Also 6 Monate erscheint mir für einen Husky auch reichlich früh für das beschriebene Verhalten. Aber ja, die Pubertät beginnt mit dem Zahnwechsel. Dann folgt die hormonelle Entwicklung. Zusammen mit einem ordentlichen Wachstumsschub passiert sehr sehr viel im Körper des Hundes. Nicht nur Skelett und Muskulatur wandeln sich, sondern auch das Gehirn wird neu konfiguriert. Neu programmiert bzw angeordnet. Das bisher erlernte an Wissen, Fähigkeiten, Training etc. ist nicht wie häufig angenommen "weg", sondern in gewissen Phasen einfach nicht abrufbar. Das ist kein Ungehorsam, sondern der Hund kann auf das Erlernte dann einfach nicht zugreifen. Es ist wie eine Großbaustelle und da gibt es dann ein paar Umleitungen oder "Vorübergehend ausser Betrieb"-Schilder.
Deswegen ist es eine gute Idee, dem Hund bis zum 6. oder 8. Monat soviel wie möglich beizubringen (Kommandos, Signale, Position in der Familie, soziales Miteinander (Umgangsformen), Umwelt / Sozialisation, also die ganzen wichtigen Basics) und dann die nächsten 2 Jahre davon zu zehren, die Basics zu festigen, zu etablieren, zu konditionieren... Denn irgendwann über Nacht kommt der Tag, da ist alles wieder präsent und der Hund plötzlich erwachsen.
In der heiklen Phase würde ich mit wenig Druck arbeiten, über die Fehltritte einfach mal Lachen, mal alle Fünfe gerade sein lassen - es aber auch nicht schleifen lassen. Toleranz ja, aber nicht Anarchie entstehen lassen ;)
Ihr seid wenn überhaupt erst ganz am Anfang der Pubertät und Ja! Wie schon gesagt, es wird noch schlimmer ;) Dann aber deutlich besser. Wenn er erst richtig auf Mädels abfährt und die Nase nur noch auf dem Boden ist, er alle 2m markiert (was man tatsächlich unterbinden sollte ), der Kopf nur noch zur Dekoration und Fressen da ist... dann wird es anstrengend.
Seid weiterhin konsequent, hartnäckiger als der Hund, aber ohne genervt oder laut oder übermäßig streng zu sein. Seid Führungspersönlichkeiten, an denen sich der Hund (gerne) orientiert. Ja, er wird häufig Grenzen austesten und überschreiten... dann zeigt ihm einfach, wo und wie die Grenze definiert ist. Immer und immer wieder, aber ohne sich zu reiben. In dieser Phase entsteht nämlich auch die Bindung und Prägung fürs weitere gemeinsame Leben. Der Hund ist durcheinander und ihr könnt sein Kompass sein, sein Schutzschild, seine Freunde. Also weniger ärgern in dieser Zeit sondern eher entspannt und souverän diese wichtige und spannende Zeit beobachten.
Ich stecke mit Neo bereits seit einem Jahr in seiner Pubertät, er ist jetzt 18 Monate. Es wird schon besser... Manchmal denke ich, "wow, er wird endlich erwachsen", am nächsten Tag oder in einer anderen Situation ist wieder Kindergarten angesagt. Aber ich geniesse auch diese Zeit. Es ist toll, jeden Fortschritt zu sehen, wie klar er manchmal denkt, welche Verhaltensmuster er von selbst zeigt... Wenn sich der wahre Charakter zeigt, die Fähigkeiten, er zu dem Hund wird, der er ist... das ist toll.
Ja, nervig ist es oft. Aber das geht vorbei. Durchhalten und immer cool bleiben :)
Kastration ist übrigens keine Option! Die Hormone sind extrem wichtig für die Entwicklung, für den gesamten Körper inkl. Gehirn und Skelett. Einen so jungen Hund zu kastrieren wäre fatal. Er würde ein Welpe bleiben und sich nicht gesund entwickeln. Wenn überhaupt - und nur, wenn medizinisch notwendig - sollte der Hund erwachsen sein, am besten auch mental. Also vor 2 oder 3 Jahren sollte das meiner Meinung nach gar nicht in Erwägung gezogen werden. Drüber nachgedacht habe ich auch, aber immer wieder verworfen. Es geht nämlich auch sehr viel mit Erziehung.
Genießt die spannende Zeit ;)