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Verfasser
Marisa
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zuletzt 4. Dez.

Extremes Anknabbern von Möbeln / anderen Gegenständen

Hallo an alle, unser 5 Monate alter Labradorwelpe bringt uns zurzeit ziemlich an unsere Grenzen und ich versuche gerade überall Tipps & Empfehlungen zu erhalten, daher jetzt auch hier 😅 Unser Welpe ist wenn er wach ist UNUNTERBROCHEN dabei unsere Möbel oder andere Gegenstände anzuknabbern, trotz frei zur Verfügung stehender Alternativen (Kaffeeholz, Tau, Gummiring etc.). Er reagiert in diesen Momenten natürlich auch nicht auf unser „Nein“, was er im Training mit Leckerlis gut meistert. Alle, mit denen wir uns bisher unterhalten haben, scheinen dieses Problem nicht gehabt zu haben und wir sind langsam echt verzweifelt. Wir können ihn wenn er wach ist keine Sekunde unbeaufsichtigt lassen, weil er sofort unser TV-Board, Couchtisch oder ähnliches ankaut. Alternativen zum Fressen nimmt er natürlich gerne, aber da wird laut Tierärztin stark auf sein Gewicht achten sollten können wir ihm ja nicht mehrmals täglich Kausnacks geben. Es ist echt frustrierend, weil wir daher auch noch nicht mit dem alleine bleiben Training beginnen konnten. Gefrorene Handtücher haben übrigens auch nicht geklappt, innerhalb weniger Minuten waren sie durch die spitzen Zähne zerstört. Hatte jemand auch so einen extremen Knabberer und hat Tipps für uns? Ganz lieben Dank im Voraus!
 
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Sonja
1. Dez. 22:39
Die nachhaltigste und wichtigste Maßnahme ist aber die Ursachenforschung und -bekämpfung. Manche Ursachen kann man nicht bekämpfen, zum Beispiel normales Verhalten im Rahmen einer Entwicklungsphase. Aber wenn Unterforderung, Überforderung oder Frust die Ursache ist, sollte da auch angesetzt werden.
Dabei ist jede Knabbersituation einzeln zu bewerten, denn es kann mal Übermut, mal Frust und mal das Zahnen sein. Meistens gibt es nicht nur die eine Ursache.
 
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Sonja
1. Dez. 23:04
Abgesehen vom Zahnen können Hunde je nach Rasse und Charakter auch bei Unter oder Überforderung zum Zerstören neigen. Rocket hat sowas tatsächlich auch nie gemacht, er hat immer brav "seine" Kausachen benutzt, auch während er am zahnen war. Er hatte nur mal ne Phase als er noch klein war wo er sämtliche Möbel abgeleckt hat. Das hat sich mit Anti Knabber Spray ganz fix gelöst. Die Stellen hab ich damit eingesprüht und dann hat er das nach ein paar Tagen ganz gelassen. Das schmeckt und riecht für Hunde und Katzen eklig. Auch bei unserer Katze hatte es geholfen, die hatte ne Phase wo sie meinte an Möbeln und an einer Wandecke zu kratzen... denke mal das war eher Territoriales Markierverhalten. Also alle potenziellen Stellen wo er drangeht würd ich mit dem Spray einsprühen. Was das Zahnen angeht da hatte ich ihm alle Kauartikel im Kühlschrank gelagert sodass sie gekühlt haben, das hat ihm sehr gut getan. Außerdem war es in der Sommerzeit, da gabs dann auch immer mal ein Eis. Es ist normal das sie während der Zahnungszeit mehr zu kauen brauchen, was die Gewichtskontrolle angeht da kannst du einfach nach Sachen gucken die nicht so Kalorien haben und ansonsten wenn etwas bissi Kalorien hat zieht man da halt vom Futter bisschen ab. Ansonsten auch mal den Alltag anschauen ob ihr vielleicht zu viel oder zu wenig macht, sowohl körperlich als auch geistig und ob er genug Ruhe bekommt um alles zu verarbeiten. Was das nein angeht, wenn er nicht aufs verbale hört musst du halt auch durchgreifen, Schnauzgriff oder eben körperlich den Weg versperren oder auch wegschieben von der Knabberstelle oder wo er sonst auch nicht dran soll. Wenn du dich da jetzt schon nicht durchsetzen kannst wirds in der Pubertät dann richtig lustig. Das mit der negativen Aufmerksamkeit was schon angesprochen wurde würd ich auch mal beobachten, das ist auch ein sehr guter Punkt. Und generell nicht stressen oder nerven lassen und immer wohlwollend aber bestimmt bleiben. Wenn du merkst du wirst genervt oder so dann tief durchatmen und Schultern Kreisen/ Körperteile ausschütteln, das reguliert dein Nervensystem und vertreibt die Anspannung.
Schade, Du hast so viele gute Sachen geschrieben, und dann fängst Du mit diesen altertümlichen Dingen an wie "Schnauzgriff" , "durchgreifen" und "Man muss sich durchsetzen, sonst ...".

Nein, muss man nicht. Man muss sich verständlich ausdrücken, und man muss berücksichtigen, dass es dem Hund manchmal nicht möglich ist, zu tun, was man von ihm wünscht.
Also muss man das alles prüfen:
Habe ich dem Hund beigebracht, was das Wort bedeutet, das ich nutze?
Kann der Hund auf das Gelernte zurückgreifen? (Zum Beispiel kann er das nur eingeschränkt in der Pubertät)
Ist er gerade in der Lage, bewusste Entscheidungen zu treffen? (zum Beispiel kann er das nicht bei extremem Stress oder bei Angst)

Man muss herausfinden, warum der Hund nicht auf das Nein hört. Und ihm dann HELFEN, damit er darauf hören kann.

Was soll ein Schnauzgriff bringen, außer Schmerz, Frust, Gegenwehr und Misstrauen?

Auch die These, dass man sich beim Welpen durchsetzen muss, damit die Pubertät nicht zum Horror wird, gehört ins Land der Mythen und Märchen.
Situationen, in denen man sich durchsetzen muss, gibt es natürlich. Hunde folgen dabei freudig denjenigen, die bereits durch viele gute Entscheidungen bewiesen haben, dass sie für das Wohl ALLER sorgen können. Ist ein Schnauzgriff zum Wohl des Hundes? Ist das Ignorieren von Bedürfnissen zum Wohl des Hundes? Aus seiner Sicht wohl kaum.
 
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Sonja
1. Dez. 23:33
Ich schließe mich meinem Vorredner an und würde auch "durchgreifen", wenn der Hund normale/nette Signale ignoriert. Das würde bei mir heißen jeder kleinste Versuch am Möbelstück, bevor die Zähne dran sind, strengstens mit einem lauten z.B. "Auweia!" Oder "Lass es!" und ggf. streng auf Hund zustampfen, dass er weicht, sofort unterbinden. Der Hund soll dann halt deutlich meine authentische Emotion spüren, dass ich darüber seeeeehr sauer bin. Auch ein Hund muss Grenzen kennen und das geht leider nicht immer alles nur auf die nette Art oder durch positive Verstärkung. Es gibt absolute No-Gos. Wichtig trotzdem, dass der Hund seine Knabber-Alternative zugänglich hat, der "doofe" Moment dann nicht ewig anhält also quasi dann auch wieder alles gut ist sobald Wuff das Möbel in Ruhe lässt und ihr viele positive Momente im Alltag gemeinsam habt.
Da ist ein Welpe, der auch oral seine Umgebung erkundet. Also wie ein Kleinkind, das seine Hände benutzt, um Dinge zu untersuchen. Versetz Dich in dieses Kind und stell Dir Eltern vor, die das tun, was Du diesem Welpen antun willst. Angst einflößen, erschrecken, bedrohen, vertreiben.
Bist Du wirklich authentisch sehr sauer, wenn ein Welpe seinem natürlichen Bedürfnis nachgeht seine Zähne zu benutzen? Findest Du wirklich, dass ein "Nein" ein nettes Signal ist?

Ja, ein Hund muss Grenzen kennen. Aber er kann sie nur einhalten, wenn man sie ihm beigebracht hat. Das Beibringen von Grenzen geht durchaus rein positiv.

Wenn es in akuten Situationen um NoGos geht, und der Hund die Grenze nicht einhält, muss man auf Management zurückgreifen, wie Leine, Welpengitter, Türgitter oder Wegräumen von Dingen. Auch hier gibt es keinen Grund, aversiv vorzugehen.

Leider werden die akute Situation und das Training immer wieder in einen Topf geworfen. Aber man lernt nicht IN der Situation, sondern FÜR die Situation.

Es ist längst erwiesen und durch Studien belegt, dass durch aversive Methoden beim Hund Stress und Angst hervorgerufen wird, was zu Vertrauensverlust, emotionalen Problemen und Aggression führen kann. Es kann außerdem zu Fehlverknüpfungen kommen, vor allem beim Einsatz von Schreckreizen.

Positives, bedürfnisorientiertes Training ist kein Laissez-faire, es bedeutet nicht, dass keine Grenzen gelten und der Hund einem auf der Nase herumtanzen darf. Es bedeutet, respektvoll, höflich und freundlich mit einem hochsozialen, empathischen Lebewesen umzugehen, das angeblich des Menschen bester Freund ist.
 
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Ute
2. Dez. 03:35
Mich würde interessieren wie der Alltag aussieht .
Unter und Überforderung würde ja schon angesprochen...was findet draussen statt ?
Ein Hund kommt dein eigentlich zur Ruhe und schläft ... verarbeitet Gelerntes und Erlebtes .
Vielleicht geht es hier auch um etwas ganz anderes als wie ich Grenzen beibringe ???
 
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Huggybear
2. Dez. 04:03
Mein ehemaliger Junghund hatte daß auch getan.....er hat sogar die Tapete von den wänden gezupft und den Kalk-Putz bis aufs Mauerwerk abgeknabbert....erst hieß es Zahnwechsel.....dann daß der Hund mehr geistig beschäftigt werden muß....dann sagte man mir daß er den Putz von den wänden wegen Zahnwechsel/kalkmangel frisst. Am Ende hab ich mich aus Verzweiflung in einem Hundeclub angemeldet und zur geistigen Beschäftigung das unterordnungs/Begleithunde-Training mitgemacht....eine Prüfung wollte ich gar nicht absolvieren ....wollte ihn eben geistig nur beschäftigen worauf er am Ende diese Prüfung auf Anraten des Trainers doch absolvierte und als Punkt-bester bestand !
Lange Rede kurzer Sinn....mit beginn dieses "täglichen" kopf-trainings war er täglich so platt.....er knabberte nichts mehr an!
Ihm war wohl einfach so langweilig und er geistig unterfordert damit er eben alles zerstörte.....Jetzt hab ich schon meinen dritten Hund und machte mit jedem dieses Training...worauf keiner....auch beim Alleinbleiben....ne etwas zerstört hat. Bei meinen Hunden handelte es sich um Golden Retriever.... Labrador.....und jetzt wieder golden Retriever.....die natürlich auch sehr clever und arbeitsfreudig gelten....denen wird eben schnell langweilig 🤷🏻
Geistiges beschäftigen ist sehr anstrengend und macht sehr müde....bitte also auch nicht übertreibe ❗👍🏻
 
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Johanna
2. Dez. 04:49
Es gab schon ein paar Tipps zum Management, was ich noch anmerken würde ist die Wahl geeigneter Alternativen zum kauen.
Kaffeeholz ist zu hart für Hundezähne, für Welpen ganz zu schweigen. Genauso andere Hölzer, Geweihe, Tennisbälle (schmirgelnde Oberfläche) und generell harte Kaudinge. Besser geeignet sind getrocknete Haut, Lunge, Sehnen etc.
Die werden durch den Speichel weicher und lassen sich dann Zahnschonend zerkauen.
 
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Petra
2. Dez. 05:15
Mein erster Gedanke war wie hier auch schon beschrieben die Auslastung. Zuviel oder zu wenig? Das Möbelanknabbern muss nicht alleine vom Beisstrieb im Welpenalter kommen. Viele Probleme in der Wohnung können von außerhalb der Wohnung und umgekehrt kommen.
 
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Simone
2. Dez. 06:55
Da ist ein Welpe, der auch oral seine Umgebung erkundet. Also wie ein Kleinkind, das seine Hände benutzt, um Dinge zu untersuchen. Versetz Dich in dieses Kind und stell Dir Eltern vor, die das tun, was Du diesem Welpen antun willst. Angst einflößen, erschrecken, bedrohen, vertreiben. Bist Du wirklich authentisch sehr sauer, wenn ein Welpe seinem natürlichen Bedürfnis nachgeht seine Zähne zu benutzen? Findest Du wirklich, dass ein "Nein" ein nettes Signal ist? Ja, ein Hund muss Grenzen kennen. Aber er kann sie nur einhalten, wenn man sie ihm beigebracht hat. Das Beibringen von Grenzen geht durchaus rein positiv. Wenn es in akuten Situationen um NoGos geht, und der Hund die Grenze nicht einhält, muss man auf Management zurückgreifen, wie Leine, Welpengitter, Türgitter oder Wegräumen von Dingen. Auch hier gibt es keinen Grund, aversiv vorzugehen. Leider werden die akute Situation und das Training immer wieder in einen Topf geworfen. Aber man lernt nicht IN der Situation, sondern FÜR die Situation. Es ist längst erwiesen und durch Studien belegt, dass durch aversive Methoden beim Hund Stress und Angst hervorgerufen wird, was zu Vertrauensverlust, emotionalen Problemen und Aggression führen kann. Es kann außerdem zu Fehlverknüpfungen kommen, vor allem beim Einsatz von Schreckreizen. Positives, bedürfnisorientiertes Training ist kein Laissez-faire, es bedeutet nicht, dass keine Grenzen gelten und der Hund einem auf der Nase herumtanzen darf. Es bedeutet, respektvoll, höflich und freundlich mit einem hochsozialen, empathischen Lebewesen umzugehen, das angeblich des Menschen bester Freund ist.
Ab fünf Monate ist es ein junghund. Ich würde ein ein Bereich mit Gittern abtrennen und wenn er damit anfängt geht er da rein fertig. Man hat ja auch noch andere Sachen zu tun wie 24/7 den Hund zu beobachten. Es kann auch sein das er das macht weil er dadurch sofort Aufmerksamkeit bekommt ob positiv oder negativ ist dem Hund egal. Meine Hunde haben das nie gemacht habe 5 Stück und ziehe hin und wieder Welpen für Züchter groß
 
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Jessica
2. Dez. 10:04
Abgesehen vom Zahnen können Hunde je nach Rasse und Charakter auch bei Unter oder Überforderung zum Zerstören neigen. Rocket hat sowas tatsächlich auch nie gemacht, er hat immer brav "seine" Kausachen benutzt, auch während er am zahnen war. Er hatte nur mal ne Phase als er noch klein war wo er sämtliche Möbel abgeleckt hat. Das hat sich mit Anti Knabber Spray ganz fix gelöst. Die Stellen hab ich damit eingesprüht und dann hat er das nach ein paar Tagen ganz gelassen. Das schmeckt und riecht für Hunde und Katzen eklig. Auch bei unserer Katze hatte es geholfen, die hatte ne Phase wo sie meinte an Möbeln und an einer Wandecke zu kratzen... denke mal das war eher Territoriales Markierverhalten. Also alle potenziellen Stellen wo er drangeht würd ich mit dem Spray einsprühen. Was das Zahnen angeht da hatte ich ihm alle Kauartikel im Kühlschrank gelagert sodass sie gekühlt haben, das hat ihm sehr gut getan. Außerdem war es in der Sommerzeit, da gabs dann auch immer mal ein Eis. Es ist normal das sie während der Zahnungszeit mehr zu kauen brauchen, was die Gewichtskontrolle angeht da kannst du einfach nach Sachen gucken die nicht so Kalorien haben und ansonsten wenn etwas bissi Kalorien hat zieht man da halt vom Futter bisschen ab. Ansonsten auch mal den Alltag anschauen ob ihr vielleicht zu viel oder zu wenig macht, sowohl körperlich als auch geistig und ob er genug Ruhe bekommt um alles zu verarbeiten. Was das nein angeht, wenn er nicht aufs verbale hört musst du halt auch durchgreifen, Schnauzgriff oder eben körperlich den Weg versperren oder auch wegschieben von der Knabberstelle oder wo er sonst auch nicht dran soll. Wenn du dich da jetzt schon nicht durchsetzen kannst wirds in der Pubertät dann richtig lustig. Das mit der negativen Aufmerksamkeit was schon angesprochen wurde würd ich auch mal beobachten, das ist auch ein sehr guter Punkt. Und generell nicht stressen oder nerven lassen und immer wohlwollend aber bestimmt bleiben. Wenn du merkst du wirst genervt oder so dann tief durchatmen und Schultern Kreisen/ Körperteile ausschütteln, das reguliert dein Nervensystem und vertreibt die Anspannung.
Ich kann da vielen Aspekten aus eigener Erfahrung zustimmen - unser Hund hat am Anfang an vielen Dingen gekaut und es wurde auch einfach mit der Zeit besser - das Alter spielt einem meistens in die Karten 😊 da braucht es ein bisschen Geduld und gute Nerven.

Gleichzeitig hat es uns geholfen, ihn mehr geistig und körperlich zu fordern, sodass er einfach auch echt müde in seinen Ruhephasen war und gar nicht auf so viele doofe Ideen kommen konnte 😄

Wir haben anfangs auch mit einer Hausleine auf seinem Bettchen gearbeitet, um mal kurz Dinge tun zu können (Waschmaschine ausräumen oder so), ohne dass er direkt irgendwo unbeaufsichtigt Unsinn machen konnte. Also im Prinzip die Erfahrung nicht machen konnte, dieses Verhalten weiterhin ohne Konsequenzen zeigen zu können.

Und unser Hund hat auch körperliches Durchgreifen erfahren, wenn er auf unser Abbruchsignal nicht reagiert hat. Da würde ich persönlich eine professionelle Trainerin zu Rate ziehen - je nach Hund und deren Sensibilität und Charakter sollte man da ein gutes Maß finden, was für diesen einen Hund passt. Für uns haben körperlich wegschicken und ihn aktiv unterbrechen beim kleinsten Versuch geholfen. Aber die Intensität ist bei jedem anders würde ich sagen.
Evtl. kann man hier auch mit Stellvertreterkonflikten arbeiten, die nicht nur auf Impulskontrolle sondern auf Frustrationstoleranz abzielen 😊
 
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Tina
2. Dez. 10:08
Da ist ein Welpe, der auch oral seine Umgebung erkundet. Also wie ein Kleinkind, das seine Hände benutzt, um Dinge zu untersuchen. Versetz Dich in dieses Kind und stell Dir Eltern vor, die das tun, was Du diesem Welpen antun willst. Angst einflößen, erschrecken, bedrohen, vertreiben. Bist Du wirklich authentisch sehr sauer, wenn ein Welpe seinem natürlichen Bedürfnis nachgeht seine Zähne zu benutzen? Findest Du wirklich, dass ein "Nein" ein nettes Signal ist? Ja, ein Hund muss Grenzen kennen. Aber er kann sie nur einhalten, wenn man sie ihm beigebracht hat. Das Beibringen von Grenzen geht durchaus rein positiv. Wenn es in akuten Situationen um NoGos geht, und der Hund die Grenze nicht einhält, muss man auf Management zurückgreifen, wie Leine, Welpengitter, Türgitter oder Wegräumen von Dingen. Auch hier gibt es keinen Grund, aversiv vorzugehen. Leider werden die akute Situation und das Training immer wieder in einen Topf geworfen. Aber man lernt nicht IN der Situation, sondern FÜR die Situation. Es ist längst erwiesen und durch Studien belegt, dass durch aversive Methoden beim Hund Stress und Angst hervorgerufen wird, was zu Vertrauensverlust, emotionalen Problemen und Aggression führen kann. Es kann außerdem zu Fehlverknüpfungen kommen, vor allem beim Einsatz von Schreckreizen. Positives, bedürfnisorientiertes Training ist kein Laissez-faire, es bedeutet nicht, dass keine Grenzen gelten und der Hund einem auf der Nase herumtanzen darf. Es bedeutet, respektvoll, höflich und freundlich mit einem hochsozialen, empathischen Lebewesen umzugehen, das angeblich des Menschen bester Freund ist.
Es handelt es sich um einen Junghund und keinen Welpe. Und ich möchte auch nicht anraten das natürliche Knabberbedürfnis zu unterbinden und das habe ich auch nicht. Jedoch muss der Hund lernen was ok zum knabbern ist und was nicht. Auch einem Kleinkind gegenüber reagiert Mensch auch durchaus sehr streng und ernst, wenn es z.B. mit spitzen Gegenständen in einer Steckdose spielen will, allein auf eine befahrene Straße rennt etc?
Ich habe auch nicht davon gesprochen, dass man in jeder Situation, wo der Hund etwas nicht tun soll, direkt streng "durchgreifen" muss. Sehr viele/ die meisten Dinge werden positiv gelernt.
Am Ende des Tages hat jeder sein eigenes "Management" und es ist für jeden die eigene Entscheidung wie man es handhabt. Für mich käme es nicht in Frage dem Hund seine Bewegungsfreiheit zu nehmen und ihn vom Problem "wegzusperren", denn damit ist das Problem in meinen Augen nicht gelöst.

Wenn ich dem Hund bei absoluten NoGos durchaus streng und konsequent die Grenze zeige, was erlaubt ist und was nicht, heißt das auch nicht, dass unsere Bindung und Freundschaft geschädigt ist. Man geht ja nicht permanent so mit seinem Hund um, mir geht es rein um absolute NoGos. Guckt man sich Hunde in ihrer Kommunikation untereinander an, so liebkosen sie sich auch nicht untereinander weg, wenn Grenzen überschritten werden. Da werden auch Zähne gezeigt und geschnappt. Warum darf ich als Menschenfreund des Hundes nicht auch authentisch kommunizieren? Das ist meine Ansicht und die möchte ich niemanden aufbügeln, ich kann aber sagen damit immer gut gefahren zu sein.