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Dogorama-Mitglied
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heute 08:19

"Wege zur Freundschaft" (Ulli Reichmann)

Hallo ihr Lieben :) Ich habe kürzlich o.g. Buch verschlungen und gleich begeistert mit dem dort aufgeführten Training begonnen. Für alle, die es nicht kennen: Es geht darum gemeinsam mit seinem Hund die Welt zu entdecken und Spuren zu suchen etc.. Quasi ein Leitfaden, wie man dem Hund zeigt nicht mehr alleine jagen zu gehen, sondern voller Freude zu kooperieren. Ich bin nun unendlich begeistert, weil erste (auch unerwartete) Erfolge schon in wenigen Tagen sichtbar wurden und wollte nun mal fragen, ob noch jemand inspiriert von diesen Methoden mit seinem Hund die Welt erkundet? Würde mich über einen Erfahrungsaustausch unheimlich freuen! Liebe Grüße
 
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Michi
3. Nov. 10:38
Also ich habe direkt so einen Kandidat der dafür gezüchtet wurde Fährten zu folgen und habe mit ihm schon gemeinsam ohne Leine bis zu einem gewissen Punkt eine Fährte verfolgt. Es ist also möglich. Dennoch mache ich es am liebsten mit Sicherung. Da bin ich entspannter und muss Notfalls nicht so vehement eingreifen. Wenn wir auf dem Waldwegen gehen hält sich Dracu an die Regel auch auf dem Weg zu bleiben und folgt keinerlei Wildwechsel, Fährten oder auch bei Wildgerüchen im Waldinnern durch Fernwittern.
Ah ok, also folgere ich daraus, dass das gemeinsame Verfolgen von Spuren für einen Hund an der Schleppleine ein tolles Erlebnis ist, aber für Hunde, die immer Freilaufen eher nicht so gut umsetzbar ist.
Wir haben eigentlich nie die Leine dran, außer in bewohntem Gebiet und wohnen inmitten der Natur.
Da ist es schon besser, wenn ich ihn nicht auf den Geschmack bringe. Ich bin mir fast sicher, dass er bei mir bleiben würde, wenn wir gemeinsam verfolgen, aber ebenso, dass er das dann lustig findet und öfter haben will und dann selber entscheidet.
Ich bin bei seiner Rasse schon sehr froh, dass ich ihn überhaupt in der Natur ableinen kann !
 
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Michi
3. Nov. 10:41
Diese Fragen haben mich auch ziemlich oft beschäftigt. Gerade mit mit meinen jagdlich sehr ambitionierten Hunden, will ich ja gerade vermeiden, dass gemeinsames Entdecken sie auf den Geschmack bringt, selbstständig Spuren aufzunehmen. Was sich bei uns aber gezeigt hat ist, dass es sehr stark vom Rahmen abhängt. Ein Beispiel – Neo war kürzlich an der Schleppleine im Wald, als er Geraschel gehört und eine frische Rehfährte in die Nase bekam. Früher wäre er da sofort ins Losschießen gekippt. Heute schiesst er kurz vor, schaut er mich dann aber ziemlich schnell abfragend an: „Ok, wie machen wir‘s?“ Und das ist der Punkt, an dem ich einsteige. Wir gehen dann gemeinsam ein Stück mit – ruhig, kontrolliert, also nicht als Hetzfreigabe, sondern als gemeinsames Nachspüren. Manchmal löse ich die Spannung dann mit einem Hetzspiel, das ich aber initiiere. Ich glaube, dass genau darin der Unterschied liegt: Die Jagdmotivation wird nicht unterdrückt, sondern in Kooperation überführt. Das Wir steht im Vordergrund – nicht das solitäre Hetzen. Wenn Neo merkt, dass ich sein Interesse wahrnehme und mitgehe, muss er nicht mehr allein handeln und das reduziert den Kontrollverlust und gemeinsames Jagen ist die Verbindung.
Das hört sich gut und stimmig an und mit einem anderen Hund würde ich das sicher auch versuchen.
Ob der Shar Pei Charakter das erlaubt?
Ich weiß es nicht.
Aber falls das in die Hose geht, hätte ich mir meinen mühsam trainierten Freilauf kaputt gemacht .
 
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SandrA
3. Nov. 10:47
Das hört sich gut und stimmig an und mit einem anderen Hund würde ich das sicher auch versuchen. Ob der Shar Pei Charakter das erlaubt? Ich weiß es nicht. Aber falls das in die Hose geht, hätte ich mir meinen mühsam trainierten Freilauf kaputt gemacht .
Ich würde es vielleicht gar nicht so sehr auf Jagd festlegen, sondern auf gemeinsames Erleben. Neo ist ja mit seinen Malamut- und Herdenschutz-Anteilen auch ein eher selbstständig agierender Typ. Gerade deshalb macht es unglaublich Freude zu erleben, wie er aus seiner Eigenständigkeit herauskommt, mich anstrahlt und aktiv nachfragt, was wir als Nächstes machen – sei es beim Reh, beim Erkunden von Grenzen oder beim „Entdecken“ von potenziellen Eindringlingen auf unserem Grundstück.

Es geht also nicht darum, dass wir zwingend jagen, sondern dass er häufig erlebt wie das Wir im Vordergrund steht. Neo hat Spaß daran, gemeinsam zu agieren, Entscheidungen mit mir abzustimmen und neue Dinge zu erkunden – und das funktioniert auch bei Hunden, die Freilauf genießen und normalerweise selbstständig unterwegs sind. Es ist also für mich eher eine Frage von Kooperation und gemeinsamer Aufmerksamkeit, nicht nur von Jagdkontrolle.
 
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Kirsten
3. Nov. 10:51
Das geht bei mir nicht, ich wohne am Wald und sozusagen am Ende der Welt. Unsere einzigen direkten Nachbarn sind viele Wildtiere.
Woran hakt es?
 
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Michi
3. Nov. 10:51
Ich würde es vielleicht gar nicht so sehr auf Jagd festlegen, sondern auf gemeinsames Erleben. Neo ist ja mit seinen Malamut- und Herdenschutz-Anteilen auch ein eher selbstständig agierender Typ. Gerade deshalb macht es unglaublich Freude zu erleben, wie er aus seiner Eigenständigkeit herauskommt, mich anstrahlt und aktiv nachfragt, was wir als Nächstes machen – sei es beim Reh, beim Erkunden von Grenzen oder beim „Entdecken“ von potenziellen Eindringlingen auf unserem Grundstück. Es geht also nicht darum, dass wir zwingend jagen, sondern dass er häufig erlebt wie das Wir im Vordergrund steht. Neo hat Spaß daran, gemeinsam zu agieren, Entscheidungen mit mir abzustimmen und neue Dinge zu erkunden – und das funktioniert auch bei Hunden, die Freilauf genießen und normalerweise selbstständig unterwegs sind. Es ist also für mich eher eine Frage von Kooperation und gemeinsamer Aufmerksamkeit, nicht nur von Jagdkontrolle.
Das hört sich toll an und hätte ich auch gerne.
Müsli und ich erleben und erkunden aber auch ganz viel in der Natur.
Auch beobachten wir gemeinsam Wild.
Vor der Fährtensuche habe ich tatsächlich bisschen Respekt 😄
 
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SandrA
3. Nov. 11:13
Das hört sich toll an und hätte ich auch gerne. Müsli und ich erleben und erkunden aber auch ganz viel in der Natur. Auch beobachten wir gemeinsam Wild. Vor der Fährtensuche habe ich tatsächlich bisschen Respekt 😄
Ich finde das gemeinsame Beobachten von Wild total spannend, gerade weil es um geteilte Aufmerksamkeit also auch ums Wir geht. Ein Hund spürt ja eben, wenn man wirklich bei ihm ist.

Ich finde diese Herangehensweise bzw. diese Haltung sehr bereichernd, ob nun mit Neo, oder auch schon mit meiner alten Hündin Joona, und jetzt starte ich mit Ivy wieder. Sie ist ca fünf Monate alt, total eigensinnig, jagdlich extrem motiviert und stammt aus einer Tötung, in der sie entsprechend reizarm aufgewachsen ist. In den ersten Tagen war sie so wenig ansprechbar, dass ich ernsthaft dachte, sie sei taub.

Mit ihr gehe ich jetzt wieder Schritt für Schritt vor mit dem Ziel, dass sie überhaupt Vorteile darin sieht mit mir zu kooperieren. Also erleben wir Situationen gemeinsam, spüren Spannung und Entspannung und arbeiten daran, dass sie sich an mir orientiert. Beispiel Hühnergewöhnung: Ich begleite sie, sie darf die Aufregung spüren (und davon gibt es reichlich😅), ich zeige Präsenz, wir regulieren gemeinsam, und sie lernt, dass es ums Kooperieren geht, nicht ums Losstürmen. Das ist einfach anders als Deckeln und Tabu im Sinne von „Du darfst eben einfach nicht jagen“.
 
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Babs
3. Nov. 11:22
Ich finde das gemeinsame Beobachten von Wild total spannend, gerade weil es um geteilte Aufmerksamkeit also auch ums Wir geht. Ein Hund spürt ja eben, wenn man wirklich bei ihm ist. Ich finde diese Herangehensweise bzw. diese Haltung sehr bereichernd, ob nun mit Neo, oder auch schon mit meiner alten Hündin Joona, und jetzt starte ich mit Ivy wieder. Sie ist ca fünf Monate alt, total eigensinnig, jagdlich extrem motiviert und stammt aus einer Tötung, in der sie entsprechend reizarm aufgewachsen ist. In den ersten Tagen war sie so wenig ansprechbar, dass ich ernsthaft dachte, sie sei taub. Mit ihr gehe ich jetzt wieder Schritt für Schritt vor mit dem Ziel, dass sie überhaupt Vorteile darin sieht mit mir zu kooperieren. Also erleben wir Situationen gemeinsam, spüren Spannung und Entspannung und arbeiten daran, dass sie sich an mir orientiert. Beispiel Hühnergewöhnung: Ich begleite sie, sie darf die Aufregung spüren (und davon gibt es reichlich😅), ich zeige Präsenz, wir regulieren gemeinsam, und sie lernt, dass es ums Kooperieren geht, nicht ums Losstürmen. Das ist einfach anders als Deckeln und Tabu im Sinne von „Du darfst eben einfach nicht jagen“.
Ui, Nachwuchs im Hause 😍. Ich wünsche Euch eine lange und wunderbare gemeinsame Zeit 🥰.
 
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SandrA
3. Nov. 11:24
Ui, Nachwuchs im Hause 😍. Ich wünsche Euch eine lange und wunderbare gemeinsame Zeit 🥰.
Ja, wir konnten es nicht lassen😅 Vielen Dank für die lieben Wünsche 🥰
 
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Sonja
3. Nov. 11:43
Ah ok, also folgere ich daraus, dass das gemeinsame Verfolgen von Spuren für einen Hund an der Schleppleine ein tolles Erlebnis ist, aber für Hunde, die immer Freilaufen eher nicht so gut umsetzbar ist. Wir haben eigentlich nie die Leine dran, außer in bewohntem Gebiet und wohnen inmitten der Natur. Da ist es schon besser, wenn ich ihn nicht auf den Geschmack bringe. Ich bin mir fast sicher, dass er bei mir bleiben würde, wenn wir gemeinsam verfolgen, aber ebenso, dass er das dann lustig findet und öfter haben will und dann selber entscheidet. Ich bin bei seiner Rasse schon sehr froh, dass ich ihn überhaupt in der Natur ableinen kann !
Nein, so stimmt das nicht.
Ich hänge mal einen Ausschnitt aus "Wege der Freundschaft" dran.
Im Austausch mit anderen hat sich für mich gezeigt, dass es ganz individuell vom Hund abhängt, was möglich ist. Und noch mehr davon, wieviel Vertrauen der Halter in seinen Hund hat. Bleibt man misstrauisch in HabAcht-Stellung, macht man das gemeinsame Jagen kaputt, denn dann ist es ein Gegeneinander.
Wenn Du also Müsli nicht vertraust, dass er in so einer Situation bei Dir bleibt, solltest Du ihn nicht ableinen.
 
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Michi
3. Nov. 11:49
Nein, so stimmt das nicht. Ich hänge mal einen Ausschnitt aus "Wege der Freundschaft" dran. Im Austausch mit anderen hat sich für mich gezeigt, dass es ganz individuell vom Hund abhängt, was möglich ist. Und noch mehr davon, wieviel Vertrauen der Halter in seinen Hund hat. Bleibt man misstrauisch in HabAcht-Stellung, macht man das gemeinsame Jagen kaputt, denn dann ist es ein Gegeneinander. Wenn Du also Müsli nicht vertraust, dass er in so einer Situation bei Dir bleibt, solltest Du ihn nicht ableinen.
Ich vertraue ihm, dass er beim gemeinsamen Spurensuchen bei mir bleibt, aber wo ich ihm nicht vertraue, das ist, wenn wir dann ohne Leine im Wald unterwegs sind, er dann selbstständig, also ohne mich, auf die Idee kommt, eine Fährte zu verfolgen. Er dann quasi weg ist 😄 jetzt macht er das nicht, aber vielleicht wenn er das gemeinsame Suchen lustig findet....