Hi Michelle. Das Thema Sozialisation ist für einen jungen Hund so ziemlich das wichtigste und nützlichste für sein ganzes weitere Leben. Da den Fokus drauf zu legen, ist goldrichtig! Hunde lernen im Welpenalter rasend schnell, sind aber auch rasendschnell "leer". Einfach zu viel Input, um verarbeitet werden zu können. Da es aber wahnsinnig viel zu lernen und zu erfahren gibt und man idealerweise nur bis zum 6. oder 7. Monat Zeit hat, sollte man eine Balance finden, die dem Hund und seinem individuellen Charakter gerecht wird. Dieses optimale Zeitfenster für die Sozialisation ergibt sich aus der Tatsache, daß junge Hunde Neues aufsaugen, wie ein Schwamm, das junge Gehirn ist bereit, Informationen zu Generalisieren. Das heißt, mehrfach positive Erlebnisse und Lernerfahrungen werden lebenslang positiv verknüpft. Negative aber ebenso. 3x Mist erlebt, immer Mist. Deswegen sollte man behutsam sein und abwägen, was gut ist und was nicht. Beispiel Welpenspielstunde! Kann total super sein! Wenn die Hunde in Energie, Größe und Temperament aufeinander abgestimmt sind und Trainer und Besitzer darauf achten, was okay ist und was nicht. Und wann getrennt werden sollte oder ein Stopp angebracht ist. Dann ist es für alle super. Es gibt aber auch solche Gruppen, wo die Welpen sich selbst überlassen in den Pulk geworfen werden. Der starke Welpe lernt: ich komme mit Körperlichkeit und Dominanz an mein Ziel, werde ich immer so machen und der unterlegene Hund, der immer gedisst und gemoppt wird, entwickelt für immer eine gewisse Unsicherheit oder gar Angst! Deswegen Augen auf.
Welpen sollten aber nicht nur ihre Altersklasse kennenlernen, sondern alle. Ebenso möglichst viele Rassen und Größen. Insbesondere schwer zu lesende Hunde, wie Bulldoggen und Mops und Dalmatiner etc. sollten bekannt und gelernt sein! Unheimlich viele Hunde entwickeln Aggressionen gegen harmlose Möpse, weil sie die nicht kennengelernt haben.
Neben Hundebegegnungen gilt aber auch: Menschen aller Couleur, Größe, Alter und Mobilität kennenzulernen. Also auch das Kleinkind, Sportler mit lauten Geräten, Kinderwagen, Gehstöcke, Rollator usw. Alles!
Und natürlich das riesige Gebiet der Alltagsgegenstände. Von dem Straßenverkehr mit Bus, Bahn, LKW und Autos über Roller und Skater, Müllabfuhr und Großbaustelle oder auch Fußgängerzone, Einkaufszentrum und Volksfest... Mit zunehmendem Alter sollte alles dabei sein.
Natürlich immer positiv und in kleinen Schritten herangeführt. Dabei würde ich immer zunächst in der Komfortzone des Hundes bleiben. Bis wohin fühlt er sich sicher? Und dann über Spiel und Spaß und positive Bestärkung (ohne großartig zu locken) den Hund ein Level weiter zu führen. Bis es einwandfrei sitzt und keine Unsicherheit mehr erzeugt. Und wenn, seid ihr natürlich der Fels in der Brandung, die Schutzhöhle, der sichere Hafen.
Für mehr Selbstvertrauen und Bindung eignen sich viele kleine (!) Herausforderungen, Aufgaben, Abenteuer und natürlich viel Schmusen und Kuscheln.
Da das richtig gemacht sehr aufwändig und langwierig ist, braucht man auch dieses Halbe Jahr. Da der Hund immer viel Ruhephasen braucht (18-20h), bleibt gar nicht so viel Zeit am Tag zum Training. Deswegen könnte man sich eine Art Trainingsplan erstellen, damit man nichts vergisst, den Hund nicht überfordert und eine Steigerung planen kann.
In der dann kommenden Pubertät ist man froh, diesen Grundstock (inklusive den Basic Kommandos) drin zu haben. Denn dann kommen ganz andere Herausforderungen 😂
Dann ist man eigentlich safe.
Macht man das nicht, hat ein älterer Hund immer mit Unsicherheiten zu kämpfen und muß jede Situation neu bewerten, da er nicht auf seinen generalisierten Erfahrungsschatz zurück greifen kann.
Viel Spaß mit Tamo!
PS: lasst ihn erstmal ne Woche oder so ankommen 🖖