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zuletzt 16. Dez.

"Wege zur Freundschaft" (Ulli Reichmann)

Hallo ihr Lieben :) Ich habe kürzlich o.g. Buch verschlungen und gleich begeistert mit dem dort aufgeführten Training begonnen. Für alle, die es nicht kennen: Es geht darum gemeinsam mit seinem Hund die Welt zu entdecken und Spuren zu suchen etc.. Quasi ein Leitfaden, wie man dem Hund zeigt nicht mehr alleine jagen zu gehen, sondern voller Freude zu kooperieren. Ich bin nun unendlich begeistert, weil erste (auch unerwartete) Erfolge schon in wenigen Tagen sichtbar wurden und wollte nun mal fragen, ob noch jemand inspiriert von diesen Methoden mit seinem Hund die Welt erkundet? Würde mich über einen Erfahrungsaustausch unheimlich freuen! Liebe Grüße
 
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Vivi &
6. Nov. 09:15
Rein stimmlich einsteigen hilft dem Wayne auch nicht. Wayne ist ein Hund, der sich viel über Bewegung reguliert und statisch schlecht mit Stress klarkommt. Ich steige also zwar stimmlich situativ durchaus auf hoher Erregung ein (wodurch er in der Situation deutlich ansprechbarer ist als wenn ich ihn mit ruhiger Stimme anspreche), muss ihm dann aber auch ein Ventil bieten, über das er gemeinsam mit mir ein wenig Energie loswerden kann. Bei uns ist das oft unser "Turn", der ähnlich ist wie das Handhochspiel, und anschließendem Leckerli Kegeln mit nach und nach weniger Dynamik. Aber auch gemeinsam ein Stück rennen hilft hier enorm - zb wenn überraschend eine Katze neben dem Weg hinter einem Busch sitzt und die Erregung bei wayne explosionsartig steigt, bekomme ich ihn mit dynamischer Ansprache und dann gemeinsamem rennen, wobei wir schnell los rennen und dann gemeinsam langsamer werden. Bei einem spielmotivierten Hund könnte man auch zergeln etc.
Es kommt ja nicht nur darauf an was dem Hund hilft, sondern auch was authentisch ist. Ich denke hier an meinen 1 1/2 Hund (der Hund wohnt im Haus und ist die Hälfte der Woche mit uns unterwegs). Die ist jagdlich motiviert, aber sehr gut ansprechbar. Wenn man da mit ehrlicher Begeisterung auf die Wildsichtung reagiert, ist sie total motiviert was zusammen zu machen (meist dem Leckerli hinter her wuseln, manchmal auch gucken). Sie riecht die Tiere, ich sehe sie. Zusammen sind wir ein super Team (und Pico steht daneben und schaut dödelnd in seiner eigenen Welt rum).
 
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Babs
6. Nov. 09:21
Ich mache es, wenn ich's richtig gelesen habe umgekehrt.😅 Wenn mein Hund bei Wildsichtung in hoher Erregung ist, spreche ich mein Lob ganz ruhig und sanft aus. Ich möchte ihn situativ nicht noch mehr pushen. Wenn er zu mir kommt, lobe ich schon mehr, wenn er meine alternativ Belohnung annimmt wie den Dummy hetzen, bring ich richtig Dynamik in meine Stimme und gestik, lasse das aber zum Abschluss auch abklingen, zum wieder runterkommen. Das beschreibt Ines Scheuer Dinger in einem ihrer Bücher. Aus einem hitzigen Dummy Spiel, nicht einfach abrupt den Dummy wegpacken und weitergehen. Während der Hund noch mittendrin ist und der Hund noch nicht runterkam. Das kann nur Frust schüren und könnte sich woanders entladen.
M.E. auf den Punkt getroffen. Den Hund da abholen, wo er gerade mit seiner Energie ist. Manchmal muss man dann eine Entscheidung treffen, die IN der Situation getroffen werden muss und das erfordert Feingefühl für die Situation. Ich persönlich habe lernen müssen meinen Kopf auszuschalten und mich in die Situation zu begeben und auf mein Gefühl zu achten.
 
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Sonja
6. Nov. 10:25
Sonja, ich mache das ja auch ab und an so ähnlich, wie du es beschreibst. Bei Mira habe ich festgestellt, für manche Situationen kann das ein Gamechanger sein, in anderen komplett deplatziert und sogar kontraproduktiv. Ich habe schon (bei meinem Hund) ein grobes Gefühl davon, wann es passen kann und wann nicht, aber ich könnte das jetzt nicht gut für jemand anderes beschreiben. Tendenziell eher dort, wo Ruhe vorleben alleine nicht weiterhilft, keinen Einstieg für die Mira bietet um sie abzuholen, weil sie selbst zunächst emotional zu sehr entfernt davon ist, sich Formen von Co-Regulation annehmen zu können. Bei der Situation, die Sandra beschreibt, kam es mir nicht in den Kopf, weil sie eh im Moment höchster Erregung mit dem Huhn beschäftigt war. Später im Stall hätte es von meinem Gefühl her auch nicht mehr gut gepasst und vermutlich eher zu mehr Irritation geführt. Also zumindest, wenn ich mir vorstelle, ich wäre mit der Mira in der Situation gewesen und sie hätte so reagiert. Wie es bei anderen aussieht, kann ich natürlich nicht sagen. Falls da jemand weiteres berichten kann, würde es mich brennend interessieren.
Ich stelle mir gerade vor, Ella mit einem aufgeregten Huhn in der Hand beruhigen zu wollen. 🤣
 
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SandrA
6. Nov. 10:33
Ich stelle mir gerade vor, Ella mit einem aufgeregten Huhn in der Hand beruhigen zu wollen. 🤣
Das ist echt sportlich ☝️ Ich war sehr dankbar für meinen Gatten in dieser Situation😂
 
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Kirsten
6. Nov. 10:42
Ich stelle mir gerade vor, Ella mit einem aufgeregten Huhn in der Hand beruhigen zu wollen. 🤣
Amüsante Vorstellung 🤪😂
Wobei die Rakete ja mit dir zusammen schon vieles sooo gut macht! 🥰
 
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Das
6. Nov. 17:03
Heute kann ich auch was zum besten geben. 🙈

Heute sind wir am Rande eines Dorfes, außerhalb in Wald und Flur spazieren gegangen, dort gehen sehr viele Mensch/ Hund Teams lang.
Damit Kiki ihrer Leidenschaft nachgehen kann bogen wir später auf einem Wilden Feld ab.
Ich habe da nichts erwartet weil wie gesagt dort viel Betrieb ist.
Also ab aufs Feld!
Kurz vor Dracu der vorraus lief, sprangen zwei Rehe auf!
Ich war, bezüglich eines Vorfalls am Montag äußerst angespannt. 🙈
Doch war ich zuversichtlich und blieb ruhig und besonnen.
Doch Dracu, hielt inne und kam nach kurzem wittern zu mir.
Bin Verdammt stolz über seine Impulskontrolle!
Da ich wusste das der Endgegner, die frischen Liegeflächen, auf uns warten, und ich durch Montag eine wichtige Lektion gelernt habe, habe ich Dracu angeleint und gingen uns die Liegeflächen anschauen.
Er war extrem aufgeregt, aber habe ihm kurz diese Aufregung gelassen.
Er ging der Fährte der Rehe nicht in Fluchtrichtung nach sondern verfolgte sie sehr eifrig zurück, dachte ich, denn 50 m weiter sprang das nächste Reh auf.🙈
Da spitzte sich seine Aufregung so zu das er sogar dem Reh hinterher wollte und winselte.
Ich hielt kurz inne und wartete bis er ansprechbar war, dann gab's seinen Futterdummy nach hinten weg.
Ein paar mal, hinterher rennen, bringen, suchen und dann habe ich ihn dynamisch über den Boden gezogen und feuerte ihn an zu hetzen, er liebte es, und ich auch, so sehr das ich beim rennen mit Dummy sogar noch auf die Fresse flog.😂
Ich blieb gleich am Boden, gab Dracu seine Beute aus dem Dummy und danach zum runterkommen streichelte ich ihn.

Mit dem Dummy kann er sich soweit runter regeln das er wieder ansprechbar und entspannt ist.
Er konnte die Fährte des dritten Reh's dann ganz entspannt nachgehen und Fernwittern.

Ich weiß wie wichtig Impulskontrolle ist und das sie mit jeden zurückhalten (müssen), in vielerlei Kontexten sinkt.
Das darf man nicht unterschätzen.
Und weiß es immer mehr zu schätzen wenn sich ein Hund zurückhalten muss.
 
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Sonja
6. Nov. 20:57
Heute kann ich auch was zum besten geben. 🙈 Heute sind wir am Rande eines Dorfes, außerhalb in Wald und Flur spazieren gegangen, dort gehen sehr viele Mensch/ Hund Teams lang. Damit Kiki ihrer Leidenschaft nachgehen kann bogen wir später auf einem Wilden Feld ab. Ich habe da nichts erwartet weil wie gesagt dort viel Betrieb ist. Also ab aufs Feld! Kurz vor Dracu der vorraus lief, sprangen zwei Rehe auf! Ich war, bezüglich eines Vorfalls am Montag äußerst angespannt. 🙈 Doch war ich zuversichtlich und blieb ruhig und besonnen. Doch Dracu, hielt inne und kam nach kurzem wittern zu mir. Bin Verdammt stolz über seine Impulskontrolle! Da ich wusste das der Endgegner, die frischen Liegeflächen, auf uns warten, und ich durch Montag eine wichtige Lektion gelernt habe, habe ich Dracu angeleint und gingen uns die Liegeflächen anschauen. Er war extrem aufgeregt, aber habe ihm kurz diese Aufregung gelassen. Er ging der Fährte der Rehe nicht in Fluchtrichtung nach sondern verfolgte sie sehr eifrig zurück, dachte ich, denn 50 m weiter sprang das nächste Reh auf.🙈 Da spitzte sich seine Aufregung so zu das er sogar dem Reh hinterher wollte und winselte. Ich hielt kurz inne und wartete bis er ansprechbar war, dann gab's seinen Futterdummy nach hinten weg. Ein paar mal, hinterher rennen, bringen, suchen und dann habe ich ihn dynamisch über den Boden gezogen und feuerte ihn an zu hetzen, er liebte es, und ich auch, so sehr das ich beim rennen mit Dummy sogar noch auf die Fresse flog.😂 Ich blieb gleich am Boden, gab Dracu seine Beute aus dem Dummy und danach zum runterkommen streichelte ich ihn. Mit dem Dummy kann er sich soweit runter regeln das er wieder ansprechbar und entspannt ist. Er konnte die Fährte des dritten Reh's dann ganz entspannt nachgehen und Fernwittern. Ich weiß wie wichtig Impulskontrolle ist und das sie mit jeden zurückhalten (müssen), in vielerlei Kontexten sinkt. Das darf man nicht unterschätzen. Und weiß es immer mehr zu schätzen wenn sich ein Hund zurückhalten muss.
Einfach toll. 🤩
Was hat Kiki in der Zeit gemacht, als Dracu mit den Rehen beschäftigt war?
 
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Das
7. Nov. 02:28
Einfach toll. 🤩 Was hat Kiki in der Zeit gemacht, als Dracu mit den Rehen beschäftigt war?
Die macht Rentnermäßig ihr Ding.
Kam ganz gemütlich hinterher geschlendert und steckte ihre Nase in Mäuselöcher. 😁
Als ich für Dracu den Dummy warf und er noch am bringen war, warf ich Kiki was fressbares zum suchen ins hohe Gras, und als Dracu mir den Dummy brachte und ebenfalls was fressbares aus dem Dummy im Gras suchte, warf ich für Kiki den Dummy.

Sah von weiten für außenstehende bestimmt seltsam aus.😂

Es ist auch erstaunlich wie gerne Dracu trotz Wildgeruch die alternative "was suchen" annimmt.
Also während er Wild wittert ich ihn lobe und Frage " was suchen?" da dreht der sich mit großen Augen zu mir und schmeiße nur ein Leckerlie zum suchen weg. 😚

Das einzig, noch "dramatische" bei ihm sind eben die Frischen Fährten wenn er sich "festschnüffelt".
Ines Scheuer Dinger beschreibt diese (Jagd)Hunde als besonders anspruchsvoll für Halter, und ist mitunter das schwierigste Thema beim Hund.
 
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Jochen
7. Nov. 05:17
Die macht Rentnermäßig ihr Ding. Kam ganz gemütlich hinterher geschlendert und steckte ihre Nase in Mäuselöcher. 😁 Als ich für Dracu den Dummy warf und er noch am bringen war, warf ich Kiki was fressbares zum suchen ins hohe Gras, und als Dracu mir den Dummy brachte und ebenfalls was fressbares aus dem Dummy im Gras suchte, warf ich für Kiki den Dummy. Sah von weiten für außenstehende bestimmt seltsam aus.😂 Es ist auch erstaunlich wie gerne Dracu trotz Wildgeruch die alternative "was suchen" annimmt. Also während er Wild wittert ich ihn lobe und Frage " was suchen?" da dreht der sich mit großen Augen zu mir und schmeiße nur ein Leckerlie zum suchen weg. 😚 Das einzig, noch "dramatische" bei ihm sind eben die Frischen Fährten wenn er sich "festschnüffelt". Ines Scheuer Dinger beschreibt diese (Jagd)Hunde als besonders anspruchsvoll für Halter, und ist mitunter das schwierigste Thema beim Hund.
Zitat:
Das einzig, noch "dramatische" bei ihm sind eben die Frischen Fährten wenn er sich "festschnüffelt".
Ines Scheuer Dinger beschreibt diese (Jagd)Hunde als besonders anspruchsvoll für Halter, und ist mitunter das schwierigste Thema beim Hund.
Zitatende

Das ist ja interessant, ich hätte gedacht das Hetzen sei das schwierigste Thema, weil das weniger "überlegt" ist und von anderen, ursprünglicheren Hirnarealen gesteuert wird, ähnlich eines ersten Angstimpulses.

Lohnt sich die Lektüre von Ines Scheuer Dingers Büchern? Wenn ja, welches?
 
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SandrA
7. Nov. 05:55
Heute kann ich auch was zum besten geben. 🙈 Heute sind wir am Rande eines Dorfes, außerhalb in Wald und Flur spazieren gegangen, dort gehen sehr viele Mensch/ Hund Teams lang. Damit Kiki ihrer Leidenschaft nachgehen kann bogen wir später auf einem Wilden Feld ab. Ich habe da nichts erwartet weil wie gesagt dort viel Betrieb ist. Also ab aufs Feld! Kurz vor Dracu der vorraus lief, sprangen zwei Rehe auf! Ich war, bezüglich eines Vorfalls am Montag äußerst angespannt. 🙈 Doch war ich zuversichtlich und blieb ruhig und besonnen. Doch Dracu, hielt inne und kam nach kurzem wittern zu mir. Bin Verdammt stolz über seine Impulskontrolle! Da ich wusste das der Endgegner, die frischen Liegeflächen, auf uns warten, und ich durch Montag eine wichtige Lektion gelernt habe, habe ich Dracu angeleint und gingen uns die Liegeflächen anschauen. Er war extrem aufgeregt, aber habe ihm kurz diese Aufregung gelassen. Er ging der Fährte der Rehe nicht in Fluchtrichtung nach sondern verfolgte sie sehr eifrig zurück, dachte ich, denn 50 m weiter sprang das nächste Reh auf.🙈 Da spitzte sich seine Aufregung so zu das er sogar dem Reh hinterher wollte und winselte. Ich hielt kurz inne und wartete bis er ansprechbar war, dann gab's seinen Futterdummy nach hinten weg. Ein paar mal, hinterher rennen, bringen, suchen und dann habe ich ihn dynamisch über den Boden gezogen und feuerte ihn an zu hetzen, er liebte es, und ich auch, so sehr das ich beim rennen mit Dummy sogar noch auf die Fresse flog.😂 Ich blieb gleich am Boden, gab Dracu seine Beute aus dem Dummy und danach zum runterkommen streichelte ich ihn. Mit dem Dummy kann er sich soweit runter regeln das er wieder ansprechbar und entspannt ist. Er konnte die Fährte des dritten Reh's dann ganz entspannt nachgehen und Fernwittern. Ich weiß wie wichtig Impulskontrolle ist und das sie mit jeden zurückhalten (müssen), in vielerlei Kontexten sinkt. Das darf man nicht unterschätzen. Und weiß es immer mehr zu schätzen wenn sich ein Hund zurückhalten muss.
Wow 🤩 — was für eine Entwicklung! Mega, dass ihr da gemeinsam durchgeht.

Besonders faszinierend finde ich, dass Dracu – obwohl das Jagdsystem voll aktiviert war – letztlich eine gemeinsame Auflösung gewählt hat. Das ist echt Hammer. Und ich glaube, dass dein Vertrauen, ihn erstmal „machen zu lassen“, also seine Erregung kurz auszuhalten, einen großen Anteil daran hat. Das ist oft für mich - vor allem bei Neo 🙈 - der schwierigste Moment – nicht einzugreifen, sondern präsent zu bleiben und dem Hund zuzutrauen, wieder zu dir zu finden.
Das scheint genau der Punkt zu sein, an dem Kooperation entsteht statt Kontrolle. Und dass du ihn dann über Bewegung, Anfeuerung und Beute ins gemeinsame Hetzen gebracht hast – das ist für mich eine unglaublich stimmige Strategie.🤩