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Dogorama-Mitglied
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heute 14:18

"Wege zur Freundschaft" (Ulli Reichmann)

Hallo ihr Lieben :) Ich habe kürzlich o.g. Buch verschlungen und gleich begeistert mit dem dort aufgeführten Training begonnen. Für alle, die es nicht kennen: Es geht darum gemeinsam mit seinem Hund die Welt zu entdecken und Spuren zu suchen etc.. Quasi ein Leitfaden, wie man dem Hund zeigt nicht mehr alleine jagen zu gehen, sondern voller Freude zu kooperieren. Ich bin nun unendlich begeistert, weil erste (auch unerwartete) Erfolge schon in wenigen Tagen sichtbar wurden und wollte nun mal fragen, ob noch jemand inspiriert von diesen Methoden mit seinem Hund die Welt erkundet? Würde mich über einen Erfahrungsaustausch unheimlich freuen! Liebe Grüße
 
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Sonja
22. Mai 12:51
Wie, und Gedankenaustausch ist nur auf unpräzisem Plauderniveau erlaubt? Na dann bin ich hier tatsächlich falsch. Viel Spaß noch.
Nicht nur, aber auch. Du darfst Dich gerne wissenschaftlich präzise ausdrücken, aber es von Deinen Gesprächspartnern zu verlangen und vor allem dann von Plauderniveau zu sprechen ist halt für Deine Gesprächspartner nicht sehr angenehm.
Es gäbe halt auch den Weg, dass Du Dich um Verstehen bemühst, statt vorwurfsvoll zu kritisieren, dass Dir keine lehrbuchtauglichen Sätze präsentiert werden.
 
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SandrA
22. Mai 12:54
Wie soll Führung ohne Gefälle in der Entscheidungsmacht funktionieren? Wenn alle Entscheidungen wirklich gleichwertig dastehen, wer ist dann der Führer? Einer Meinung zu sein, ist meiner Definition nach keine Führung...? Soweit ich das verstehe, plädierst du für einen möglichst wenig autoritären und möglichst kooperativen Führungsstil. Das finde ich gut, eliminiert aber imho nicht das einer Führung inhärente Machtgefälle sondern flacht es nur ab. Deshalb sehe ich auch im kooperativen Führungsstil keine echte Entscheidungsfreiheit für den Geführten, sondern erweitere Zugeständnisse. Ähnlich wäre es ja auch umgekehrt, wenn ich dem Hund die Führung überlasse und seinen Vorgaben folge, bin ich in der Situation in der Entscheidungsmacht ihm untergeordnet.
Ich sehe das anders, weil ich Führung hier nicht über Entscheidungsmacht, sondern über Verantwortungsübernahme in Beziehung definiere.
Macht im Sinne von „jemand muss sich fügen, damit einer führt“ ist ein tradiertes, überholtes Konzept. Es ignoriert, dass Bindung, Sicherheit und Verständigung oft tragfähiger sind als Kontrolle.

Ich übernehme Verantwortung für meinen Hund, indem ich aushandle, was für uns beide tragfähig ist. Das braucht Klarheit, aber keine Überordnung.
Neo zum Beispiel ist keiner, der sich „führen“ lässt, wenn es innerlich nicht stimmt. Und trotzdem funktioniert unser Alltag – nicht weil ich mich durchsetze, sondern weil wir z. B. gemeinsam gelernt haben, mit Spannung umzugehen.

Die Vorstellung, dass es ohne Machtgefälle keine Führung geben kann, blendet zudem aus, dass auch geteilte Verantwortung eine Form von Führung ist. Und dass es kein Zeichen von Stärke ist, wenn einer entscheidet und der andere folgt – sondern ein Zeichen von Beziehung, wenn beide miteinander in Verbindung bleiben – auch unter Belastung.
 
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SandrA
22. Mai 13:02
Ich kann mich zu den Themen oft nicht zu eloquent ausdrücken wie du. Und ich kann auch nicht sonderlich gut beschreiben, warum die Dinge die wir seit Monaten tun „einfach so“ funktionieren. Gestern hatten wir einen für mich sehr magischen Hundebegegnungsmoment. Ich saß auf einer Bank, wir haben Pause gemacht. Die Mira hat in die Gegend geschaut und ich hab nichts getan. Ein Westie kam vorbei, der Mira ist der Kragen geplatzt. Ich habe sie vorsichtig angefasst und sie gebeten sich den Hund nochmal richtig anzusehen, denn in meinen Augen hat dieser keinen Anlass geboten so aus der Haut zu fahren. Und ich weiß, wie dämlich das klingt und ich kenne durchaus die (Foren-)Reaktion auf ein solches Geschwafel 😄 Die Mira hat augenblicklich abgebrochen zu Bellen, hat sich 1-2 Sekunden den Hund angeschaut und sich danach freudestrahlend zu mir umgedreht. Dieser Stimmungswechsel war für mich vollkommen überraschend. Ich habe sehr lange Berührungen in Hundebegegnungen komplett gemieden. Wer schon mal einen Hund an der Leine hatte, der ab und an rückgerichtet reagiert, der weiß warum 😄 Eigentlich wollte ich nur ein kleines Experiment starten, um zu schauen, obs wir’s möglicherweise irgendwie gebacken kriegen, dass Berührung nicht mehr automatisch bedeutet, noch mehr auszuflippen. Ein bisschen forschen quasi 🙃
Oh, das Gefühl kenne ich so gut 😊 – Gerade in Hundebegegnungen, die früher völlig eskaliert wären, reagiert Neo heute manchmal so reguliert, dass ich mich frage: Wann ist das passiert? Und was genau haben wir da eigentlich „gemacht“?

Es sind oft diese feinen Momente, wo man nicht gegen den Hund arbeitet, sondern sich wirklich gegenseitig zuhört und die Beziehung spürbar wird.
Deine Beschreibung trifft das total. Und nein, es klingt für mich kein bisschen nach Geschwafel – eher nach ziemlich gutem Beziehungslesen.🥰
 
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Vic
22. Mai 13:42
Nicht nur, aber auch. Du darfst Dich gerne wissenschaftlich präzise ausdrücken, aber es von Deinen Gesprächspartnern zu verlangen und vor allem dann von Plauderniveau zu sprechen ist halt für Deine Gesprächspartner nicht sehr angenehm. Es gäbe halt auch den Weg, dass Du Dich um Verstehen bemühst, statt vorwurfsvoll zu kritisieren, dass Dir keine lehrbuchtauglichen Sätze präsentiert werden.
Kann es sein, dass sich hier der ein oder andere generell von ihrem Intellekt persönlich angegriffen fühlt?
Ich persönlich finde ihre Eloquenz sehr angenehm und lese total gerne, was sie schreibt.
Ist aber natürlich alles subjektiv.

Fakt ist aber: sie hat mehrfach konkret nachgefragt, wie ihr nach der Ulli-Philosophie in speziellen Situationen reagiert und um eine Beschreibung der Vorgehensweise gebeten.

Für Außenstehende wirkt es vermutlich leider objektiv oft sehr romantisiert und schwammig, was hier so erzählt wird.
Das heißt aber erstmal trotzdem nicht, dass alles Quatsch ist.
Man kann sich aus den meisten Philosophien und Strategien für sich selbst hilfreichen Input ziehen, wenn man offen ist.
In der Regel gibt es ja nicht nur einen goldenen und richtigen Weg.

Leider wurden ihre Fragen bisher aber nur teilweise bis gar nicht beantwortet.
Mich hätte das auch interessiert, einfach des Verständnisses wegen.
 
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Kirsten
22. Mai 14:23
Kann es sein, dass sich hier der ein oder andere generell von ihrem Intellekt persönlich angegriffen fühlt? Ich persönlich finde ihre Eloquenz sehr angenehm und lese total gerne, was sie schreibt. Ist aber natürlich alles subjektiv. Fakt ist aber: sie hat mehrfach konkret nachgefragt, wie ihr nach der Ulli-Philosophie in speziellen Situationen reagiert und um eine Beschreibung der Vorgehensweise gebeten. Für Außenstehende wirkt es vermutlich leider objektiv oft sehr romantisiert und schwammig, was hier so erzählt wird. Das heißt aber erstmal trotzdem nicht, dass alles Quatsch ist. Man kann sich aus den meisten Philosophien und Strategien für sich selbst hilfreichen Input ziehen, wenn man offen ist. In der Regel gibt es ja nicht nur einen goldenen und richtigen Weg. Leider wurden ihre Fragen bisher aber nur teilweise bis gar nicht beantwortet. Mich hätte das auch interessiert, einfach des Verständnisses wegen.
Mich stört weder Intellekt, noch interessierte Fragen, sondern eine provokante Art des Umgangs miteinander bis hin zu irrwitzigen Unterstellungen.
Das kann ich nur in gewissen Maßen aushalten ohne selber auch pampig zu werden.
Das begünstigt eben, das Diskussionen nicht mehr sachlich sondern sehr emotional und persönlich werden und meiner Meinung nach profitiert da niemand mehr von. Ich mag auch selber nicht so sein.
Für mich ist das keine Art miteinander umzugehen.

Ich habe viele Fragen zuvor anhand von Videos und Texten versucht aus meiner Sicht zu beantworten, als es in meinen Augen noch angenehmer zuging.
 
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Dogorama-Mitglied
22. Mai 14:49
Nicht nur, aber auch. Du darfst Dich gerne wissenschaftlich präzise ausdrücken, aber es von Deinen Gesprächspartnern zu verlangen und vor allem dann von Plauderniveau zu sprechen ist halt für Deine Gesprächspartner nicht sehr angenehm. Es gäbe halt auch den Weg, dass Du Dich um Verstehen bemühst, statt vorwurfsvoll zu kritisieren, dass Dir keine lehrbuchtauglichen Sätze präsentiert werden.
"Plauderton" ist nicht angenehm, aber "besserwisserisch" ist ok...?

Kommt mir schon ein bisschen nach zweierlei Maß vor.
 
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Dogorama-Mitglied
22. Mai 15:12
Ich sehe das anders, weil ich Führung hier nicht über Entscheidungsmacht, sondern über Verantwortungsübernahme in Beziehung definiere. Macht im Sinne von „jemand muss sich fügen, damit einer führt“ ist ein tradiertes, überholtes Konzept. Es ignoriert, dass Bindung, Sicherheit und Verständigung oft tragfähiger sind als Kontrolle. Ich übernehme Verantwortung für meinen Hund, indem ich aushandle, was für uns beide tragfähig ist. Das braucht Klarheit, aber keine Überordnung. Neo zum Beispiel ist keiner, der sich „führen“ lässt, wenn es innerlich nicht stimmt. Und trotzdem funktioniert unser Alltag – nicht weil ich mich durchsetze, sondern weil wir z. B. gemeinsam gelernt haben, mit Spannung umzugehen. Die Vorstellung, dass es ohne Machtgefälle keine Führung geben kann, blendet zudem aus, dass auch geteilte Verantwortung eine Form von Führung ist. Und dass es kein Zeichen von Stärke ist, wenn einer entscheidet und der andere folgt – sondern ein Zeichen von Beziehung, wenn beide miteinander in Verbindung bleiben – auch unter Belastung.
Ich habe den Eindruck, dass du Macht und Kontrolle nach wie vor tendenziell über ihre autoritären Erscheinungsformen definierst, zumindest dann, wenn du sie ablehnend besprichst.

Für mich hingegen sind beides wertfreie Phänomene, die in so gut wie jedem Beziehungsverhältnis in unterschiedlichen Ausprägungen und über unterschiedliche Methoden vorhanden sind.

Ich weiß, Wikipedia ist keine wissenschaftliche Abhandlung, aber hier findet sich gut zusammengefasst, was in diesem Zusammenhang mein Verständnis Macht ist.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Macht

Mir scheint es wichtig, gemässigte Machtausübung und deren Zustimmung und Duldung - auch wenn sie nur situativ ist - nicht mit der Abwesenheit von Machtverhältnissen oder einer echten Entscheidungsfreiheit zu verwechseln.


Aber einigen wor uns halt auf agree to disagree.
 
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Sonja
22. Mai 15:21
"Plauderton" ist nicht angenehm, aber "besserwisserisch" ist ok...? Kommt mir schon ein bisschen nach zweierlei Maß vor.
Nein, natürlich ist "besserwisserisch" nicht OK. Es geht mir da wie Kirsten, manchmal mache ich dann meinem Ärger Luft.
 
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Dogorama-Mitglied
22. Mai 15:32
Nein, natürlich ist "besserwisserisch" nicht OK. Es geht mir da wie Kirsten, manchmal mache ich dann meinem Ärger Luft.
Ja passt schon.
Hat sich für mich erstmal eh wirklich erledigt.
Ich kann nicht mehr viel damit anfangen, immer wieder dafür angepflaumt zu werden, dass ich mich für theoretische Aspekte, Details und Hintergründe interessiere und nicht jeden Beitrag mit Relativierungen und Behübschungen ausstatte.

Aber es muss ja Gott sei Dank nicht jeder überall dabei sein und ich hier definitiv auch nicht.
 
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SandrA
22. Mai 15:42
Ich habe den Eindruck, dass du Macht und Kontrolle nach wie vor tendenziell über ihre autoritären Erscheinungsformen definierst, zumindest dann, wenn du sie ablehnend besprichst. Für mich hingegen sind beides wertfreie Phänomene, die in so gut wie jedem Beziehungsverhältnis in unterschiedlichen Ausprägungen und über unterschiedliche Methoden vorhanden sind. Ich weiß, Wikipedia ist keine wissenschaftliche Abhandlung, aber hier findet sich gut zusammengefasst, was in diesem Zusammenhang mein Verständnis Macht ist. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Macht Mir scheint es wichtig, gemässigte Machtausübung und deren Zustimmung und Duldung - auch wenn sie nur situativ ist - nicht mit der Abwesenheit von Machtverhältnissen oder einer echten Entscheidungsfreiheit zu verwechseln. Aber einigen wor uns halt auf agree to disagree.
Ich verstehe deinen Bezug auf klassische Machtdefinitionen wie bei Weber – sie sind historisch wichtig und erklären viele soziale Strukturen.
Allerdings hat sich das Verständnis von Macht und Führung in Soziologie, Psychologie und Pädagogik weiterentwickelt. Wie schon gesagt- moderne Ansätze (z. B. systemische Pädagogik, Bindungsforschung, Jesper Juul) sehen Macht nicht nur als Durchsetzung oder Gefälle, sondern auch als Verantwortung, Schutz und Beziehungsgestaltung. Führung kann heute dialogisch, partizipativ und entwicklungsfördernd sein.
Meine Position stützt sich auf eben diese aktuellen, wissenschaftlich fundierten Konzepte. Sie zeigen, dass auch in asymmetrischen Beziehungen Kooperation und Mitgestaltung möglich sind.
Deine Sicht ist nachvollziehbar, bleibt aber eher beim klassischen, weniger differenzierten Machtbegriff. Ich halte die beziehungsorientierte Perspektive für zeitgemäßer und praxisnäher.

Wir können da aber gerne nicht übereinstimmen.