eskaliert war (gute Phase). Dadurch, dass ich die Richtung gewechselt hatte, er aber natürlich weiter den Hund angucken wollte und nicht ansprechbar war, kam Zug auf die Leine und er ist explodiert. Das selbe Verhalten habe ich, wenn ich ihm den Weg/Blick zum Hund blockiere. Eine andere Sache ist es, wenn er bereits eskaliert ist (momentan passiert das sofort). Dann hängt er in der Leine und bellt und versucht sich von mir abzustoßen. Er steigt dann auch wie ein Pferd und ist unkontollierbar. Drehe ich mich dann um (und halte ihn dabei kurz) will er sich wieder zum Hund umdrehen und nutzt dazu eben auch meinen Körper. Er bewegt sich dann planlos und rennt mir eben auch zwischen die Beine. Deshalb setzte ich ihn normalerweise erst hin, warte kurz, und drehe dann um (sofern der andere Hund nicht schon weg ist). Er beruhigt sich dann ein bisschen. Beim Laufen versucht er sich dann zwar auch umzudrehen, aber ich habe in der Zeit meine Leine vernünftig sortiert und er ist nicht ganz so unkontrollierbar, wie wenn er nicht gesessen hat. Info am Rande, wenn der Hund dann hinter uns her läuft legt er die Ohren an und versucht so schnell wie möglich vom anderen Hund weg zu kommen. Hoffe das macht das ganze etwas klarer.
 
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Tom
22. Juli 15:06
Ich habe jetzt nicht alle 130 Postings gelesen. Sorry falls ich was wiederhole was schon geschrieben steht. Interessant finde ich dass du sagst bei deinem Mann tritt das Problem nicht auf. Eine ähnliche Konstellation hatten wir hier auch: meine Tochter ist 15 und hatte zwischendurch ähnlichen Stress mit unserer Brendy an der Leine. Da gab es auch schon mal Tränen, wenn der Hund wieder mal komplett ausgeflippt ist. Bei mir war sie ruhig. Auch, wenn ich dabei war und wir zu dritt gelaufen sind, trat das Problem gar nicht auf. Meine Tochter hatte alleine laufend meist ihr Handy dabei, Stöpsel in den Ohren, nebenbei auch mal ne Nachricht geschrieben.... Meine Theorie war dass ihr in den Augen des Hundes die PRÄSENZ fehlt. Ich habe es ja so erklärt, dass unsere Brendy sie nicht für zuverlässig hält. Einfach weil meine Tochter vieles nicht mitbekommt, solange sie vom Handy abgelenkt ist oder sonstwie nicht aufpasst. Also übernimmt der Hund in bestimmten Situationen die Verantwortung und regelt das auf seine Art. Oder ist extrem unsicher. Bei mir kommt das nicht vor, weil Brendy weiß, dass sie sich auf mich verlassen kann und ich das regeln werde mit den Begegnungen, LKW usw. Am Ende: seit das Handy zu Hause bleibt und meine Tochter an sich arbeitet, um wirklich dabei zu sein und dem Hund ihre Präsenz und ihre Führung zu signalisieren, ist es deutlich besser geworden.
 
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Kat
22. Juli 15:08
Danke für deinen Erfahrungsbericht :) Bei meinem Mann gibt es die Probleme auch, aber nicht (mehr) so heftig. Bei uns ist es genau andersrum: Mein Mann hört beim Gassi Podcasts, um "in sich zu ruhen" und für ihn funktioniert das. Ich bin voll dabei beim Gassi gehen und habe mehr Ausraster. Schön, dass ihr eine gute Lösung gefunden habt und deine Tochter jetzt besser mit eurem Hund klar kommt :)
 
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Dogorama-Mitglied
22. Juli 15:12
Ja, einiges hat sich glaube ich in den Nachrichten vermischt. Ich versuche mal das zu schildern. (Das ist auch wirklich ein Punkt, an dem ich mir Hilfe vom Trainer erhoffe. Wie mache ich das mir dem handling (körperlich, organisatorisch), wenn er blöd wird) Ich habe mal geschrieben, dann ich im Zusammenhang mit Hunden den richtungswechsel ausprobiert habe. Da war die situation so, dass er noch nicht eskaliert war (gute Phase). Dadurch, dass ich die Richtung gewechselt hatte, er aber natürlich weiter den Hund angucken wollte und nicht ansprechbar war, kam Zug auf die Leine und er ist explodiert. Das selbe Verhalten habe ich, wenn ich ihm den Weg/Blick zum Hund blockiere. Eine andere Sache ist es, wenn er bereits eskaliert ist (momentan passiert das sofort). Dann hängt er in der Leine und bellt und versucht sich von mir abzustoßen. Er steigt dann auch wie ein Pferd und ist unkontollierbar. Drehe ich mich dann um (und halte ihn dabei kurz) will er sich wieder zum Hund umdrehen und nutzt dazu eben auch meinen Körper. Er bewegt sich dann planlos und rennt mir eben auch zwischen die Beine. Deshalb setzte ich ihn normalerweise erst hin, warte kurz, und drehe dann um (sofern der andere Hund nicht schon weg ist). Er beruhigt sich dann ein bisschen. Beim Laufen versucht er sich dann zwar auch umzudrehen, aber ich habe in der Zeit meine Leine vernünftig sortiert und er ist nicht ganz so unkontrollierbar, wie wenn er nicht gesessen hat. Info am Rande, wenn der Hund dann hinter uns her läuft legt er die Ohren an und versucht so schnell wie möglich vom anderen Hund weg zu kommen. Hoffe das macht das ganze etwas klarer.
Da kommt es sehr aufs Timing an... ich weiss, du magst keine Videos ins Netz stellen. Aber ginge es, dass du mir welche über PN schickst? Ich muss die Körpersprache sehen..🙂 Insgesamt scheint mir schnelles!! Radfahren ohne Leine mit diesem Hund eigentlich ideal, damit der Stress abbauen kann... 😉 Habt ihr eine Ecke, die nicht wildreich ist, wo er nicht auf die Idee kommen würde zu jagen? Wobei sich vieles auch gegenseitig bedingt.. meine Gina ist bei ihrer Vorbesitzerin auch jagen gegangen... bei mir macht sie das nicht mehr 😉 Ich würde es durchaus mal probieren, wo du dich traust, den Hund abzuleinen. Dann aber auch nicht im gemütlichen Zockeltempo, sondern Sprint 😁 Also kurz, dafür aber knackig.. 😁
 
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Tom
22. Juli 15:16
Danke für deinen Erfahrungsbericht :) Bei meinem Mann gibt es die Probleme auch, aber nicht (mehr) so heftig. Bei uns ist es genau andersrum: Mein Mann hört beim Gassi Podcasts, um "in sich zu ruhen" und für ihn funktioniert das. Ich bin voll dabei beim Gassi gehen und habe mehr Ausraster. Schön, dass ihr eine gute Lösung gefunden habt und deine Tochter jetzt besser mit eurem Hund klar kommt :)
Sorry, mein Posting war zwischenzeitlich kurz weg, jetzt wieder da. Die Botschaft von mir war eigentlich, dass es scheinbar Unterschiede gibt, wer mit läuft. Unsere Strategie 1:1 kopieren kann natürlich nicht Sinn der Sache sein. Aber gerade bei unterschiedlichem Verhalten je nach Gassi Führer genau zu schauen, was/bei wem funktioniert und was dabei wohl der springende Punkt ist, könnte helfen
 
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Peter
22. Juli 15:16
Wenn ich frontal auf ihn zu gehe setzt er sich meistens... bei ihm ist "sitz" gleich "sitz" und "bleib" entsprechend bemüht ist er dann, auch bei Reizen zu bleiben. Wenn ich das Kommando nicht gebe stehen die Chancen dafür nicht so gut. Naja, er geht von selbst aus dem Weg, wenn wir an ihm vorbei wollen. Manchmal braucht er eine Ansprache oder einen Stups, damit er das versteht. Er ist etwas schwer von Begriff. Kürzlich stand er über einen Minute im Wohnzimmer, weil die Hündin in "seinem" Bett lag. Ein unlösbares Problem, Rauchwolken aus dem Dickschädel. Am Ende musste ich ihm zeigen, dass er noch zwei Betten zur Auswahl hat. Dankeschön :) wir haben mit ihm schon einiges erreicht, ich hoffe, der Rest kommt auch noch. Die Nerven brauchen wir sicher :D Danke auch für Deine vielen Nachrichten, ich hoffe, wir können davon etwas umsetzen.
Hey Kat, ich hab jetzt mal bis zu dieser Stelle gelesen, also keine Ahnung, was da noch kommt 😉 (ist ja sehr umfangreich hier). Auch von mir erstmal ein Kompliment, dein Engagement ist toll und du machst einen sehr reflektierten Eindruck. Und auch von mir der Zusatz: Ferndiagnose ist schwierig. Deshalb gebe ich nur Tipps, die nicht schaden oder den Status Quo verschlimmern würden. Also ich sehe folgende Baustellen und Ansatz: DICH, DEINEN MANN, HUND, TEAM, UMGANG, UMGEBUNG Zu dir: Du hast Selbstzweifel! Du bist dir unsicher, ob du die nächste Situation an der nächsten Ecke managen kannst. Du gehst quasi schon vor die Tür in dem Bewusstsein, dass der Hund an der Einfahrt ausflippt. Und genau das passiert dann auch. Selbsterfüllende Prophezeiung! Der Hund spürt das und verhält sich entsprechend. Deine innere Unruhe, die du auch nicht verstecken oder überspielen kannst, spürt der Hund. Noch bevor du es selber wahrnimmst. Sie sind absolute Empathie-Meister! Cool kann man nicht spielen oder simulieren, man muß es SEIN! Deshalb musst du für dich das richtige mentale Mindset finden. Geh raus mit dem Bewusstsein: Uns kann nichts passieren, ich freue mich auf die nächste Begegnung, ich hab alles im Griff. Was helfen könnte: Mach Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditation, spiel gedanklich alle Eventualitäten und deine Reaktion darauf durch. Dann bist du mental schonmal gewappnet. Atmung und Puls sind wichtig, wie Christina auch schon sagte. Die daraus resultierende Souveränität und Coolness wird deinen Hund beeindrucken. Idealerweise wird er sich besser an dir orientieren. Dann deine Rolle bzw Position und die deines Mannes. Du hast den Eindruck, dass dein Mann den besseren Bezug und die körperlich besseren Argumente und eine stärkere Strenge hat. Das mag sein, ist aber falsch! Klar muß man sich bei so einem Kaliber an Hund auch mal körperlich durchsetzen, die sind ja auch nicht zimperlich. Aber es darf nicht der Kurs sein! Wenn ihr körperlich seid, ist es der Hund auch. Er lernt das ja durch euch. Der Umgangston muss sich ändern, denn am Schluß hat er mit 42 Zähnen, 20 scharfen Krallen, 4 Beinen, nem Rottweiler-Dickkopf und nem Schäferhund-Temperament und über 30kg (=90kg Mensch) einfach die besseren Argumente. Körperlich könnt ihr das 100%ig nicht lösen. Es wird immer ein Kampf sein, der euch zum Weinen bringt und frustriert und die Spirale dreht sich weiter... Ihr müsst da Deeskalation betreiben und dem Hund einen friedlichen Weg voller Alternativen bieten. "Dieses Verhalten finde ich doof, aber stattdessen kannst du Jenes machen..." Ausserdem vertraut ein Hund einem nicht, wenn der Mensch ausflippt oder körperliche Härte zeigt! Jeder Ausraster, ob Klapps auf den Hintern, Würgegriff oder Alpharolle (größter Blödsinn) führen nur zu Vertrauensverlust und Misstrauen. Ein souveräner Führer flippt niemals aus! Never! So einem Menschen folgt ein Hund nicht freiwillig, er sieht das als Schwäche und Gefahr. Wenn er dennoch folgt, nur aus Angst oder mangels Optionen. Da dein Mann einerseits wohl besser mit ihm kann und deine Position gefestigt werden muss (im Sinne von Respekt), würde ich deinen Gatten mal 4 Wochen komplett rausnehmen. Du sprichst mit deinem Hund, dein Mann aber nicht. Er ignoriert den Hund 100%. Du fütterst, am besten aus der Hand. Futter nur gegen Leistung. Niemals für süß gucken oder anwesend sein. Nur für Unterordnung und Respekt gibt es was. Wenn er 3 Tage doof ist und zickt, gibt es eben 3 Tage kein Futter. Natürlich gibt es dann auch keine Rauf- und Zerrspiele mehr, das ist eh maximal "bescheuert" und je dynamischer und größer der Hund ist, desto weniger ratsam ist das. Das pusht nur und das könnt ihr echt nicht noch zusätzlich gebrauchen. Stattdessen übe mit ihm Unterordnung und meinetwegen irgendwelche sinnlosen lustigen Tricks. Wirkung: du und der Hund habt viel Interaktion, er muß dir folgen, die Aktivität findet er gut, Bindung wird besser, du musst dich in ruhiger Umgebung durchsetzen, das fördert den Respekt. Natürlich (und das macht ihr ja schon) verwaltest du alle Ressourcen, Räume etc. Team: Wie eben schon beim "Training" beschrieben: Bindung aufbauen. Zusätzlich zu der UO könnt ihr vermehrt kleine oder größere Abenteuer bestehen. Geht in den Wald, möglichst abgeschieden = wenig Hunde und erlebt gemeinsam tolle Sachen. Klettert nen schwierigen Berg hoch und runter (natürlich kontrolliert geht der Hund hinter dir), überquert Bäche, Klettert über Baumstämme und rennt gemeinsam über eine Blumenwiese oder schick ihn ins Wasser. Schwimmt gemeinsam. Genießt es maximal, gemeinsam etwas zu machen, genießt die gemeinsame Zeit. Also das, wofür Ihr einen Hund habt! Vergesst in dem Moment den Scheiß an der Straßenecke! DAS BINDET! Gemeinsame coole Erlebnisse. Und wenn ihr beide dann entspannt seid, lernt der Hund Frauchen neu kennen. Und ihr werdet ein Team, der Hund orientiert sich an dir und ist aufmerksamer. Also mehr DU, weniger Körperlichkeit, dafür mehr Spaß und Souveränität. Der Hund kommt aus Spanien. Okay. War ein Jahr alt und keiner weiß, was er da erlebt hat. Das ist auch völlig egal. Erfahrung hin oder her, das HEUTE zählt. Hunde leben nicht im gestern oder morgen, wie wir. Sie leben im JETZT! Heute zählt. Natürlich sind im Welpenalter gemachte negative Erfahrungen irgendwo gespeichert, aber nicht präsent. An eurer doofen Straßenecke, die ihn triggert, muß was anderes passiert sein. Neu und falsch verknüpft. Entweder war da mal ne blöde Begegnung oder er war unsicher und ihr habt ihn da durchgezerrt oder gar gemassregelt. Vielleicht? Auf jeden Fall war da was körperliches, wie ich gelesen habe. Natürlich findet er die Ecke dann doof. Und vielleicht jede andere Ecke auch. Das blöde an schlecht oder gar nicht sozialisierten Hunden, und dazu gehört er wohl, ist, dass sie ihre Umwelt immer neu bewerten und einschätzen müssen. Sie haben leider nicht gelernt: Ah das hab ich schon 3x gesehen oder erlebt, das ist ungefährlich, alles cool. Ein Welpe lernt das in der Sozialisation und kann generalisieren. Ein Hund, der das nicht gelernt hat, hat immer Kopfkino. Ein Grund mehr, dass er erkennen muss, dass er keine Sorgen, Ängste oder Entscheidungen treffen muß! Das macht ihr, bzw du. Deswegen sind Vertrauen, Routinen, Bindung und Position immens wichtig. Und Respekt! Aber Respekt bekommst du nicht durch körperliche Überlegenheit oder Härte, sondern nur durch Souveränität und Zuverlässigkeit und durch Vorbild sein. Der Hund braucht Alternativen und Vorbilder! An der Ecke ausflippen ist nicht! Wenn er dir vertraut, dass DU für ihn die Dinge entscheidest und regelst: Leine ihn mal 10m vor der Ecke an! Geh gucken, ob die "Luft rein ist". Übernimm den Raum und die Verantwortung für seinen Schutz! Du beschützt ihn, nicht er dich. Das geht auch, wenn du nur 40kg wiegst und er ebenso. Kraft und Gewicht spielen keine Rolle! DANN sagst du, das alles easy peasy ist und beginnst an der Stelle ein Spiel. Ball, Apportieren oder so. Oder du fütterst ihn dort. Mach diesen Trigger-Ort zu seinem Lieblingsplatz! Lobe ihn, wenn er in seiner Komfortzone cool ist und erweitere diese. So kannst du dich rantasten und es wird mit der Zeit immer selbstverständlicher. Auch bei Hundebegegnungen: Weggehen und sitzenbleiben habt ihr ja schon probiert. Du warst aber zu angespannt und er ging vor. Da hat er dir nicht vertraut und auch nicht respektiert! Leine ihn am Laternpfosten an, schick ihn ins Bleib und geh DU zu dem anderen Hund und Menschen. Verwickel sie in ein Gespräch, nett und locker, lacht. Streichel mal wenn erlaubt den anderen. Dein Hund wird dich ganz genau beobachten und einschätzen: Frauchen hat die Situation im Griff und der andere ist gar nicht so schlimm. Mit der Zeit wird das seine Unsicherheit lindern, deine Position stärken und er dir mehr vertrauen. Denn das ist ja der Punkt: Unsicherheit und zu wenig Vertrauen. Hoffe das hilft euch etwas. Peter & Neo 🖖
 
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Sonja
22. Juli 15:17
Super Hinweis! Den Verdacht hatten wir auch schon und haben das untersuchen lassen. Bin aber nicht sicher, ob das beide Werte waren. TA meinte aber Schilddrüse ist ok. Alles, was uns medizinisch so eingefallen ist, haben wir inzwischen ausschließen lassen. Wir wollte sichergehen, dass uns das nicht im Training hindert. Aber, wo wir es davon haben: Nachdem ihm nach der Kastration die Fäden gezogen wurden war er 2 Tage der liebste Hund der Welt. Danach hat es wieder angefangen. Wahrscheinlich Zufall? (Schmerzmittel hat er in der Zeit nicht bekommen)
Erster TA meinte auch dass Wert ok sei, aber es war halt nur der eine Wert. Den anderen hat er gar nicht auswerten lassen… und genau der war halt nicht in Ordnung 🤦🏻‍♀️. Tipp von diesem TA: suchen Sie sich einen vernünftigen Trainer…. Da hätten wir noch viele suchen können und es wäre nichts besser geworden, weil der Hund in so einem Fall gar nichts dafür kann. Verhaltenstrainer haben wir uns trotzdem gesucht und auch mit dessen Hilfe das Problem mit der Schilddrüse geklärt bekommen. Und so kann jetzt auch zielführendes Training starten 💪🏻
 
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Dogorama-Mitglied
22. Juli 15:21
Hey Kat, ich hab jetzt mal bis zu dieser Stelle gelesen, also keine Ahnung, was da noch kommt 😉 (ist ja sehr umfangreich hier). Auch von mir erstmal ein Kompliment, dein Engagement ist toll und du machst einen sehr reflektierten Eindruck. Und auch von mir der Zusatz: Ferndiagnose ist schwierig. Deshalb gebe ich nur Tipps, die nicht schaden oder den Status Quo verschlimmern würden. Also ich sehe folgende Baustellen und Ansatz: DICH, DEINEN MANN, HUND, TEAM, UMGANG, UMGEBUNG Zu dir: Du hast Selbstzweifel! Du bist dir unsicher, ob du die nächste Situation an der nächsten Ecke managen kannst. Du gehst quasi schon vor die Tür in dem Bewusstsein, dass der Hund an der Einfahrt ausflippt. Und genau das passiert dann auch. Selbsterfüllende Prophezeiung! Der Hund spürt das und verhält sich entsprechend. Deine innere Unruhe, die du auch nicht verstecken oder überspielen kannst, spürt der Hund. Noch bevor du es selber wahrnimmst. Sie sind absolute Empathie-Meister! Cool kann man nicht spielen oder simulieren, man muß es SEIN! Deshalb musst du für dich das richtige mentale Mindset finden. Geh raus mit dem Bewusstsein: Uns kann nichts passieren, ich freue mich auf die nächste Begegnung, ich hab alles im Griff. Was helfen könnte: Mach Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditation, spiel gedanklich alle Eventualitäten und deine Reaktion darauf durch. Dann bist du mental schonmal gewappnet. Atmung und Puls sind wichtig, wie Christina auch schon sagte. Die daraus resultierende Souveränität und Coolness wird deinen Hund beeindrucken. Idealerweise wird er sich besser an dir orientieren. Dann deine Rolle bzw Position und die deines Mannes. Du hast den Eindruck, dass dein Mann den besseren Bezug und die körperlich besseren Argumente und eine stärkere Strenge hat. Das mag sein, ist aber falsch! Klar muß man sich bei so einem Kaliber an Hund auch mal körperlich durchsetzen, die sind ja auch nicht zimperlich. Aber es darf nicht der Kurs sein! Wenn ihr körperlich seid, ist es der Hund auch. Er lernt das ja durch euch. Der Umgangston muss sich ändern, denn am Schluß hat er mit 42 Zähnen, 20 scharfen Krallen, 4 Beinen, nem Rottweiler-Dickkopf und nem Schäferhund-Temperament und über 30kg (=90kg Mensch) einfach die besseren Argumente. Körperlich könnt ihr das 100%ig nicht lösen. Es wird immer ein Kampf sein, der euch zum Weinen bringt und frustriert und die Spirale dreht sich weiter... Ihr müsst da Deeskalation betreiben und dem Hund einen friedlichen Weg voller Alternativen bieten. "Dieses Verhalten finde ich doof, aber stattdessen kannst du Jenes machen..." Ausserdem vertraut ein Hund einem nicht, wenn der Mensch ausflippt oder körperliche Härte zeigt! Jeder Ausraster, ob Klapps auf den Hintern, Würgegriff oder Alpharolle (größter Blödsinn) führen nur zu Vertrauensverlust und Misstrauen. Ein souveräner Führer flippt niemals aus! Never! So einem Menschen folgt ein Hund nicht freiwillig, er sieht das als Schwäche und Gefahr. Wenn er dennoch folgt, nur aus Angst oder mangels Optionen. Da dein Mann einerseits wohl besser mit ihm kann und deine Position gefestigt werden muss (im Sinne von Respekt), würde ich deinen Gatten mal 4 Wochen komplett rausnehmen. Du sprichst mit deinem Hund, dein Mann aber nicht. Er ignoriert den Hund 100%. Du fütterst, am besten aus der Hand. Futter nur gegen Leistung. Niemals für süß gucken oder anwesend sein. Nur für Unterordnung und Respekt gibt es was. Wenn er 3 Tage doof ist und zickt, gibt es eben 3 Tage kein Futter. Natürlich gibt es dann auch keine Rauf- und Zerrspiele mehr, das ist eh maximal "bescheuert" und je dynamischer und größer der Hund ist, desto weniger ratsam ist das. Das pusht nur und das könnt ihr echt nicht noch zusätzlich gebrauchen. Stattdessen übe mit ihm Unterordnung und meinetwegen irgendwelche sinnlosen lustigen Tricks. Wirkung: du und der Hund habt viel Interaktion, er muß dir folgen, die Aktivität findet er gut, Bindung wird besser, du musst dich in ruhiger Umgebung durchsetzen, das fördert den Respekt. Natürlich (und das macht ihr ja schon) verwaltest du alle Ressourcen, Räume etc. Team: Wie eben schon beim "Training" beschrieben: Bindung aufbauen. Zusätzlich zu der UO könnt ihr vermehrt kleine oder größere Abenteuer bestehen. Geht in den Wald, möglichst abgeschieden = wenig Hunde und erlebt gemeinsam tolle Sachen. Klettert nen schwierigen Berg hoch und runter (natürlich kontrolliert geht der Hund hinter dir), überquert Bäche, Klettert über Baumstämme und rennt gemeinsam über eine Blumenwiese oder schick ihn ins Wasser. Schwimmt gemeinsam. Genießt es maximal, gemeinsam etwas zu machen, genießt die gemeinsame Zeit. Also das, wofür Ihr einen Hund habt! Vergesst in dem Moment den Scheiß an der Straßenecke! DAS BINDET! Gemeinsame coole Erlebnisse. Und wenn ihr beide dann entspannt seid, lernt der Hund Frauchen neu kennen. Und ihr werdet ein Team, der Hund orientiert sich an dir und ist aufmerksamer. Also mehr DU, weniger Körperlichkeit, dafür mehr Spaß und Souveränität. Der Hund kommt aus Spanien. Okay. War ein Jahr alt und keiner weiß, was er da erlebt hat. Das ist auch völlig egal. Erfahrung hin oder her, das HEUTE zählt. Hunde leben nicht im gestern oder morgen, wie wir. Sie leben im JETZT! Heute zählt. Natürlich sind im Welpenalter gemachte negative Erfahrungen irgendwo gespeichert, aber nicht präsent. An eurer doofen Straßenecke, die ihn triggert, muß was anderes passiert sein. Neu und falsch verknüpft. Entweder war da mal ne blöde Begegnung oder er war unsicher und ihr habt ihn da durchgezerrt oder gar gemassregelt. Vielleicht? Auf jeden Fall war da was körperliches, wie ich gelesen habe. Natürlich findet er die Ecke dann doof. Und vielleicht jede andere Ecke auch. Das blöde an schlecht oder gar nicht sozialisierten Hunden, und dazu gehört er wohl, ist, dass sie ihre Umwelt immer neu bewerten und einschätzen müssen. Sie haben leider nicht gelernt: Ah das hab ich schon 3x gesehen oder erlebt, das ist ungefährlich, alles cool. Ein Welpe lernt das in der Sozialisation und kann generalisieren. Ein Hund, der das nicht gelernt hat, hat immer Kopfkino. Ein Grund mehr, dass er erkennen muss, dass er keine Sorgen, Ängste oder Entscheidungen treffen muß! Das macht ihr, bzw du. Deswegen sind Vertrauen, Routinen, Bindung und Position immens wichtig. Und Respekt! Aber Respekt bekommst du nicht durch körperliche Überlegenheit oder Härte, sondern nur durch Souveränität und Zuverlässigkeit und durch Vorbild sein. Der Hund braucht Alternativen und Vorbilder! An der Ecke ausflippen ist nicht! Wenn er dir vertraut, dass DU für ihn die Dinge entscheidest und regelst: Leine ihn mal 10m vor der Ecke an! Geh gucken, ob die "Luft rein ist". Übernimm den Raum und die Verantwortung für seinen Schutz! Du beschützt ihn, nicht er dich. Das geht auch, wenn du nur 40kg wiegst und er ebenso. Kraft und Gewicht spielen keine Rolle! DANN sagst du, das alles easy peasy ist und beginnst an der Stelle ein Spiel. Ball, Apportieren oder so. Oder du fütterst ihn dort. Mach diesen Trigger-Ort zu seinem Lieblingsplatz! Lobe ihn, wenn er in seiner Komfortzone cool ist und erweitere diese. So kannst du dich rantasten und es wird mit der Zeit immer selbstverständlicher. Auch bei Hundebegegnungen: Weggehen und sitzenbleiben habt ihr ja schon probiert. Du warst aber zu angespannt und er ging vor. Da hat er dir nicht vertraut und auch nicht respektiert! Leine ihn am Laternpfosten an, schick ihn ins Bleib und geh DU zu dem anderen Hund und Menschen. Verwickel sie in ein Gespräch, nett und locker, lacht. Streichel mal wenn erlaubt den anderen. Dein Hund wird dich ganz genau beobachten und einschätzen: Frauchen hat die Situation im Griff und der andere ist gar nicht so schlimm. Mit der Zeit wird das seine Unsicherheit lindern, deine Position stärken und er dir mehr vertrauen. Denn das ist ja der Punkt: Unsicherheit und zu wenig Vertrauen. Hoffe das hilft euch etwas. Peter & Neo 🖖
Hallelujah🙏🙏🙏 ich könnte dich knutschen!! ❤️🌹❤️