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Alina
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Anzahl der Antworten 32
zuletzt 21. März

Zittern (bei Stress?)

Unsere Hündin zittert sehr häufig in verschiedenen Situationen. Es kommt fast bei jedem Spaziergang vor. Zum Beispiel in folgenden Situationen: - drinnen, beim Warten vor dem verlassen der Haustür - draußen, beim Warten (eher in lauteren Umgebungen) - bei unbekannten oder lauten Geräuschen  (Ich habe ein paar Videos dazu angehängt) Da sie neben dem Zittern manchmal noch andere Stress Symptome zeigt (u.a. eingeklemmte Rute, keine Aufnahme von Leckerlis), gehe ich auch beim Zittern davon aus, dass es sich um eine Stressreaktion handelt, die durch Umweltreize ausgelöst wird. Andere Stresssymptome, wie z.B. Hecheln oder Flucht, treten erst viel später auf.   Ich frage mich, wie hoch ihr Stresslevel in diesen Situationen ist, da wir auch versuchen müssen, auf diesem Level zu trainieren (wir können den Reizen nicht ausweichen).  Tara lebt jetzt seit einem Jahr bei uns. Am Anfang hat sie diese Symptome noch nicht gezeigt und ich frage mich, wie sich das entwickeln wird oder ob wir dies ärztlich abklären lassen müssen.
 
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Rainer
21. März 08:29
Hey. Sehr interessant. Meine Hündin (Kangal Mix, 8 Monate, Tierschutz) zeigt ähnliches Verhalten.
Am Anfang, als ich sie zu mir geholt habe, klappte alles schon beinah zu gut. Nach etwa ein eineinhalb Monaten fing auch bei ihr eine Art Angst/Unsicherheit an. Bei uns zwar nicht im Flur, aber dafür brauch ich am Gartentor nur Rechts (Richtung Stadt) statt links (Wald) gehen. Erst "bockt" sie und mag nicht weiter gehen. Je nach Intensität, kann ich im Stadtkern auch deine Symtome beobachten. Eingeklemmten Rute, Fluchtverhalten und deutliches Unwohlsein. Dazu kommt, das sie in diesem Panikmodus überhaupt nicht ansprechbar ist. Ist das bei euch auch so?

Leider kann ich dir keinen Tipp geben. Wir arbeiten selber noch (vergeblich) daran.
Das einzige was mir etwas hilft, ist mir vor Augen zu führen, dass der Hund bestimmt unaussprechliches erlebt haben muss, was dieses Verhalten hervorruft. Da bin ich zumindest vom Mindset ein wenig entspannter und toleranter wenn es wieder länger dauert.
 
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Rainer
21. März 08:31
Es knallt ja zum Glück nicht jedes Mal (es ist aber leider auch nie vorhersehbar). Aber so richtig haben wir aktuell nicht die Möglichkeit in Reizarme Umgebung zu gehen. Das Zittern startet ja direkt vor der Haustür 🫤. Wir haben hier in direkter Umgebung auch ruhigere Orte, aber bei den meisten wissen wir schon, dass sie dort auch zittert. Und weiter weg kommen wir aktuell nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Und das ist auch nicht gerade reizarm 😅
Vielleicht Punkte in der näheren Umgebung suchen die verhältnismäßig reizarm sind und dort was schönes machen. Und wenn es nur Käsehäppchen fangen ist. So versuche ich es gerade. So viele Orte wie möglich extrem positiv verknüpfen. Um eine "Freude" zu haben in die Stadt zu gehen. Meine springt sehr sehr gut auf Futter an. Wenn sie nicht gerade in Panik ertrinkt, kann ich sie zumindest damit in unsere Welt zurückziehen.
 
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Sonja
21. März 08:43
Hey. Sehr interessant. Meine Hündin (Kangal Mix, 8 Monate, Tierschutz) zeigt ähnliches Verhalten. Am Anfang, als ich sie zu mir geholt habe, klappte alles schon beinah zu gut. Nach etwa ein eineinhalb Monaten fing auch bei ihr eine Art Angst/Unsicherheit an. Bei uns zwar nicht im Flur, aber dafür brauch ich am Gartentor nur Rechts (Richtung Stadt) statt links (Wald) gehen. Erst "bockt" sie und mag nicht weiter gehen. Je nach Intensität, kann ich im Stadtkern auch deine Symtome beobachten. Eingeklemmten Rute, Fluchtverhalten und deutliches Unwohlsein. Dazu kommt, das sie in diesem Panikmodus überhaupt nicht ansprechbar ist. Ist das bei euch auch so? Leider kann ich dir keinen Tipp geben. Wir arbeiten selber noch (vergeblich) daran. Das einzige was mir etwas hilft, ist mir vor Augen zu führen, dass der Hund bestimmt unaussprechliches erlebt haben muss, was dieses Verhalten hervorruft. Da bin ich zumindest vom Mindset ein wenig entspannter und toleranter wenn es wieder länger dauert.
Warum muss sie denn in die Stadt?

Unsere Ella hält es dort auch nicht aus, viel zu viele Reize auf einmal, die sie beim Jäger nicht kennen gelernt hat. Ich fahre mit ihr ab und zu an den Rand der Stadt (nur ein kleiner Ortskern, mit Verkehr und Geschäften). Dort gehen wir erst spazieren, nur Feldwege und Natur, dann gehts an den Rand des Geschehens. Wir halten uns dort auf, stehen nur rum und schauen, bis ich sehe, dass es langsam genug für sie ist. Das ist durchschnittlich nach ca. 15 Minuten. Anschließend geht es noch mal über die Feldwege mit Rennen, Schnüffeln, Spaß haben (Stress abbauen). Den Rest des Tages und mindestens die nächsten 2 Tage machen wir dann nur langweilige, reizarme Dinge, danach ist sie bereit für neue Abenteuer.
 
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Karsten
21. März 09:36
Für mich sieht es tatsächlich eher nach starker Verunsicherung aus. Unsere Polly hatte einen ähnlichen Verlauf, als sie zu uns kam. Die ersten Wochen waren gut, aufgeschlossen, neugierig, lernwillig. Dann wurde sie sehr ängstlich/verunsichert gegenüber Autos, LKW, fremden Personen usw.
Wir haben die Reize runtergefahren, kleine Gassirunden (20-30 min., immer die gleichen Strecken), jedes unheimliche "Ding" gemeinsam erkundet, Verkehr aus einer gewissen Entfernung beobachtet usw.
Hat etliche Monate gedauert, bis sie Sattelfest war. Vor Sylvesterböller hat sie allerdings immer noch Angst (Gewöhnung durch abspielen von CD oder Fernsehen hat übrigens nicht geklappt, das macht ihr null Angst, bei echten Böllern möchte sie sich am liebsten in Luft auflösen).
Eine medizinische Abklärung kann natürlich nicht schaden.
 
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Alina
21. März 12:09
Hey. Sehr interessant. Meine Hündin (Kangal Mix, 8 Monate, Tierschutz) zeigt ähnliches Verhalten. Am Anfang, als ich sie zu mir geholt habe, klappte alles schon beinah zu gut. Nach etwa ein eineinhalb Monaten fing auch bei ihr eine Art Angst/Unsicherheit an. Bei uns zwar nicht im Flur, aber dafür brauch ich am Gartentor nur Rechts (Richtung Stadt) statt links (Wald) gehen. Erst "bockt" sie und mag nicht weiter gehen. Je nach Intensität, kann ich im Stadtkern auch deine Symtome beobachten. Eingeklemmten Rute, Fluchtverhalten und deutliches Unwohlsein. Dazu kommt, das sie in diesem Panikmodus überhaupt nicht ansprechbar ist. Ist das bei euch auch so? Leider kann ich dir keinen Tipp geben. Wir arbeiten selber noch (vergeblich) daran. Das einzige was mir etwas hilft, ist mir vor Augen zu führen, dass der Hund bestimmt unaussprechliches erlebt haben muss, was dieses Verhalten hervorruft. Da bin ich zumindest vom Mindset ein wenig entspannter und toleranter wenn es wieder länger dauert.
Sehr interessant zu hören, das unsere Hündin nicht die einzige ist, bei der es am Anfang so gut lief und die Unsicherheit dann erst später durch gekommen ist.

Wir versuchen auch ihr die unterschiedlichsten Umgebungen schmackhaft zu machen. Langsam ist sie auch wieder ansprechbar und nimmt auch ab und zu Futter. Aber nach Silvester war wirklich 5-6 Wochen nicht daran zu denken, draußen Futter aufzunehmen
 
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Rainer
21. März 14:35
Warum muss sie denn in die Stadt? Unsere Ella hält es dort auch nicht aus, viel zu viele Reize auf einmal, die sie beim Jäger nicht kennen gelernt hat. Ich fahre mit ihr ab und zu an den Rand der Stadt (nur ein kleiner Ortskern, mit Verkehr und Geschäften). Dort gehen wir erst spazieren, nur Feldwege und Natur, dann gehts an den Rand des Geschehens. Wir halten uns dort auf, stehen nur rum und schauen, bis ich sehe, dass es langsam genug für sie ist. Das ist durchschnittlich nach ca. 15 Minuten. Anschließend geht es noch mal über die Feldwege mit Rennen, Schnüffeln, Spaß haben (Stress abbauen). Den Rest des Tages und mindestens die nächsten 2 Tage machen wir dann nur langweilige, reizarme Dinge, danach ist sie bereit für neue Abenteuer.
Weil ich nun mal im Randbereich einer "Stadt" (eher Dorf. Knappe 2000 Einwohner...) wohne. Hier ist sonst nicht viel los. Ein paar Autos und 5 Menschen sollte sie schon aushalten.
 
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Rainer
21. März 14:37
Sehr interessant zu hören, das unsere Hündin nicht die einzige ist, bei der es am Anfang so gut lief und die Unsicherheit dann erst später durch gekommen ist. Wir versuchen auch ihr die unterschiedlichsten Umgebungen schmackhaft zu machen. Langsam ist sie auch wieder ansprechbar und nimmt auch ab und zu Futter. Aber nach Silvester war wirklich 5-6 Wochen nicht daran zu denken, draußen Futter aufzunehmen
In der Tat.
Eine Freundin von mir hat es sich so erklären wollen:
Am Anfang versucht der Hund noch mit Maske auf alles zu meistern. Auch wenn es nur so aussieht. A la "Keine Schwäche zeigen". Wenn sie dann angekommen ist und ihre Koffer ausgepackt hat. Zeigt sie ihr wahres ängstliches und unsicheres Gesicht.

Keine Ahnung ob da was wahres dran ist. Klingt für mich aber relativ einleuchtend. Man selbst würde sich ähnlich auf einer z.B. neuen Arbeitsstätte verhalten.
 
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Sonja
21. März 16:00
Weil ich nun mal im Randbereich einer "Stadt" (eher Dorf. Knappe 2000 Einwohner...) wohne. Hier ist sonst nicht viel los. Ein paar Autos und 5 Menschen sollte sie schon aushalten.
Und wenn nicht? Wenn der Stress zu viel für sie ist?
Kommt es denn darauf an, was Du erwartest, was sie aushält oder darauf, was sie tatsächlich kann?
Aushalten ist übrigens keine Trainingsmethode, sondern Quälerei ohne Lerneffekt.
 
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Sonja
21. März 16:10
In der Tat. Eine Freundin von mir hat es sich so erklären wollen: Am Anfang versucht der Hund noch mit Maske auf alles zu meistern. Auch wenn es nur so aussieht. A la "Keine Schwäche zeigen". Wenn sie dann angekommen ist und ihre Koffer ausgepackt hat. Zeigt sie ihr wahres ängstliches und unsicheres Gesicht. Keine Ahnung ob da was wahres dran ist. Klingt für mich aber relativ einleuchtend. Man selbst würde sich ähnlich auf einer z.B. neuen Arbeitsstätte verhalten.
Keine Schwäche zeigen ist keine hündische Strategie. Vielmehr führt der extreme Stress zu einer Immobilisation, vergleichbar mit Burnout. Dem liegen durchaus physische Prozesse zugrunde, die dazu führen, dass einfach keine Kraft da ist, um zu reagieren.
Ist der Hund etwas angekommen und hatte dabei genug Ruhe, den Stress abzubauen, ist er langsam wieder zu Reaktionen in der Lage.
 
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Karin
21. März 17:00
Sehr interessant zu hören, das unsere Hündin nicht die einzige ist, bei der es am Anfang so gut lief und die Unsicherheit dann erst später durch gekommen ist. Wir versuchen auch ihr die unterschiedlichsten Umgebungen schmackhaft zu machen. Langsam ist sie auch wieder ansprechbar und nimmt auch ab und zu Futter. Aber nach Silvester war wirklich 5-6 Wochen nicht daran zu denken, draußen Futter aufzunehmen
Nach Silvester haben wir das gleiche Problem. Erst im Februar wird sie wieder normal. So lange bleibt sie bei uns auch an der Leine. Wenn im Jahr mal ein lauter Knall/Schuss ertönt reagiert sie sehr erschrocken, Rute unter dem Körper, Ohren klappen nach hinten...kommt aber sofort zu mir gerannt. Dann nimm ich sie an die Leine, sag alles guuut und sie beruhigt sich wieder schnell. Aber an Silvester und danach 😱😰