Home / Forum / Welpen & Junghunde / Pubertier oder Verhaltensauffällig

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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 17. Mai

Pubertier oder Verhaltensauffällig

Hallo liebe Community 😊 Obwohl ich schon 5 Welpen erzogen/großgezogen habe und das immer gleich gut geklappt hat, komme ich mit unserer jetzigen einjährigen Hündin, immer wieder an Grenzen. Sie ist einfach ganz anders, als die anderen Hunde vor ihr. Ich weiß, man soll die Hunde nicht miteinander vergleichen aber wir haben so viele Baustellen, dass ich nicht weiß, ob es sich nur um eine normale Pubertät handelt. Durch die Hundeschule habe ich immer guten Input erhalten, den ich auch konsequent umsetze und im Training ist sie voll die Streberin aber im normalen Alltag bzw. im Umgang mit mir und meiner Familie, kommt sie überhaupt nicht zurecht und ich frage mich, ob da mehr dahinter steckt. Ich kenne solche Verhaltensweisen einfach nicht und das macht mir große Sorgen. Ich schildere euch mal die Situationen. Ruhe halten: Kann sie nur, wenn wir sie auf ihre Decke schicken. Diese Vorgabe ist für sie schwer anzunehmen und sie steht dann wieder auf. Wenn ich sie zum Platz begleite und davor stehen bleibe, dann knurrt oder bellt sie auch schon mal. Das passiert auch, wenn ich mich gleich von ihr entferne. Diese Diskussion führe ich ungefähr seit 5 Monaten. Mal schicke ich sie 3 mal zurück aber derzeit eher 30 mal und sie wird ausfallend. Es gab kein Erfolgserlebnis für sie und ich bin dabei immer konsequent. Darf sie nach der Ruhezeit von der Decke herunter, dann irrt sie im Wohnzimmer umher, kratzt sich ständig, fiept und wirkt unzufrieden. Sie zeigt dann gestresstes Verhalten, weil sie keine Aufmerksamkeit bekommt. Ich gehe darauf nicht ein und ignoriere sie. Gespielt wird ausschließlich draußen, drinnen liegt der Fokus auf Ruhe. Spielzeug usw. liegt nicht herum. Bewegt sich jemand im Raum, ist sie wach. Bellen: Oft bei Geräuschen/Stimmen oder wenn sie generell unsicher ist. Auch Menschen, andere Tiere sind da in ihrem Fokus. Gleiches im Auto. Es gibt seit ihrer ersten Läufigkeit im Februar kein Tag ohne bellen. Hochheben/Anfassen: Lässt sich nicht heben. Sie gerät in Panik und maßregelt mich dann. Blöd beim TA. Sie lässt sich schon von Anfang an vom TA nicht gerne anfassen. Mit 15 Wochen war sie da noch völlig überdreht und heute knurrt und bellt sie. Lässt es aber mit eingezogener Rute über sich ergehen. Schnappen tut sie nicht. Medical Training hat gebracht, dass ich sie anfassen kann…. Ohren schauen, Zähne checken, Krallen schneiden. Alles ohne Probleme möglich. Anspringen/Distanzlosigkeit: Sie springt mich und die Familie an, obwohl wir ihr körpersprachlich und mit Abbruchsignal zu verstehen geben, dass dies ein NoGo ist. Das Abbruchsignal wurde gut aufgebaut und man kann sonst alle möglichen Situationen zuverlässig abbrechen. Nur die Situationen, die mit Nähe zu mir oder der Familie zu tun haben, bzw. wo ich sie als distanzlos empfinde, lassen sich nur mit einer folgenden Konsequenz abbrechen. Verlässt jemand den Raum und kommt nach 5 Minuten wieder, zeigt sie immer eine übertriebene Reaktion. Völlig aus dem Häuschen. Sie möchte in einen hinein kriechen. Beim schmusen leckt sie einen hektisch ab und macht auch vor dem Gesicht nicht halt. Ich breche dann einmal ab und wenn sie das nicht akzeptiert, muss sie runter von der Couch. Bei meiner Partnerin ist sie richtig frech und nutzt es aus, dass sie immer so lieb und geduldig mit ihr ist. Mit ihr geht sie drinnen im Haus am respektlosesten um. Anbellen, Knurren, Maßregeln in der Form von Anspringen usw.. Ich habe manchmal richtig Bauschschmerzen, wenn ich arbeiten muss und die beiden alleine lassen muss. Draußen: Nase ist draußen nur am Boden. Das ist schon immer so. Es sieht aber eher nach gestressten schnüffeln aus. Man merkt, wenn sie drüber ist. Sehr außenorientiert und auch oft reaktiv. Und dann wieder der perfekte Hund, gut orientiert und kooperativ. Verhalten: Ihr Verhalten würde ich als ambivalent beschreiben. Wichtig ist mir von Anfang an, alles in Ruhe zu machen. Es geht nur weiter, wenn sie sich zurücknimmt und sich entspannt. Aus dem Auto wird erst ausgestiegen, wenn sie entspannt ist, genau so beim verlassen des Hauses usw.. Ruhiges Verhalten wird gelobt. Das klappt richtig gut. Trotzdem haben wir jeden Tag die gleichen Reibungspunkte. Auslastung: Apportieren von Gegenständen, Futterbeutelsuche, Umwelt erkunden, Leinenführigkeit trainieren, Grunderziehung (Abbruchsignal, Impulskontrolle, Frustrationstoleranz), Schleppleinentraining, spielen im Garten. Alles immer im Wechsel. Unsere HuSchu empfiehlt eine Beschäftigungsdauer von maximal 2 Stunden am Tag. Damit fahren wir ganz gut. Wie schon gesagt, haben wir draußen die wenigsten Probleme mit ihr. Sie ist immer motiviert und hat Spaß an Beschäftigung. So einen schlauen Hund hatte ich noch nie. Sie lernt verdammt schnell. Andere Hunde: Sie ist immer freundlich und eher unterwürfig. Für mich fühlt es sich so an, als wenn ich sie nicht verstehe und ich die richtigen Knöpfe noch nicht gefunden habe. Ist es normal, dass sie jeden Tag alles hinterfragt aber draußen eher unsicher ist? Drinnen nach Aufmerksamkeit ringend und draußen eigenständig und ständig überfordert. Ich fühle mich als Versagerin und ich habe das Gefühl ihr nicht gerecht zu werden. Und natürlich habe ich Angst, was die Zukunft anbelangt. Vielleicht habt ihr ja ähnliche Erfahrungen gemacht und könnt mir von eurem Weg berichten. LG Mrs. Spotties
 
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Sandra
13. Mai 15:10
Was geht nicht?

Ich kann mich auf Ella nicht verlassen. Das hat nicht nur mit mangelnder Impulskontrolle zu tun.

Alleinebleiben geht nicht. Verlustängste und Unsicherheit prägen ihr Leben und führen leider auch zu einem Kontrollbedürfnis.

Freies Spiel geht nicht, weder mit Mensch noch mit Artgenossen. Zu gefährlich. Kippt zu schnell.

Sie ist hochintelligent und lernt neue Tricks mit Leichtigkeit, aber was einmal auf der Hirn-Festplatte festgeschrieben war bei ihrem Einzug, bekam ich in all den Jahren nicht mehr gelöscht oder auch nur ansatzweise überschrieben.

Sie knurrt heute noch unbekannte Dinge / Objekte an, wenn die ihrer Meinung nach dort, wo sie stehen, nicht hingehören. Ich kann ja froh sein, dass wir da mittlerweile vorbei kommen.

Sie hält „Warten“ nur sehr schwer aus, das gilt auch für ein Deckentraining.

Es gehen außer langweilig-ruhigen Spaziergängen mit ruhigen Artgenossen auf Abstand keine Bewegungsreize. Sie ist selbst ein Wirbelwind, hält aber andere spritzige Drei- oder Vierbeiner nicht aus.

In unbekannten Gegenden ist sie nur schwerlich ansprechbar.

Sie fährt von 0 auf 100 hoch in 1 sec. und das muss man vorab unbedingt vermeiden. Auslöser kann so ziemlich alles sein, je nach Tagesform.

Ihr Dummybeutel ist ihr ein und alles und ich bin sehr froh, dass wir uns mittlerweile im Wald aufhalten können ohne Panik und Geschrei und dort ruhige Suchspiele mit dem Beutel veranstalten können (nicht werfen, nur verstecken).

Man kann nicht mehr als 1 Aktivität planen. Anschließend müssen mehrere langweilig-ruhige Tage darauffolgen. Das schränkt z. B. Unternehmungen mit und ohne Freunde oder Urlaube sehr ein. Auch Besuch zuhause ist oftmals einfach zu aufregend, dann kommt sie nicht zur Ruhe.

Kinder gehen nicht. Für Kleinere zu gefährlich, Größere werden demonstrativ ignoriert. Kinder sind ihr unangenehm. Sie möchte nichts mit ihnen zu tun haben. Ich bedaure das sehr.

Maulkorb, Augentropfen, Ohrentropfen, Maulschlinge gehen nicht. Alles, was vor ihrem Gesicht verbleiben soll für ein paar Momente, löst Panik in ihr aus. Es ist nicht so, dass ich sie nicht behutsam und schrittweise an solche Dinge herangeführt hätte. Ich finde dann mühsam andere kreative Lösungen.

Ich habe in 2022 eine berufliche, praktische Prüfung abgelegt, für die ich meinen eigenen Hund hätte mitbringen dürfen. Zuhause hat sie mich da auch großartig bei der Vorbereitung / bei Übungen unterstützt. Sie am Tag der Prüfung dabeizuhaben, wäre schön gewesen, aber undenkbar wegen der anderen Mensch-Hund-Teams und der naturgemäß allgemeinen Aufregung.

Fensterlose Räume gehen nicht. Abschließen geht auch nicht, selbst wenn einer von uns (Herrchen oder Frauchen) mit im Zimmer sind. Panikattacke.

Das klingt nun alles so, als wenn ich zu doof wäre, diesen Hund zu erziehen. Aber ich kann mit Überzeugung versichern, dass dem nicht so ist. Ich habe es hier schon einmal angedeutet: Ella ist aus siebter Hand, depriviert und wäre sehr wahrscheinlich bei jedem anderen zum weiteren Wanderpokal geworden. Einer muss es tun und solche Hunde aushalten. Ich habe mich nicht bewusst dafür entschieden, aber wenn ich einmal „Ja“ sage, kann kommen was will, dann bleibt dieser Hund bis zum Ende.

Von daher hoffe ich, dass hier jetzt keine superdupertollen einfachen Lösungen für Ella und mich aufgezählt und präsentiert werden, denn wir haben unseren Weg gefunden und ich habe das wegen deiner Frage geschrieben, nicht aus Hilfsbedürftigkeit heraus. Gute Ratschläge hab ich aus meinem Umfeld genügend erhalten, halte mich aber lieber an das, was ich aus der Verhaltensberatung und den genannten Büchern ziehen konnte.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Mai 15:16
Was geht nicht? Ich kann mich auf Ella nicht verlassen. Das hat nicht nur mit mangelnder Impulskontrolle zu tun. Alleinebleiben geht nicht. Verlustängste und Unsicherheit prägen ihr Leben und führen leider auch zu einem Kontrollbedürfnis. Freies Spiel geht nicht, weder mit Mensch noch mit Artgenossen. Zu gefährlich. Kippt zu schnell. Sie ist hochintelligent und lernt neue Tricks mit Leichtigkeit, aber was einmal auf der Hirn-Festplatte festgeschrieben war bei ihrem Einzug, bekam ich in all den Jahren nicht mehr gelöscht oder auch nur ansatzweise überschrieben. Sie knurrt heute noch unbekannte Dinge / Objekte an, wenn die ihrer Meinung nach dort, wo sie stehen, nicht hingehören. Ich kann ja froh sein, dass wir da mittlerweile vorbei kommen. Sie hält „Warten“ nur sehr schwer aus, das gilt auch für ein Deckentraining. Es gehen außer langweilig-ruhigen Spaziergängen mit ruhigen Artgenossen auf Abstand keine Bewegungsreize. Sie ist selbst ein Wirbelwind, hält aber andere spritzige Drei- oder Vierbeiner nicht aus. In unbekannten Gegenden ist sie nur schwerlich ansprechbar. Sie fährt von 0 auf 100 hoch in 1 sec. und das muss man vorab unbedingt vermeiden. Auslöser kann so ziemlich alles sein, je nach Tagesform. Ihr Dummybeutel ist ihr ein und alles und ich bin sehr froh, dass wir uns mittlerweile im Wald aufhalten können ohne Panik und Geschrei und dort ruhige Suchspiele mit dem Beutel veranstalten können (nicht werfen, nur verstecken). Man kann nicht mehr als 1 Aktivität planen. Anschließend müssen mehrere langweilig-ruhige Tage darauffolgen. Das schränkt z. B. Unternehmungen mit und ohne Freunde oder Urlaube sehr ein. Auch Besuch zuhause ist oftmals einfach zu aufregend, dann kommt sie nicht zur Ruhe. Kinder gehen nicht. Für Kleinere zu gefährlich, Größere werden demonstrativ ignoriert. Kinder sind ihr unangenehm. Sie möchte nichts mit ihnen zu tun haben. Ich bedaure das sehr. Maulkorb, Augentropfen, Ohrentropfen, Maulschlinge gehen nicht. Alles, was vor ihrem Gesicht verbleiben soll für ein paar Momente, löst Panik in ihr aus. Es ist nicht so, dass ich sie nicht behutsam und schrittweise an solche Dinge herangeführt hätte. Ich finde dann mühsam andere kreative Lösungen. Ich habe in 2022 eine berufliche, praktische Prüfung abgelegt, für die ich meinen eigenen Hund hätte mitbringen dürfen. Zuhause hat sie mich da auch großartig bei der Vorbereitung / bei Übungen unterstützt. Sie am Tag der Prüfung dabeizuhaben, wäre schön gewesen, aber undenkbar wegen der anderen Mensch-Hund-Teams und der naturgemäß allgemeinen Aufregung. Fensterlose Räume gehen nicht. Abschließen geht auch nicht, selbst wenn einer von uns (Herrchen oder Frauchen) mit im Zimmer sind. Panikattacke. Das klingt nun alles so, als wenn ich zu doof wäre, diesen Hund zu erziehen. Aber ich kann mit Überzeugung versichern, dass dem nicht so ist. Ich habe es hier schon einmal angedeutet: Ella ist aus siebter Hand, depriviert und wäre sehr wahrscheinlich bei jedem anderen zum weiteren Wanderpokal geworden. Einer muss es tun und solche Hunde aushalten. Ich habe mich nicht bewusst dafür entschieden, aber wenn ich einmal „Ja“ sage, kann kommen was will, dann bleibt dieser Hund bis zum Ende. Von daher hoffe ich, dass hier jetzt keine superdupertollen einfachen Lösungen für Ella und mich aufgezählt und präsentiert werden, denn wir haben unseren Weg gefunden und ich habe das wegen deiner Frage geschrieben, nicht aus Hilfsbedürftigkeit heraus. Gute Ratschläge hab ich aus meinem Umfeld genügend erhalten, halte mich aber lieber an das, was ich aus der Verhaltensberatung und den genannten Büchern ziehen konnte.
Das freut mich sehr das ihr euch gefunden habt und sie einfach sein kann wie sie nun einmal ist. Ohne mit dauerndem Training überschüttet zu werden das sie nicht bewältigen kann. ❤️
 
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Sandra
13. Mai 15:34
Das freut mich sehr das ihr euch gefunden habt und sie einfach sein kann wie sie nun einmal ist. Ohne mit dauerndem Training überschüttet zu werden das sie nicht bewältigen kann. ❤️
Ich war immer so ehrgeizig, aus meinen schwierigen Hunden mit Vorleben und Traumata Vorzeigehunde zu machen. Ella hat mir diesen Zahn gezogen. Ich musste einsehen, dass das mit ihr einfach nicht funktionieren würde. Das zu akzeptieren fällt schwer. Dennoch freu ich mich über jede Begegnung, in der man ihr die Probleme überhaupt nicht anmerkt. Auch das gibt es eben mittlerweile.

Vielen Dank für deine so liebe und verständnisvolle Antwort.

Es ist nicht leicht, sich hier mit einem solchen Hund zu „outen“, wenn man es doch eigentlich besser wüsste, der Hund aber eben nicht mitspielt, weil er nicht mitspielen kann.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Mai 15:43
Ich war immer so ehrgeizig, aus meinen schwierigen Hunden mit Vorleben und Traumata Vorzeigehunde zu machen. Ella hat mir diesen Zahn gezogen. Ich musste einsehen, dass das mit ihr einfach nicht funktionieren würde. Das zu akzeptieren fällt schwer. Dennoch freu ich mich über jede Begegnung, in der man ihr die Probleme überhaupt nicht anmerkt. Auch das gibt es eben mittlerweile. Vielen Dank für deine so liebe und verständnisvolle Antwort. Es ist nicht leicht, sich hier mit einem solchen Hund zu „outen“, wenn man es doch eigentlich besser wüsste, der Hund aber eben nicht mitspielt, weil er nicht mitspielen kann.
Es ist doch schön, wenn ihr euren Weg gefunden habt und das ihr es für euch passend gestaltet. Du hast es zum Wohl von Ella geschafft, dein eigenes Ego zurückzustellen und einen gemeinsamen Weg zu finden. Hut ab.......
 
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Ilona
13. Mai 16:02
Was geht nicht? Ich kann mich auf Ella nicht verlassen. Das hat nicht nur mit mangelnder Impulskontrolle zu tun. Alleinebleiben geht nicht. Verlustängste und Unsicherheit prägen ihr Leben und führen leider auch zu einem Kontrollbedürfnis. Freies Spiel geht nicht, weder mit Mensch noch mit Artgenossen. Zu gefährlich. Kippt zu schnell. Sie ist hochintelligent und lernt neue Tricks mit Leichtigkeit, aber was einmal auf der Hirn-Festplatte festgeschrieben war bei ihrem Einzug, bekam ich in all den Jahren nicht mehr gelöscht oder auch nur ansatzweise überschrieben. Sie knurrt heute noch unbekannte Dinge / Objekte an, wenn die ihrer Meinung nach dort, wo sie stehen, nicht hingehören. Ich kann ja froh sein, dass wir da mittlerweile vorbei kommen. Sie hält „Warten“ nur sehr schwer aus, das gilt auch für ein Deckentraining. Es gehen außer langweilig-ruhigen Spaziergängen mit ruhigen Artgenossen auf Abstand keine Bewegungsreize. Sie ist selbst ein Wirbelwind, hält aber andere spritzige Drei- oder Vierbeiner nicht aus. In unbekannten Gegenden ist sie nur schwerlich ansprechbar. Sie fährt von 0 auf 100 hoch in 1 sec. und das muss man vorab unbedingt vermeiden. Auslöser kann so ziemlich alles sein, je nach Tagesform. Ihr Dummybeutel ist ihr ein und alles und ich bin sehr froh, dass wir uns mittlerweile im Wald aufhalten können ohne Panik und Geschrei und dort ruhige Suchspiele mit dem Beutel veranstalten können (nicht werfen, nur verstecken). Man kann nicht mehr als 1 Aktivität planen. Anschließend müssen mehrere langweilig-ruhige Tage darauffolgen. Das schränkt z. B. Unternehmungen mit und ohne Freunde oder Urlaube sehr ein. Auch Besuch zuhause ist oftmals einfach zu aufregend, dann kommt sie nicht zur Ruhe. Kinder gehen nicht. Für Kleinere zu gefährlich, Größere werden demonstrativ ignoriert. Kinder sind ihr unangenehm. Sie möchte nichts mit ihnen zu tun haben. Ich bedaure das sehr. Maulkorb, Augentropfen, Ohrentropfen, Maulschlinge gehen nicht. Alles, was vor ihrem Gesicht verbleiben soll für ein paar Momente, löst Panik in ihr aus. Es ist nicht so, dass ich sie nicht behutsam und schrittweise an solche Dinge herangeführt hätte. Ich finde dann mühsam andere kreative Lösungen. Ich habe in 2022 eine berufliche, praktische Prüfung abgelegt, für die ich meinen eigenen Hund hätte mitbringen dürfen. Zuhause hat sie mich da auch großartig bei der Vorbereitung / bei Übungen unterstützt. Sie am Tag der Prüfung dabeizuhaben, wäre schön gewesen, aber undenkbar wegen der anderen Mensch-Hund-Teams und der naturgemäß allgemeinen Aufregung. Fensterlose Räume gehen nicht. Abschließen geht auch nicht, selbst wenn einer von uns (Herrchen oder Frauchen) mit im Zimmer sind. Panikattacke. Das klingt nun alles so, als wenn ich zu doof wäre, diesen Hund zu erziehen. Aber ich kann mit Überzeugung versichern, dass dem nicht so ist. Ich habe es hier schon einmal angedeutet: Ella ist aus siebter Hand, depriviert und wäre sehr wahrscheinlich bei jedem anderen zum weiteren Wanderpokal geworden. Einer muss es tun und solche Hunde aushalten. Ich habe mich nicht bewusst dafür entschieden, aber wenn ich einmal „Ja“ sage, kann kommen was will, dann bleibt dieser Hund bis zum Ende. Von daher hoffe ich, dass hier jetzt keine superdupertollen einfachen Lösungen für Ella und mich aufgezählt und präsentiert werden, denn wir haben unseren Weg gefunden und ich habe das wegen deiner Frage geschrieben, nicht aus Hilfsbedürftigkeit heraus. Gute Ratschläge hab ich aus meinem Umfeld genügend erhalten, halte mich aber lieber an das, was ich aus der Verhaltensberatung und den genannten Büchern ziehen konnte.
Genauso ist es, einiges was du beschrieben hast, kenne ich von Yuna auch. Du hast deinen Weg gefunden. Das ist toll. Ich bewundere das sehr, weil ich weiss, wieviel Tränen, Arbeit und Engagement das auch kostet. Hut ab.
 
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Mirle
13. Mai 16:02
Ich möchte dir Mut machen, ruhig noch mal nach einer anderen Hundeschule zu suchen. Ich habe Balou mit 6 Monaten übernommen. Abgegeben weil er nach Frau und Kind schnappte. Es stellte sich heraus, dass sein Verhalten durch ein Bruch im Schultergelenk kam. Bis das diagnostiziert wurde hab ich sein Verhalten: Schnappanfälle, er konnte sich nicht beruhigen, war auf Spaziergängen extrem reizüberflutet, in der Wohnung überdreht usw durch ungeeignete Erziehung verstärkt ( Rüttelflasche, blocken, zu viel Strenge). Ich habe 3 Hundeschulen gebraucht bis ich richtig gelandet bin. Ich konnte bei jeder was mitnehmen ( Box als Ruheraum aufbauen, Hund an der Leine zur Ruhe kommen lassen, hat sich sehr bewährt) aber eine grundlegende Verbesserung gab es erst bei Trainer innen die sehr humorvoll waren und den Druck rausgenommen haben, der Hund müsse funktionieren. Ich kann jetzt mit Freundlichkeit auf Balou sehen und um so entspannter werden wir. Hab Mut nach einer guten Begleitung zu suchen, jemand der dich und deinen Hund stärkt.
 
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Sandra
13. Mai 16:08
Genauso ist es, einiges was du beschrieben hast, kenne ich von Yuna auch. Du hast deinen Weg gefunden. Das ist toll. Ich bewundere das sehr, weil ich weiss, wieviel Tränen, Arbeit und Engagement das auch kostet. Hut ab.
Ja, das stimmt, Engagement über ein normales Maß hinaus ist notwendig. Die Tränen hab ich laufen lassen nach der ersten Sitzung Verhaltensberatung. Da ist so viel Anspannung und Druck von mir gewichen und ich hab endlich einen Weg entstehen sehen. Mein Mann sagt heute noch, dass da ein Knoten bei uns allen geplatzt sein muss (obwohl mit Ella überhaupt nichts gemacht wurde, sie lag lediglich dabei). Ab da ging es aufwärts, mit vielen Rückschritten dazwischen, aber das spornt mich ja nur noch mehr an, es weiter zu versuchen.
 
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Sandra
13. Mai 16:09
Genauso ist es, einiges was du beschrieben hast, kenne ich von Yuna auch. Du hast deinen Weg gefunden. Das ist toll. Ich bewundere das sehr, weil ich weiss, wieviel Tränen, Arbeit und Engagement das auch kostet. Hut ab.
Vielen herzlichen Dank auch dir für die lieben und verständnisvollen Worte!
 
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Christa
13. Mai 16:21
Wenn ich so überlege, ist das Deckentraining gar nicht aufgebaut. Wir bringen sie auf die Decke und ohne Auflösesignal geht es dort nicht runter. Das war die Anleitung von der HuSchu. Weder Pfoten, noch Schnauze reichen über den Rand hinaus. Wir sind nur noch am korrigieren. Am Anfang hat sie das noch akzeptiert aber jetzt rebelliert sie gegen diese Maßnahme. Kong, Schleckmatte, was zum kauen, gibt es ausschließlich dort.
Ich hab das Gefühl dass du dich einfach zu sehr stresst mit der Erziehung versuche sie mit der Hausleine am Platz zu halten und setze dich etwas abseits dazu ohne sie zu beachten ( lies Zeitung oder so) mit der Zeit wird sie lernen dass nichts Aufregendes passiert und sie wird auch gelassener werden!
 
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Ina
13. Mai 16:24
@ Spotties
Kennst du das Entspannungssignal?
Ich denke das ist etwas, was euch auch in dieser schwierigen Situation etwas helfen könnte (ohne alle anderen Vorschläge deswegen hinten anzustellen!)
Das Entspannungssignal hilft dem Hund ungemein in die Entspannung zu finden (auf dein Signal hin). Das ist dem Hund angenehm, dadurch baut sich ein besonders Vertrauen, Sicherheit und Bindung auf.
Gerade mit dieser Daueranspannung von deinem Hund kann ich mir das als Akutmassnahme gut vorstellen.