Liebe Tine,
Da hast Du Recht, dann erzähle ich auch mal von unserem "Problemhund" 😉
Herr Schulz kam mit 6 Jahren zu uns, nachdem er 2 Jahre im Tierheim war, wo er der Gassi Hund meines Freundes war. Wir wussten also, worauf wir uns einließen: einen hübschen und gelehrigen Hund, der aber ein riesen Problem mit anderen Hunden hat, an der Leine pöbelt (was eigentlich untertrieben ist, er wird zum Werwolf) und im Tierheim sogar schon einen anderen Hund gebissen hat. Egal ob Rüde oder Hündin, kastriert oder nicht, groß oder klein, alles wird angefallen.
Wir wollen das Problem sofort in Angriff nehmen, erkundigen uns nach Hundeschulen, und bekamen 5 Monate später einen Termin bei einer Trainerin, die auf dieses Problem spezialisiert ist. (komisch, noch ganz viele andere kamen auf die Idee, sich während der Pandemie einen Hund zuzulegen 😂)
Ich war zu Anfang optimistisch und mutig, dass ich damit schon klar komme. Doch mehrfach hatte ich so unglückliche Hundebegegnungen, dass ich richtig, richtig Panik bekam, es könnte etwas schlimmes passieren, und so ging ich nicht mehr alleine mit ihm raus. Aber ich arbeitete zu Hause daran, eine Bindung zu ihm aufzubauen, wir haben das Apportieren des Futter Dummys, den Rückruf und sonstige "Spiele" bei uns im Garten nahezu perfektioniert! Aber eben nur dort, nicht vor der Haustür.
Mein Freund hatte mittlerweile das Training begonnen, und anfangs zeigten sich auch Fortschritte. Aber dann Stillstand, Schulzi fixierte immernoch andere Hunde und war dann nicht ansprechbar. Also schlug die Trainerin eine neue Richtung ein. Das war Anfang dieses Jahres. Mein Freund kann mittlerweile mit dem Hund der Trainerin eine fast normale Gassi Runde gehen, wobei Schulzi manchmal die Zurückhaltung vergisst, dann aber ansprechbar ist und sich sofort wieder einfängt.
Im August habe ich dann mit dem gleichen Training begonnen. Zuerst Leinenführigkeit unter Ablenkung, wenn ein Ball oder ein Stöckchen fliegt. Dann, während ein Stoffhund in der Ecke sitzt - und schließlich der umherhüpfende Hund der Trainerin. Wir haben gute Fortschritte gemacht, er lief gut neben mir, und geriet er ins Fixieren, ließ er sich gut zurück holen und konzentrierte sich wieder auf mich.
Und da kam der Rückschritt... Schulzi fing plötzlich an, seine Kräfte mit mir messen zu wollen, wenn ich ihm zu Hause Geschirr und Halsband anziehen wollte. Er hat komplett auf stur geschaltet, nicht mal mehr Blickkontakt aufgenommen.
Und dann hat er sich auf dem Trainingsgelände wieder verhalten wie zu Anfang, ich hatte keine Chance, mich mit ihm dem anderen Hund zu nähern, ohne dass er ausgerastet ist. Zwei Wochen lang ging das so, und dann habe ich diesen Beitrag verfasst.
Aber ich kann berichten, dass es langsam wieder vorwärts zu gehen scheint! Ich habe mich jetzt erstmal wieder auf die kleinen Dinge konzentriert, und das Anziehen im Flur klappt schon wieder diskussionslos. Klingt blöd, aber vermutlich jeder von euch weiß, wie froh ich darüber bin!
Außerdem habe ich meine Erwartungen noch etwas weiter runter geschraubt: Mein Traum war ein Hund, mit dem ich einen ganzen Tag lang im Taunus oder Spessart entspannt wandern gehen kann.
Aber ich habe nunmal einen Traumhund, der zu Hause und im Garten perfekt hört, ein mega ruhiger Homeoffice Dog ist, noch nie etwas zerstört hat, und der trotz seiner früheren Wachhund Karriere weder den Garten verteidigt, noch den DHL oder Lieferando Boten verjagen möchte und in jedem Besucher bei uns zu Hause einen Spiel- oder Kuschelpartner erwartet 🥰
Hallo Rafaela, schau Mal, hier habe ich etwas ausführlicher über uns geschrieben 🙂
Aber ganz egal, was mein Problem ist, ich freue mich über alle Erfolgsgeschichten! Es ist toll zu lesen, was andere geschafft haben und wie sich jede einzelne durch eine schwere Zeit gekämpft hat, um an Ende auf den Erfolg blicken zu können.
Außerdem finde ich, es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine ist und dass andere auch ihre Probleme/chen haben - die jede auf ihre eigene Weise bewältigt bekommt 🙂