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Alex
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Anzahl der Antworten 12
zuletzt 19. Sept.

Wie viel Bindung ist zu viel Bindung?

Mir war eine enge Bindung mit meinem Hund immer sehr wichtig. Gleichzeitig war es mir wichtig, dass mein Hund andere Bindungspersonen hat, und auch ohne mich gut klar kommt. Ich bin die Hauptbindungsperson meines Hundes, aber mein Partner und mein Hund haben (eigentlich) auch eine sehr gute und enge Bindung. Nachdem wir vor einigen Wochen für einige Monate in unserem van unterwegs waren, und 24/7 miteinander verbracht haben, und in den letzten 2 Wochen viel unterwegs waren, oft auch nur ich und Hund ohne meinen Partner, merke ich, dass er anhänglicher an mich wird. Er kann weiter gut alleine bleiben. Wenn wir aber unterwegs sind und ich ihn bei meinem Freund oder anderen lasse, (zb in einem Restaurant wenn ich mal ums Eck muss) wird er unruhig. Bisher war das nie ein Problem. Außerdem hört er gar nicht auf „fremde“ Menschen (also andere als mein Freund oder ich) außer sie haben Futter in der Hand. Frage mich ob ich mir Gedanken machen muss, ihn wieder mehr mit anderen Menschen, vor allem meinem Freund zu lassen. Und wie seht ihr das generell? Hauptsache eine enge Bindung? Oder ist es euch auch wichtig, dass der Hund andere Bindungspersonen hat? Wie viel Bindung findet ihr gut? Gibt es zu viel Bindung?
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
19. Sept. 04:04
Patch und ich sind sehr eng miteinander. Als ich ihn geholt habe, war ich noch Single und bis heute verbringe ich abgesehen von der Arbeit wahnsinnig viel Zeit mit ihm gemeinsam. Er ist wirklich überall dabei und das schweißt zusammen. Er kennt es bei meiner Mutter und ihrem Hund zu sein wenn ich mal nicht da bin. Allerdings nur für wenige Stunden. Meinen Partner hat er auch total ins Herz geschlossen und bleibt sehr gerne bei ihm. Aber er wartet ab einer gewissen Uhrzeit auf mich. Er ist sehr freundlich fremden Leuten gegenüber. Aber er würde im Leben mit niemanden mitlaufen oder auf jemanden hören sobald ich in der Nähe bin. Ob das zu viel Bindung ist? Ehrlich gesagt wäre bspw. ein Krankenhausaufenthalt eine Katastrophe für ihn. Er war noch nie eine Nacht von mir getrennt und selbst einen Abend weggehen ohne ihn passiert praktisch nicht. Und wenn, ist er dann bei meinen Eltern bis ich ihn abends wieder abhole und dann ist er auch eher nervig, wie mir berichtet wird. 🙈 ich liebe das an ihm, dass er so ist wie er ist aber klar Urlaube etc. Ohne ihn wären nie möglich. Aber ich möchte das auch einfach selber nicht.
Ich denke, ein Hund spürt, was sein Frauchen/Herrchen emotional möchte und was nicht und verhält sich emotional genau so. Ich habe z.b. das riesen Kontroll-Problem mit meinem Hund. Und ich bekomme das seit Monaten nicht in den Griff. Stelle aber eben auch fest: ICH kann ja auch gar nicht loslassen und Kontrolle abgeben! Ich bin genauso! Und dieses innere Zögern, das "nicht loslassen können", spürt mein Hund und kann entsprechend auch nicht loslassen (das ist natürlich meine ganz persönliche Theorie!!). Insofern ist vielleicht einfach nur die Frage für Dich selbst: ist es denn für mich in Ordnung,dass es so ist? Unbeeinflusst davon,was iwo steht, was was "man so machen sollte". Wenn du mit dir im Reinen bist und es sich gut anfühlt, glaube ich, ist es gut und richtig.
 
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Ca.
19. Sept. 07:27
Interessantes Thema finde ich auch. Eine innige Bindung zum Hund haben ist richtig toll. Ich denke wenn du einen selbstbewussten Hund hast, gibt's kein zuviel an Bindung. Wenn du jedoch deinem Hund zuviel Aufmerksamkeit gibst, ist das nicht gut. Eine gewisse Verunsicherung wenn ihr auswärts geht, ist okay und darf mal sein. Meine Angsthündin orientiert sich nur an mir, unsere Bindung ist sehr hoch, das heißt, sie bleibt überhaupt nicht bei Freundinnen oder Familie. Wenn sie bleiben muss, weil es nicht anders geht, dann gibt's keine Freude für sie. Diese Abhängigkeit, bzw Vertrauen schafft nicht nur positive Seiten. Auf Fremde hört sie wenn ich zugegen bin, nie, auch nicht mal auf meinen Mann. Zu ihm hat sie wenig Bindung, er beschäftigt sich nur sporadisch mit Merle.
Ich muss dazu noch ergänzen, dass Merle Epilepsie hat, gerneralisierte, schlimme Anfälle. Seit 2021 kann ich sie nicht mehr alleine lassen, weil ich Stress und Angst habe, dass sie krampft wenn sie alleine ist. Das war früher kein Problem gewesen. Bei meinen Eltern konnte ich sie damals, vor 2018, mal unterbringen aber nie über Nacht. Die Zeiten ändert sich und somit die Umstände, meine Eltern leben nicht mehr und Merle bekam 2019 ihre Epilepsie. Aus einer Angsthündin macht man keinen "normalen" bzw selbstsicheren Hund. Die starke Bindung ist für sie Überlebenssicherheit.