Hallo Franzi, das Gleiche Verhalten zeigt Kalle (jetzt 16 Monate, fing aber auch bereits mit etwa 10 Monaten an) und hat damals unser Merlin ebenfalls gezeigt als „junger Erwachsener“ bzw. in der Pubertät.
Bei Merlin ist eine gesteigerte Wachsamkeit bzw. Misstrauen in der Dämmerung, Dunkelheit oder bei „merkwürdigen“ Menschen (aus Hundesicht) geblieben, bei Kalle weiß ich es noch nicht.
Ich halte es ein Stück weit für normal, in Bezug auf ursprüngliche Verhaltensweisen. Der Welpe hat nur den Job, sich zu verstecken und wird beschützt. Heranwachsende Hunde haben aber zunehmend den Job, das Rudel mit zu verteidigen (Reviereindringlinge) bzw. vor potentielle Gefahren zu warnen.
Ich halte Kalle bei Dunkelheit an der Leine. Wenn Kalle etwas bedrohliches (aus Kalle’s Sicht, können auch Nachbarn sein, die er nicht sofort erkennt) wahrnimmt zeigt er das deutlich an. Ich kann ihn dann noch „einfangen“ bevor die Bellerei anfängt (sehr unangenehm auf der Gute-Nacht-Runde nach 23 Uhr 😉). Kalle orientiert sich aber sehr an mir und akzeptiert auch, dass ich das wahrgenommen habe und eskaliert dann nicht.
Ich habe folgende Reihenfolge: Kurzes Lob für die Warnung (halte es für falsch, diese instinktive Regung zu maßregeln/zu unterdrücken), gleichzeitig „übernehme“ ich körpersprachlich (Körperstraffung - bitte nicht lachen 😆) vor den Hund kommen in Richtung „Bedrohung“ und wenn er bellt Abbruchsignal. Kalle bleibt dann aufmerksam, aber relativ ruhig. Ein Knurren oder grollen bleibt aber manchmal doch, finde ich aber auch nicht schlimm.
Im Freilauf habe ich schon ein treffsicheres Gespür, welche Menschen/Situationen Kalle spooky findet und rufe ihn dann frühzeitig zurück und leine ihn an. Dann gibt es auch keine Eskalation, da vertraut er mir scheinbar. Ich muss aber gestehen, dass Kalle auch gegenüber einem Menschen mal Theater gemacht hat, den ich zu spät wahrgenommen habe. Kalle verbellt auf Abstand, ich konnte ihn dann auch anleinen, trotzdem natürlich sehr unangenehm, der junge Mann hat aber meine Entschuldigung akzeptiert. Ich leine Kalle nun noch konsequenter an unübersichtlichen Stellen an, da er in der „Aufregung“ dem Rückruf nicht gefolgt ist (war ausgerechnet da natürlich etwas weiter vorgelaufen 😣) und ich niemanden so einer Situation (drohender, bellender Hund) aussetzen möchte.
Insgesamt denke ich, dass man den „Trieb“ nicht unterdrücken kann und sollte, aber an der eigenen „Führungsrolle“ kann man arbeiten, generell den Hund vielen Umgebunsreize aussetzen, „Begegnungstraining“ mit Menschen, falls es da ein Defizit gibt (ist bei Kalle nicht der Fall, ist völlig relaxt, wenn ich mal mit ihm in die Stadt/über den Wochenmarkt gehe, sehr freundlich/aufgeschlossen auch Fremden gegenüber).
Vielleicht kommen ja noch Empfehlungen für ein zielgerichtetes Training, insofern danke für deine Fragestellung, würde da gerne mit profitieren 😊