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Dogorama-Mitglied
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heute 14:18

"Wege zur Freundschaft" (Ulli Reichmann)

Hallo ihr Lieben :) Ich habe kürzlich o.g. Buch verschlungen und gleich begeistert mit dem dort aufgeführten Training begonnen. Für alle, die es nicht kennen: Es geht darum gemeinsam mit seinem Hund die Welt zu entdecken und Spuren zu suchen etc.. Quasi ein Leitfaden, wie man dem Hund zeigt nicht mehr alleine jagen zu gehen, sondern voller Freude zu kooperieren. Ich bin nun unendlich begeistert, weil erste (auch unerwartete) Erfolge schon in wenigen Tagen sichtbar wurden und wollte nun mal fragen, ob noch jemand inspiriert von diesen Methoden mit seinem Hund die Welt erkundet? Würde mich über einen Erfahrungsaustausch unheimlich freuen! Liebe Grüße
 
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Sonja
24. Mai 08:03
Ich lese nach wie vor sehr viel "Leine" in euren Antworten. Das ist ja grundsätzlich nichts Schlechtes, aber auch kein wirklicher Lösungsansatz für Leute, die eben schon auf Freilauf wert legen. Und nicht jedes "Herumkommandieren" des Hundes bezieht sich auf Jagdgeschehen, vieles ist bei mir zB, wie schon beschrieben, einfach ein Manövrieren zwischen vielen anderen Nutzern unserer Spazierrouten. Für all diese Situationen zu raten, den Hund halt angeleint zu lassen bis er von selbst bzw verinnerlicht alles richtig macht, überzeugt mich irgendwie nicht so richtig - vor allem auch, weil ich skeptisch bin, ob man an der Leine echtes Freilaufverhalten trainieren kann. Die Dynamiken sind ja doch recht unterschiedlich und die meisten Hunde wissen sehr gut ob sie angeleint sind oder nicht und verhalten sich unterschiedlich. Wie würdest du/würdet ihr mit solchen Situationen - gut frequentierte Wege mit Radfahrern, Kindern, Hunden etc - in eurer Methode umgehen?
Du liest hier viel von Leine, weil es viel um Wildbegegnungen und Jagen geht. Egal, welche Methode man anwendet, hierbei wird der Hund immer so lange mit der Leine gesichert, bis er verinnerlicht hat, dass er nicht hinterherjagen soll.

Deine Situation hieße für meine Hunde ganz klar Leine dran, weil ich bei keinem Hund sicher sein kann, dass er keinen Schlenker läuft und damit jemanden gefährdet. Zumal ich die Erfahrung gemacht habe, dass die anderen Verkehrsteilnehmer keinen rücksichtsvollen Abstand zum Hund einhalten.

Freilauf gibt es bei uns nur auf weniger frequentierten Wegen. Daran wird auch der Ulliweg nichts ändern. Und wenn von weitem jemand zu sehen ist, rufe ich den frei laufenden Hund ran und leine ihn an.

Aber das ist meine persönliche, eher vorsichtige Art, mit dieser Problematik umzugehen.

Für mich ist Wild aber etwas völlig anderes als die Siuation mit vielen Verkehrsteilnehmern. Ich werde wohl nie irgendwo auf von Wild gut frequentierte Wege treffen.
 
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Babs
24. Mai 11:24
Ich habe es schon einmal geschrieben: Freilauf ist NICHT das höchste Ziel dieser Philosophie. Und wenn ich mich recht erinnere (vielleicht kann es jemand, der das Buch auch GELESEN HAT bestätigt oder dementieren) schreibt Ulli auch selbst, dass ihr Weg nicht der richtige ist für Menschen die ihren Hund unbedingt in den (uneingezäunten) Freilauf schicken wollen. Du triffst also den Nagel auf den Kopf. Es ist kein wirklicher Lösungsansatz für Hundehalter, denen der Freilauf „heilig“ ist. Und zu deiner geschilderten Situation -gut frequentierte Wege… Auf Wegen, auf denen viele Mitmenschen unterwegs sind, besonders ohne Hunde, bleibt mein Hund aus Rücksicht gegenüber diesen an der Leine. Es gibt Menschen (ich selber kenne auch welche) die Angst vor Hunden haben. Sei es nun, weil sie so erzogen wurden, was schlechtes mit Hund erlebt haben oder warum auch immer. Ich möchte auch, dass meine Mitmenschen Rücksicht auf mich nehmen, also muss ich auch Rücksicht auf sie nehmen. Das ist für mich auch eine Frage des Respekts.
Der Kommentar ist länger geworden, als ich wollte. Mir liegt es fern, angeberisch zu sein (sollte das irgendwo so rüberkommen), sondern es handelt sich nur um meine Erfahrungen die ich teilen möchte und auch meine Meinung über die "Ullimethode/Philosophie" mitzuteilen und auch zu diskutieren.

Nach Doros Kommentar bzgl. der Leine ist für mich aus diesem Blickwinkel die "Ulliphilosophie" nicht der richtige Weg. Vieles von dem, was ich bisher gelesen habe, entspricht meiner Grundeinstellung gegenüber anderer Lebewesen. MITEINANDER leben. Und so verstehe ich auch Ullis Methode. Dabei schaut man selbstverständlich auf die Bedürfnisse des jeweiligen Lebewesens. Beim Hund ist es u. a das Jagen. Hunde sind aber auch Lauftiere und ich möchte beide Bedürfnisse meiner Hunde erfüllen. An der Leine zu laufen ist etwas anderes als frei zu laufen. Das gemeinsame Jagen ist mit Leine anders als ohne Leine. Eine Leine grenzt immer ein und der Hund bekommt ständig darüber Signale. Er ist nicht frei. Egal wie lang die Leine ist. Irgendwann kommt der Ruck oder das Gefühl, warum spüre ich meinen Sozialpartner nicht mehr. Wenn man das möchte, ist das ok, aber für mich war und ist das Ziel, dass meine Hunde ihre eigene Individualdistanz wählen können, ohne diesen Ruck irgendwann spüren oder ein Verlustgefühl spüren zu müssen. Nun gibt es Hunde, die sich mit Leine sicherer fühlen. Also erfüllt die Leine bei diesen Hunden das Bedürfnis der "Sicherheit". Aber auch hier sollte man genau auf die Haltung der Leine achten. Wenn man das macht finde ich den "Ulliweg" für diese Hunde super. Dennoch setzt
eine Leine Grenzen und wenn man denkt:" Mein Hund braucht niemals frei laufen", ist auch dies eine Grenze, die man sich selber setzt. Ich bin da eher der Freidenker und mag keine Grenzen, die für mich keinen Sinn ergeben.

Mal ein kleines Beispiel, wo der Unterschied zwischen Jagen mit und ohne Leine liegt.

Mit Leine habe ich bereits beschrieben .. in meinem Kommentar zum Mantrailing. Worauf zu achten ist, wenn der Hund beim Jagen an der Leine ist... Das wird total unterschätzt. Das Verhalten meines Hundes ist dort anders, als wenn wir auf unseren Spaziergängen ohne Leine gemeinsam jagen. Irgendwie erwachsener und gemeinsamer. Beim Mantrailing weiß der Hund, dass er mich nicht verlieren kann. Ohne Leine achtet er mehr darauf, dass ich auch tatsächlich mitkomme. Ich finde beide Arten des jagens super, aber eben Beide und nicht nur die an der Leine. Die Leine grenzt auch mich dahingehend ein, dass ich einige meiner verborgenen Fähigkeiten nicht schulen kann wie z. B. Intuition, Kontrollverlust bzw. loslassen können und das Urvertrauen (welches der Hund aber einem entgegenbringt). Es gibt auch bei uns Situationen, in denen ich meinen Hund absichere. Ein Hauptgrund ist, mein mentaler und psychischer Zustand an bestimmten Tagen. Aber auch, weil andere Menschen Angst vor meinen Hunden haben oder sich respektlos meinen Hunden gegenüber verhalten. Hauptsächlich geht es mir darum, dass meinen Hunden nichts passiert und dann erst, dass anderen nichts passiert. Menschen mit Ängsten oder Respektlosigkeiten sind für mich unberechenbar. Die Reihenfolge mag egoistisch klingen, aber mir sind meine Hunde näher als fremde Menschen (das ist nur eine ehrliche Beobachtung von mir und meiner Persönlichkeit). Oder jetzt in der Brutzeit ist es vorgeschrieben und deswegen halte ich mich auch daran. Aber das bedeutet nicht, dass ich meinem Hund keinen Freilauf ermögliche, denn meine Hunde lieben ihre Eigenständigkeit und sei es einfach zu schnuppern, ohne die Leine irgendwo und irgendwie zu spüren und somit beeinflusst zu werden. Meine Hunde machen auch gerne ohne Leine was mit mir zusammen. Das ist jetzt einfach ein anderer Blickwinkel. Es braucht keine Leine, damit der Hund gerne mit seinem Mensch zusammen ist. Und das ist für mich ein Grund, warum ich als Ziel, die Leine nicht haben möchte. Wir gehen unabhängig und trotzdem gemeinsam durch die Welt. Zwei eigenständige Individuen, die aufeinander aufpassen (z. B. haben meine Hunde ein sehr gutes Gefühl in Bezug auf andere Menschen und zeigen mir, vor wem ich mich in acht nehmen sollte oder zeigen mir an, wenn sich jemand Fremdes unser Grundstück nähert) und im Gegenzug beschütze ich sie vor Gefahren, die sie nicht einschätzen können. Das Alter spielt übrigens eine große Rolle finde ich.

Die Einstellung von Ulli ist mir sehr sympathisch. Die Eigenschaften der Hunde anzunehmen und zu respektieren. Das kommt meiner Lebenseinstellung anderen Lebewesen gegenüber sehr nahe. Das habe ich auch schon des Öfteren geschrieben, ohne die Ullimethode zu kennen. Es ist Lobenswert, dass sie diese Erkenntnis weitergeben möchte. Was mich stört ist, dass, wenn man Hunde so annimmt, es "Ullihunde" sind und es so rüber kommt, dass sie diese Lebenseinstellung erfunden hat. Was sie toll macht ist, den Weg zu dieser Lebenseinstellung zu erklären. Dies muss in der heutigen Gesellschaft in Erinnerung gebracht werden. Darüber hinaus stört mich jedoch, dass sie die Leine zwar anscheinend anspricht, aber ich bisher bei keinem hier erkennen konnte, dass das ein sehr wichtiges Thema ist. Da müsste Ulli m. E. demnach viel deutlicher werden. Ich habe "die Leine" bereits hier in einem anderen Kommentar im Ansatz erklärt. Und da Kirsten bereits schrieb, dass Ulli wohl auch die Idee, mit der Leine um den Bauch wickeln und sich darüber mal führen zu lassen, hatte, scheine ich da auch richtig zu liegen.

Was mir auch in diesem Thread fehlt sind die Worte "Empathie" und "Authentisch". Ein Hund spürt genau, ob man was ehrlich meint oder es nur "gespielt" oder "angeeignet" ist. Hunde sind sehr ehrlich und drücken dies auch über ihre Kommunikation aus (ob ihnen was gefällt oder nicht, ob sie verstanden wurden oder nicht...). Und genau so darf oder sollte man sich m. E. auch dem Hund gegenüber verhalten, insbesondere dann, wenn man eine enge Bindung hat. Ehrlichkeit ist für mich die Basis einer Freundschaft.

Und wo ich mich jetzt hier festgeschrieben habe, möchte ich noch ein Beispiel nennen, an dem man m.E. den Unterschied zwischen einem ehrlichen Miteinander und einem antrainierten Miteinander erkennen kann: Der Hund hat eine Ressource (Spielzeug). Er gibt es mir, weil ich mich ehrlich darüber freue (gestern wollte Yoko mir ihren Knochen in meinem Mund legen, als wir gemeinsam kuschelten. OK, sie hat mich damit ungewollt in eine blöde Lage gebracht). Ich habe nie mit meinen Hunden irgendein Tauschgeschäft über Leckerlies gemacht. Sie geben mir die Ressource, weil ich mich darüber ehrlich freue. Das scheint auszureichen. Ich sehe aber auch oft, dass das Tauschgeschäft funktioniert. Aber aus meiner Sicht eben aus einer anderen Motivation heraus. Das Leckerchen ist das Ziel. Für mich ist das ein großer Unterschied im Bereich Bindung.

Leckerchen spielen in unserem Alltag keine Rolle. Was aber einen großen Stellenwert hat ist das gemeinsame Spielen, Jagen, Kuscheln, Arbeiten. Also alles was Spaß macht. Das ist unsere Basis und ich kann es mir erlauben, meinen Hunden auch mal zu sagen, dass ich gerade nicht ihre körperliche Nähe haben möchte oder ihnen sagen, wenn sie etwas machen was ich nicht gut finde. Das zeigen sie mir genau so.

Und in Bezug auf ein ehrliches Miteinander kann ich Ullis Weg nicht einschätzen. Vielleicht kann mir darüber jemand noch etwas schreiben.

Eine Empfehlung, mir das Buch zu kaufen, ist nicht notwendig, da ich diesen Thread nicht als Werbung empfinden möchte. Mich interessieren derzeit die Erfahrungen, die jemand über diesen Weg gemacht hat. Sie sollten nur ehrlich sein. Im Moment gibt es viele positive Informationen, aber wenig über mögliche Nachteile. Und um für mich abwägen zu können, brauche ich beide Seiten. Was ich bisher herausgelesen habe ist, dass einige überzeugt sind und den Weg spannend/interessant/lehrreich .. finden, einige aber auch Probleme im Alltag sehen und einige, die den Weg mit anderen Wegen kombinieren.
 
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Doro
24. Mai 14:12
Der Kommentar ist länger geworden, als ich wollte. Mir liegt es fern, angeberisch zu sein (sollte das irgendwo so rüberkommen), sondern es handelt sich nur um meine Erfahrungen die ich teilen möchte und auch meine Meinung über die "Ullimethode/Philosophie" mitzuteilen und auch zu diskutieren. Nach Doros Kommentar bzgl. der Leine ist für mich aus diesem Blickwinkel die "Ulliphilosophie" nicht der richtige Weg. Vieles von dem, was ich bisher gelesen habe, entspricht meiner Grundeinstellung gegenüber anderer Lebewesen. MITEINANDER leben. Und so verstehe ich auch Ullis Methode. Dabei schaut man selbstverständlich auf die Bedürfnisse des jeweiligen Lebewesens. Beim Hund ist es u. a das Jagen. Hunde sind aber auch Lauftiere und ich möchte beide Bedürfnisse meiner Hunde erfüllen. An der Leine zu laufen ist etwas anderes als frei zu laufen. Das gemeinsame Jagen ist mit Leine anders als ohne Leine. Eine Leine grenzt immer ein und der Hund bekommt ständig darüber Signale. Er ist nicht frei. Egal wie lang die Leine ist. Irgendwann kommt der Ruck oder das Gefühl, warum spüre ich meinen Sozialpartner nicht mehr. Wenn man das möchte, ist das ok, aber für mich war und ist das Ziel, dass meine Hunde ihre eigene Individualdistanz wählen können, ohne diesen Ruck irgendwann spüren oder ein Verlustgefühl spüren zu müssen. Nun gibt es Hunde, die sich mit Leine sicherer fühlen. Also erfüllt die Leine bei diesen Hunden das Bedürfnis der "Sicherheit". Aber auch hier sollte man genau auf die Haltung der Leine achten. Wenn man das macht finde ich den "Ulliweg" für diese Hunde super. Dennoch setzt eine Leine Grenzen und wenn man denkt:" Mein Hund braucht niemals frei laufen", ist auch dies eine Grenze, die man sich selber setzt. Ich bin da eher der Freidenker und mag keine Grenzen, die für mich keinen Sinn ergeben. Mal ein kleines Beispiel, wo der Unterschied zwischen Jagen mit und ohne Leine liegt. Mit Leine habe ich bereits beschrieben .. in meinem Kommentar zum Mantrailing. Worauf zu achten ist, wenn der Hund beim Jagen an der Leine ist... Das wird total unterschätzt. Das Verhalten meines Hundes ist dort anders, als wenn wir auf unseren Spaziergängen ohne Leine gemeinsam jagen. Irgendwie erwachsener und gemeinsamer. Beim Mantrailing weiß der Hund, dass er mich nicht verlieren kann. Ohne Leine achtet er mehr darauf, dass ich auch tatsächlich mitkomme. Ich finde beide Arten des jagens super, aber eben Beide und nicht nur die an der Leine. Die Leine grenzt auch mich dahingehend ein, dass ich einige meiner verborgenen Fähigkeiten nicht schulen kann wie z. B. Intuition, Kontrollverlust bzw. loslassen können und das Urvertrauen (welches der Hund aber einem entgegenbringt). Es gibt auch bei uns Situationen, in denen ich meinen Hund absichere. Ein Hauptgrund ist, mein mentaler und psychischer Zustand an bestimmten Tagen. Aber auch, weil andere Menschen Angst vor meinen Hunden haben oder sich respektlos meinen Hunden gegenüber verhalten. Hauptsächlich geht es mir darum, dass meinen Hunden nichts passiert und dann erst, dass anderen nichts passiert. Menschen mit Ängsten oder Respektlosigkeiten sind für mich unberechenbar. Die Reihenfolge mag egoistisch klingen, aber mir sind meine Hunde näher als fremde Menschen (das ist nur eine ehrliche Beobachtung von mir und meiner Persönlichkeit). Oder jetzt in der Brutzeit ist es vorgeschrieben und deswegen halte ich mich auch daran. Aber das bedeutet nicht, dass ich meinem Hund keinen Freilauf ermögliche, denn meine Hunde lieben ihre Eigenständigkeit und sei es einfach zu schnuppern, ohne die Leine irgendwo und irgendwie zu spüren und somit beeinflusst zu werden. Meine Hunde machen auch gerne ohne Leine was mit mir zusammen. Das ist jetzt einfach ein anderer Blickwinkel. Es braucht keine Leine, damit der Hund gerne mit seinem Mensch zusammen ist. Und das ist für mich ein Grund, warum ich als Ziel, die Leine nicht haben möchte. Wir gehen unabhängig und trotzdem gemeinsam durch die Welt. Zwei eigenständige Individuen, die aufeinander aufpassen (z. B. haben meine Hunde ein sehr gutes Gefühl in Bezug auf andere Menschen und zeigen mir, vor wem ich mich in acht nehmen sollte oder zeigen mir an, wenn sich jemand Fremdes unser Grundstück nähert) und im Gegenzug beschütze ich sie vor Gefahren, die sie nicht einschätzen können. Das Alter spielt übrigens eine große Rolle finde ich. Die Einstellung von Ulli ist mir sehr sympathisch. Die Eigenschaften der Hunde anzunehmen und zu respektieren. Das kommt meiner Lebenseinstellung anderen Lebewesen gegenüber sehr nahe. Das habe ich auch schon des Öfteren geschrieben, ohne die Ullimethode zu kennen. Es ist Lobenswert, dass sie diese Erkenntnis weitergeben möchte. Was mich stört ist, dass, wenn man Hunde so annimmt, es "Ullihunde" sind und es so rüber kommt, dass sie diese Lebenseinstellung erfunden hat. Was sie toll macht ist, den Weg zu dieser Lebenseinstellung zu erklären. Dies muss in der heutigen Gesellschaft in Erinnerung gebracht werden. Darüber hinaus stört mich jedoch, dass sie die Leine zwar anscheinend anspricht, aber ich bisher bei keinem hier erkennen konnte, dass das ein sehr wichtiges Thema ist. Da müsste Ulli m. E. demnach viel deutlicher werden. Ich habe "die Leine" bereits hier in einem anderen Kommentar im Ansatz erklärt. Und da Kirsten bereits schrieb, dass Ulli wohl auch die Idee, mit der Leine um den Bauch wickeln und sich darüber mal führen zu lassen, hatte, scheine ich da auch richtig zu liegen. Was mir auch in diesem Thread fehlt sind die Worte "Empathie" und "Authentisch". Ein Hund spürt genau, ob man was ehrlich meint oder es nur "gespielt" oder "angeeignet" ist. Hunde sind sehr ehrlich und drücken dies auch über ihre Kommunikation aus (ob ihnen was gefällt oder nicht, ob sie verstanden wurden oder nicht...). Und genau so darf oder sollte man sich m. E. auch dem Hund gegenüber verhalten, insbesondere dann, wenn man eine enge Bindung hat. Ehrlichkeit ist für mich die Basis einer Freundschaft. Und wo ich mich jetzt hier festgeschrieben habe, möchte ich noch ein Beispiel nennen, an dem man m.E. den Unterschied zwischen einem ehrlichen Miteinander und einem antrainierten Miteinander erkennen kann: Der Hund hat eine Ressource (Spielzeug). Er gibt es mir, weil ich mich ehrlich darüber freue (gestern wollte Yoko mir ihren Knochen in meinem Mund legen, als wir gemeinsam kuschelten. OK, sie hat mich damit ungewollt in eine blöde Lage gebracht). Ich habe nie mit meinen Hunden irgendein Tauschgeschäft über Leckerlies gemacht. Sie geben mir die Ressource, weil ich mich darüber ehrlich freue. Das scheint auszureichen. Ich sehe aber auch oft, dass das Tauschgeschäft funktioniert. Aber aus meiner Sicht eben aus einer anderen Motivation heraus. Das Leckerchen ist das Ziel. Für mich ist das ein großer Unterschied im Bereich Bindung. Leckerchen spielen in unserem Alltag keine Rolle. Was aber einen großen Stellenwert hat ist das gemeinsame Spielen, Jagen, Kuscheln, Arbeiten. Also alles was Spaß macht. Das ist unsere Basis und ich kann es mir erlauben, meinen Hunden auch mal zu sagen, dass ich gerade nicht ihre körperliche Nähe haben möchte oder ihnen sagen, wenn sie etwas machen was ich nicht gut finde. Das zeigen sie mir genau so. Und in Bezug auf ein ehrliches Miteinander kann ich Ullis Weg nicht einschätzen. Vielleicht kann mir darüber jemand noch etwas schreiben. Eine Empfehlung, mir das Buch zu kaufen, ist nicht notwendig, da ich diesen Thread nicht als Werbung empfinden möchte. Mich interessieren derzeit die Erfahrungen, die jemand über diesen Weg gemacht hat. Sie sollten nur ehrlich sein. Im Moment gibt es viele positive Informationen, aber wenig über mögliche Nachteile. Und um für mich abwägen zu können, brauche ich beide Seiten. Was ich bisher herausgelesen habe ist, dass einige überzeugt sind und den Weg spannend/interessant/lehrreich .. finden, einige aber auch Probleme im Alltag sehen und einige, die den Weg mit anderen Wegen kombinieren.
Ich habe ja bereits geschrieben, dass ich nicht ganz mit der Ullimethode klar komme. Trotzdem äußere ich mich hier noch mal gerne dazu.
Es geht ja nicht darum, dass der Hund ein Leben lang an der Leine laufen muss. Wenn du mit deinen Hunden ohne Leine jagen gehen kannst, ist das doch toll für euch.

An der Leine zu laufen ist natürlich anders als frei zu laufen. Aber ist an der Leine zusammen etwas zu unternehmen nicht schöner als frei laufen und jeder macht sein Ding? Ich sehe hier genug Hundebesitzer am Handy laufend, während der Hund alleine durch die Büsche stromert und die Welt für sich entdeckt.
Mila darf auch stellenweise ohne Leine rennen, aber eben nicht jagen. Denn da ist sie schnell ohne mich unterwegs. Das können wir noch nicht.

Ich glaube ja ohne Grenzen ist ein Miteinander (oder auch nebeneinander) Leben nicht möglich. Wo meine Freiheiten beginnen sind deine Grenzen. Wenn jemand meine Individualdistanz nicht respektiert mag ich das auch nicht.
Mila zieht im Freilauf auch gerne mal sehr große Runden, wenn sie mich noch sehen oder hören kann, scheint das für sie ok zu sein. Für mich ist das nicht ok, also ist das Mittel der Wahl die Leine. Hier müssen wir noch etwas enger zusammen wachsen, aber auch das kann wohl nicht jeder Hund. Ich denke es kommt auch auf den Hund an, ob er freiwillig lieber in meiner Nähe bleibt (Radius von 10 Meter / nur ein Beispiel) oder ob er sich gerne auch mal weiter entfernt, ohne mich zu verlieren.

Auf die Leine geht Ulli in ihrem Buch ein. Vielleicht nicht genug, aber das ist in der Theorie vielleicht nicht so einfach, wie wenn man das in zum Beispiel einem Seminar in der Praxis erklären kann.

Ich kann mir vorstellen, dass es auch Hunde gibt, die nie frei laufen können oder sollten. Manchen Rassen sagt man das ja sogar nach.

Nicht jeder Hund bringt jedem Menschen ein Urvertrauen entgegen. Das kommt sicher auch auf den Charakter, die Erfahrungen / das erlebte an.

Ich finde es ok, wenn dir deine Hunde wichtiger sind als andere Menschen. Ich denke auch oft: „Wenn sie dich gebissen hätte, du hättest es verdient.“ Sorge aber natürlich trotzdem dafür, dass keinem was passiert, weil ich Mila ja auch vor den negativen Konsequenzen bewahren möchte. Und wie ich schon geschrieben habe ist dass für mich eine Frage von Rücksichtnahme und Respekt.

Auch bietet die Leine, in belebten Gegenden besonders die kurze Leine, uns beiden Sicherheit. Irgendein schlauer Mensch hat mal gesagt, mal soll die Leine positiv sehen. Sinngemäß irgendwas wie nehme den Hund nicht an die Leine, nehme in an die Hand, wie du es mit einem Kind tun würdest.

Wie der Name der Ullihunde zustande gekommen ist, hat Kirsten schon mal geschrieben. Da hat Ulli nicht wirklich Schuld dran, das hatte sich irgendwie verselbstständigt. Ulli hat auch nie behauptet das Rad neu erfunden zu haben. Zumindest habe ich es in den Büchern, die ich gelesen habe, nicht gelesen.

Das man authentisch sein muss, schreibt Ulli hingegen sehr wohl in ihren Büchern. Und genau da liegt mein Problem. Wenn Mila in Richtung Gestrüpp zieht habe ich sehr wohl Interesse, was da wohl sein könnte. Wenn ich dann aber nichts sehe, oder nicht weiß was ich sehe, kann ich nur noch heucheln.
Ulli hat zum Beispiel beschrieben, sie könne anhand des Verhaltens einer ihrer Hunde sehen, ob ein Feind, ein Freund oder eine läufige Hündin markiert hat. So gut kann ich Mila (noch) nicht lesen. Und somit auch nicht authentisch an ihren Schnüffelstellen teil haben. Also bleibe ich einfach dort stehen und lass Mila in aller Ruhe ihr Ding machen. Dazu wird in einem der Bücher im übrigen noch beschrieben wie man am besten stehen bleibt (Fussstellung). Und sie schreibt auch, dass dieses einfach stehen bleiben, besser ist als etwas vorzuheucheln.

Thema Ressourcen. Auch hierzu äußert sich Ulli in einem ihrer Bücher (oder in mehreren? 🤔) Wenn ein Hund eine Ressource hat ist es in der Regel seine. Wenn ich meinem Hund einen Knochen gebe, warum sollte ich ihm den wieder wegnehmen?
Mila kann mir mittlerweile auch Kaustangen wieder geben 🥰. Anfangs gab es nur Zähnefletchen und Knurren. Auch hier denke ich, dass der Charakter und das Erlebte eine große Rolle spielen. Und natürlich ist es auch eine Frage des Vertrauens.

Leckerchen spielen bei uns auch immer weniger eine Rolle. Auch bei Ulli wird nicht mit Leckerchen belohnt. Leckerchen dienen dazu den Hund runter zufahren, zu entspannen oder zu verwöhnen.

Mila hat mit uns früher überhaupt nicht gespielt. Entweder war ihr Misstrauen Menschen gegenüber zu groß, oder sie kannte es garnicht. 🤷‍♀️ Kuscheln war nur bedingt möglich. Zu viel Nähe konnte sie einfach nicht zulassen.

Ich empfehle dir jetzt nicht das Buch zu kaufen. Ich will auch keine Werbung dafür machen. Aber am Ende kann man sich in solch einem Thread halt nur einen Eindruck holen, worum es in dem Buch geht. Ein echtes Urteil sollte man sich jedoch erst bilden, wenn man das Buch gelesen hat.

Was ich aus (unteranderem) Ullis Philosophie mitnehme, ist das wir zusammen auf unsere Art jagen gehen (nicht ganz so wie Ulli, weil ich einfach zu viel heucheln müsste) und das ich versuche Mila bei Entscheidungen mit einzubeziehen. Natürlich geht das nicht immer, aber ich versuche mehr über Kommandos nach zu denken. Brauchen wir das jetzt? Und wenn sie zum Beispiel ein Sitz nicht durchführt, frage ich mich warum. Ist es ihr vielleicht zu nass und unangenehm an dieser Stelle? Ist sie vielleicht im Kopf schon mit Flucht beschäftigt und wenn sie sich jetzt setzt, ist es ja eher das Gegenteil. Das heißt nicht, dass ich nicht konsequent genug bin das Kommando durchzusetzen, aber ich denke halt darüber nach, ob ich es ihr beim nächsten Mal leichter machen kann.
Und wir haben durch die Bücher ein anderes Miteinander. Mal ein Beispiel aus unserem Hundesport. Wir machen Agility. Von außen mag es so aussehen, ich befehle meinem Hund über die Hürde zu springen, durch den Tunnel oder Slalom zu laufen. Ich sehe aber Teamwork. Mila kann besser springen und schneller rennen. Also ist das ihr Part. Sie entscheidet wann sie abspringt um die Hürde zu meistern. Das ist ihre Kompetenz. Ich kann (besser gesagt sollte) mir den Parcours besser merken und sag wo es lang geht. Das ist (sollte) meine Kompetenz (sein). Das verstehe ich unter Gleichwertigkeit.
Und ich versuche es auch möglichst in unseren Alltag zu integrieren. Noch gelingt mir das nicht, ob es mir je zu 100% gelingen wird, weiß ich nicht. Ich habe meine Zweifel daran, aber wir kommen in den letzten Monaten leichter und besser, vor allem aber gemeinsam durch unseren Alltag.

Nun habe ich auch mal viel geschrieben.
Ich möchte nochmal darauf hin weisen, dass ich nicht behaupte zu 100% nach Ullis Philosophie zu leben, sondern mir nur ein paar Dinge von ihr angeeignet zu haben.
 
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SandrA
24. Mai 15:22
Ich habe ja bereits geschrieben, dass ich nicht ganz mit der Ullimethode klar komme. Trotzdem äußere ich mich hier noch mal gerne dazu. Es geht ja nicht darum, dass der Hund ein Leben lang an der Leine laufen muss. Wenn du mit deinen Hunden ohne Leine jagen gehen kannst, ist das doch toll für euch. An der Leine zu laufen ist natürlich anders als frei zu laufen. Aber ist an der Leine zusammen etwas zu unternehmen nicht schöner als frei laufen und jeder macht sein Ding? Ich sehe hier genug Hundebesitzer am Handy laufend, während der Hund alleine durch die Büsche stromert und die Welt für sich entdeckt. Mila darf auch stellenweise ohne Leine rennen, aber eben nicht jagen. Denn da ist sie schnell ohne mich unterwegs. Das können wir noch nicht. Ich glaube ja ohne Grenzen ist ein Miteinander (oder auch nebeneinander) Leben nicht möglich. Wo meine Freiheiten beginnen sind deine Grenzen. Wenn jemand meine Individualdistanz nicht respektiert mag ich das auch nicht. Mila zieht im Freilauf auch gerne mal sehr große Runden, wenn sie mich noch sehen oder hören kann, scheint das für sie ok zu sein. Für mich ist das nicht ok, also ist das Mittel der Wahl die Leine. Hier müssen wir noch etwas enger zusammen wachsen, aber auch das kann wohl nicht jeder Hund. Ich denke es kommt auch auf den Hund an, ob er freiwillig lieber in meiner Nähe bleibt (Radius von 10 Meter / nur ein Beispiel) oder ob er sich gerne auch mal weiter entfernt, ohne mich zu verlieren. Auf die Leine geht Ulli in ihrem Buch ein. Vielleicht nicht genug, aber das ist in der Theorie vielleicht nicht so einfach, wie wenn man das in zum Beispiel einem Seminar in der Praxis erklären kann. Ich kann mir vorstellen, dass es auch Hunde gibt, die nie frei laufen können oder sollten. Manchen Rassen sagt man das ja sogar nach. Nicht jeder Hund bringt jedem Menschen ein Urvertrauen entgegen. Das kommt sicher auch auf den Charakter, die Erfahrungen / das erlebte an. Ich finde es ok, wenn dir deine Hunde wichtiger sind als andere Menschen. Ich denke auch oft: „Wenn sie dich gebissen hätte, du hättest es verdient.“ Sorge aber natürlich trotzdem dafür, dass keinem was passiert, weil ich Mila ja auch vor den negativen Konsequenzen bewahren möchte. Und wie ich schon geschrieben habe ist dass für mich eine Frage von Rücksichtnahme und Respekt. Auch bietet die Leine, in belebten Gegenden besonders die kurze Leine, uns beiden Sicherheit. Irgendein schlauer Mensch hat mal gesagt, mal soll die Leine positiv sehen. Sinngemäß irgendwas wie nehme den Hund nicht an die Leine, nehme in an die Hand, wie du es mit einem Kind tun würdest. Wie der Name der Ullihunde zustande gekommen ist, hat Kirsten schon mal geschrieben. Da hat Ulli nicht wirklich Schuld dran, das hatte sich irgendwie verselbstständigt. Ulli hat auch nie behauptet das Rad neu erfunden zu haben. Zumindest habe ich es in den Büchern, die ich gelesen habe, nicht gelesen. Das man authentisch sein muss, schreibt Ulli hingegen sehr wohl in ihren Büchern. Und genau da liegt mein Problem. Wenn Mila in Richtung Gestrüpp zieht habe ich sehr wohl Interesse, was da wohl sein könnte. Wenn ich dann aber nichts sehe, oder nicht weiß was ich sehe, kann ich nur noch heucheln. Ulli hat zum Beispiel beschrieben, sie könne anhand des Verhaltens einer ihrer Hunde sehen, ob ein Feind, ein Freund oder eine läufige Hündin markiert hat. So gut kann ich Mila (noch) nicht lesen. Und somit auch nicht authentisch an ihren Schnüffelstellen teil haben. Also bleibe ich einfach dort stehen und lass Mila in aller Ruhe ihr Ding machen. Dazu wird in einem der Bücher im übrigen noch beschrieben wie man am besten stehen bleibt (Fussstellung). Und sie schreibt auch, dass dieses einfach stehen bleiben, besser ist als etwas vorzuheucheln. Thema Ressourcen. Auch hierzu äußert sich Ulli in einem ihrer Bücher (oder in mehreren? 🤔) Wenn ein Hund eine Ressource hat ist es in der Regel seine. Wenn ich meinem Hund einen Knochen gebe, warum sollte ich ihm den wieder wegnehmen? Mila kann mir mittlerweile auch Kaustangen wieder geben 🥰. Anfangs gab es nur Zähnefletchen und Knurren. Auch hier denke ich, dass der Charakter und das Erlebte eine große Rolle spielen. Und natürlich ist es auch eine Frage des Vertrauens. Leckerchen spielen bei uns auch immer weniger eine Rolle. Auch bei Ulli wird nicht mit Leckerchen belohnt. Leckerchen dienen dazu den Hund runter zufahren, zu entspannen oder zu verwöhnen. Mila hat mit uns früher überhaupt nicht gespielt. Entweder war ihr Misstrauen Menschen gegenüber zu groß, oder sie kannte es garnicht. 🤷‍♀️ Kuscheln war nur bedingt möglich. Zu viel Nähe konnte sie einfach nicht zulassen. Ich empfehle dir jetzt nicht das Buch zu kaufen. Ich will auch keine Werbung dafür machen. Aber am Ende kann man sich in solch einem Thread halt nur einen Eindruck holen, worum es in dem Buch geht. Ein echtes Urteil sollte man sich jedoch erst bilden, wenn man das Buch gelesen hat. Was ich aus (unteranderem) Ullis Philosophie mitnehme, ist das wir zusammen auf unsere Art jagen gehen (nicht ganz so wie Ulli, weil ich einfach zu viel heucheln müsste) und das ich versuche Mila bei Entscheidungen mit einzubeziehen. Natürlich geht das nicht immer, aber ich versuche mehr über Kommandos nach zu denken. Brauchen wir das jetzt? Und wenn sie zum Beispiel ein Sitz nicht durchführt, frage ich mich warum. Ist es ihr vielleicht zu nass und unangenehm an dieser Stelle? Ist sie vielleicht im Kopf schon mit Flucht beschäftigt und wenn sie sich jetzt setzt, ist es ja eher das Gegenteil. Das heißt nicht, dass ich nicht konsequent genug bin das Kommando durchzusetzen, aber ich denke halt darüber nach, ob ich es ihr beim nächsten Mal leichter machen kann. Und wir haben durch die Bücher ein anderes Miteinander. Mal ein Beispiel aus unserem Hundesport. Wir machen Agility. Von außen mag es so aussehen, ich befehle meinem Hund über die Hürde zu springen, durch den Tunnel oder Slalom zu laufen. Ich sehe aber Teamwork. Mila kann besser springen und schneller rennen. Also ist das ihr Part. Sie entscheidet wann sie abspringt um die Hürde zu meistern. Das ist ihre Kompetenz. Ich kann (besser gesagt sollte) mir den Parcours besser merken und sag wo es lang geht. Das ist (sollte) meine Kompetenz (sein). Das verstehe ich unter Gleichwertigkeit. Und ich versuche es auch möglichst in unseren Alltag zu integrieren. Noch gelingt mir das nicht, ob es mir je zu 100% gelingen wird, weiß ich nicht. Ich habe meine Zweifel daran, aber wir kommen in den letzten Monaten leichter und besser, vor allem aber gemeinsam durch unseren Alltag. Nun habe ich auch mal viel geschrieben. Ich möchte nochmal darauf hin weisen, dass ich nicht behaupte zu 100% nach Ullis Philosophie zu leben, sondern mir nur ein paar Dinge von ihr angeeignet zu haben.
Super geschrieben 🤩 – ich kann da nur nicken!
Besonders dein Gedanke, dass es nicht „die eine Wahrheit“ gibt, sondern viele Perspektiven, spricht mir aus der Seele. Genau das macht solche Diskussionen für mich wertvoll.

Ich sehe die Sache mit der Leine ganz ähnlich wie du: Für mich ist die Leine kein Kontrollinstrument, sondern ein Rahmen, der mir und meinem Hund in kritischen Momenten Sicherheit gibt. Wie bei Neo und dem Reh: Ohne die Leine wäre ich wahrscheinlich nicht ruhig geblieben. Sie hat uns beiden geholfen, den Moment ohne Eskalation durchzustehen.

Natürlich ist es charmant, wenn der Hund aus reiner Bindung heraus alles freiwillig richtig macht – aber ich bin ehrlich: In der Realität gibt es einfach Tage, da sind weder meine Hunde noch ich perfekt. Und dann bin ich froh, wenn ich nicht darauf angewiesen bin, dass immer alles „echt“ und „ehrlich“ ist. Ich glaube, wir alle balancieren da irgendwie zwischen Ideal und Alltag. Und ein bisschen Demut, dass auch Hunde mal „ungenau“ kommunizieren oder wir Menschen mal nicht super intuitiv agieren, finde ich gar nicht so schlecht.

Ich sehe mich übrigens auch nicht als „Ulli-Jüngerin“ – aber die Haltung dahinter hat mir geholfen, meine eigene innere Haltung bewusster wahrzunehmen und weiterzuentwickeln. Ich sehe es als Perspektiverweiterung, nicht als alleinseligmachenden Weg.

Was mir an dieser Philosophie gefällt, ist weniger das Konkrete „Wie“ als das „Warum“ – dieses bewusste Nachdenken über das Miteinander mit dem Hund. Es geht nicht darum, bestimmte Regeln sklavisch einzuhalten. Vielmehr lese ich aus Ullis Ansatz eher die Einladung heraus, verschiedene Wege bewusst zu wählen – angepasst an den Hund, an die Situation, an uns selbst. Sie kritisiert ja nicht die Methoden selbst, sondern eher das unreflektierte „Weil-man-es-so-macht“.

Ich finde es spannend, wie du das im Agility beschreibst: Teamwork, bei dem jeder seine Stärken einbringt. Das ist für mich der Kern von „gleichwertigem Miteinander“ – auch abseits des Sports. Es geht eben um ein gemeinsames Bewältigen von Situationen, das auf gegenseitigem Respekt basiert.

Freilauf ist natürlich großartig, aber ich sehe, wie du, keinen Widerspruch darin, Leine und Freilauf situativ zu kombinieren. Für mich sind Leine und auch mal der Maulkorb weder Zeichen von Misstrauen noch eine Einschränkung, sondern in bestimmten Momenten einfach eine Form von Rückhalt und Sicherheit – für mich und meine Hunde. Hauptsache, wir sind gemeinsam sicher unterwegs.

Ich finde mich in genau solchen Gedanken – wie du sie so schön beschrieben hast – bei denen es um das bewusste Gestalten des Miteinanders, um Reflexion und darum geht, den eigenen Weg zu finden, ohne sich einem „entweder-oder“ unterwerfen zu müssen. Und das bringst du klar auf den Punkt 👍🏻☺️
 
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Babs
24. Mai 19:16
Vielen lieben Dank für Eure Antworten. Ich denke, dass wir gar nicht so weit voneinander weg sind, oder seht ihr das anders?
Warum ich das Thema "Leine" aufgegriffen habe ist, eben genau darauf zu achten, was die Leine wirklich bedeutet und das ist für mich ein Herzensthema. Ich habe nichts gegen Leinen. Im Gegenteil. Sie sind in vielen Situationen sehr hilfreich, aber mit Leinen wird mir oftmals zu leichtfertig umgegangen. Es hängt irgendein Gebimmel dran, zu lang oder zu kurz, die Leine stört den Hund beim Laufen (gerne beim Thema Leinenführigkeit und macht den Platz neben einem für den Hund eher ungemütlich als das er ein Wohlfühlplatz ist), die Arme schloddern hin und her und jede Bewegung spürt der Hund. Vielleicht reagiere ich deswegen mehr auf dieses Thema, weil ich der Meinung bin, dass die Leine nicht nur eine Absicherung ist, sondern m. E. viel mehr darauf geachtet werden sollte, was die Leine mit dem Hund macht. Ob Sicherheit geben, Korrekturen, begrenzte Freiheit ermöglichen, Sicherheit für den Hundeführer, Unwohlsein an der Seite des Hundeführers... .Ich finde, dass auch mit Leine ein Handy nichts in der Hand zu suchen hat (außer für schöne Bildchen zu machen 😅). Die Menschen mit Handy und Hund meide ich grundsätzlich (außer die Fotografen).

Zu dem Thema "Grenzen". Ich meinte damit, dass man sich selber nicht die Möglichkeit nehmen sollte, kreativ in seinem Denken und Handeln zu sein. Wenn ich z. B. sage, dass es ausreicht, wenn mein Hund an der Leine alles kann, dann setze ich gleichzeitig die Grenze dahingehend niemals zu erfahren, was mein Hund auch ohne Leine könnte. Hunde brauchen in meinen Augen Grenzen, da diese u. a. Sicherheit geben, aber das hatte ich nicht gemeint.

Das mit dem Urvertrauen habe ich tatsächlich zu schnell und unüberlegt geschrieben. Vielen Dank, dass Du da noch mal drauf eingegangen bist. Das ist mein persönliches Thema. Vertrauen. Meine Hunde vertrauen mir mehr als ich teilweise ihnen. Und das finde ich von mir meinen Hunden gegenüber unfair. Auch finde ich es nicht immer einfach, die Verantwortung zu übernehmen, eben weil meine Hunde mir vertrauen. Das sind Bereiche, in denen ich an mir arbeiten musste. Ich habe oft genug im Dreck gelegen, weil insb. Newton so schnell loslief, dass ich nicht mehr reagieren konnte und sogar die Handschlaufe an der Leine gerissen ist. Von diesem Zeitpunkt war mir klar, dass die Leine nicht wirklich eine 100 prozentige Sicherheit ist und ich es nicht witzig fand, dass mein Hund Kühe hüten wollte und die Schleppleine hinten dran hing. Für mich gibt es nur noch Schleppleinen ohne Handschlaufe und die Empfehlung, dem Hund zuliebe, den Jagdtrieb anzunehmen und einen Weg zu finden, wie der Hund lernt mit seinen Impulsen umzugehen. Aber die Situation zeigt, wie Newton mit 1 Jahr drauf war und dann noch mal Vertrauen aufzubauen war eine Herausforderung, zumindest für mich. Aber meine Hunde vertrauen mir in brenzligen Situationen und darüber musste ich fairerweise ihnen gegenüber lernen, ihnen zu vertrauen.

Mit Ehrlichkeit meinte ich, ehrlich in seinen eigenen Gefühlen zu sein. Wenn mein Hund im Gebüsch was sieht und ich nicht, dann ist das so. Entweder versucht mir mein Hund noch mal zu zeigen, was da ist oder er macht sein Ding so weiter, wie er es für gut hält. Vielleicht denkt er dann:" Meine Güte ist die blind.", aber das ändert ja nichts an der Bindung oder das ich für ihn weniger Wert bin. Ich bin dann eben ein Blindfisch. Es ist wie es ist. Wenn ich mich über irgendwas ärgere, dann ist das so und brauche dieses Gefühl nicht zu überspielen. Wenn ich traurig bin, dann ist das so und muss nicht lachen, wenn mir nicht danach zumute ist. Einfach so sein wie man ist. Damit können Hunde m. E. am Besten umgehen. Eben ehrlich sein.

Zum Agility. Vielleicht gefällt ja auch die Sportart "Curving". Es sieht so aus, als ob man den Hund "nur" um 4 Stangen rennen lässt, aber man führt ausschließlich über die Körpersprache. Kommandos sind nicht erwünscht. Im Vordergrund steht das "State of Mind" (die geistige Zusammenarbeit oder auch eine Verbindung schaffen, sodass das Außen ausgeblendet ist). Das ist unsere "Hauptsportart", die wir auch im Alltag auf Spaziergänge mit einbauen. Allerdings ist dann die Leine eher hinderlich, wenn man den Hund um einen Baum schickt oder auf großer Distanz miteinander kommuniziert (über Handzeichen). Über meinem Profil kann man etwas mehr darüber erfahren.

Das meine Hunde heute so sind wie sie sind, war mit viel Kreativität, Lernen und Geduld verbunden. Am Wichtigsten aber war und ist es noch (zumindest meiner Erfahrung nach), die Stärken und den Charakter zu berücksichtigen und anzunehmen. Auch das Alter spielt eine große Rolle.

Daher denke ich, dass wir gar nicht so weit vom Grundgedanken voneinander entfernt sind, oder. Ich bin vielleicht einfach nur ein Stückchen weiter und kann Hoffnung geben, dass es ein toller Weg ist. Also mit den Stärken, dazu zählt für mich auch der Jagdtrieb, zu "arbeiten". Den Hund anzunehmen wie er ist und auch von ihm zu lernen (bei uns war es insb. das Sozialverhalten und die hündische Kommunikation). Für mich gibt es nicht den üblichen Weg, sondern UNSEREN gemeinsamen Weg (also meinen Hunden und mir).
 
Beitrag-Verfasser
Sarah
24. Mai 19:46
Vielen lieben Dank für Eure Antworten. Ich denke, dass wir gar nicht so weit voneinander weg sind, oder seht ihr das anders? Warum ich das Thema "Leine" aufgegriffen habe ist, eben genau darauf zu achten, was die Leine wirklich bedeutet und das ist für mich ein Herzensthema. Ich habe nichts gegen Leinen. Im Gegenteil. Sie sind in vielen Situationen sehr hilfreich, aber mit Leinen wird mir oftmals zu leichtfertig umgegangen. Es hängt irgendein Gebimmel dran, zu lang oder zu kurz, die Leine stört den Hund beim Laufen (gerne beim Thema Leinenführigkeit und macht den Platz neben einem für den Hund eher ungemütlich als das er ein Wohlfühlplatz ist), die Arme schloddern hin und her und jede Bewegung spürt der Hund. Vielleicht reagiere ich deswegen mehr auf dieses Thema, weil ich der Meinung bin, dass die Leine nicht nur eine Absicherung ist, sondern m. E. viel mehr darauf geachtet werden sollte, was die Leine mit dem Hund macht. Ob Sicherheit geben, Korrekturen, begrenzte Freiheit ermöglichen, Sicherheit für den Hundeführer, Unwohlsein an der Seite des Hundeführers... .Ich finde, dass auch mit Leine ein Handy nichts in der Hand zu suchen hat (außer für schöne Bildchen zu machen 😅). Die Menschen mit Handy und Hund meide ich grundsätzlich (außer die Fotografen). Zu dem Thema "Grenzen". Ich meinte damit, dass man sich selber nicht die Möglichkeit nehmen sollte, kreativ in seinem Denken und Handeln zu sein. Wenn ich z. B. sage, dass es ausreicht, wenn mein Hund an der Leine alles kann, dann setze ich gleichzeitig die Grenze dahingehend niemals zu erfahren, was mein Hund auch ohne Leine könnte. Hunde brauchen in meinen Augen Grenzen, da diese u. a. Sicherheit geben, aber das hatte ich nicht gemeint. Das mit dem Urvertrauen habe ich tatsächlich zu schnell und unüberlegt geschrieben. Vielen Dank, dass Du da noch mal drauf eingegangen bist. Das ist mein persönliches Thema. Vertrauen. Meine Hunde vertrauen mir mehr als ich teilweise ihnen. Und das finde ich von mir meinen Hunden gegenüber unfair. Auch finde ich es nicht immer einfach, die Verantwortung zu übernehmen, eben weil meine Hunde mir vertrauen. Das sind Bereiche, in denen ich an mir arbeiten musste. Ich habe oft genug im Dreck gelegen, weil insb. Newton so schnell loslief, dass ich nicht mehr reagieren konnte und sogar die Handschlaufe an der Leine gerissen ist. Von diesem Zeitpunkt war mir klar, dass die Leine nicht wirklich eine 100 prozentige Sicherheit ist und ich es nicht witzig fand, dass mein Hund Kühe hüten wollte und die Schleppleine hinten dran hing. Für mich gibt es nur noch Schleppleinen ohne Handschlaufe und die Empfehlung, dem Hund zuliebe, den Jagdtrieb anzunehmen und einen Weg zu finden, wie der Hund lernt mit seinen Impulsen umzugehen. Aber die Situation zeigt, wie Newton mit 1 Jahr drauf war und dann noch mal Vertrauen aufzubauen war eine Herausforderung, zumindest für mich. Aber meine Hunde vertrauen mir in brenzligen Situationen und darüber musste ich fairerweise ihnen gegenüber lernen, ihnen zu vertrauen. Mit Ehrlichkeit meinte ich, ehrlich in seinen eigenen Gefühlen zu sein. Wenn mein Hund im Gebüsch was sieht und ich nicht, dann ist das so. Entweder versucht mir mein Hund noch mal zu zeigen, was da ist oder er macht sein Ding so weiter, wie er es für gut hält. Vielleicht denkt er dann:" Meine Güte ist die blind.", aber das ändert ja nichts an der Bindung oder das ich für ihn weniger Wert bin. Ich bin dann eben ein Blindfisch. Es ist wie es ist. Wenn ich mich über irgendwas ärgere, dann ist das so und brauche dieses Gefühl nicht zu überspielen. Wenn ich traurig bin, dann ist das so und muss nicht lachen, wenn mir nicht danach zumute ist. Einfach so sein wie man ist. Damit können Hunde m. E. am Besten umgehen. Eben ehrlich sein. Zum Agility. Vielleicht gefällt ja auch die Sportart "Curving". Es sieht so aus, als ob man den Hund "nur" um 4 Stangen rennen lässt, aber man führt ausschließlich über die Körpersprache. Kommandos sind nicht erwünscht. Im Vordergrund steht das "State of Mind" (die geistige Zusammenarbeit oder auch eine Verbindung schaffen, sodass das Außen ausgeblendet ist). Das ist unsere "Hauptsportart", die wir auch im Alltag auf Spaziergänge mit einbauen. Allerdings ist dann die Leine eher hinderlich, wenn man den Hund um einen Baum schickt oder auf großer Distanz miteinander kommuniziert (über Handzeichen). Über meinem Profil kann man etwas mehr darüber erfahren. Das meine Hunde heute so sind wie sie sind, war mit viel Kreativität, Lernen und Geduld verbunden. Am Wichtigsten aber war und ist es noch (zumindest meiner Erfahrung nach), die Stärken und den Charakter zu berücksichtigen und anzunehmen. Auch das Alter spielt eine große Rolle. Daher denke ich, dass wir gar nicht so weit vom Grundgedanken voneinander entfernt sind, oder. Ich bin vielleicht einfach nur ein Stückchen weiter und kann Hoffnung geben, dass es ein toller Weg ist. Also mit den Stärken, dazu zählt für mich auch der Jagdtrieb, zu "arbeiten". Den Hund anzunehmen wie er ist und auch von ihm zu lernen (bei uns war es insb. das Sozialverhalten und die hündische Kommunikation). Für mich gibt es nicht den üblichen Weg, sondern UNSEREN gemeinsamen Weg (also meinen Hunden und mir).
Ein tierisch gut reicht einfach nicht! Danke Babs, du hast es für mich auf den Punkt gebracht.
Ich verfolge den Thread jetzt eine Weile und bin allen Diskutierenden sehr dankbar für die vielen tollen Denkanstöße.
 
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Kirsten
24. Mai 20:29
Ich finde, die Doro schreibts so klasse 🤩. Auch wenn sie selbst sagt, sie kommt mit der Methode nicht so klar, habe ich anhand von unseren Gesprächen immer das Gefühl das sie eben genau mit den Gedanken daraus immer wieder den Umgang mit Mila reflektiert. Und das ist doch genau der Punkt oder nicht? Nicht irgendeinem Schmarn, der sich falsch anfühlt, blind zu folgen, sondern eben zu schauen, was es mit einem tut und wie der Hund damit zurecht kommt.
Und wenn etwas nicht so gut lief, sich halt mal drüber zu ärgern, aber die Doro hat das tolle Talent trotzdem oft mit einem humorvollen Witz damit abschließen zu können (und das gleiche für andere zu tun).
Hundebeschäftigung ja, aber immer stets anschließend mit dem Gedanken „Hat uns das gut getan und tut es uns auch weiterhin gut?“ und eben nicht aus blindem Ehrgeiz oder Pflichtgefühl (weil man eben angemeldet ist). Ich finde, die beiden sind ein wundervolles Team. Das spürt man, wenn man sie zusammen sieht.

Das Thema mit der Leine. Wie gesagt, ich bin Babs total dankbar für die wertvollen Hinweise und werde mir die zu Herzen nehmen.
Aber es geht ja nicht darum einen Glaubenskrieg aufzumachen was besser wäre. Beides hat Vor- und Nachteile die man berücksichtigen sollte. Was ich nur absolut nicht mag ist dieser selbstauferlegte Druck um den Freilauf, den die Menschen sich selbst antun. Wenn der Hund nicht hört und abrufbar ist, muss an der Leine bleiben, aber Freilauf ist unbedingt ganz stark gewünscht. Das führt in meinen Augen häufig dazu, dass der Fokus nicht mehr auf der Qualität des Spaziergangs an sich liegt, sodass der Moment in dem man sich befindet gar nicht mehr gescheit wahrgenommen und genossen werden kann, weil so arg und unbedingt drauf hingearbeitet wird, den ungeliebten Strick loszuwerden.

Bezüglich der Ullihunde, das kam eben, weil die Leute irgendwie das Bedürfnis hatten, dem Kind einen Namen zu geben. Um die Art des Umgangs mit seinem Hund zu beschreiben. Daraus wurde das Hunde, denen auf Ullis Art zugehört wird, eben Ullihunde sind. Es gibt Leute, die Ulli nicht kennen, keine Ahnung von irgendwelchen Methoden haben, aber genau so unterwegs sind. Ein Hundefreund von Mira, ein wundervoller Border Collie, der hat genau solche Menschen erwischt.
Naja, die werden ihren Hund dann wohl nicht Ullihund nennen, aber das ist doch eigentlich auch völlig wumpe. Die gehen eben einfach auf die gleiche Art mit ihren Begleitern um.

Wem es an Authentizität fehlt kann ich nur die Geschichten von Ullis Vivi empfehlen. Die lieb ich sehr. An ihren eigenen Hunden erklärt die Ulli, wie sie vorgeht, und für die Vivi gibt es zu vielem eine extra Variante, weil mit der Vivi einfach vieles nicht genau auf die gleiche Art klappt 😄 Das fiel mir gerade beim Thema Ressourcenverteidigung ein.
Und auch hier sagt die Ulli, wenn’s eben auf die vorgeschlagene Art nicht funktioniert, dann musst du es eben anders machen und Wege finden, wie man zurecht kommt.

Zu anderen Situationen genau so. Wer nur eine Hand zur Verfügung hat, weil er im Rollstuhl sitzt, oder den Kinderwagen schiebt, der kann vielleicht überlegen, ob eine Flexi eine sinnvolle Option ist.

Zu den Nachteilen:
Ich mag Austausch und ich mag auch mal mit anderen Hundehaltern zusammen gehen. Das hat dadurch nun ehrlicherweise ziemlich abgenommen, gerade was Leute angeht, deren Art mit den Hunden umzugehen, sich erheblich unterscheidet. Es geht hier nicht um Meinungsverschiedenheiten. Es geht einfach zu viel Aufmerksamkeit flöten und ich erwische mich immer öfter, dass ich den Gang dann oft mit meiner Hündin nicht so genießen kann, gerade wenn man komplett (also von Anfang bis Ende) mit anderen geht. Die Prioritäten liegen manchmal zu weit auseinander.
Leute zufällig unterwegs treffen und mal ein Stückchen gemeinsam gehen, das tue ich immer noch gern.

Außerdem bin ich viel dünnhäutiger geworden, wenn ich sehe, dass Hunde Probleme habe und sich immer wieder an die Besitzer wenden. Diese nehmen es nicht mal wahr oder machen sich über die Probleme der Hunde lustig. Das ist mittlerweile fast unerträglich für mich.

Was ich an der Ulli so mag, ist das sie mich immer wieder auf Gedanken stößt, die mir so nicht gekommen wären. Viele Dinge verstehe ich nicht von Anfang an, manches mutet sich manchmal komisch an, wenn man noch nicht ganz kapiert hat, worum es geht. Aber bisher war ich immer über diese neuen Gedankengänge froh, die mich dann auch auf den Spaziergängen mit Mira begleitet haben. Über einiges muss ich länger grübeln und das mag ich gern.

Filmen tue ich mittlerweile öfter, wenn ich sehe, da läuft es noch nicht so glatt. Anhand der Videos kann ich fragen woran es liegt und irgendwer hat meist immer tolle Gedanken dazu. Manchmal methodischer Natur, aber meist sitzt das Problem bei mir im Kopf 🙃
Manchmal hilft es mir, auch ohne äußere Bewertung, die Situation nochmal zuhause anzuschauen.
 
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Babs
24. Mai 22:52
Ich finde, die Doro schreibts so klasse 🤩. Auch wenn sie selbst sagt, sie kommt mit der Methode nicht so klar, habe ich anhand von unseren Gesprächen immer das Gefühl das sie eben genau mit den Gedanken daraus immer wieder den Umgang mit Mila reflektiert. Und das ist doch genau der Punkt oder nicht? Nicht irgendeinem Schmarn, der sich falsch anfühlt, blind zu folgen, sondern eben zu schauen, was es mit einem tut und wie der Hund damit zurecht kommt. Und wenn etwas nicht so gut lief, sich halt mal drüber zu ärgern, aber die Doro hat das tolle Talent trotzdem oft mit einem humorvollen Witz damit abschließen zu können (und das gleiche für andere zu tun). Hundebeschäftigung ja, aber immer stets anschließend mit dem Gedanken „Hat uns das gut getan und tut es uns auch weiterhin gut?“ und eben nicht aus blindem Ehrgeiz oder Pflichtgefühl (weil man eben angemeldet ist). Ich finde, die beiden sind ein wundervolles Team. Das spürt man, wenn man sie zusammen sieht. Das Thema mit der Leine. Wie gesagt, ich bin Babs total dankbar für die wertvollen Hinweise und werde mir die zu Herzen nehmen. Aber es geht ja nicht darum einen Glaubenskrieg aufzumachen was besser wäre. Beides hat Vor- und Nachteile die man berücksichtigen sollte. Was ich nur absolut nicht mag ist dieser selbstauferlegte Druck um den Freilauf, den die Menschen sich selbst antun. Wenn der Hund nicht hört und abrufbar ist, muss an der Leine bleiben, aber Freilauf ist unbedingt ganz stark gewünscht. Das führt in meinen Augen häufig dazu, dass der Fokus nicht mehr auf der Qualität des Spaziergangs an sich liegt, sodass der Moment in dem man sich befindet gar nicht mehr gescheit wahrgenommen und genossen werden kann, weil so arg und unbedingt drauf hingearbeitet wird, den ungeliebten Strick loszuwerden. Bezüglich der Ullihunde, das kam eben, weil die Leute irgendwie das Bedürfnis hatten, dem Kind einen Namen zu geben. Um die Art des Umgangs mit seinem Hund zu beschreiben. Daraus wurde das Hunde, denen auf Ullis Art zugehört wird, eben Ullihunde sind. Es gibt Leute, die Ulli nicht kennen, keine Ahnung von irgendwelchen Methoden haben, aber genau so unterwegs sind. Ein Hundefreund von Mira, ein wundervoller Border Collie, der hat genau solche Menschen erwischt. Naja, die werden ihren Hund dann wohl nicht Ullihund nennen, aber das ist doch eigentlich auch völlig wumpe. Die gehen eben einfach auf die gleiche Art mit ihren Begleitern um. Wem es an Authentizität fehlt kann ich nur die Geschichten von Ullis Vivi empfehlen. Die lieb ich sehr. An ihren eigenen Hunden erklärt die Ulli, wie sie vorgeht, und für die Vivi gibt es zu vielem eine extra Variante, weil mit der Vivi einfach vieles nicht genau auf die gleiche Art klappt 😄 Das fiel mir gerade beim Thema Ressourcenverteidigung ein. Und auch hier sagt die Ulli, wenn’s eben auf die vorgeschlagene Art nicht funktioniert, dann musst du es eben anders machen und Wege finden, wie man zurecht kommt. Zu anderen Situationen genau so. Wer nur eine Hand zur Verfügung hat, weil er im Rollstuhl sitzt, oder den Kinderwagen schiebt, der kann vielleicht überlegen, ob eine Flexi eine sinnvolle Option ist. Zu den Nachteilen: Ich mag Austausch und ich mag auch mal mit anderen Hundehaltern zusammen gehen. Das hat dadurch nun ehrlicherweise ziemlich abgenommen, gerade was Leute angeht, deren Art mit den Hunden umzugehen, sich erheblich unterscheidet. Es geht hier nicht um Meinungsverschiedenheiten. Es geht einfach zu viel Aufmerksamkeit flöten und ich erwische mich immer öfter, dass ich den Gang dann oft mit meiner Hündin nicht so genießen kann, gerade wenn man komplett (also von Anfang bis Ende) mit anderen geht. Die Prioritäten liegen manchmal zu weit auseinander. Leute zufällig unterwegs treffen und mal ein Stückchen gemeinsam gehen, das tue ich immer noch gern. Außerdem bin ich viel dünnhäutiger geworden, wenn ich sehe, dass Hunde Probleme habe und sich immer wieder an die Besitzer wenden. Diese nehmen es nicht mal wahr oder machen sich über die Probleme der Hunde lustig. Das ist mittlerweile fast unerträglich für mich. Was ich an der Ulli so mag, ist das sie mich immer wieder auf Gedanken stößt, die mir so nicht gekommen wären. Viele Dinge verstehe ich nicht von Anfang an, manches mutet sich manchmal komisch an, wenn man noch nicht ganz kapiert hat, worum es geht. Aber bisher war ich immer über diese neuen Gedankengänge froh, die mich dann auch auf den Spaziergängen mit Mira begleitet haben. Über einiges muss ich länger grübeln und das mag ich gern. Filmen tue ich mittlerweile öfter, wenn ich sehe, da läuft es noch nicht so glatt. Anhand der Videos kann ich fragen woran es liegt und irgendwer hat meist immer tolle Gedanken dazu. Manchmal methodischer Natur, aber meist sitzt das Problem bei mir im Kopf 🙃 Manchmal hilft es mir, auch ohne äußere Bewertung, die Situation nochmal zuhause anzuschauen.
Ich für meinen Teil spreche gar nicht gegen Ulli. Im Gegenteil. Ich finde es super, dass sie meinem Grundgedanken "den Hund so anzunehmen wie er ist" entspricht. Das ist genau das Thema, was m. E. der Gesellschaft verloren gegangen ist. Den anderen so zu respektieren, akzeptieren und anzunehmen, wie er ist. Oft wird irgendwas vorgeheuchelt. Die Menschen sind nicht ehrlich. Hunde sind anders und sind für mich zum Vorbild geworden.

Aber es gibt ein Beispiel, was mir zu denken gab. Es ging darum, dass der Hund, der einmal jagt, noch angefeuert werden soll. Wenn ich das richtig verstanden habe, macht man das, damit der Hund das gemeinsame Gefühl des Jagens behält und irgendwann gut gelaunt zurück kommt. Ich habe lange darüber nachgedacht, weil mich irgendwas störte, obwohl ich ihren Gedankengang nachvollziehen konnte. Ich habe gelernt, dass ich meinen Hunden nichts vormachen kann. Ich hätte es nicht als toll empfunden, dass mein Hund hinter Rehen herjagt. Das bedeutet für mich, dass ich in diesem Moment des Anfeuerns mein Gefühl aufgebe, damit mein Hund das Gefühl hat, dass wir gemeinsam jagen und ich sein Verhalten toll finde. Aber genau das finde ich gelogen. Ich finde es nicht toll!!!
Wenn ich nun an meine Situation denke mit dem Hüten der Kühe. Da hätte ich niemals jubeln können, denn ich stand vor lauter Angst am Zaun. Ich habe gebetet, dass die wildgewordenen Kühe mit ihren Kälbern weder die Schleppleine noch Newton erwischen. Das ganze dauerte 1 Minute und da stand Newton auch schon wieder neben mir. Meine Gefühle waren extrem durcheinander. Wut, Angst, glücklich einen gesunden Hund neben mir zu haben und das die Kühe keinen Herzinfarkt bekommen haben (Erleichterung und Freude). Aber zu dem Zeitpunkt, als er ankam, stand definitiv das Gefühl der Angst im Vordergrund. Newton hat danach, bis heute, keine Kühe mehr angeschaut. Er findet Kälber weiterhin interessant, weil sie sowas spielerisches ausstrahlen und sogar zum Spielen auffordern, aber er lässt sie stehen. Ich denke, dass er meine ehrliche Angst gespürt und mit dieser Situation verknüpft hat. Ähnlich ging es mir mit Yoko. Wir haben gespielt und sie erwischte meinen Finger. Ich schrie auf und wendete mich von ihr ab. Es war nicht vorgespielt, sondern mir lief das Blut nur so runter und ich war geschockt von dem Schmerz. Seit dem lässt sie alles sofort los, sobald sie nur im Ansatz einen Finger spürt. Ich habe den Schmerz und Aufschrei nicht vorgespielt, sondern es war eine instinktive Handlung von mir. Und genau diese Erfahrungen stehen für mich im Widerspruch zu der Idee von Ulli, den Hund noch in seinem Verhalten zu unterstützen, obwohl ich es nicht in Ordnung finde. Wie gesagt, ich verstehe ihre Intention, aber ich finde, dass Hunde Ehrlichkeit ebenfalls sehr gut verstehen dieses ehrliche Gefühl über dem "Betteln" nach guter Laune steht. Ich bin davon weg, um die Gunst meiner Hunde zu werben und meine Gefühle dafür aufzugeben. Ich liebe meine Hunde über alles und das spüren sie jeden Tag, aber ich werde nichts machen, womit ich gegen mein Empfinden handel. Wenn Newton mir gegenüber seine Schranken überschreitet, dann weise ich ihn in seine Schranken zurück. Das würde ich auch bei meinem Mann machen. Genauso weist Newton mich in meine Schranken, wenn ich eine übertrete und dafür bin ich ihm dankbar. Das passiert schon mal, wenn ich ihn streichel und er es in diesem Moment nicht mag. Er wendet sich ab und entfernt sich von mir. Es ist kein ignorieren, sondern mir das Gefühl geben, dass er meine Nähe in diesem Moment als unangenehm empfindet. Das nehme ich gar nicht persönlich, sondern bin dankbar, dass er so ehrlich ist und mir das zeigt. Das ist aber unser Weg und unsere Kommunikation. Nicht nur ich darf ihn in seine Schranken weisen, sondern er mich auch. Das gehört für mich in einer gesunden Beziehung dazu.

Zu dem Thema Freilauf. Ein Hund, der im Freilauf noch nicht die Grenzen kennt, hat auch im Freilauf nichts zu suchen, es sei denn, man gewöhnt ihn an den Freilauf. Für uns ist der Freilauf wichtig. Newton hat mehr als 10 Meter Distanz und schnuppert durch die Gegend. Ich erkenne genau, ob er einer Wildspur, einer Hündin oder der Spur eines Rüden folgt. Bei der Hündin oder dem Rüden lasse ich ihn. Bei der Wildspur klinke ich mich ein. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass er mir eine angeschossene Gans anzeigte oder kurz einem auffliegenden Fasan hinterhergesprungen ist, mich anschaute und dann weiter ging. In beiden Fällen nahm er Kontakt zu mir auf. Es war ein tolles Gefühl der Gemeinsamkeit. Der Freilauf ist aber auch für unsere Distanzarbeit wichtig. Eine Leine wäre da extrem hinderlich. Diese Kommunikation ohne Leine, sei es beim Jagen, beim Anzeigen von Tieren und in unserer Distanzarbeit ist ein sehr schönes Gefühl und auch da bin ich dankbar, dass ich das erleben darf und ich bin froh, dass ich auf den Freilauf hingearbeitet habe. Nach dem Vorfall mit den Kühen hätte ich nie gedacht, dass ein Freilauf noch mal möglich ist. Dennoch habe ich diese Option nie aus den Augen verloren und darauf hingearbeitet. Für mich stand da kein Druck oder Zwang hinter, sondern entweder klappt es oder nicht. Es liegt an uns. Wir haben es geschafft und es hat uns mehr Lebensqualität gegeben. Wenn wir es nicht geschafft hätten, wäre das kein Weltuntergang gewesen, aber meine Hunde finden den Freilauf schön und das wollte ich ihnen ermöglichen. Und darum geht es doch. Dem Hund in seinem kurzen Leben seine Bedürfnisse und Vorlieben zu ermöglichen, so gut wie es eben geht. Was ich als Qualität eines Spazierganges empfinde, muss nicht die Qualität des Hundes sein. Ich finde es an der Leine auch ok, aber meine Hunde finden den Freilauf besser. Sie laufen gerne und das geht so an der Leine nicht. Insbesondere Newton macht auch gerne mal was für sich. Leidet jetzt unter seinen Vorlieben die Qualität unseres Spazierganges? Ich denke, dass Du bestimmte Menschen im Kopf hast, aber die sind nicht das Vorbild. Freilauf bedeutet für mich nicht Bequemlichkeit. Im Gegenteil. Man ist aufmerksamer, man muss Situationen schneller einschätzen und reagieren. An der Leine ist bequemer 😉.

Zu den Rollstuhlfahrern. Eine Nachbarin ist auf ihrem Rollstuhl angewiesen. Sie hat eine normale Leine und ihre kleine Pudeldame hat gelernt, nicht unter die Räder zu kommen, auch dann, wenn sie im Freilauf ist. Die Hunde werden etwas anders "aufgebaut". Eine Flexileine wäre eine Option, aber diese Leinen Bergen Gefahren. Würde die Leine aus der Hand rutschen, würde die kleine Pudeldame sich mit diesem Riesenteil und Knall erschrecken und möglicherweise panisch weglaufen (habe ich schon gesehen und das war keine Frau im Rollstuhl). Meine Nachbarin hat keine Flexileine, sondern hat den Freilauf geübt. Die beiden sind auch in der Sportart "Curving " unterwegs 😄.

Zu Deinen Nachteilen: Schade, dass Du Dich und Deine Hündin so eingrenzt. Hunde finden es auch schön, mal mit Artgenossen was zu unternehmen. Einfach mal was anderes erleben und neue Gespräche führen. Und da kommt mir der Gedanke, ob Ulli wirklich möchte, dass man sich abkapselt oder ob sie möglicherweise möchte, dass man auch lernt, andere Menschen so zu nehmen wie sie sind und darüber eine Tür öffnet, die dem anderen Mensch zeigt, wie schön es ist, so anerkannt zu werden, wie man nunmal ist. Der Weg zu einem anderen Hund führt immer über den Hundeführer.

Ich finde es wunderbar, dass Du für Dich über die Ullimethode einen roten Faden gefunden hast 😉. Das tut Deiner Hündin bestimmt gut. Und das ist das Wichtigste.
 
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Steffi
25. Mai 08:01
Danke für die spannenden Dialoge und Meinungen in den letzten Tagen. Bereits daraus habe ich ohne das (bestellte) Buch vieles neu einordnen können. Zunächst habe ich das viel verwendete Wort 'Baustellen' für uns gestrichen. Meine Hündin ist ein Urhund vom Typ Spitz, die Rasse ist sehr alt und sie bringt viele unglaubliche Fähigkeiten mit, von den sie leider hier bei uns nicht alle einbringen kann. Trotzdem kann es nicht darum gehen, sie nur durch Konditionierung und Abbruchsignale zu stoppen und zu ändern, sondern für mich geht es darum, einen Weg zu finden, ihr ein möglichst erfülltes und freies Leben zu bieten. Die Gedanken von Babs sind neu motivierend, insbesondere die offenen Worte zum Thema Vertrauen und Freilauf. Die Gedanken von Kirsten nehmen den Druck raus, das bisher Erreichte ist zu wertschätzen und der Ist-Zustand sollte genossen werden...Auch wenn bisher Freilauf häufig nicht nicht möglich ist.
Wie gesagt, dass Buch ist noch nicht da, aber ich habe aufgrund der Beschreibungen hier zwei Dinge geändert, bzw. gehe anders auf unsere Hündin ein.
1. Es klingelt an der Tür und Hund rast laut bellend hin. Das kann ich durch Signal stoppen und sie lässt sich auf die Decke schicken.
Seit einigen Tagen wende ich mich ihr zu und frage freudig: Wer? Komm schauen! Bei 'Wer' hört sie tatsächlich sofort auf zu bellen und wartet. Bei 'komm schauen' gehen wir zusammen zum Eingang und sie lässt mich in Ruhe die Tür öffnen.
2. Sobald sich morgens oder in der Dunkelheit die Terrassentür öffnet, stürmt Lumi gerne nach draußen und checkt unseren nicht sonderlich großen Garten bellend ab. Können wir stoppen, den Impuls haben wir bisher nicht ändern können. Seit einigen Tagen gibt es die Frage 'Alles gut? Komm schau!
Ich gehe zur Terassentür, blicke in den Garten spreche Lumi an. Sie schaut mich an und wenn die Tür sich öffnet gehen wir zusammen mit 'Komm schau' raus. Sie checkt dann auch den Garten ab, aber prescht nicht kläffend vor sondern ich folge ihr und sie zeigt mir Dinge (die ich nicht immer sehe und schon gar nicht schnuppere), aber ich bin aufmerksam dabei , nehme sie ernst und das reicht ihr offenbar um ruhiger zu sein und sie freut sich wenn ich ihren Kontrollgang hinterher lobe.

Keine Ahnung, ob das den Ansatz des Buches streift, ich freue mich gerade über diese beiden Punkte.
 
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Kirsten
25. Mai 08:15
Du kannst das gerne als gelogen empfinden. Sind ja deine Gefühle und die kann dir niemand absprechen und das mag ich auch gar nicht tun. Gefühle können ohnehin niemals falsch sein. Sie haben immer einen Hintergrund.

Das ist jetzt kein Ulliding, aber meine persönliche Sichtweise.
Nicht jedes Gefühl ist pur und schließt sich automatisch mit anderen aus. Wie erkläre ich es am besten. Hmmm. Mal raus aus dem Hundekontext. Wenn wir als Menschen mit neuartigen Situationen konfrontiert sind, die wir so noch nicht kennen, kann das Verunsicherung bis Sorge auslösen. Genau so Neugier, auf das was kommen mag, Spannung auf die neuen Erlebnisse. Verunsicherung wird wohl ehr hemmend wirken, während die Neugier antreibt, mehr darüber wissen zu wollen.
Ich verspüre in neuen Situationen oft beide Gefühle. Es ist kein entweder oder sondern beide sind da, auch wenn die Neugier in der Regel überwiegt.

Zurück zum Hundekontext:
Wenn mein Hund nun jagt, dann freue ich mich für sie. Sie hat ja ganz offensichtlich sehr viel Spaß dran, Jagen ist für sie wichtig.
Mira wird unheimlich euphorisch, wenn sie eine frische Spur in der Nase hat.
(Ja, ich seh schon förmlich das einige die das Buch nicht gelesen haben, nun regelrecht Bauchschmerzen bekommen, während sie diese Zeilen lesen 😅) und mich ganz furchtbar unverantwortlich finden. Wie kann ich nur?!?
Dieses Mitfreuen können habe ich früher auch nicht so empfunden. Absolut nicht. Ich bin ganz genau einer dieser Menschen gewesen, die das Buch mit dem Gedanken angefangen haben, nettere Techniken zu finden, um den Hund vom Jagen abzubringen. Alles was ich gelesen und aufgesogen habe, war darauf ausgerichtet die „Bremse“ in meinem Hund zu finden und betätigen zu können.

Im Austausch mit anderen Ullihundlern schrieb jemand, er könne sich gar nicht mehr vorstellen, das Leben mit einem Hund zu teilen der gar nicht jagdlich begeistert ist. Das mittlerweile die Situationen die Euphorie auslösen regelrecht gesucht werden. Mein erster Gedanke war, dass das auf mich unheimlich verstrahlt klingt, und so als hätte jemand deutlich zu lange mit Gleichdenkenden in der selben Suppe geschmort 🥴 Konnte ich kein Stück nachvollziehen, obwohl ich das Buch gelesen habe. Weil mich der Gedanke „Wie mache ich, dass mein Hund aufhört?“ (situativ oder generell, völlig egal) unheimlich stark beschäftigt hat.
Mittlerweile kann ich das absolut nachvollziehen, auch das suchen der Euphorie mit dem Hund. Ich kann gern schreiben, wie sich das entwickelt hat, wenn es von Interesse ist. Aber dieser Post wird nun ohnehin schon unheimlich lang.

Aber dieses Gefühl der Euphorie und Freude ist bei mir immer noch gemischt, mit dem Gedanken, die Tiere zu schützen, die mein Hund jagen möchte. Beide Gefühle sind da, sie können und dürfen nebeneinander existieren. Ich kann mich genau so mit und für meine Hündin freuen und mir gleichzeitig wünschen, dass dem anderen Lebewesen nichts geschieht. Das schließt sich für mich nicht (mehr) aus.
Ich habe nun leider auch die Erfahrung gemacht, dass Angst und Wut absolut nicht dienlich dafür sind, das mein Hund sich in meiner Nähe aufhalten möchte. Dafür muss ich nicht mal danach handeln, reicht auch so.
Die Erfahrung, (die ich zuvor an der Schleppleine selbst gemacht habe,) dass die Hochstimmung beim Jagen den Hund für Signale seiner Jagdpartner sehr empfänglich macht, hilft mir unheimlich dabei mich genau auf dieses Gefühl konzentrieren zu können. Ich weiß, dass es klappen kann, deswegen bin ich dazu in der Lage.
Aber: diese Erfahrung muss ich ja auch erstmal sammeln.

Und trotzdem brauche ich diese Art von Nervenkitzel eben nicht ständig, denn es bleibt das Risiko, dass das mal schief geht. Deswegen ist und bleibt das Anfeuern, um den Hund wiederzuholen eben ein Notfallmaßnahme und nichts was täglich und regelmäßig zum Tragen kommt. Ich hoffe, das ist einigermaßen verständlich und falls nicht, kann gerne nachgefragt werden.

Was du mit Eingrenzen meinst verstehe ich nicht, weil das was du in meine Worte und Gefühle reininterpretierst in meinen Augen nicht so zutrifft. Ganz besonders der Spruch „Hunde finden es auch schön, mal mit Artgenossen was zu unternehmen.“
Es beschreibt sehr gut, was du nun für ein Bild von mir im Kopf hast. Ich lasse das mal so stehen.


Ich kenne tatsächlich Ullis Einstellung dazu, weil sie solche Begegnungen immer sehr eindrücklich und bildhaft beschreibt, und mich damit immer wieder zum schmunzeln bringt.
Aber mal abgesehen, davon was Ulli schreibt oder nicht schreibt.
Ich bin ja auch wer! 😉 Genau wie mein Hund habe ich auch Wünsche und Gefühle und muss diese nicht in verzweifelter Selbstaufopferung unterordnen. Weder meinem Hund noch der Ulli und ihren Büchern . Tue ich auch nicht.
Aber es passt eben vieles von sich aus, ohne das ich das tun muss.
Bei dem was nicht passt, mache ich es genau, wie beim Umgang mit Freunden. Wir finden einen Kompromiss. Mal in der Mitte, und mal näher dran, bei den Wünschen einer beteiligten Persönlichkeit.