Hab ich ja deutlich geschrieben, dass ich ihr das nicht unterstelle, weil ich sie gar nicht kenne und man das so von der Ferne überhaupt nicht einschätzen kann. Sie hat aber selber geschrieben, dass eher der Mann beruhigend auf den Hund einwirken kann und sie wahrscheinlich für sich vor dem Tierarztgang Beruhigungsmittel bräuchte. Diese Aussage lässt da schon darauf schließen, dass sie da nicht gerade der Ruhepol für den Hund ist, an dem er sich orientieren kann und die Tierärzte sind ja für den Hund auch eher fremd. Ich denke schon, dass 8/9 Monate doch schon eine ziemlich lange Zeit sind, wo der Hund zumindest schon gemerkt hat, dass man ihm nichts Böses will. Natürlich gibt es da immer wieder noch Situationen, in denen er unsicher oder verängstigt ist, das kann auch länger oder sogar für immer eine Rolle spielen. Mailo hat auch heute noch nach 13 Jahren bei mir manchmal Angst vor Männern und daran wird sich auch nichts ändern. Es kommt aber nur noch selten vor, wenn sie ihn ansprechen oder einfach streicheln wollen und wir haben das gut im Griff. Jeder hat halt sein Päckchen zu tragen, aber zu keiner Zeit wäre es ihm da in den Sinn gekommen, mich zu beißen. Bei meinem ersten Hund habe ich beim Tierarztbesuch auch vorsichtshalber einen Maulkorb genommen, aber nicht wegen mir, sondern um wegen des Tierarztes auf Nummer sicher zu gehen. Er hat sich problemlos behandeln lassen, so lange ich dabei war, aber wenn mal etwas echt weh getan hat, dann hat er den Tierarzt schonmal kurz angeknurrt. Und solche „Brachialgewalt mit Zwang und Schmerz“, wie du schreibst, wurde dem Hund ja nun bei Susa nicht angetan. Klar muss man bei vorbelasteten Hunden da einfühlsam vorgehen und auf den Hund eingehen. Trotzdem sollte zumindest ein vom Tierheim an Anfänger abgegebener Hund nicht so traumatisiert und verhaltensgestört sein, dass er bei jeder Gelegenheit, die ihn vielleicht verunsichert, zubeißt. Im Tierheim kannte er die Personen ja noch viel weniger. Da hätte dann ja ein solches Verhalten noch deutlicher zu Tage treten müssen, als jetzt nach dieser Zeit in einer behüteten Umgebung. Und ich gehe jetzt mal davon aus, dass ein Tierheim da auch nach bestem Wissen und Gewissen handelt, ansonsten müssen sie ja damit rechnen, dass der Hund ganz schnell zurück ist.
Die Probleme des Hundes bezüglich Tierarzt waren dem Tierheim schon bekannt und die hatten dort nicht die Zeit, mit ihm ein Maulkorb Training zu machen. Es wurde uns auch gesagt, dass wir das machen müssen.
Unser Hund konnte im Tierheim nicht gechipt werden, weil er sich nicht behandeln ließ vom dortigen Tierarzt. Und mir kann keiner erzählen, dass ein Tierheimtierarzt nicht weiß, wie man mit schwierigen Hunden umgeht.
Der Hund wurde trotzdem an Anfänger vermittelt, da gab es auch noch andere Bewerber, die auch Anfänger waren.
Das war dann mein Fehler, dass ich es unterschätzt habe.
Und ja, weil ich aufgeregter bin als mein Mann, gehen wir immer zu zweit zum Tierarzt und er versucht Nino zu beruhigen.
Mindestens zwei der Tierarztbesuche waren mit Zwang und Schmerz verbunden.
Einmal Ohrenentzündung, das tut von sich aus schon mega weh und noch mehr, wenn da einer im Ohr rumstochert.
Und einmal wurde ihm eine Glasscherbe aus der Pfote entfernt. Das sind auch beides eher filigrane arbeiten, wo Nino relativ lange still festgehalten werden muss und ich bin froh, dass der Tierarzt und wir es überhaupt hinbekommen haben.
Das klingt jetzt blöd, aber ich finde es ehrlich gesagt gar nicht so schlimm, dass mein Hund in manchen Situationen beißt, ich finde es nur blöd, wenn er es nicht ordentlich ankündigt. Als mein Mann beim Ohren sauber machen gebissen wurde, war er irgendwie ein bisschen selbst Schuld, weil Nino davor bereits mehrfach geknurrt hatte. Da hätte er entweder erstmal ne Pause machen sollen oder Maulkorb drauf.
Und da war es ja auch wegen der Ohrenentzündung, dass Nino definitiv Schmerzen hatte...
Vielleicht hab ich da auch ne andere Einstellung, weil ich vorher Katzen hatte. Katzen lassen sich sowas auch gar nicht gefallen und ich musste mit meinem Kater sehr lange üben, dass ich dem die Krallen schneiden konnte ohne das er mich kratzt und beißt.
Zweimal musste ich den armen Kerl sogar baden (wegen Durchfall im Fell), da wusste ich aber vorher das der Kater super agressiv sein wird und ich ihn gut festhalten muss, auch wenn der mir gegenüber 10 Jahre lang die liebste Schmusekatze war, es sind halt einfach die Tiere, die Schmerzen und/oder Angst haben.