Ich wünschte wir hätten mehr Hundebegnungen und mehr Halter würden Bilbo, der erstmal aus Angst Agro wirkt, eine Chance geben, denn nur so bekomme ich seine Angst im Griff. Eine Angst die schon vorhanden war als wir ihn übernahmen.
Wenn er einen Hund sieht bedeutet es für ihn erstmal eine potentielle Gefahr, entsprechend sieht seine Körpersprache dann aus. Natürlich wird dann um uns herum ein Bogen gemacht.
Wir hatten letztens eine ganz tolle aber unbeabsichtigte Begegnung. Hätte durchaus voll in die Hose gehen können.
Wir sind einen kleinen Pfad im Wald lang, wo man so gut wie nie jemanden antrifft. Sehr viele Wildtiere, Leinenpflicht, meine an der 15 m Schlepp, die bei mir am Gurt eingehakt ist.
Meine Jungs ca 8-10 m voraus am erkunden. Ich hörte direkt hinter mir plötzlich ein Geräusch, drehte mich um, stand da ein fröhlicher Labbi vor mir. Eigentlich Grund zur Freude aber wie Bilbo greifen damit nichts passiert?
Kola kam angeflitzt, fröhlich, er macht gerne Freundschaften. Bilbo kam im Affenzahn angerast, mit Bürste und Zähne, ich bereit ihn zu greifen.
Ca. 0,5-1 m vor mir legte er den Schalter um, Bürste weg und das schönste Strahlen im Gesicht. Labbi war nämlich ein Mädchen.
Alle freundlich, geschnüffelt dann gespielt, es war ein Traum.
Während dessen hab ich dann mal geguckt wo der dazugehörige Mensch ist. Nix. Gewartet. Immer noch nix. Da die sich verstanden hatte ich dann schon geplant den Labbi mit zur nächsten Polizeiwache zu nehmen, dachte mir, dass sie vielleicht im angrenzenden Dorf stiften gegangen ist.
Irgendwann kam dann eine Joggerin Entschuldigungen rufend angelaufen, es täte ihr leid, sie gehorcht noch nicht so gut, sie dachte hier wäre niemand anderes, geht ja sonst keiner hier lang usw.
Über das Verhalten der Joggerin einen nicht abrufbaren Hund im leinenpflichtigen Wald mit einer sehr hohen Anzahl an Waldtieren und Jägern frei laufen zu lassen, könnte man diskutieren. Ich habe nicht mal eine Leine sehen können.
Ich blieb freundlich, immerhin haben meine Hunde von der Begegnung profitiert, konnte es mir aber nicht verkneifen ihr zu sagen, dass sie Glück hat, dass ihr Hund ein Mädchen und freundlich ist, das hätte mit Bilbo und einem Rüden anders ausgehen können und ich hätte garantiert keinerlei TA Kosten in diesem Fall bezahlt.
Auch wenn das Verhalten der Halterin nicht ok war, so war diese Begegnung für Bilbo unglaublich wichtig. Er hat endlich mal erleben dürfen, dass nicht jeder freilaufende Hund automatisch eine Gefahr darstellt. Und sein Verhalten hat sich seitdem deutlich verändert. Abwartender was der andere für einer ist und nicht gleich seine Show des Verschreckens abziehend.
Denn im Grunde ist das nur Show von ihm „Ich verschrecke den anderen bevor ich wieder gebissen werde.“ Wären mehr trotz seiner Show bereit eine Begegnung zu probieren, dann hätten wir sein Problem bestimmt schon längst im Griff.
Ich kann natürlich verstehen, dass so manch einer lieber den Bogen macht. Aus Respekt anderen gegenüber mache ich mit Bilbo ja auch den Bogen aber was er eigentlich bräuchte sind genau solche Begegnungen wie mit dem Labbi. Lernen, dass Hundebegegnungen toll sein können ohne dass er auseinandergenommen wird.