Hallo Vi.
Du hast schon einige Punkte selbst angesprochen. Überdrehter Hund, zu späte Reaktion von dir.....
Wie alt ist sie? 12 Wochen? Vielleicht gehst du zu lange mit ihr raus. Du sagst selbst, dass sie meist draußen => durch die vielen Eindrücke <= aufdreht. Geh mit ihr in eine reizarme Umgebung, wo nicht so viel los ist. Wenig andere Hunde, wenig bis gar keine Autos und Radfahrer etc.
Ich denke, es hat bei dir viel mit dem (noch nicht) richtigen Timing zu tun. Und bei deiner Süßen sieht es mir nach Reizüberflutung aus.
Kurze Spaziergänge, dafür öfter. Keine stundenlangen Erkundungen.
Du schreibst, sie ist erst 4 Wochen bei dir. Sie muss auch erst noch richtig ankommen und Bindung zu dir (und deiner Familie) aufbauen.
Ich würde vielleicht draußen ein ganz klein wenig mit ihr toben (körperliche Auslastung) und im Haus/Wohnung Denksport mit ihr machen. Aber auch das nur ganz wohl dosiert, damit sie nicht wieder überfordert wird und aufdreht. Dann hast du nichts gewonnen.
Hi! Ich stimme Simone voll zu und du hast ja selbst schon richtig erkannt: komplett reizüberflutet und noch nicht lange bei dir...
Du hast mit Sam auch eine interessante (brisante) Mischung! Ridgebacks sind sehr mutige, aber auch sehr sehr sensible Hunde und Schäferhunde sind sehr impulsiv und triebig. Das kann einen innerlich sehr unausgeglichenen, zerissenen Hund ergeben.
Obwohl eine sehr gute Sozialisation in dem Alter essentiell und mega wichtig ist, um später einen ausgeglichenen Hund zu bekommen, solltet ihr das in sehr kleinen Schritten tun. Dein Hund braucht Ruhe, Ruhe und noch mehr Ruhe. Mach langweilige Minirunden, immer die selbe für den Anfang. Das gibt Sam Sicherheit und Routine. Diese lahmen Runden könnt ihr nach einer Weile stetig erweitern. Immer wenn sie sich in ihrer Komfortzone sicher fühlt, kannst du erweitern.
Grundsätzlich braucht ihr ein klares Regelwerk, was sie darf und was nicht. Viel Routine und Strukturen geben ihr eine Orientierung und Sicherheit und das führt zu Bindung. Macht lieber Kopfarbeit statt Action, keine Zerrspiele, kein Bällewerfen, das pusht nur und ist pures Gift (für die Zähne und Gelenke auch Mist). Viel schlafen, mindestens 18 bis 20 Stunden!
Dein Abbruchsignal scheint nicht zu sitzen! Das "Nein" wird nicht verstanden, es ist nur ein Wort! Es hat noch keine Bedeutung für sie. Das lässt sich ganz gut trainieren mit Spielzeug und Leckerlies:
Beginne ein Spiel, lass sie richtig auf das Spielzeug abfahren für einen Augenblick. Dann beanspruchst du das Spielzeug für dich, denn es ist DEINS! Beuge dich mit dem Oberkörper vor, strenger Augenkontakt und du nimmst es ihr aus dem Maul (eventuell Schnauzgriff) und sagst ruhig, aber bestimmt "Nein" und nimmst das Spielzeug dann in den Arm.
Akzeptiert sie das (Feedback könnte ein Lecken über die Nase sein, oder sie weicht zurück, oder guckt verdutzt) bekommt sie ein Leckerlie. Dann wiederholst du das 10x. Sie sollte das Spielzeug immer selbstverständlicher und schneller freigeben. Im Prinzip kannst du so auch "Aus" trainieren.
Das selbe mit Leckerlies: du legst was tolles vor sie hin, sagst nichts. Sie will an die Wurst, dann blockst du sie an der Brust und legst die Hand auf DEINE Wurst und sagst wieder, wie zuvor, "Nein!". Wenn sie das akzeptiert, darf sie die Wurst nach ein paar Sekunden haben.
Das ist auch gleichzeitig Frustrationstoleranz und Impulskontrolle üben.
Das selbe kannst du mit allen möglichen Objekten machen. Alles ist deins und du verwaltest diese Ressourcen. Erstmal ist alles NEIN, nur wenn sie ruhig und brav ist, bekommt sie es.
Das selbe würde ich mit Raum machen. Raum und Bewegungsfreiheit ist eine wichtige Ressource für einen Hund. Auch das solltest du managen. Also fordere deine Individualdistanz ein, etabliere Tabuzonen (Couch, Badezimmer, Küche oder so) wo sie nicht rein oder drauf darf.
Das "Nein" kannst du und solltest du immer Körpersprachlich untermauern. Es darf kein Zweifel daran geben, dass du dieses Nein auch absolut so meinst. Als Massregelung kannst du sie an der Schulter mit zwei Fingern antippen.
Wenn das sitzt, kannst du es bei der Beisshemmung verwenden. Beisst sie zu, quieckst du übertrieben laut und schrill (wie es Welpen machen), sagst dein "Nein!", stehst auf und gehst weg. Alternativ schmeißt du sie für 2 Minuten aus dem Zimmer. Entzug der Aufmerksamkeit wirkt eigentlich immer. Aber alles mit Souveränität und Ruhe, nicht laut oder hektisch werden oder schuppsen. Das pusht nur und könnte als Spielaufforderung interpretiert werden. Ausserdem – Stichwort Timing – solltest du rechtzeitig agieren statt nur zu reagieren. Bei meinem Hund konnte ich ihm schon am Blick und seiner Körpersprache lesen, dass er gleich in den nächsten 2 Sekunden durchdrehen wird. Dieser irre, triebige Blick! Das ist dann dein Einsatz! Direkt unterbinden, bevor es passiert. Agieren, statt reagieren! Macht viel Eindruck bei deinem Hund, wenn er merkt, dass du ihn durchschaut hast und schneller bist. 😉
Nimm dir dafür mal 4 Wochen Zeit... Dann ist bestimmt mehr Ruhe drin, Sam ist mehr angekommen bei dir und ihr kennt euch besser. Dann ist auch mehr Vertrauen und Bindung da und du kannst die eigentliche Sozialisation starten...
Gutes Gelingen!