Was Nike und Ralf gesagt haben, kann ich so unterschreiben ☺️
Ich hab selbst nen jungen, dynamischen, triebigen Junghund von 14 Monaten und kenne eure "Probleme". Wenn ein interessanter Mensch, ein anderer Hund, ein Hase auftaucht oder er ne Spur aufnimmt (und momentan ist alles irgendwie ne Spur 😂), liegt sein Fokus nur noch darauf.
Während der Sozialisation hat Neo sehr viele Hunde kennengelernt, mein Ziel war, dass er eine gute Hundekommunikation erlernt und verträglich ist. Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass er zu jedem Hund hin möchte zum Spielen. Diese Erwartingshaltung baue ich derzeit (mühevoll) ab. Er darf nur noch zu anderen Hunden, wenn ich ihm das Okay gebe.
Ich arbeite intensiv an einer sehr guten Bindung. Dazu gehört, dass ich sein Mittelpunkt seiner Welt ist. Das zieht sich durch den ganzen Alltag. Dazu gehört Ressourcenverwaltung, Regeln und Strukturen aufstellen und einhalten, Aktionen beginnen und beenden, zb spielen. Sicherheit und Verlässlichkeit geben durch Klarheit und Konsequenz und dadurch, dass ich die Aufgabe habe, die Dinge zu klären, nicht er. So baut sich Vertrauen auf.
Sehr wichtig finde ich ist auch gegenseitiger Respekt. Er respektiert (meistens), dass ich meine Ansichten und Bedürfnisse und meinen Raum einfordere und umgekehrt respektiere ich seine Bedürfnisse. Zum Beispiel darf er schnüffeln, aber nicht wenn er zieht. Er soll anständig neben mir gehen, sodass wir "gemeinsam" durch die Welt gehen. Es ist "unser" Spaziergang, nicht nur seiner. Er darf mit seinen Sinnen die Welt wahrnehmen, Hund sein, aber zu den Regeln, die ich aufgestellt habe. Wenn er nicht zieht, darf er schnüffeln, er bekommt explizit ein "Okay", wenn ein toller Baum kommt oder eine gut riechende Wiese. Das heißt aber nicht, dass er jeden Baum, jeden zweiten Grashalm, jeden Hund beschnüffeln muss. Der Hund merkt, dass ich seine Bedürfnisse erkenne und er sie ausleben darf, halt nur nicht immer. Das hat schon sehr geholfen, das Leineziehen zu verringern, denn er hat gelernt, dass er zum Ziel kommt, wenn er meine Regeln respektiert.
Für den Interessant zu sein ist bei starker Ablenkung bzw Reizen nicht einfach. Ich versuche es so: Sei neben o.g. Verlässlichkeit auch mal überraschend. Mach öfter mal was Neues, Unerwartetes. Wenn der Fokus des Hundes auf etwas anderes abdriftet (Timing!), einfach mal anfangen ein Stück zu Joggen. Oder finde einen Baum total spannend und untersuche ihn. Da ist ne Mauer oder ein Stapel Baumstämme? Prima klettere mit dem Hund drauf rum, überwindet gemeinsam Hindernisse. Erklimmt einen steilen Hügel und helft euch gegenseitig da hoch. Überquert einen Bach und findet gemeinsam eine Lösung. Rennt gemeinsam über eine Wiese, einfach so und macht ein Fangspiel draus und lass den "Ball" mal in der Tasche. Habt gemeinsam Spaß, lach dabei und sei fröhlich. Wenn man eine fröhliche Energie verbreitet hast du die volle Aufmerksamkeit. Lass auf dem Spaziergang auch "zufällig" mal einen toll gefüllten Futterbeutel fallen, geh 100m weiter und dann könnt ihr den Beutel zusammen suchen. So passiert immer mal was Spannendes, Abwechslungsreiches, Unerwartetes. Das macht einen für den Hund interessant...