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Carina
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zuletzt 12. Feb.

Wie viel Stress ist "normal" für einen Rüden?

Hallo liebe Community, Momentan beschäftige ich mich mit der Frage, was noch normales Rüdenverhalten ist und wie viel Stress evtl. eine Kastration rechtfertigen würde. Viele Rüdenbesitzer diagnostizieren selbstständig für ihren triebgesteuerten Rüden im Laufe der Pubertät eine "Hypersexualität". Aber was ist wirklich hypersexuell und was ist einfach noch normal? Wie stark muss eine Hypersexualität ausgeprägt sein, damit eine Kastration gerechtfertigt ist? Konkret zu unserem Fall, entschuldigt bitte den etwas längeren Text 😅 Balto hatte mit seinen Hormonen einen recht speziellen Verlauf. Er konnte keinen Kontakt zu anderen Hunden haben, bevor er ca. 6 Monate alt war. Dann haben die Hormone eingeschlagen wie eine Bombe. Er hat quasi nie gelernt, mit Hunden einfach nur zu spielen - für ihn gab es immer nur das Eine. ❤️😅 Auf Anraten des Trainers und TAs haben wir so gut es ging erzieherisch entgegengewirkt. Durchgehalten haben wir bis er 2,25 Jahre alt war. Nachdem er ewig nicht richtig gefressen hat, bedenklich abgenommen hatte, nur noch rum gejault hat und Kontakt mit Hunden nur noch mit Durchfall und Stress (Jaulen, Aufreiten) verbunden war, haben wir ihm im Februar 2023 einen 6-Monats Hormonchip setzen lassen. Die ersten 6 Wochen waren die Hölle, aber dann wurde er entspannter. Er hat gefressen, kein ständiger Durchfall mehr. Draußen wurde er ansprechbar. Wir haben in dieser Zeit viel trainiert (das haben wir vorher auch, da hat es nur nichts gebracht 🙈) und sogar die BH bestanden. Er hat ein richtig gutes Sozialverhalten mit anderen Hunden aufgebaut. Er hat gelernt, einfach losgelassen zu spielen, da geht mir jedes Mal das Herz auf. Er kam mir so glücklich, ausgeglichen und unbeschwert vor, einfach nur lebenslustig. Der Chip hat enorm lange gehalten, fast 10 Monate. Seit etwa 4 Wochen habe ich bemerkt, dass er ausläuft (Hoden wurden größer, er tropft wieder, öfter Durchfall, Verhalten komme ich gleich zu). Er frisst wieder sehr schlecht. Draußen ist er wieder enorm gestresst. Gut, Silvester hat da sicher auch sein Übliches zu getan. Aber die Tage davor war er ja auch schon so drauf. Wenn wir Gassi gehen, hat er wo es geht Freilauf. Aktuell sieht das so aus, dass er wie ein Angestochener losrennt, von einer Pipi-Stelle zur Nächsten. Inhaliert, markiert drüber, rennt weiter. Wenn er sich zu weit entfernt, rufe ich ab. Er kommt zwar zuverlässig, aber fiept nebenbei. Er läuft auch ohne Leine bei Fuß, fiept aber auch dabei die ganze Zeit. Verlange ich ein Sitz, fiept er (und setzt sich dann gaaanz langsam hin). Leckerlis frisst er draußen nicht mehr. Ca. alle 200m setzt er Durchfall an den Wegrand. Mit seiner besten Freundin spielt er kaum noch. Er hüpft fiepend um sie herum, leckt sie am Genital, markiert die ganze Gegend, spielt für 30 Sekunden mit ihr und versucht dann aus dem Spiel heraus aufzureiten. Man kann es zwar gleich unterbinden, das war früher nicht so, aber ein wirklich schönes Spiel kommt dabei nicht zustande. Besagte Freundin ist intakt, aber nicht läufig, nicht mal annähernd. Mit kastrierten Hündinnen das selbe Spiel. Es ist geradezu so, als ob er die Nähe einer Hündin nicht aushält, solange er nicht drauf darf. Dann hüpft er wieder fiepend um den Hund rum und geht dann fiepend auf Abstand. Einfach nur Spielen Fehlanzeige. Ich bin an einem Punkt, wo ich mich frage, ob ich ihm damit einen Gefallen tue, wenn ich ihn weiterhin unkastriert lasse. Eigentlich bin ich strikt dagegen, ohne medizinische Indikation zu kastrieren. Aber so langsam frage ich mich, ob dieser Stress nicht so sehr seine Lebensqualität beeinträchtigt, dass man das durchaus dazu zählen kann. Erzieherisch habe ich keine Probleme mit ihm. Immerhin lässt er sich abrufen, lässt sein Lecken und Aufreiten von mir Abbrechen, das letzte Jahr Training hat sich wirklich ausgezahlt. Er fiept dann halt laufend dabei 🙈 Hundekontakte könnte ich aufgrund des enormen Stresses einstampfen, er wäre auch ohne genügend ausgelastet. Fragt sich halt, ob das noch artgerecht wäre. Aber wie ihr seht, es geht mir nicht darum, ihn irgendwie leichter lenkbar oder erziehbar zu machen, sondern rein um sein Wohlbefinden. Wer bis hierhin durchgehalten und den ganzen Text gelesen hat, schonmal vorab vielen Dank. Ich wäre dankbar für eure Sichtweisen, wie viel Stress ist noch normal und ab wann wird es ungesund? Ich hoffe es entsteht ein konstruktiver Meinungsaustausch ohne Anfeindungen 🙏, der vielleicht auch anderen Rüdenbesitzern hilfreich sein kann.
 
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Dogorama-Mitglied
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6. Jan. 17:46
Löse dich erstmal von dem, was andere denken. Du möchtest einen zufriedenen, ausgeglichenen und glücklichen Hund. Das verdient er auch. So ein Leben im Dauerstress, mit Durchfälle, Fressstress und so weiter ist kein schönes Leben für einen Hund. Außerdem auf Dauer sehr bedrohlich für die Gesundheit. Wenn die Kastration ihm ein angenehmes Lebensgefühl und Stressfreiheit bietet, warum ihn dann leiden lassen? Ich denke du weißt bereits, was für ihn BESSER ist und nicht was allgemeine MEINUNG ist. Hab Vertrauen in dein Bauchgefühl 😉😇
 
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Dogorama-Mitglied
6. Jan. 17:46
Löse dich erstmal von dem, was andere denken. Du möchtest einen zufriedenen, ausgeglichenen und glücklichen Hund. Das verdient er auch. So ein Leben im Dauerstress, mit Durchfälle, Fressstress und so weiter ist kein schönes Leben für einen Hund. Außerdem auf Dauer sehr bedrohlich für die Gesundheit. Wenn die Kastration ihm ein angenehmes Lebensgefühl und Stressfreiheit bietet, warum ihn dann leiden lassen? Ich denke du weißt bereits, was für ihn BESSER ist und nicht was allgemeine MEINUNG ist. Hab Vertrauen in dein Bauchgefühl 😉😇
 
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Dogorama-Mitglied
6. Jan. 17:52
Hallöchen meine liebe, bei uns sah es ganz ähnlich aus wie bei dir. Wir haben uns dann vor einem Jahr für die Kastration entschieden, da durch den andauernden Stress die Prostata stark angeschwollen war. Also ich würde es immer wiedertun.
 
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Simone
6. Jan. 18:07
Tue dir und deinem Hund den Gefallen und lasse ihn kastrieren dieser Dauerstress macht ihn krank auch so extremer Durchfall hat auf Dauer massiv Folgen für den darm entzündliche Veränderungen usw
 
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Ilona
6. Jan. 18:08
Hallo Ich hab keinen Rüden, aber das was Du beschreibst, ist schon extrem stressig für den Hund. Mit dem Chip habt ihr gut trainieren können, und dein Hund ist ansprechbar geworden. Du kannst ihn auch vom unerwünschten Verhalten abrufen. Mein Gedanke zu eurer Situation wäre: nochmal ein Chip setzen lassen, weiter trainieren. Wenn der denn ausläuft, schauen, wie das Verhalte dann ist. Manchmal brauchen neue Verhaltensweisen Zeit um sich zu festigen. Sollte das dann trotzdem zu Durchfall etc. Kommen ,würde ich tatsächlich auch kastrieren lassen. Dauerstress ist eine medizinische Indikation, weil der Hund ja dann auch nicht entspannt sein kann. Vertraue deinem Bauchgefühl. Du wirst die richtige Entscheidung treffen.
 
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Simone
6. Jan. 18:11
Hallo Ich hab keinen Rüden, aber das was Du beschreibst, ist schon extrem stressig für den Hund. Mit dem Chip habt ihr gut trainieren können, und dein Hund ist ansprechbar geworden. Du kannst ihn auch vom unerwünschten Verhalten abrufen. Mein Gedanke zu eurer Situation wäre: nochmal ein Chip setzen lassen, weiter trainieren. Wenn der denn ausläuft, schauen, wie das Verhalte dann ist. Manchmal brauchen neue Verhaltensweisen Zeit um sich zu festigen. Sollte das dann trotzdem zu Durchfall etc. Kommen ,würde ich tatsächlich auch kastrieren lassen. Dauerstress ist eine medizinische Indikation, weil der Hund ja dann auch nicht entspannt sein kann. Vertraue deinem Bauchgefühl. Du wirst die richtige Entscheidung treffen.
Noch einmal ein Chip wäre für mich keine Option der Hund wird ständig komplett gaga gemacht der hormon Anstieg und Abstieg ist auch nicht gesund
 
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Michi
6. Jan. 18:12
Eine medizinische Indikation ist nichts weiter als eine ärztliche Empfehlung. Jeder Tierarzt wird in eurem Fall eine Kastration empfehlen. Ihr solltet dem Hund den Gefallen tun, es wird seine und eure Lebensqualität deutlich verbessern!
 
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Sandra
6. Jan. 18:15
Ich würde meinen Fokus nicht darauf legen was andere sagen sondern auf den Hund und sein Wohlbefinden und seine Lebensqualität und dementsprechend dann entscheiden. Ich bin auch ein Befürworter „keine Kastration ohne medizinischen Grund“. Nur was ist ein Medizinischer Grund …. Für mich sind es nicht nur körperliche Beschwerden sondern auch alles drum herum. Stress, nicht fressen wollen, Abnehmen, keine Kontakte haben können, all das ist psychisch nicht gesund und damit wäre doch schon der medizinische Grund belegt. Dein Hund scheint ohne Hormone glücklicher und hat mehr Lebensqualität was wiederum auch die Gesundheit fördert. Ich habe mit Bilbo ähnliches durch. Wir hatten Glück. Mönchspfeffer hat geholfen, das hat seine Hormone auf einen Normallevel runter geschraubt, sonst hätte der auch mindestens erstmal nen Chip bekommen, vielleicht wäre er auch kastriert worden. Bis zu einem gewissen Grad sind solche Sachen und Phasen normal, klar, aber ab einem gewissen Grad leidet der Hund unter seinen eigenen Hormonen und dann sollte das Leid auch beendet werden. Deiner ist 3, vielleicht wäre erstmal noch ein neuer Chip oder zwei eine Idee. Dann wäre er in einem Alter wo sich die Hormonsache manchmal etwas entspannt. Vielleicht wäre es dann möglich für ihn ohne Chip und ohne Kastration diesen Stress los zu sein aber genau so gut könnte es auch nichts verändern und dann würde erneut die Frage aufkommen ob eine Kastration vielleicht doch besser gewesen wäre. Nur du kennst deinen Hund gut genug um zu entscheiden was für ihn das richtige ist.
 
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Patricia
6. Jan. 18:28
Hallöchen meine liebe, bei uns sah es ganz ähnlich aus wie bei dir. Wir haben uns dann vor einem Jahr für die Kastration entschieden, da durch den andauernden Stress die Prostata stark angeschwollen war. Also ich würde es immer wiedertun.
Bei uns war es ebenfalls sehr ähnlich. Mein Bubi war gefährlich abgemagert, mich draußen ignoriert und trotz permanentem Üben nicht gemacht was er soll. Beim Fährtensuchen die Belohnungswurst wieder ausgespuckt. Wir haben uns erstmal für das chippen entschieden, allerdings gleich für ein Jahr. Beim Langhaarcollie kann es vorkommen, dass sich das Fell sehr negativ verändert. Das warten wir erst noch ab. Wenn die Fellveränderung, die gerade beginnt nicht so gravierend ausfällt, dann wird er kastriert. Seit der Chip wirkt, geht es ihm viel besser. Er hat wieder ein normales Gewicht, wir können toll trainieren, er ist im Mantrailing plötzlich ein Streber und der Abruf klappt auch auf einmal. Wenn du doch eigentlich nur positive Erfahrungen gemacht hast, dann verstehe ich eigentlich nicht, warum du zögerst. Du kannst ihn ja auch nochmal chippen bis du weißt, was du willst. Du kennst deinen Hund am besten und wirst sicher die richtige Entscheidung für ihn treffen.
 
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Dogorama-Mitglied
6. Jan. 18:43
Ich würde sagen, das es ok ist für Rüden die gesundheitliche Probleme dadurch bekommen. Außerdem sollte man den Chip zu erst einsetzen und testen, ob dies wirklich eine Verbesserung bringt. Danach spricht nichts dagegen. Finde toll das ihr das alles gemacht habt. Machen die wenigsten. Persönlich würde ich noch ein paar mal den Chip nutzen und weiter trainieren, um evtl. die Erfahrungen zu festigen. Vielleicht klappt es ja auch ohne Kastration. Den der Eingriff hat schon Nebenwirkungen die ziemlich scheiße sind. Z.B. wird das Bindegewebe dadurch schwächer usw. Lg ela
 
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Dogorama-Mitglied
6. Jan. 18:47
Ich würde meinen Fokus nicht darauf legen was andere sagen sondern auf den Hund und sein Wohlbefinden und seine Lebensqualität und dementsprechend dann entscheiden. Ich bin auch ein Befürworter „keine Kastration ohne medizinischen Grund“. Nur was ist ein Medizinischer Grund …. Für mich sind es nicht nur körperliche Beschwerden sondern auch alles drum herum. Stress, nicht fressen wollen, Abnehmen, keine Kontakte haben können, all das ist psychisch nicht gesund und damit wäre doch schon der medizinische Grund belegt. Dein Hund scheint ohne Hormone glücklicher und hat mehr Lebensqualität was wiederum auch die Gesundheit fördert. Ich habe mit Bilbo ähnliches durch. Wir hatten Glück. Mönchspfeffer hat geholfen, das hat seine Hormone auf einen Normallevel runter geschraubt, sonst hätte der auch mindestens erstmal nen Chip bekommen, vielleicht wäre er auch kastriert worden. Bis zu einem gewissen Grad sind solche Sachen und Phasen normal, klar, aber ab einem gewissen Grad leidet der Hund unter seinen eigenen Hormonen und dann sollte das Leid auch beendet werden. Deiner ist 3, vielleicht wäre erstmal noch ein neuer Chip oder zwei eine Idee. Dann wäre er in einem Alter wo sich die Hormonsache manchmal etwas entspannt. Vielleicht wäre es dann möglich für ihn ohne Chip und ohne Kastration diesen Stress los zu sein aber genau so gut könnte es auch nichts verändern und dann würde erneut die Frage aufkommen ob eine Kastration vielleicht doch besser gewesen wäre. Nur du kennst deinen Hund gut genug um zu entscheiden was für ihn das richtige ist.
Um seine Meinung zu hinterfragen, ist es hilfreich andere Meinungen zu hören. Und dazu ist ja ein forum da. :D Lg ela