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Dogorama-Mitglied
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heute 14:18

"Wege zur Freundschaft" (Ulli Reichmann)

Hallo ihr Lieben :) Ich habe kürzlich o.g. Buch verschlungen und gleich begeistert mit dem dort aufgeführten Training begonnen. Für alle, die es nicht kennen: Es geht darum gemeinsam mit seinem Hund die Welt zu entdecken und Spuren zu suchen etc.. Quasi ein Leitfaden, wie man dem Hund zeigt nicht mehr alleine jagen zu gehen, sondern voller Freude zu kooperieren. Ich bin nun unendlich begeistert, weil erste (auch unerwartete) Erfolge schon in wenigen Tagen sichtbar wurden und wollte nun mal fragen, ob noch jemand inspiriert von diesen Methoden mit seinem Hund die Welt erkundet? Würde mich über einen Erfahrungsaustausch unheimlich freuen! Liebe Grüße
 
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Dogorama-Mitglied
22. Mai 09:02
Naja. Suggeriert wird hier nichts. Da diese Fragen völlig verständlich und nachvollziehbar sind, beantwortet Ulli auch ganz genau in ihren Büchern ihre Sicht der Dinge und geht auch auf Kontrolle, Macht und Dominanz ein. Nun ist das hier kein Ullibuch und auch kein Forum, das von Ulli und den Trainerinnen betreut wird und 100% genau alles wieder geben. Posts sind in der Regel immer ein wenig mit eigener Sicht (und den eigenen Prioritäten und Erkenntnissen) gefärbt, was ja nichts schlimmes ist und auch einen reichhaltigeren Austausch auf die Dinge ermöglicht. Wer genaue Antworten zu seinen Fragen sucht, der ist besser beraten, damit direkt zur Quelle zu gehen. Hier geht es eben um Austausch, nicht darum, dass jemand 100% die Ansicht anderer annimmt.
Ich habe mich auf die Aussagen in den Posts hier bezogen, nicht auf das Buch (das ich ja nicht kenne)
 
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Kirsten
22. Mai 09:03
Heisst das dann auch, dass es nach dieser Herangehensweise völlig ok wäre, wenn der Hund der erhobenen Hand nicht folgt und sich stattdessen doch mal alleine auf Erkundungstour oder auf einen Jagdausflug macht? Bzw dass er generell weitgrhend tun und lassen kann, was er will? Wie verhält sich das in konkreten Fällen, wenn die Handlungsvorschläge der Menschen mal nicht angenommen werden? Wie geht ihr damit dann um?
Wie würdest du denn mit einem Freund in solchen Situationen umgehen?
 
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Dogorama-Mitglied
22. Mai 09:04
Wie würdest du denn mit einem Freund in solchen Situationen umgehen?
Für einen Freund bin ich nicht verantwortlich und nicht haftbar.

Ich würde mich über konkrete Antwort freuen. Ich hab ausser bindende Ge- und Verbote noch keine Methode gefunden, über die ich die Sicherheit meines Hundes gewährleisten kann...
 
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Michi
22. Mai 09:14
Ich habe hier nur etwas mitgelesen, stehe aber schon hinter dem , was Joe schreibt.
Ein Hund ist natürlich ein Freund. Müsli ist mein Allerbester.
* Kirsten* du kennst uns und kannst das Verhältnis einschätzen.
Aber ich bin für ihn verantwortlich und in meiner Verantwortung steht eben auch, dass ihm nichts passiert und er auch niemandem schadet.
Er trifft eigene Entscheidungen, die zunehmends positiv sind. Aber eigene Entscheidungen darf er nur in einem Rahmen fällen, die ich für vertretbar halte, ansonsten greife ich natürlich ein.
Er hat den größten Stellenwert überhaupt und wir sind engstens verbunden und befreundet.
Aber nicht gleichberechtigt, da ich alleine die Verantwortung für uns beide trage!
 
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Kirsten
22. Mai 09:14
Für einen Freund bin ich nicht verantwortlich und nicht haftbar. Ich würde mich über konkrete Antwort freuen. Ich hab ausser bindende Ge- und Verbote noch keine Methode gefunden, über die ich die Sicherheit meines Hundes gewährleisten kann...
Was bedeutet das?
Legst du bei einem Freund die Hände in den Schoß und guckst zu, während du weißt, er sich in Gefahr begibt? Weil du weder verantwortlich noch haftbar bist?
Handelst du allein aus Verantwortunggefühl und Haftbarkeit?

Ich finde, dass sich aus der Frage „Wie würde ich mit einem Freund in der Situation umgehen?“ doch sehr klare Handlungsmöglichkeiten ergeben.
 
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Dogorama-Mitglied
22. Mai 09:18
Was bedeutet das? Legst du bei einem Freund die Hände in den Schoß und guckst zu, während du weißt, er sich in Gefahr begibt? Weil du weder verantwortlich noch haftbar bist? Handelst du allein aus Verantwortunggefühl und Haftbarkeit? Ich finde, dass sich aus der Frage „Wie würde ich mit einem Freund in der Situation umgehen?“ doch sehr klare Handlungsmöglichkeiten ergeben.
Nein, daraus ergibt sich garnix, weil du einen mündigen Erwachsenen, der die Folgen seines Handelns weitgehendst überblicken und verantworten kann und muss, mit einem Lebewesen gleichsetzt, das nichts davon kann und muss.

Wenn überhaupt müsste die Frage lauten, "wie würdest du mit einem Kind in der Situation umgehen?"

Wenn sich ein Freund unabsichtlich in Gefahr begibt, zB gedankenverloren vor ein Auto tritt, greife ich wenn möglich ein.
Da ist dann situativ die Müdigkeit aber auch ausgesetzt.

Wenn er sich in Gefahr begibt, weil er lieber ungesichert über die Steilwand zum Gipfel klettert, als mit mir zu wandern, kann ich ihm sagen, was ich davon halte, werd ihn aber gehen lassen, weil es seine Entscheidung und seine Verantwortung ist.

Sagst du auch zu deinem Hund, "find ich doof, dass du lieber jagen willst als zu mir zu kommen, aber mach mal. Wenn du erschossen wirst, hast du halt Pech gehabt"?

Und bez Leine, die ist ja im Endeffekt der Inbegriff von sogar effektiv physischer Einschränkung und Kontrolle.
Oder würdest du einen Freund auch an dich anbinden und ihn nicht weiter als ein paar Meter von dir weg lassen...?
 
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Michi
22. Mai 09:21
Man kann und sollte mit Hund auf einer freundschaftlichen Ebene durchs Leben gehen.
Aber eine Gleichberechtigung im Sinne von....Jeder darf selbstständig entscheiden....die kann es nicht geben.
Natürlich wächst man zusammen und es braucht immer weniger Worte, aber bei den meisten Hunden endet die Gleichberechtigung spätestens an der Kühlschranktür 🤣
 
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Michi
22. Mai 09:27
Was bedeutet das? Legst du bei einem Freund die Hände in den Schoß und guckst zu, während du weißt, er sich in Gefahr begibt? Weil du weder verantwortlich noch haftbar bist? Handelst du allein aus Verantwortunggefühl und Haftbarkeit? Ich finde, dass sich aus der Frage „Wie würde ich mit einem Freund in der Situation umgehen?“ doch sehr klare Handlungsmöglichkeiten ergeben.
Einem menschlichen Freund würde ich ins Gewissen reden und versuchen ihn zu beschützen.
Lässt er sich nicht drauf ein und geht in das Risiko, dann kann ich nichts mehr tun.
Ein erwachsener Mensch entscheidet selber.
Bei meinem Hund habe ich es in der Hand Schlimmeres zu verhindern, wenn es die Situation zulässt.
 
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SandrA
22. Mai 09:40
Das hat überhaupt nichts mit "undifferenziert" zu tun, sondern das ist eine reine Definitionsfrage. Da muss man auch nicht gleich beleidigend dem Diskussionspartner gegenüber werden. Wenn man Gleichwertig im Sinne der Entscheidungsfreiheit, des Handlungsspielraumes und der Verantwortlichkeit für das eigene Tun versteht, ist sie im erzieherischen Kontext ganz klar nicht gegeben. Das bestätigt auch dein Zitat, wenn es sagt, dass keine Gleichstellung vorhanden ist. Sowohl Kinder/Jugendliche als auch Tiere gelten dementsprechend natürlich als unmündig, sie sind garnicht bzw nicht vollumfänglich für die Folgen ihrer Handlungen zur Verantwortung zu ziehen. Bzw wenn jemand anders die Verantwortung an ihrer Statt trägt, ist das halt schlicht exakt das, was Unmündigkeit bedeutet. "Würdig" ist auch nicht das Selbe wie "wertig" und es hilft nicht über die Tatsache hinweg, dass in asymmetrischen Beziehungen per Definitionem keine Gleichstellung (Gleichwertigkeit im obigen Sinne) der Beziehungspartner gegeben sein kann, auch wenn der Schutzbefohlene dem Schützling noch so viel Würde und Freiraum zugesteht. Schwammig finde ich eben, dass das nicht klar kommuniziert wird; dass nicht wahrgenommen wird, dass das von dir erwähnte Vertrauen einem Prozess der Kontrolle entspringt, weil Kontrolle dem pädagogischen Handeln inhärent ist; dass Kontrolle, Dominanz und Macht mit Drill, Unterdrückung und ruppigen Verbalkommandos gleichgesetzt werden und impliziert wird, ein weniger autoritärer Erziehungsstil wäre frei von Kontrolle, Dominanz und Macht; dass über Begriffe wie "gleichwertiger Partner" oder "freie Entscheidung" ein Zustand suggeriert wird, der nicht wirklich vorhanden ist. Führung ohne Macht gibt es doch garnicht, das sind dann halt unverbindliche Vorschläge.
Ja, meine Formulierung war zugespitzt – das ist korrekt, aber ich kritisiere Positionen, keine Personen. Dass das bei dir anders ankam, bedaure ich, sehe aber einen Unterschied zwischen Schärfe in der Argumentation und persönlicher Herabwürdigung.

Zur Sache: Ich sehe eben nicht, dass Gleichwertigkeit zwingend Entscheidungsfreiheit im vollen Umfang voraussetzt. Wenn das deine Definition ist, okay – aber so wie ich die Ulli Philosophie verstehe, geht es auch hier um Würde, Anerkennung und Beziehung auf Augenhöhe, trotz asymmetrischer Rollen. Und es gehr nicht um den Ausschluss von Verantwortung - also ist entscheidend: Ich übernehme Verantwortung, ich gestalte den Rahmen. Aber ich sehe mein Gegenüber nicht allein als Objekt pädagogischer Kontrolle, sondern als Subjekt, das fühlt, lernt, kommuniziert – und Vertrauen auf Basis gelingender Beziehung entwickeln kann. Das hat nichts mit „unverbindlichen Vorschlägen“ zu tun, sondern mit der Art, wie Führung erlebt und gelebt wird.

Wer darin nur Macht und Kontrolle erkennt, mag das so sehen – aber dann wird man auch die Grundidee der Ulliphilosophie nicht verstehen. Auch das darf man natürlich kritisieren. Aber nicht mit dem Vorwurf der Begriffsverwirrung, wenn schlicht ein anderer Bezugsrahmen gewählt wurde.
 
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Michi
22. Mai 09:42
Ja, meine Formulierung war zugespitzt – das ist korrekt, aber ich kritisiere Positionen, keine Personen. Dass das bei dir anders ankam, bedaure ich, sehe aber einen Unterschied zwischen Schärfe in der Argumentation und persönlicher Herabwürdigung. Zur Sache: Ich sehe eben nicht, dass Gleichwertigkeit zwingend Entscheidungsfreiheit im vollen Umfang voraussetzt. Wenn das deine Definition ist, okay – aber so wie ich die Ulli Philosophie verstehe, geht es auch hier um Würde, Anerkennung und Beziehung auf Augenhöhe, trotz asymmetrischer Rollen. Und es gehr nicht um den Ausschluss von Verantwortung - also ist entscheidend: Ich übernehme Verantwortung, ich gestalte den Rahmen. Aber ich sehe mein Gegenüber nicht allein als Objekt pädagogischer Kontrolle, sondern als Subjekt, das fühlt, lernt, kommuniziert – und Vertrauen auf Basis gelingender Beziehung entwickeln kann. Das hat nichts mit „unverbindlichen Vorschlägen“ zu tun, sondern mit der Art, wie Führung erlebt und gelebt wird. Wer darin nur Macht und Kontrolle erkennt, mag das so sehen – aber dann wird man auch die Grundidee der Ulliphilosophie nicht verstehen. Auch das darf man natürlich kritisieren. Aber nicht mit dem Vorwurf der Begriffsverwirrung, wenn schlicht ein anderer Bezugsrahmen gewählt wurde.
Gleichwertig und Gleichberechtigt ist ein großer Unterschied.
Ich denke, dass schon alle das Gleiche meinen, nur die Begrifflichkeiten verwirrend sind.
In menschlichen Beziehungen ist man gleichwertig und gleichberechtigt.
So sollte es zumindest sein.
In Mensch Hund Beziehungen gleichwertig aber nicht gleichberechtigt.