Wenn ich andere Quellen - in dem Fall einen Fachmann für Tiergesundheit - zitiere, begründe ich nicht auf Erfahrung mit einem Hund, sondern auf den Erfahrungen eines Fachmannes für Tiergesundheit. Die Tatsache, dass die Regel inzwischen auch von Trainern und sogar in zahlreichen Internetbeiträgen zunehmend als überholt und nicht sinnvoll bewertet wird, sollte einem auch zu denken geben.
Drum diskutier ich auch, weil es wenig bringt, etwas als Richtschnur zu verwenden, dem keine stringente Logik innewohnt.
Bez ins Grüne, ich bin Hundehalter in der Großstadt und mach mir regelmäßig die Mühe, mit meinem Hund ins Grüne zu fahren.
Dass es dort reizarm ist hab ich meiner Erinnerung nach nie behauptet, aber reizärmer als in der Fußgängerzone in der Innenstadt allemal. Ausserdem geht's hier nicht wirklich um Quantität sondern um Qualität. Die Eindrücke in der "Natur" sind weniger überwältigend und erholsamer als der Trubel von Verkehr und Menschenmengen.
Wenn dem nicht so wäre, würde sich jeder Ausflug aufs Land und jede Sommerfrische ad Absurdum führen...
Bez. Ins Grüne
Ich war mit meinen 5 Hunden, Lucy war da gerade 6 Monate alt, spazieren. Eine für Lucy neue Strecke, die anderen 4 kannten sie schon. Es ist ein lichter Wald, mit breiten Wegen. Wir sind niemandem begegnet, auch Wild hat sich nicht gezeigt.
Aber da war ein von Krähen verursachtes Konzert, dass einen an Dschungelgeräusche erinnerte. Pfeifen, Krächzen, alles sehr laut und mit Hall, als hätte sich ein Tontechniker ausgetobt. Gesehen hat man gar nicht viele Vögel, nur halt gehört.
Die 4 und ich wanderten entspannt durch den Wald. Lucy dagegen lief angespannt, verunsichert, sich ständig nach oben umschauend mit. Wegen ihrer Unsicherheit habe ich eine längere Pause eingelegt, die ihr helfen sollte, das zu verarbeiten. Ich hatte auch die Hoffnung, wenn ihre vertrauten Mitstreiter alle ruhig und entspannt sind, würde sie das beruhigen. Leider vergeblich, so dass ich nach etwa 20 Minuten den Spaziergang abgebrochen habe.
Abends hat sie eine Zoomie-Runde eingelegt, und später hat sie wild geträumt.
Lucy ist kein ängstlicher Hund, sie ist so leicht durch nichts zu erschüttern. Inzwischen ist sie 9 Monate alt, aber ich habe sie in der ganzen Zeit sehr selten so ängstlich und verunsichert erlebt, wie an dem Tag im Wald.