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Rike
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Anzahl der Antworten 148
zuletzt 20. Mai

Hunde aus dem Tierschutz für Anfänger?

Endlich ist es soweit! Wir wollen einen Hund. Wir sind eine Familie mit zwei Kindern (neun und zwölf Jahre alt), die in einer Wohnung in München lebt und nun die Familie um einen Hund erweitern möchte. Wir haben sehr wenig Hundeerfahrung durch das Hundesitting bei Freunden. Am liebsten möchten wir einem Hund eine Chance geben, der sonst vielleicht kein zu Hause hätte - also aus dem Tierschutz … Allerdings wollen wir gerne einen Welpen, damit wir mit der Erziehung starten können, wenn der Hund noch ganz klein ist. Viele Tierschutz-Welpen aus dem Ausland werden im Internet angeboten (wir würden das natürlich nur mit einem Verein machen, der sich damit auskennt). Diese Welpen sind dann allerdings erst in Deutschland, wenn sie schon sechs Monate alt sind. Und man muss sich entscheiden ohne das Tier einmal vorher in echt getroffen zu haben. Das fühlt sich für mich irgendwie komisch an und ich würde mich freuen, wenn Ihr eure Erfahrungen und Ideen teilt. Vielen lieben Dank!
 
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Dogorama-Mitglied
13. Mai 11:27
Als Familie und Ersthundebesitzer mit wenig Erfahrung empfehle ich euch als Pflegestelle ranzutasten. Dann könnt ihr den Hund kennenlernen und auch übernehmen. Der Gedanke einen Tierschutzwelpen eine Chance zu geben ist schön, aber ohne Erfahrung ein Überraschungspaket. Wie die Katze im Sack. Mit zwei jungen Kindern, einen Job und dann einen Welpen - Hut Ab. Das ist nicht ohne. Für Anfänger eignen sich Welpen vom Züchter ohne Vorgeschichte oder Erwachsene Hunde. Ihr mutet euch sonst leider zu viel zu :/
Wobei man auch sagen muss, dass ein Welpe vom Züchter ebenfalls eine Menge Arbeit bedeutet! Würde ich in dieser Situation aber auch bevorzugen als einen pubertierenden Hund mit unbekannter Vorgeschichte.
 
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Catarina
13. Mai 11:28
schwieriges thema! mir war es doch wichtig, den hund schon als welpe zu haben. erstmal finde ich die phase doch wunderschön und wollte die nicht verpassen, zweitens haben wir ihm von anfang an an die stadt gewöhnt also bahn fahren, laute geräusche, viele menschen usw. mein freund hat vorher nie einen hund gehabt und wollte lieber einen rasse hund haben, da man in der regel von charakter her bessser einschätzen kann. es ist dann ein berner sennenhund geworden. es war eine lang überlegte entscheidung und am ende eine richtige. natürlich muss man sich aber gedanken machen, was zu einem passt. also ein berner z.b ist ein toller hund, auch für familien und anfänger, aber doch groß und schwer und von dem her hat er ganz anderen bedürfnissen als zum beispiel einen dackel. aber auch im vergleich zu einem border collie zB braucht er wesentlich weniger auslastung und förderung, obwohl er viel großer ist. man muss sich also richtig überlegen was man realistisch leisten kann und dann viel recherche machen was am besten passt.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Mai 11:29
@Rike was spricht gegen einen schon erzogenen Hund, der aus der Pubertät draußen ist? Trainieren kann man auch einen erwachsenen Hund noch. Aber ein “Scheidungsopfer” zum Beispiel wäre mit höchster Wahrscheinlichkeit Leinenführig, stubenrein und kann alleine bleiben
 
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Fee
13. Mai 11:29
Ich habe einen Welpen aus dem Tierschutz geholt. Ich habe ihn mit ca. 5 Monaten kennengelernt und mit 6 Monaten bekommen. Ich konnte ihn im Tierheim aber erstmal kennenlernen. Für eine Familie und dann gerade als Ersthundbesitzer mit wenig bis kaum Erfahrung würde ich raten, das zu lassen. Ich hatte ja so gesehen einen "Welpen", bzw. Junghund. Er hat absolut Probleme mit Kindern, was man vorher gar nicht merken konnte (das hat sich erst nach der Eingewöhnung gezeigt). Ein Anfängerhund ist er auf gar keinen Fall und wäre in einer Familie ein absoluter Risikofaktor und super gefährlich. Klar kann das gut gehen, aber ich würde es lassen. Gerade wegen der Kinder. Dem Hund zu liebe, damit er nicht vielleicht wieder abgegeben werden muss, würde ich es auch lassen. Ich würde ins Tierheim gehen und nach einem schon erwachsenen Hund schauen. :) Die Mitarbeiter können sagen welche Hunde geeignet sind, welcher welche Macke hat und was die Umstände sind. Und wenn es ein Welpe sein soll, dann auf Nummer sicher gehen und einen vom Züchter holen, wo die Sozialisation (normalerweise) gut gelaufen ist. Man sollte Welpen aber nicht unterschätzen! Die Erziehung ist quasi genauso zeitaufwendig, als hätte man ein einjähriges Kind, nur dass der Hund auch noch keine Windel trägt. Also: es kann gut gehen, aber als gut gemeinten Rat würde ich sagen, dass ihr das lassen solltet. :) Ein erwachsener Hund aus dem Tierheim wäre einfach geeigneter, wenn es ein Tierschutzhund sein soll.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Mai 11:47
Also ich würde mir nochmals überlegen, ob es denn wirklich ein Welpe sein muss, Anfänger tun sich aus meiner Erfahrung oft mit bereits ausgewachsenen Hunden einfacher. Außerdem würde ich, wenn Auslandstierschutz beim ersten Hund einen aus einer Pflegestelle nehmen. Welpen gibt es auch bereits jünger aus dem Auslandstierschutz, allerdings werden die dann meist nur zu einem bereits erwachsenen Hund vermittelt... Hier ein Beispiel: https://www1.wdr.de/fernsehen/tiere-suchen-ein-zuhause/wirsucheneinzuhause-koda-und-welpen-100.html
 
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Dogorama-Mitglied
13. Mai 12:04
Die mangelnde Hubdeerfahrung find ich ehrlich gesagt überhaupt nicht schlimm. Viel wichtiger ist die Bereitschaft zu lernen und sich bewusst zu sein, dass ein Hund nicht nur Glück und Liebe, sondern auch Arbeit und Kompromisse bedeutet. Seid ihr bereit, einen Hund 'blind' zu adoptieren, egal was rauskommt? Wenn sich herausstellt, dass er Leben in der Wohnung nicht kennt? Anschlägt? Jagt? Kein Auto fahren kann? Nicht allein bleiben will? Die Kinder hütet, heißt im Rennen stoppt und in die Waden zwickt? Wenn er Besucher bedroht? Mein Hund wurde an den Erstbesitzer als Goldie-Mix vermittelt, ist aber ein HSH Mix mit starker Territorialitat. Seid ihr bereit, das dann zu managen und Kompromisse einzugehen, bis das Thema trainiert ist? Monatelang? Oder ein Hundeleben lang? Wenn ihr dazu bereit seid, holt euch das, womit ihr euch am wohlsten fühlt. Auslandstierschutz, Tierheim, Züchterwelpe. Wenn ihr auch nur bei einem Punkt sagt 'Ne, das wäre No Go': Nehmt nur Hunde, die ihr vorher kennenlernt. Tierheim, Pflegestelle, Züchterwelpe. Holt euch keinen Hund blind, fragt kritisch nach und seid ehrlich in der Beratung, was für euch Ausschlusskriterien sind. Bei Junghunden/Welpen kommt noch die Pubertät dazu und die Welpenerziehung. Stubenreinheit, Beißhemmung, das sind Dinge, das haben viele erwachsene Hunde in D schon drauf. Leinenführigkeit und Alleinsein werdet ihr auch bei vielen erwachsenen Hunden trainieren müssen. Aber im TH sitzen nicht nur absolute Problemfälle, sondern wie Marie schon sagte auch Scheidungsopfer, Erbfälle und Hunde, die wegen Umzugs nicht bei ihren Besitzern bleiben konnten. Die haben dann nichts auf dem Kerbholz, werden aber entsprechend auch schnell vermittelt.
 
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Cari
13. Mai 12:07
Noch eine Stimme gegen einen Auslandsjunghund. Da habt ihr euch wirklich das allerschwierigste Level ausgesucht! Allein schon aus Sicherheitsgründen. Hunde sind mit ca. drei Jahren mental erwachsen. Etwaige Aggression wird dann meistens schnell sichtbar. Junge Hunde dagegen sind oft lange nur schüchtern oder ängstlich - dass sich dahinter Aggressionspotenzial verbirgt, weiß keiner. Und dann hat man mit Kindern ein Problem, wenn der Hund reif und mutig genug ist, um schwierigere Seiten zu zeigen. Außerdem sind Hunde mit ca sechs Monaten oft (bald darauf) in der Pubertät und daher entsprechend unruhig/unkonzentriert/wild. Das ist kein guter Start für Hundeneulinge. Und du hast absolut recht, es ist Wahnsinn, dass Hunde unbesehen zu ihren neuen Besitzern kommen sollen. Das ist auch für die Hunde alles andere als ideal, denn es gibt einfach Kombis die gut passen - und andere, die für alle Beteiligten Stress pur sind. Ein ängstlicher und geräuscheempfindlicher Hund möchte zum Beispiel viel lieber zu einem Rentnerpaar als in die Familie mit Katzen und drei Kindern unter fünf. Und andersrum will ein junger, wilder und entspannter Hund vielleicht liebend gern in den Trubel. Durch das relativ wahllose Verschicken von Hunden werden viele Hunde wieder abgegeben, oder sie leben im Stress. Ich würde euch ganz dringend zu einem Tierschutzhund raten, der schon länger oder schon immer in Deutschland und mindestens drei Jahre alt ist. Und nicht ängstlich. Die Hunde aus dem Auslandstierschutz sind statistisch gesehen öfter misstrauisch gegenüber Menschen, und oft auch sehr eigenständig weil sie früher allein überleben mussten. Das können ganz tolle Hunde sein. Aber als ersten Hund würde ich immer empfehlen, mit einem gefestigten erwachsenem Hund zu "üben". Es gibt ganz tolle Familienhunde, die aufgrund von Krankheit, Todesfällen, etc. ihre Familie verlassen mussten und sich nichts mehr wünschen, als wieder mit Kindern zu spielen und zu kuscheln. Diese Hunde können oft schon vernünftig an der Leine laufen, alleinbleiben, sie sind stubenrein und haben eine gefestigte Beißhemmung. Im Reitsport sagt man, dass man einen unerfahrenen Reiter nicht auf ein unerfahrenes Pferd lässt. Genau so sollte es auch in der Hundehaltung sein. Sucht euch einen erfahrenen Familienhund, dem ihr eine zweite Chance geben könnt. Ich habe sogar hier auf Dogorama schon einige Hunde gesehen, die abgegeben werden mussten und offensichtlich sehr geliebt wurden.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Mai 12:19
Nur mal so am Rande: Auch ein Welpe aus dem Tierschutz kann mitunter ein waschechter Angsthund sein; wenn die Mutterhündin einer war zb oder wenn er im ersten Lebensmonat keinen Kontakt zu Menschen hatte. Man kann das schaffen, aber je nach Lebensumständen kann es auch unmöglich sein. Hier mal zwei Beispiele aus meinem näheren Bekanntenkreis: 1.Hund mit ca 4Monate aus Kreta, vom Verein als "schüchtern und braucht noch etwas Zeit" beschrieben. 1Jahr später und trotz Training und einem wirklich engagierten Pärchen, bellt der Hund nach wie vor jeden Erwachsenen an der näher als 5m kommt, bei Männern reichen oft auch 50m nicht. Der Hund geht keine 500m in einem Stück (aus Angst) und das sie die Hündin nicht in Öffis in München transportieren können und sich zb extra wegen ihr ein Auto kaufen mussten, ist nach dieser Beschreibung logisch. Bei jedem Radfahrer reagiert sie mit Flucht und Panik. Die beiden kämpfen weiterhin tapfer um Erfolge, aber das wird noch Jahre dauern und beide meinten, hätten sie das davor gewusst, hätten sie die Hündin, obwohl sie sie über alles lieben, niemals genommen. 2.Hund: aus Rumänien, ebenfalls ca 4Monate, wurde vom Verein als total sozial beschrieben, sollte mit auf die Arbeit genommen werden und nicht schwerer als allerhöchstens 30kg werden. Wiederum total engagiertes Pärchen, aber Hund eben ein Herdenschutzhund-Mix der mit 8Monaten eine Schulterhöhe von 65cm hat, die 30kg erreicht und noch nicht annähernd ausgewachsen. Trotz Sozialisierungsarbeit und ohne negative Erfahrungen mit anderen Hunden, reagiert er auf 99% der Hunde extrem aggressiv und neigt auch dazu Menschen zu stellen und anzubellen... Mittlerweile suchen sie ein neues Zuhause für den Hund, da es in München nunmal fast unmöglich ist, diesen Hund in einer Großstadt Umgebung zu halten. Ich will damit in keinster Weise den Tierschutz schlechtreden und meine eigene Hündin ist einfach ein Traum und ein totaler Anfängerhund.
 
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Saskia
13. Mai 12:42
Ich stimme Cari voll und ganz zu. Und ich kann den Wunsch nach einem Welpen und den Gedanken etwas Gutes zu tun auch total nachvollziehen. Bekannte von uns haben genau wie ihr gedacht. Sie hatten noch nie einen Hund. Es sollte ein Welpe aus Bulgarien sein, knapp 6 Monate alt, zwei Kids im Haushalt. Der Welpe kam direkt vom Flughafen, war also in keiner Pflegefamilie. Nach genau drei Tagen hat er zugebissen und das Kind ernsthaft verletzt. Nach 5 Tagen wurde er abgeholt und zu einer Pflegefamilie gebracht. Nach langen Gesprächen weiß die Familie mittlerweile was alles falsch gelaufen ist. Ein Hund mit 6 Monaten ist kein Welpe mehr. Er ist am Beginn der Pubertät. Das ganze Gehirn wird neu verknüpft und jeder Tag bringt neue Herausforderungen. Für die Tierschutzhunde bedeutet das eine enorme Belastung. Weil sie diese Zeit nicht in einer ruhigen Umgebung mit festen Strukturen erleben...erst sind sie im Shelter, dann im Flieger, oder Bus, dann in einer Familie mit Kindern, was sie auch nicht kennen. Ihr könnt Glück haben und einen echten Herzenshund adoptieren, aber das Risiko, dass ihr euch wirklich viel Arbeit in Haus holt, ist um einiges höher, als bei einem Welpen vom Züchter, oder aus einem deutschen Tierheim. Ganz junge Welpen wirst du aus dem Auslandstierschutz nicht bekommen, da sie erst wenn die Tollwutimpfung wirkt eingeführt werden dürfen. Alles Gute für euch😁
 
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Sylvia
13. Mai 12:42
Jetzt muss ich mal eine Lanze für Auslandshunde brechen. Jeder Hund hat seinen eigenen Charakter, ob Strassenhund oder vom Züchter und jeder Hund kann sehr anspruchsvoll oder voll easy going sein, egal ob aus dem Tierschutz oder vom Züchter. Das sieht man ja auch immer wieder bei Rütters "Die Welpen kommen". Jeder Hund braucht eine gewisse Erziehung und man muss lernen Hunde zu lesen und richtig zu reagieren. Aus dem tollsten Züchterhund kann ein Terrorist werden. In der Smeura in Rumänien hat es über 500 Welpen und bei Interesse kann man sie anschreiben und die arbeiten dann mit einem Tierheim in deiner Nähe zusammen, da sie explizit nicht vom Zwinger aufs Sofa vermitteln. Das ist seriös, weil man den Hund so vorher kennenlernen kann und immer einen Ansprechpartner vor Ort hat.http://www.tierhilfe-hoffnung.com/ Ich finde es toll einem Hund aus dem Tierschtz eine Chance zu geben 👍