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Dogorama-Mitglied
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heute 04:42

"Wege zur Freundschaft" (Ulli Reichmann)

Hallo ihr Lieben :) Ich habe kürzlich o.g. Buch verschlungen und gleich begeistert mit dem dort aufgeführten Training begonnen. Für alle, die es nicht kennen: Es geht darum gemeinsam mit seinem Hund die Welt zu entdecken und Spuren zu suchen etc.. Quasi ein Leitfaden, wie man dem Hund zeigt nicht mehr alleine jagen zu gehen, sondern voller Freude zu kooperieren. Ich bin nun unendlich begeistert, weil erste (auch unerwartete) Erfolge schon in wenigen Tagen sichtbar wurden und wollte nun mal fragen, ob noch jemand inspiriert von diesen Methoden mit seinem Hund die Welt erkundet? Würde mich über einen Erfahrungsaustausch unheimlich freuen! Liebe Grüße
 
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Kirsten
26. Sept. 11:23
Ich habe keine dieser Bücher gelesen und gehe diesen Weg schon lange selbst so. Einfach, weil es eine Selbstverständlichkeit ist sich auf die Welt in der die Hunde leben, zu begeben um eine bestmöglichste Beziehung durch Gemeinsamkeiten zu erzielen. Und die Erkenntnis bekam ich, weil ich darüber nachdachte was ein Hund glücklich macht, eben, ein Hund zu sein. Hier schrieb ein netter Mann mir mal ein Kompliment das ich die Bücher gar nicht brauche, weil ich es schon perfekt mache.😊 Und ich finde es auch schön, dass immer mehr Leute diese Weg wählen. Weil er eben richtig ist.
Deine Einstellung merkt man in euren Videos auch ganz doll. Immer schön zuzusehen 🤩🥰
 
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Kirsten
26. Sept. 16:11
Hallo Kirsten, Du hattest gefragt, wie Training im Sinne der Gefährtenschmiede und im Sinne von Ulli Reichmann für die Lagottine und mich zusammenpassen: Sehr gut. :) Bei Ulli Reichmann geht es im Kern natürlich um den Reiz „Wild und seine Fährten“, während bei der Gefährtenschmiede auch andere Reize thematisiert werden - je nach deiner Situation / deinem Hund. Kann also auch das Thema andere Hunde im Freilauf sein, ist halt individuell. Bei uns ist aber Wild & Fährten tatsächlich Reiz No. 1. Ich versuch mal mein Verständnis von Ulli Reichmann im Wesentlichen und in Kürze zusammenzufassen: nimm deinen Hund wahr, was er sieht und gerne tut, macht die Dinge gemeinsam, gib ihm Informationen (keine Kommandos!) zu Richtung / Weg, zeig Anerkennung für seine Funde & Leistungen, wenn er zu angespannt ist bei Sichtungen, vergrößere die Distanz und mach ggf ein paar Richtungswechsel. Ich beschränk‘s jetzt mal darauf und es ist ja auch recht simplifiziert dargestellt. Bei Better together von der Gefährtenschmiede geht es auch darum (wiederum hier meine Worte und Verständnis!) den Hund als kompetenten Sozialpartner wahrzunehmen, der nicht mit Kommandos gegängelt wird, sondern sich meiner Ankündigung anschließt (das kann auch Fehlversuche beinhalten). Kekse werden (wie auch bei Ulli Reichmann) nicht zur Bestechung genutzt, aber sie sind nicht verboten, wichtiger ist ehrliches Feedback (positiv wie negativ). Den optimalen Abstand zu individuellen Reizen lotet man schrittweise aus und verkürzt ihn mit der Zeit. Es gibt auch da Richtungswechsel in Form von kurzen Leinenführigkeitssequenzen, wenn der Hund sich selber etwas runterreguliert hat. Es wird viel mit der Psychologie des Hundes gearbeitet als Erklärungsansatz und das macht für mich - und vorallem die Lagottine - durchaus Sinn. Ich habe uns auch in einigen der Beispiele in Ulli Reichmann‘s Buch wiedergefunden. Ich habe tatsächlich angefangen Delia für‘s Buddeln zu loben - sie schaut mich dann innerhalb kürzester Zeit verwundert an und kommt zu mir gestürmt. Habe ich auch mal bei Pferdekötteln ausprobiert, die waren dann auch uninteressant. Langweilige Übungen auf dem Trainingsplatz findet sie genau so: langweilig, vorallem die Dinge wie Sitz, Platz, Bleib… Kann sie übrigens alles, aber ich habe inzwischen Spaß es anders zu üben. Also gibt‘s kein Sitz und Bleib, wenn das die klassische Übung sein soll. Ich warte kurz, bis sie sich hinsetzt, lasse die Leine fallen und sage „ich bin gleich wieder da“ und dann gehe ich. Klappte lustigerweise besser als die klassische Herangehensweise der anderen. (Spoiler: inzwischen ist der Vertrag Hundeschule ja auch gekündigt - mehr im „was hat euch heute genervt“ Thread) Habe ich neulich auch mal im Wald probiert, da war sie sogar ohne Leine. Wir waren mit einer Bekannten und zwei weiteren Hunden dort und wir mussten auf einen schlecht einsehbaren Weg zurückbiegen. Die Bekannte ist mit ihren Hunden stehengeblieben, ich habe Delia dort gelassen (ohne Bleib) und mit „ich geh schauen“ bin ich weggegangen um zu schauen, damit wir nicht in jemanden reinlaufen ungeplant. Sie ist dort geblieben, bis ich sie geholt habe. Sie kann weitgehend frei laufen, bei Feldern und den hier reichlich!! vorkommenden Hasen bleibt sie im Zweifel aber noch an der Schlepp. Sie geht schon mal stöbern, bleibt aber ansprechbar. Gerne läuft sie im Maisfeld parallel zu mir. Ich tue mich immer noch schwer, etwas spannendes für sie zu finden, sie ist (natürlich auch rassebedingt) sehr nasenaffin … was soll ich sagen, da habe ich so meine Mängel. ;) Aber sie findet immer was. Klappt alles? Nein, das wäre gelogen. Neulich ist sie einer Katze hinterher, die am Maisfeld auftauchte und ich war nicht schnell genug. Aber nach 30 sec war sie wieder da und wir haben dann erstmal zusammen Kekse gegessen. Sorry dennoch an die Katze, tut mir leid! Raschelnde und fliegende Blätter sind mit unser größtes Problem, da üben wir aber dran und es wird auch Stück für Stück besser. Wir sind ja auch erst am Anfang von BT. Sorry für den langen Eintrag.
Bezüglich Leckerchen und Kommandos kann ich auf Carols Text verweisen. Ich finde, sie hat das ziemlich gescheit beschrieben.

Ich versuche es nochmal mit meinen Worten zu ergänzen, obwohl ich das sicher nicht so toll kann, wie es die Bücher oder eine von den Trainerinnen wiedergeben würden und mein Text arg abgespeckt/ zusammengefasst dargestellt ist und weniger auf die Hintergründe eingeht.

Im Kern geht es weniger (oder gar nicht, höhö) darum ein ganz spezifisches Verhalten zu einem bestimmten Zeitpunkt herauszuarbeiten(, wie z.B. eine Anzeige, Warten, Stoppen, Zurückgehen, usw. wobei das Endergebnis durchaus so aussehen kann, besonders wenns für den Hund einfach so passt). Es dreht sich weniger um den perfekten Zeitpunkt (im Vergleich zum präzisen Clickertraining) oder das eine passende Verhalten, dass besonders hervorgehoben werden soll, zumal wir von den ganzen inneren Vorgängen des Hundes ja auch nur einen sehr kleinen Anteil mitbekommen. Hier wird quasi gar nicht „on Point“ gearbeitet, sondern die Philosophie bewegt sich weit weg vom gezielten Formen des Hundes.
Vermittelt werden soll ihm das Gefühl, dass er gut so ist, wie er ist (Stichwort Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit).

Kekse gibt’s zum Runterfahren, gegen Ungeduld in Wartezeiten, zum Wohlfühlen, als Einfach-So-Geschenke und weniger um den Fluss des Hundes (absichtlich oder unabsichtlich) zu unterbrechen. Sie werden also nach Möglichkeit nicht so eingesetzt, dass der Hund immer wieder rausgerissen wird aus seiner Welt, sondern so dass er sich mit der Keksgabe wohlfühlt ohne in innere Konflikte zu geraten.

Es geht um das Verändern von Emotionen, statt gezielter Verhaltensvorgaben (bzw. -kontrolle) und lässt dem Hund damit Raum Lösungen zu finden die funktional zu der Situation passen, auch auf seiner Gefühlsebene. Es wird nicht versucht den Hund zu „beheben“, wieder richtig zu machen, ihn für den Menschen zurecht zu biegen.

Die Methoden die sich in den Büchern befinden sind direkt anwendbar ohne vorheriges trainieren, soweit sie vom Menschen verstanden werden und zum Hund passen. (Beispiel: Hand-Hoch-Spiel bei einem Hund der im früheren Leben geschlagen wurde, ist ggf. nicht so der Burner und sollte an den Hund angepasst werden).

Die Dinge werden weniger trainiert, sondern ergeben sich aus der Situation heraus. Weniger Fokus aufs Problem, mehr aufs gemeinsame Erleben und Wohlfühlen. Mensch und Hund lernen gemeinsam voneinander. Der Hund zeigt seine Welt und sein Mensch achtet drauf, dass durch Einflüsse der Menschenwelt keine Schäden entstehen, weder für den Hund noch für andere.

Soweit erstmal die Gedanken zur Philosophie und zum Training. Gegen den Clicker an sich oder freundliches Training spricht genau nichts. Niemand ist böse, weil er trainiert oder einen Clicker verwendet oder passt dadurch nicht rein.

Nur je länger ich dabei bin, desto vorsichtiger bin ich mit systematischer Verhaltensmanipulation im sozialen Miteinander geworden, weil ich mir zunehmend Gedanken ums Drumherum mache.
Was macht das mit meinem Hund?
Ich mein jetzt nicht Tricks, zur Spaß an der Freude und losgelöst von aufregenden Situationen, sondern Dinge die das Leben mittendrin betreffen.
 
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Dogorama-Mitglied
26. Sept. 16:31
Bezüglich Leckerchen und Kommandos kann ich auf Carols Text verweisen. Ich finde, sie hat das ziemlich gescheit beschrieben. Ich versuche es nochmal mit meinen Worten zu ergänzen, obwohl ich das sicher nicht so toll kann, wie es die Bücher oder eine von den Trainerinnen wiedergeben würden und mein Text arg abgespeckt/ zusammengefasst dargestellt ist und weniger auf die Hintergründe eingeht. Im Kern geht es weniger (oder gar nicht, höhö) darum ein ganz spezifisches Verhalten zu einem bestimmten Zeitpunkt herauszuarbeiten(, wie z.B. eine Anzeige, Warten, Stoppen, Zurückgehen, usw. wobei das Endergebnis durchaus so aussehen kann, besonders wenns für den Hund einfach so passt). Es dreht sich weniger um den perfekten Zeitpunkt (im Vergleich zum präzisen Clickertraining) oder das eine passende Verhalten, dass besonders hervorgehoben werden soll, zumal wir von den ganzen inneren Vorgängen des Hundes ja auch nur einen sehr kleinen Anteil mitbekommen. Hier wird quasi gar nicht „on Point“ gearbeitet, sondern die Philosophie bewegt sich weit weg vom gezielten Formen des Hundes. Vermittelt werden soll ihm das Gefühl, dass er gut so ist, wie er ist (Stichwort Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit). Kekse gibt’s zum Runterfahren, gegen Ungeduld in Wartezeiten, zum Wohlfühlen, als Einfach-So-Geschenke und weniger um den Fluss des Hundes (absichtlich oder unabsichtlich) zu unterbrechen. Sie werden also nach Möglichkeit nicht so eingesetzt, dass der Hund immer wieder rausgerissen wird aus seiner Welt, sondern so dass er sich mit der Keksgabe wohlfühlt ohne in innere Konflikte zu geraten. Es geht um das Verändern von Emotionen, statt gezielter Verhaltensvorgaben (bzw. -kontrolle) und lässt dem Hund damit Raum Lösungen zu finden die funktional zu der Situation passen, auch auf seiner Gefühlsebene. Es wird nicht versucht den Hund zu „beheben“, wieder richtig zu machen, ihn für den Menschen zurecht zu biegen. Die Methoden die sich in den Büchern befinden sind direkt anwendbar ohne vorheriges trainieren, soweit sie vom Menschen verstanden werden und zum Hund passen. (Beispiel: Hand-Hoch-Spiel bei einem Hund der im früheren Leben geschlagen wurde, ist ggf. nicht so der Burner und sollte an den Hund angepasst werden). Die Dinge werden weniger trainiert, sondern ergeben sich aus der Situation heraus. Weniger Fokus aufs Problem, mehr aufs gemeinsame Erleben und Wohlfühlen. Mensch und Hund lernen gemeinsam voneinander. Der Hund zeigt seine Welt und sein Mensch achtet drauf, dass durch Einflüsse der Menschenwelt keine Schäden entstehen, weder für den Hund noch für andere. Soweit erstmal die Gedanken zur Philosophie und zum Training. Gegen den Clicker an sich oder freundliches Training spricht genau nichts. Niemand ist böse, weil er trainiert oder einen Clicker verwendet oder passt dadurch nicht rein. Nur je länger ich dabei bin, desto vorsichtiger bin ich mit systematischer Verhaltensmanipulation im sozialen Miteinander geworden, weil ich mir zunehmend Gedanken ums Drumherum mache. Was macht das mit meinem Hund? Ich mein jetzt nicht Tricks, zur Spaß an der Freude und losgelöst von aufregenden Situationen, sondern Dinge die das Leben mittendrin betreffen.
Obacht, das Lob für den Text gebührt nicht mir! Das ist 1:1 aus dem Buch. ☺️
 
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Dogorama-Mitglied
26. Sept. 16:32
Bezüglich Leckerchen und Kommandos kann ich auf Carols Text verweisen. Ich finde, sie hat das ziemlich gescheit beschrieben. Ich versuche es nochmal mit meinen Worten zu ergänzen, obwohl ich das sicher nicht so toll kann, wie es die Bücher oder eine von den Trainerinnen wiedergeben würden und mein Text arg abgespeckt/ zusammengefasst dargestellt ist und weniger auf die Hintergründe eingeht. Im Kern geht es weniger (oder gar nicht, höhö) darum ein ganz spezifisches Verhalten zu einem bestimmten Zeitpunkt herauszuarbeiten(, wie z.B. eine Anzeige, Warten, Stoppen, Zurückgehen, usw. wobei das Endergebnis durchaus so aussehen kann, besonders wenns für den Hund einfach so passt). Es dreht sich weniger um den perfekten Zeitpunkt (im Vergleich zum präzisen Clickertraining) oder das eine passende Verhalten, dass besonders hervorgehoben werden soll, zumal wir von den ganzen inneren Vorgängen des Hundes ja auch nur einen sehr kleinen Anteil mitbekommen. Hier wird quasi gar nicht „on Point“ gearbeitet, sondern die Philosophie bewegt sich weit weg vom gezielten Formen des Hundes. Vermittelt werden soll ihm das Gefühl, dass er gut so ist, wie er ist (Stichwort Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit). Kekse gibt’s zum Runterfahren, gegen Ungeduld in Wartezeiten, zum Wohlfühlen, als Einfach-So-Geschenke und weniger um den Fluss des Hundes (absichtlich oder unabsichtlich) zu unterbrechen. Sie werden also nach Möglichkeit nicht so eingesetzt, dass der Hund immer wieder rausgerissen wird aus seiner Welt, sondern so dass er sich mit der Keksgabe wohlfühlt ohne in innere Konflikte zu geraten. Es geht um das Verändern von Emotionen, statt gezielter Verhaltensvorgaben (bzw. -kontrolle) und lässt dem Hund damit Raum Lösungen zu finden die funktional zu der Situation passen, auch auf seiner Gefühlsebene. Es wird nicht versucht den Hund zu „beheben“, wieder richtig zu machen, ihn für den Menschen zurecht zu biegen. Die Methoden die sich in den Büchern befinden sind direkt anwendbar ohne vorheriges trainieren, soweit sie vom Menschen verstanden werden und zum Hund passen. (Beispiel: Hand-Hoch-Spiel bei einem Hund der im früheren Leben geschlagen wurde, ist ggf. nicht so der Burner und sollte an den Hund angepasst werden). Die Dinge werden weniger trainiert, sondern ergeben sich aus der Situation heraus. Weniger Fokus aufs Problem, mehr aufs gemeinsame Erleben und Wohlfühlen. Mensch und Hund lernen gemeinsam voneinander. Der Hund zeigt seine Welt und sein Mensch achtet drauf, dass durch Einflüsse der Menschenwelt keine Schäden entstehen, weder für den Hund noch für andere. Soweit erstmal die Gedanken zur Philosophie und zum Training. Gegen den Clicker an sich oder freundliches Training spricht genau nichts. Niemand ist böse, weil er trainiert oder einen Clicker verwendet oder passt dadurch nicht rein. Nur je länger ich dabei bin, desto vorsichtiger bin ich mit systematischer Verhaltensmanipulation im sozialen Miteinander geworden, weil ich mir zunehmend Gedanken ums Drumherum mache. Was macht das mit meinem Hund? Ich mein jetzt nicht Tricks, zur Spaß an der Freude und losgelöst von aufregenden Situationen, sondern Dinge die das Leben mittendrin betreffen.
So geht es mir auch, wie du im letzten Absatz schreibst.
 
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Gabi 👣
27. Sept. 00:52
Bezüglich Leckerchen und Kommandos kann ich auf Carols Text verweisen. Ich finde, sie hat das ziemlich gescheit beschrieben. Ich versuche es nochmal mit meinen Worten zu ergänzen, obwohl ich das sicher nicht so toll kann, wie es die Bücher oder eine von den Trainerinnen wiedergeben würden und mein Text arg abgespeckt/ zusammengefasst dargestellt ist und weniger auf die Hintergründe eingeht. Im Kern geht es weniger (oder gar nicht, höhö) darum ein ganz spezifisches Verhalten zu einem bestimmten Zeitpunkt herauszuarbeiten(, wie z.B. eine Anzeige, Warten, Stoppen, Zurückgehen, usw. wobei das Endergebnis durchaus so aussehen kann, besonders wenns für den Hund einfach so passt). Es dreht sich weniger um den perfekten Zeitpunkt (im Vergleich zum präzisen Clickertraining) oder das eine passende Verhalten, dass besonders hervorgehoben werden soll, zumal wir von den ganzen inneren Vorgängen des Hundes ja auch nur einen sehr kleinen Anteil mitbekommen. Hier wird quasi gar nicht „on Point“ gearbeitet, sondern die Philosophie bewegt sich weit weg vom gezielten Formen des Hundes. Vermittelt werden soll ihm das Gefühl, dass er gut so ist, wie er ist (Stichwort Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit). Kekse gibt’s zum Runterfahren, gegen Ungeduld in Wartezeiten, zum Wohlfühlen, als Einfach-So-Geschenke und weniger um den Fluss des Hundes (absichtlich oder unabsichtlich) zu unterbrechen. Sie werden also nach Möglichkeit nicht so eingesetzt, dass der Hund immer wieder rausgerissen wird aus seiner Welt, sondern so dass er sich mit der Keksgabe wohlfühlt ohne in innere Konflikte zu geraten. Es geht um das Verändern von Emotionen, statt gezielter Verhaltensvorgaben (bzw. -kontrolle) und lässt dem Hund damit Raum Lösungen zu finden die funktional zu der Situation passen, auch auf seiner Gefühlsebene. Es wird nicht versucht den Hund zu „beheben“, wieder richtig zu machen, ihn für den Menschen zurecht zu biegen. Die Methoden die sich in den Büchern befinden sind direkt anwendbar ohne vorheriges trainieren, soweit sie vom Menschen verstanden werden und zum Hund passen. (Beispiel: Hand-Hoch-Spiel bei einem Hund der im früheren Leben geschlagen wurde, ist ggf. nicht so der Burner und sollte an den Hund angepasst werden). Die Dinge werden weniger trainiert, sondern ergeben sich aus der Situation heraus. Weniger Fokus aufs Problem, mehr aufs gemeinsame Erleben und Wohlfühlen. Mensch und Hund lernen gemeinsam voneinander. Der Hund zeigt seine Welt und sein Mensch achtet drauf, dass durch Einflüsse der Menschenwelt keine Schäden entstehen, weder für den Hund noch für andere. Soweit erstmal die Gedanken zur Philosophie und zum Training. Gegen den Clicker an sich oder freundliches Training spricht genau nichts. Niemand ist böse, weil er trainiert oder einen Clicker verwendet oder passt dadurch nicht rein. Nur je länger ich dabei bin, desto vorsichtiger bin ich mit systematischer Verhaltensmanipulation im sozialen Miteinander geworden, weil ich mir zunehmend Gedanken ums Drumherum mache. Was macht das mit meinem Hund? Ich mein jetzt nicht Tricks, zur Spaß an der Freude und losgelöst von aufregenden Situationen, sondern Dinge die das Leben mittendrin betreffen.
Sorry, aber gerade mit deinem letzten Absatz komme ich leider nicht klar, also verstehe ich nicht?🤷🏻‍♀️
 
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Kirsten
27. Sept. 07:28
Bezüglich Leckerchen und Kommandos kann ich auf Carols Text verweisen. Ich finde, sie hat das ziemlich gescheit beschrieben. Ich versuche es nochmal mit meinen Worten zu ergänzen, obwohl ich das sicher nicht so toll kann, wie es die Bücher oder eine von den Trainerinnen wiedergeben würden und mein Text arg abgespeckt/ zusammengefasst dargestellt ist und weniger auf die Hintergründe eingeht. Im Kern geht es weniger (oder gar nicht, höhö) darum ein ganz spezifisches Verhalten zu einem bestimmten Zeitpunkt herauszuarbeiten(, wie z.B. eine Anzeige, Warten, Stoppen, Zurückgehen, usw. wobei das Endergebnis durchaus so aussehen kann, besonders wenns für den Hund einfach so passt). Es dreht sich weniger um den perfekten Zeitpunkt (im Vergleich zum präzisen Clickertraining) oder das eine passende Verhalten, dass besonders hervorgehoben werden soll, zumal wir von den ganzen inneren Vorgängen des Hundes ja auch nur einen sehr kleinen Anteil mitbekommen. Hier wird quasi gar nicht „on Point“ gearbeitet, sondern die Philosophie bewegt sich weit weg vom gezielten Formen des Hundes. Vermittelt werden soll ihm das Gefühl, dass er gut so ist, wie er ist (Stichwort Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit). Kekse gibt’s zum Runterfahren, gegen Ungeduld in Wartezeiten, zum Wohlfühlen, als Einfach-So-Geschenke und weniger um den Fluss des Hundes (absichtlich oder unabsichtlich) zu unterbrechen. Sie werden also nach Möglichkeit nicht so eingesetzt, dass der Hund immer wieder rausgerissen wird aus seiner Welt, sondern so dass er sich mit der Keksgabe wohlfühlt ohne in innere Konflikte zu geraten. Es geht um das Verändern von Emotionen, statt gezielter Verhaltensvorgaben (bzw. -kontrolle) und lässt dem Hund damit Raum Lösungen zu finden die funktional zu der Situation passen, auch auf seiner Gefühlsebene. Es wird nicht versucht den Hund zu „beheben“, wieder richtig zu machen, ihn für den Menschen zurecht zu biegen. Die Methoden die sich in den Büchern befinden sind direkt anwendbar ohne vorheriges trainieren, soweit sie vom Menschen verstanden werden und zum Hund passen. (Beispiel: Hand-Hoch-Spiel bei einem Hund der im früheren Leben geschlagen wurde, ist ggf. nicht so der Burner und sollte an den Hund angepasst werden). Die Dinge werden weniger trainiert, sondern ergeben sich aus der Situation heraus. Weniger Fokus aufs Problem, mehr aufs gemeinsame Erleben und Wohlfühlen. Mensch und Hund lernen gemeinsam voneinander. Der Hund zeigt seine Welt und sein Mensch achtet drauf, dass durch Einflüsse der Menschenwelt keine Schäden entstehen, weder für den Hund noch für andere. Soweit erstmal die Gedanken zur Philosophie und zum Training. Gegen den Clicker an sich oder freundliches Training spricht genau nichts. Niemand ist böse, weil er trainiert oder einen Clicker verwendet oder passt dadurch nicht rein. Nur je länger ich dabei bin, desto vorsichtiger bin ich mit systematischer Verhaltensmanipulation im sozialen Miteinander geworden, weil ich mir zunehmend Gedanken ums Drumherum mache. Was macht das mit meinem Hund? Ich mein jetzt nicht Tricks, zur Spaß an der Freude und losgelöst von aufregenden Situationen, sondern Dinge die das Leben mittendrin betreffen.
(Edit: Text bezieht sich auf Gabis Antwort. Irgendwas ist da schief gelaufen)

Naja, der Gedanke, wie leichtfertig wir dem Hunden oft vorgeben, dass sie Dinge auf eine ganz bestimmte Art und Weise erledigen müssen, ohne vollends verstanden zu haben, was aktuell im Inneren vorgeht und was für Lösungsideen sie denn überhaupt selbst für Situationen anbieten können, hat sich irgendwo bei mir festgesetzt.

Wie schnell wir als Mensch oft unterstellen, dass der Hund gar nicht in der Lage ist, eine für alle passende Lösung zu finden, weil die erstbeste (oder auch zweitbeste) Lösung, die er ausprobiert für den Menschen unangenehm ist. Häufig bekommt er ja gar nicht erst die Chance dazu sich vernünftige Lösungen selbst zu erarbeiten.

Auch der Unterschied zwischen Lob für Leistung und Lob für Anwesenheit. Das arbeitet in mir seitdem ich angefangen habe, mir darüber Gedanken zu machen. Freue ich mich darüber das jemand da ist, weil ich die Person schätze und ihre Anwesenheit genieße? Oder lobe ich vermehrt gezielte Leistungen (hinwenden, zuwenden,…), damit diese häufiger passieren und gehe damit deutlich mehr in die Manipulation?

Also nicht falsch verstehen, ich werde im Zuge von gefährlichen Situationen jetzt nicht ohnmächtig oder handlungsunfähig. Was muss, dass muss, wo Handeln oder Vorgaben gefragt sind, tue ich das und habe damit auch kein unreines Gewissen 😇 Aber ich reflektiere diesbezüglich viel mehr, schaue hin, mache mir Gedanken.



Wisst ihr, ich wandere mit der Mira sehr gern. Ich mag auch gerne Fotos schießen von unseren Erlebnissen. Gestellte Fotos waren noch nie ganz so meins, aber von der Mira gefallen sie mir immer weniger, auch wenn ich es hin und wieder trotzdem tue.
Erkennt ihr den Unterschied zwischen dem gestellten Foto und „einfach mal drauf gehalten, weil der Moment schön war“? Damit meine ich nicht die fotografische Sicht aufs Foto.
Das eine Bild hängt bei uns am Kühlschrank, dass andere nicht, aus Gründen 🤭
 
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Dogorama-Mitglied
27. Sept. 08:23
Naja, jein, was das Anschauen angeht und Lob. Ja dazu, dass es Kommunikation seitens des Hundes ist. Kann aber halt auch eine Frage sein „Kommst du mit?“ „Wo gehen wir lang?“ „Was hältst du davon?@ Natürlich auch „Mache ich das richtig?“ Und alle Fragen sollten wir beantworten. Und wenn es Anerkennung braucht, dann auch Anerkennung.
 
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Das
27. Sept. 08:34
Naja, jein, was das Anschauen angeht und Lob. Ja dazu, dass es Kommunikation seitens des Hundes ist. Kann aber halt auch eine Frage sein „Kommst du mit?“ „Wo gehen wir lang?“ „Was hältst du davon?@ Natürlich auch „Mache ich das richtig?“ Und alle Fragen sollten wir beantworten. Und wenn es Anerkennung braucht, dann auch Anerkennung.
Naja logisch kann ein Blick vieles bedeuten.
Aber grundsätzlich ist es ja dann so, wenn, egal was erstmal der Blick bedeutet, vorraussetzt das der Hund dabei an dich denkt.
 
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Dogorama-Mitglied
27. Sept. 08:47
Naja logisch kann ein Blick vieles bedeuten. Aber grundsätzlich ist es ja dann so, wenn, egal was erstmal der Blick bedeutet, vorraussetzt das der Hund dabei an dich denkt.
Ja. Ich wollte bloß darauf hinaus, dass ein Lob nicht die richtige Antwort sein muss. (Von dem Thema das es wirklich! ernst! gemeint sein muss, mal zu schweigen.) Sonst geht die Kommunikation des Hundes ins Leere. Und die Gefahr sehe ich bei Click für Blick zB. Es wird zur Routine, den Blick zu loben, ohne zu hinterfragen was er eigentlich meint.
Das ist nicht an dich gerichtet, sondern ganz allgemein.
 
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Das
27. Sept. 09:11
Ja. Ich wollte bloß darauf hinaus, dass ein Lob nicht die richtige Antwort sein muss. (Von dem Thema das es wirklich! ernst! gemeint sein muss, mal zu schweigen.) Sonst geht die Kommunikation des Hundes ins Leere. Und die Gefahr sehe ich bei Click für Blick zB. Es wird zur Routine, den Blick zu loben, ohne zu hinterfragen was er eigentlich meint. Das ist nicht an dich gerichtet, sondern ganz allgemein.
Genauso sieht's aus