Das Training mit der Ella.
Die läuft neugierig hin und zu Anfang hab ich schon den Eindruck das sie das gerne mit dir gemeinsam täte und dich einbeziehen mag, was ich riesig finde. Ich mag die Maus 😍❤️
Ich habe durchgehend das Gefühl, die würde schon gern mit dir zusammenarbeiten, aber die versteht gar nicht, was du bezweckst (wenn du sie da weghaben möchtest, ergibt es aus ihrer Sicht keinen Sinn hinzugehen) und im Laufe der Zeit (und mit zunehmender Nähe zum Vogel) wird sie immer frustrierter.
Nun machst du wohl einen Methodenmix.
Also im Ullihundeding geht ja gar nicht um eine Unterscheidung zwischen gewünschtem und unerwünschtem Verhalten und auch nicht um perfektes Timing, da das Ziel ja überhaupt nicht ist ein Verhalten („Geh da nicht ran“ oder „Dreh dich zu mir um“) zu formen. Demnach benötigen wir auch keine Korrekturen für unerwünschtes Verhalten, denn wir wollen Interesse zeigen, statt zu bewerten.
Loben ist immer eine gute Möglichkeit, Ullihunde leben ja ohnehin in einer Lobblase, aber wir knüpfen es nicht an ein Verhalten, dass für einen minimalen Moment gezeigt wurde. Lob für Leistung macht abhängig (fremdbestimmt), aber Lob für Anwesenheit macht sicher.
Meine Ideen wäre an der Stelle hingehen und das Tierchen untersuchen und ein gemeinsames Erlebnis draus zu machen. Wenn du Gründe hast dies nicht zu tun, kannst du auch genauso gut „eine gute Idee haben“ und einfach einen Richtungswechsel vorschlagen und dich damit vom Vogel wegbewegen. So wie die Ella ausschaut würde sie dir folgen, zumindest noch am Anfang des Videos.
Sowohl die Lucy als auch die Ella signalisieren dir beide, das sich rechts etwas spannendes im Gebüsch befindet. Die Lucy finde ich dabei übrigens besonders süß 😍 und würde sie für ihren wunderbaren Entdeckergeist schon unheimlich klasse finden. Die Ella hat es aber auch gesehen und würde es ganz bestimmt toll finden, mal nachzuschauen.
Du hast toll erkannt, dass der Reiz für dein Vorhaben viel zu stark für die Ella ist. Ich denke nicht, dass sie soweit ist, dass du dich so nah heranbewegen kannst, zumindest wenn du nicht vorhast, dir das Ganze mit ihr anzusehen.
Während des Filmens schauen deine Füße und Schultern durchgehend zum Vogel. Du signalisierst deiner Ella ja eigentlich dadurch, dass du Interesse dran hast und dich damit in irgendeiner Form beschäftigen möchtest. Ich finde von ihrer Seite absolut nachvollziehbar, dass sie unbedingt mit dir gemeinsam dahin möchte ☺️ Besonders cool finde ich, dass die Ella zwar frustig wird, aber vollkommen kopflos wirkt sie nicht. Die täte ganz sicher noch etwas schönes gemeinsames mit dir, wenn du dich draufeinlässt 🥰
Ganz tolle Hunde hast du!
In einem anderen Thread (der nicht so themenbezogen ist) hätte ich vermutlich gar nichts gesagt, denn natürlich können auch andere Methoden zum Ziel führen, auch wenn die Wege dahin anders aussehen.
Danke für diese ausführlichen, intensiven Gedanken. Für so einen Austausch wie hier liebe ich Dogorama, man kann reflektieren, bekommt andere Perspektiven gezeigt, lernt neue Wege.
Mein Verhalten in den Videos wird durch 2 Dinge gestört.
1. Wenn ich filme, verhalte ich mich anders, schlüpfe in eine Beobachterrolle, übertreibe meine Aktionen, und letztendlich fehlen wichtige Möglichkeiten der Kommunikation. So hätte ich Ella mehrfach gerne mit einer einladenden Armbewegung zu mir oder zum Weitergehen aufgefordert. Aber in einer Hand die Leine, in der anderen das Handy - unmöglich. Ich werde aber zukünftig mehr auf die Ausrichtung meines Körpers achten, danke für diesen Input.
Ohne zu filmen hätten wir auch das Gebüsch untersucht, mit beiden Hunden.
2. und noch viel einflussreicher: Ich selbst mache eine Entwicklung durch, die mir manchmal ehrlicherweise sehr schwer fällt. In meiner Kindheit - wir hatten immer Hunde - war der Umgang aversiv. Bei meinem ersten Labbi, ich war Anfang 20, war positiv Trainieren ewas Ungewöhnliches, Neues. Ich habe damals bei Gabi Niepel viel Gutes gelernt, aber Schreckreize und Halti gehörten für schwierige Fälle leider dazu. Als ich vor ein paar Jahren Dogorama für mich entdeckte, war ich der Überzeugung, dass rein positives Training unmöglich ist, und dass man als "Rudelführer" so viele Vorgaben wie möglich machen muss.
Inzwischen habe ich erkannt, wie sehr mich dieses alte Denken blockiert. Wie viel besser es mit den Hunden läuft, wenn ich lobe, bevor Probleme auftauchen. Wie gut es den Hunden und mir tut, auf unnötige Vorgaben zu verzichten. Aber es ist verdammt schwer, die alten Verhaltensmuster zu durchbrechen.
Als ich mir die Videos mit Ella das erste Mal angeschaut habe, ist mir gleich aufgefallen, dass ich mich viel zu sehr einmische, unnötig viel vorgebe. Das kommt daher, dass Ella unser einziger "richtiger" Jagdhund ist, sehr triebig. Und dass es in der Rassebeschreibung des Segugio heißt, dass sie absolut selbständig arbeiten und ihnen sogar die Abrufbarkeit weggezüchtet wurde. Mit diesem Wissen steckt Ella in einer Schublade, ich gehe anders mit ihr um, vertraue ihr nicht. Freue mich umso mehr über jede Kommunikation und Zusammenarbeit von ihr.
Es ist mir bewusst, dass ich ihr mit der Schublade Unrecht tue, denn sie zeigt mir deutlich und immer öfter, wie toll sie es findet, wenn wir etwas gemeinsam machen. Aber auch hier: es ist sauschwer, sich davon zu befreien.
Deshalb bin ich besonders glücklich, die Ullihunde-Philosophie entdeckt zu haben. Ich merke sehr deutlich, dass das für Ella genau der richtige Weg ist. Aber ich habe das Buch noch nicht mal fertig gelesen, bin noch am Anfang des Begreifes und Ausprobierens (und Staunens über die positive Wirkung).
Es mag sein, dass ich immer eine Mischform des Trainings anwenden werde. Aber vor allem muss ich bei mir alte Zöpfe abschneiden und loslassen.
Dabei finde ich all die Erfahrungsberichte von Euch in diesem Thread extrem hilfreich. Sie zerstreuen Zweifel, konkretisieren den Weg, machen Mut, ihn weiter zu gehen.
Euch allen vielen vielen Dank für diesen Austausch.