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Dogorama-Mitglied
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heute 08:19

"Wege zur Freundschaft" (Ulli Reichmann)

Hallo ihr Lieben :) Ich habe kürzlich o.g. Buch verschlungen und gleich begeistert mit dem dort aufgeführten Training begonnen. Für alle, die es nicht kennen: Es geht darum gemeinsam mit seinem Hund die Welt zu entdecken und Spuren zu suchen etc.. Quasi ein Leitfaden, wie man dem Hund zeigt nicht mehr alleine jagen zu gehen, sondern voller Freude zu kooperieren. Ich bin nun unendlich begeistert, weil erste (auch unerwartete) Erfolge schon in wenigen Tagen sichtbar wurden und wollte nun mal fragen, ob noch jemand inspiriert von diesen Methoden mit seinem Hund die Welt erkundet? Würde mich über einen Erfahrungsaustausch unheimlich freuen! Liebe Grüße
 
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Babs
3. Nov. 09:43
Ich unterscheide das nicht in der Form, dass ich mir etwas vornehme. Wenn sich eine Gelegenheit bietet, und es dann gerade passt, folgen wir der Jagdsequenz. Passt es nicht, sage ich "Weiter". Bei jeder Sichtung von Wild bleiben wir stehen und beobachten eine Weile, allein schon, um das Wild nicht zu verschrecken. Das muss nicht lange sein. Aber ich spreche dabei leise mit den Hunden, dadurch merken sie, ich teile ihr Interesse. Früher sind wir einfach nur stehen geblieben und die Hunde haben alleine geschaut. Es reichen aber auch ganz kurze Abstecher, die man bis maximal zum Leinenende zulässt, so wie in dem Video. Wobei ich da nicht mitgemacht habe. Ein verbales Anfeuern hätte schon gereicht, um daraus ein gemeinsames Erlebnis zu machen. Ob man den Hund nun eine halbe Minute an einem Grasbüschel schnüffeln oder gerade ein Stück weit eine Spur verfolgen lässt, ist zeitlich egal. Wenn es wirklich mal gar nicht passt, ist das aber nicht schlimm. Bei den Hunden verändert sich was, schon beim ersten Interesse teilen.
Worüber ich mir immer wieder Gedanken mache ist, warum sollte verbal kommuniziert werden und warum werden Leckerchen auf den Boden geworfen? Über diese beiden Gedanken stolpere ich immer wieder 😳
 
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Dogorama-Mitglied
3. Nov. 09:44
Wie unterscheidet ihr eigentlich "Jagdspaziergänge" von anderen Spaziergängen? Manchmal hat man es ja doch eilig. Oder auf Wanderungen z. B. kann ich den Hund nicht jede Spur verfolgen lassen. Auch mein Hundesitter kann das nicht 🤔
Wir unterscheiden auch nicht. Es kann auch sein, dass wir spontan bei uns im Dorf auf einer Morgen- oder Abendrunde eine spannende Spur verfolgen. Ich habe eigentlich nie einen festen Plan „muss x km in y Zeit schaffen“. Bleiben wir irgendwo hängen, dauert es entweder länger oder die km werden weniger bei gleicher Zeit. Auch Spurenlesen ist ja auslastend für den Hund.
 
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Sonja
3. Nov. 10:04
Worüber ich mir immer wieder Gedanken mache ist, warum sollte verbal kommuniziert werden und warum werden Leckerchen auf den Boden geworfen? Über diese beiden Gedanken stolpere ich immer wieder 😳
Leckerchen werfen oder auch ein Spielzeug soll das Hetzen nachstellen. Manche Hunde sind zufriedener, wenn man so abschließt. Andere Hunde brauchen das nicht.
Auch bei verbaler Kommunikation ist es abhängig vom Hund, ob es das Wir-Gefühl verstärkt oder nicht. Dabei kommt aber ganz stark das Gefühl, das es im Menschen erzeugt, hinzu. Wir kommen oft viel interessierter rüber, wenn wir unsere bevorzugte Kommunikationsform einsetzen können.
 
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Babs
3. Nov. 10:08
Leckerchen werfen oder auch ein Spielzeug soll das Hetzen nachstellen. Manche Hunde sind zufriedener, wenn man so abschließt. Andere Hunde brauchen das nicht. Auch bei verbaler Kommunikation ist es abhängig vom Hund, ob es das Wir-Gefühl verstärkt oder nicht. Dabei kommt aber ganz stark das Gefühl, das es im Menschen erzeugt, hinzu. Wir kommen oft viel interessierter rüber, wenn wir unsere bevorzugte Kommunikationsform einsetzen können.
Vielen Dank für Deine Erklärung 👍.
 
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Gabi 👣
3. Nov. 10:16
Leckerchen werfen oder auch ein Spielzeug soll das Hetzen nachstellen. Manche Hunde sind zufriedener, wenn man so abschließt. Andere Hunde brauchen das nicht. Auch bei verbaler Kommunikation ist es abhängig vom Hund, ob es das Wir-Gefühl verstärkt oder nicht. Dabei kommt aber ganz stark das Gefühl, das es im Menschen erzeugt, hinzu. Wir kommen oft viel interessierter rüber, wenn wir unsere bevorzugte Kommunikationsform einsetzen können.
Unsere liebt geworfene Kekse, sie achtet genau auf mich und die „flugbahn“. Aber auch „Keksbäume“ sucht sie unheimlich gern ab.
Verbale Kommunikation: genau wie du sagst. Und wir haben zusammengerechnet, Giny versteht mittlerweile knapp 50 Wörter(die Lobwörter ausgenommen), einfach durch benennen gelernt.
 
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Michi
3. Nov. 10:24
Jetzt habe ich auch noch eine Frage.
Wenn man gemeinsam mit dem Hund eine Fährte verfolgt und ihn dabei noch anfeuert...wie funktioniert das mit einem freilaufenden Hund?
Dass er bei einem bleibt, wenn man gemeinsam die Spur abgeht, das kann ich mir noch vorstellen, aber bringt man den Hund dann nicht darauf, auch in anderen Momenten eine Spur zu verfolgen?
Und zwar selbstständig?
Ist sicher abhängig vom Charakter des Hundes, aber ich würde meinen lieber nicht auf den Geschmack kommen lassen.
Ich meine jetzt nicht die Wohnung sondern Wald und Feld, also Natur.
 
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Arinka
3. Nov. 10:26
Wir unterscheiden gar nicht. Wenn ich mal was vorhabe und nicht viel Zeit gehe ich Wege, bzw gar nicht erst in den Wald um die ganzen versuchungen für Dracula nicht absagen zu müssen.
Das geht bei mir nicht, ich wohne am Wald und sozusagen am Ende der Welt. Unsere einzigen direkten Nachbarn sind viele Wildtiere.
 
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Arinka
3. Nov. 10:27
Worüber ich mir immer wieder Gedanken mache ist, warum sollte verbal kommuniziert werden und warum werden Leckerchen auf den Boden geworfen? Über diese beiden Gedanken stolpere ich immer wieder 😳
Das funktioniert hier gar nicht, weil mein Hund draußen selten Leckerlis nimmt.
Denke das ist sehr individuell.
 
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Das
3. Nov. 10:31
Jetzt habe ich auch noch eine Frage. Wenn man gemeinsam mit dem Hund eine Fährte verfolgt und ihn dabei noch anfeuert...wie funktioniert das mit einem freilaufenden Hund? Dass er bei einem bleibt, wenn man gemeinsam die Spur abgeht, das kann ich mir noch vorstellen, aber bringt man den Hund dann nicht darauf, auch in anderen Momenten eine Spur zu verfolgen? Und zwar selbstständig? Ist sicher abhängig vom Charakter des Hundes, aber ich würde meinen lieber nicht auf den Geschmack kommen lassen. Ich meine jetzt nicht die Wohnung sondern Wald und Feld, also Natur.
Also ich habe direkt so einen Kandidat der dafür gezüchtet wurde Fährten zu folgen und habe mit ihm schon gemeinsam ohne Leine bis zu einem gewissen Punkt eine Fährte verfolgt.
Es ist also möglich.
Dennoch mache ich es am liebsten mit Sicherung.
Da bin ich entspannter und muss Notfalls nicht so vehement eingreifen.
Wenn wir auf dem Waldwegen gehen hält sich Dracu an die Regel auch auf dem Weg zu bleiben und folgt keinerlei Wildwechsel, Fährten oder auch bei Wildgerüchen im Waldinnern durch Fernwittern.
 
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SandrA
3. Nov. 10:36
Jetzt habe ich auch noch eine Frage. Wenn man gemeinsam mit dem Hund eine Fährte verfolgt und ihn dabei noch anfeuert...wie funktioniert das mit einem freilaufenden Hund? Dass er bei einem bleibt, wenn man gemeinsam die Spur abgeht, das kann ich mir noch vorstellen, aber bringt man den Hund dann nicht darauf, auch in anderen Momenten eine Spur zu verfolgen? Und zwar selbstständig? Ist sicher abhängig vom Charakter des Hundes, aber ich würde meinen lieber nicht auf den Geschmack kommen lassen. Ich meine jetzt nicht die Wohnung sondern Wald und Feld, also Natur.
Diese Fragen haben mich auch ziemlich oft beschäftigt. Gerade mit mit meinen jagdlich sehr ambitionierten Hunden, will ich ja gerade vermeiden, dass gemeinsames Entdecken sie auf den Geschmack bringt, selbstständig Spuren aufzunehmen.

Was sich bei uns aber gezeigt hat ist, dass es sehr stark vom Rahmen abhängt. Ein Beispiel – Neo war kürzlich an der Schleppleine im Wald, als er Geraschel gehört und eine frische Rehfährte in die Nase bekam. Früher wäre er da sofort ins Losschießen gekippt. Heute schiesst er kurz vor, schaut er mich dann aber ziemlich schnell abfragend an: „Ok, wie machen wir‘s?“ Und das ist der Punkt, an dem ich einsteige. Wir gehen dann gemeinsam ein Stück mit – ruhig, kontrolliert, also nicht als Hetzfreigabe, sondern als gemeinsames Nachspüren. Manchmal löse ich die Spannung dann mit einem Hetzspiel, das ich aber initiiere.

Ich glaube, dass genau darin der Unterschied liegt: Die Jagdmotivation wird nicht unterdrückt, sondern in Kooperation überführt. Das Wir steht im Vordergrund – nicht das solitäre Hetzen. Wenn Neo merkt, dass ich sein Interesse wahrnehme und mitgehe, muss er nicht mehr allein handeln und das reduziert den Kontrollverlust und gemeinsames Jagen ist die Verbindung.