Ich halte schon lange Hunde, und aktuell habe ich auch wieder ein Welpenmädchen, 4 Monate alt, die zu unserer kleinen Hundegruppe dazu gestoßen ist. Ich hatte aus der Erfahrung heraus meine Vorstellungen und dementsprechend geplant, wie wir den Alltag gestalten.
Aber jeder Hund ist anders, und die kleine Lucy hält uns mit Dingen auf Trab, mit denen ich nie gerechnet hätte. Also Pläne weg, neu überlegen, sich auf Lucy einstellen wie sie ist. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Hund anders ist, als gedacht, das ist ganz normal.
Es gibt aber ein paar Dinge, die immer gelten. Ein Welpe braucht Zeit und Aufmerksamkeit, nicht nur 1 Woche, und nicht nur nebenbei. Wenn ich lese, "ich hatte gerade keine Zeit mit ihm rauszugehen" oder "ich will lieber in Ruhe meinen Kaffee trinken" geht mir die Hutschnur hoch. Mit so einer Einstellung sollte der Welpe tatsächlich besser an den Züchter zurückgegeben werden.
Mit Boxentraining oder Welpenauslauf kann man sich aber durchaus entlasten. Denn wie bei Kleinkindern: wenn es still wird, sollte man schnell nachschauen, ob der Welpe schläft oder gerade ein Stromkabel anknabbert oder ein Blatt von der giftigen Zimmerpflanze zupft.
Nachts braucht Ihr ungestörten Schlaf, da ist ein Welpe im Bett völlig kontraproduktiv, wie Du gemerkt hast. Ein Platz neben dem Bett, wo Du die Hand raushängen lassen kannst, entspannt die Situation deutlich.
Wenn Du übermüdet bist (nicht nur dann), kannst Du tagsüber mit dem Welpen Kontaktliegen. Wenn Du dabei einschläft, umso besser.
Ich finde es gut, dass Ihr Euch besser organisieren wollt, das hätte ich als erstes vorgeschlagen. Wir haben uns für Lucy nacheinander Urlaub genommen, so dass sie einige Wochen unsere volle Aufmerksamkeit hat. Nutzt aus, dass Dein Freund so flexibel ist. Einigt Euch, wer gerade ein Auge auf den Welpen hat, und der andere hat in dieser Zeit frei, egal für was, auch nur zum Durchschnaufen. Niemand kann 24/7 ein Auge auf dem Welpen haben, das kann nur überfordern.
Für den Hund, egal in welchem Alter, ist wichtig, dass Ihr ruhig und souverän die Führung übernehmt. Ihr müsst auf die Bedürfnisse des Welpen eingehen, könnt und müsst aber auch Struktur in den Alltag bringen. Beispiel Stubenreinheit: Der Hund kommt raus nach dem Schlafen, Fressen, Toben und nach Aufregung. Meistens müssen sie dann sowieso. Zusätzlich immer, wenn ein Malheur passiert ist, und zwar sofort, wenn Ihr es entdeckt. Kommentarlos nehmen und raus. Wegputzen könnt Ihr danach. So lernt er schnell, sich zu melden. Legt Euch alles bereit, was Ihr zum rausgehen braucht, es muss am Anfang wirklich schnell gehen.
Es hört sich für mich so an, dass hauptsächlich der Schlafmangel zu Deinem Thread geführt hat, und Ihr jetzt gute Pläne für die Zukunft habt. Ob Ihr dem Stress, den ein Hund in jedem Alter mit sich bringen kann, gewachsen seid, könnt Ihr nur selbst beurteilen.