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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 7. Dez.

"Wege zur Freundschaft" (Ulli Reichmann)

Hallo ihr Lieben :) Ich habe kürzlich o.g. Buch verschlungen und gleich begeistert mit dem dort aufgeführten Training begonnen. Für alle, die es nicht kennen: Es geht darum gemeinsam mit seinem Hund die Welt zu entdecken und Spuren zu suchen etc.. Quasi ein Leitfaden, wie man dem Hund zeigt nicht mehr alleine jagen zu gehen, sondern voller Freude zu kooperieren. Ich bin nun unendlich begeistert, weil erste (auch unerwartete) Erfolge schon in wenigen Tagen sichtbar wurden und wollte nun mal fragen, ob noch jemand inspiriert von diesen Methoden mit seinem Hund die Welt erkundet? Würde mich über einen Erfahrungsaustausch unheimlich freuen! Liebe Grüße
 
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Kirsten
18. Mai 17:01
Ach Sandra- manchmal sorge ich mich ein bisschen, dass du mich mit meinen Hunden heimlich beobachtest 😉 Du fasst so wunderbar in Worte, wie bei uns der Umgang miteinander ist. Das ist absolut faszinierend zu lesen und macht mir vieles nochmal sehr deutlich bewusst. Vielen lieben Dank dafür!!!!! Auch wenn ich mich jetzt in dein Gespräch mit Kirsten einmische - darf ich trotzdem was fragen? Das, was du beschreibst mache ich irgendwie unbewusst. Wäre es einen Versuch wert, das ganze bewusster zu steuern? Oder besteht da dann eher die Gefahr, dass daraus ein „Zuviel gewollt“ werden könnte ?
Ich hoffe, ich habe nicht suggeriert, dass das ein reines Privatgespräch ist, in das sich niemand einmischen darf 🫣 ist ja schließlich ein Forum und viele Frage führen zu noch mehr Antworten 🤩

Deine Frage finde ich sehr interessant. Wobei sich hier ohnehin soviel spannendes tut, das mir aktuell gar nicht danach ist, mehr zu „optimieren“. Im Moment fühlt es sich einfach nur gut an, wie es sich entwickelt.
 
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Dogorama-Mitglied
18. Mai 17:51
Ich hoffe, ich habe nicht suggeriert, dass das ein reines Privatgespräch ist, in das sich niemand einmischen darf 🫣 ist ja schließlich ein Forum und viele Frage führen zu noch mehr Antworten 🤩 Deine Frage finde ich sehr interessant. Wobei sich hier ohnehin soviel spannendes tut, das mir aktuell gar nicht danach ist, mehr zu „optimieren“. Im Moment fühlt es sich einfach nur gut an, wie es sich entwickelt.
Nein, das hast du nicht, alles gut 😊
Manchmal ist es nur einfach störend (ein bisschen), wenn es arg durcheinander geht, daher nur meine Frage.
 
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Dogorama-Mitglied
18. Mai 18:12
Danke Dir ☺️ keine versteckten Kameras, versprochen🤞 Aber ich glaube, wenn man ähnliche Dynamiken durchlebt, erkennt man sich eben manchmal in den Geschichten anderer wieder – und das ist ja gerade das Schöne an diesem Austausch. Mir geht es bei deinen und anderen Beschreibungen ja oft ganz ähnlich 😅 Ich glaube tatsächlich, dass es durchaus hilfreich sein kann, solche Prozesse bewusst zu begleiten - im Sinne von innerer Klarheit, aber ohne (Erwartungs-)Druck. Nähe z. B. nicht herbeiführen zu wollen, sondern sie als Option anbieten zu können. Das hat bei mir total viel verändert. Mir hilft das Schreiben hier tatsächlich auch, mir vieles retrospektiv noch mal bewusster zu machen. Ich mache manches intuitiv (und manches auch sicher noch falsch), aber in der Reflexion merke ich erst, was da eigentlich alles mitschwingt. Und das macht es leichter, in wackeligen Momenten innerlich ruhig und präsent zu bleiben, weil ich besser erkenne, worauf ich mich schon verlassen kann und was ich besser in Zukunft lassen sollte. Deshalb glaube ich schon, dass bewusster hinzuschauen helfen kann – solange es darum geht, das, was ohnehin da ist und bereits wirkt - positiv wie negativ- klarer zu sehen.
Ich empfinde das für mich fast als größten Gewinn von Dogorama: das drüber nachdenken und dann in Worte fassen, was man selbst wie tut und warum.
Ich muss tatsächlich mal ein bisschen neben mich treten und nach einem Spaziergang öfter über Erlebtes nachdenken, ich glaub, da könnte ich selbst auch von profitieren 😉
Über ein Erlebnis von gestern hab ich nun nach deinem Beitrag tatsächlich nochmal nachgedacht.
Gestern Früh waren wir wieder am Strand spazieren und neben dem Parkplatz auf der Wiese waren wieder die Rehe, die wir letzte Woche schon beobachtet hatten. Wir also erstmal auf die Wiese. Das Gras ist zur Zeit so hoch, dass Kaisa die Rehe zwar gewittert hat, sie aber nicht sehen konnte. Hab ihr dann geholfen, sie das Erdmännchen machen lassen und ihr meinen Arm als Stütze angeboten. So standen wir also ganz eng beinander, sie sah die Rehe, ich hab ganz ruhig und leise mit ihr gesprochen, über die Rehe. Und da war er wieder dieser Moment: „Wir beide jagen. Zusammen!“
Das ist so ein krasses Gefühl, nach dem ICH echt süchtig werden könnte 🤩.
Mit der Jägerin im
Training hatte ich dieses Gefühl mit Kaisa zusammen schon öfter, wir beide alleine gestern nun das erste Mal.
Ich glaub, das muss ich vorsichtig öfter mal anbieten, das ist echt ein schönes Gefühl - auf beiden Seiten. Sehr, sehr innig.
 
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Kirsten
18. Mai 18:17
Ich empfinde das für mich fast als größten Gewinn von Dogorama: das drüber nachdenken und dann in Worte fassen, was man selbst wie tut und warum. Ich muss tatsächlich mal ein bisschen neben mich treten und nach einem Spaziergang öfter über Erlebtes nachdenken, ich glaub, da könnte ich selbst auch von profitieren 😉 Über ein Erlebnis von gestern hab ich nun nach deinem Beitrag tatsächlich nochmal nachgedacht. Gestern Früh waren wir wieder am Strand spazieren und neben dem Parkplatz auf der Wiese waren wieder die Rehe, die wir letzte Woche schon beobachtet hatten. Wir also erstmal auf die Wiese. Das Gras ist zur Zeit so hoch, dass Kaisa die Rehe zwar gewittert hat, sie aber nicht sehen konnte. Hab ihr dann geholfen, sie das Erdmännchen machen lassen und ihr meinen Arm als Stütze angeboten. So standen wir also ganz eng beinander, sie sah die Rehe, ich hab ganz ruhig und leise mit ihr gesprochen, über die Rehe. Und da war er wieder dieser Moment: „Wir beide jagen. Zusammen!“ Das ist so ein krasses Gefühl, nach dem ICH echt süchtig werden könnte 🤩. Mit der Jägerin im Training hatte ich dieses Gefühl mit Kaisa zusammen schon öfter, wir beide alleine gestern nun das erste Mal. Ich glaub, das muss ich vorsichtig öfter mal anbieten, das ist echt ein schönes Gefühl - auf beiden Seiten. Sehr, sehr innig.
Wie wunderbar 😍 ich freu mich sehr für euch. Das klingt nach einem unheimlich schönen Moment!
Danke, dass du ihn teilst!
 
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Sonja
18. Mai 20:04
Sowohl die Lucy, als auch die Ella, finde ich total herzig in ihrer Art 😍 Sonja, magst du mit deinem Post deine Fortschritte mit den Hunden zeigen? Oder möchtest du auch Gedanken und Kommentare haben?
Für konstruktive Kritik und Anregungen bin ich immer zu haben.
 
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Kirsten
18. Mai 21:37
Für konstruktive Kritik und Anregungen bin ich immer zu haben.
Das Training mit der Ella.
Die läuft neugierig hin und zu Anfang hab ich schon den Eindruck das sie das gerne mit dir gemeinsam täte und dich einbeziehen mag, was ich riesig finde. Ich mag die Maus 😍❤️
Ich habe durchgehend das Gefühl, die würde schon gern mit dir zusammenarbeiten, aber die versteht gar nicht, was du bezweckst (wenn du sie da weghaben möchtest, ergibt es aus ihrer Sicht keinen Sinn hinzugehen) und im Laufe der Zeit (und mit zunehmender Nähe zum Vogel) wird sie immer frustrierter.

Nun machst du wohl einen Methodenmix.
Also im Ullihundeding geht ja gar nicht um eine Unterscheidung zwischen gewünschtem und unerwünschtem Verhalten und auch nicht um perfektes Timing, da das Ziel ja überhaupt nicht ist ein Verhalten („Geh da nicht ran“ oder „Dreh dich zu mir um“) zu formen. Demnach benötigen wir auch keine Korrekturen für unerwünschtes Verhalten, denn wir wollen Interesse zeigen, statt zu bewerten.

Loben ist immer eine gute Möglichkeit, Ullihunde leben ja ohnehin in einer Lobblase, aber wir knüpfen es nicht an ein Verhalten, dass für einen minimalen Moment gezeigt wurde. Lob für Leistung macht abhängig (fremdbestimmt), aber Lob für Anwesenheit macht sicher.

Meine Ideen wäre an der Stelle hingehen und das Tierchen untersuchen und ein gemeinsames Erlebnis draus zu machen. Wenn du Gründe hast dies nicht zu tun, kannst du auch genauso gut „eine gute Idee haben“ und einfach einen Richtungswechsel vorschlagen und dich damit vom Vogel wegbewegen. So wie die Ella ausschaut würde sie dir folgen, zumindest noch am Anfang des Videos.

Sowohl die Lucy als auch die Ella signalisieren dir beide, das sich rechts etwas spannendes im Gebüsch befindet. Die Lucy finde ich dabei übrigens besonders süß 😍 und würde sie für ihren wunderbaren Entdeckergeist schon unheimlich klasse finden. Die Ella hat es aber auch gesehen und würde es ganz bestimmt toll finden, mal nachzuschauen.

Du hast toll erkannt, dass der Reiz für dein Vorhaben viel zu stark für die Ella ist. Ich denke nicht, dass sie soweit ist, dass du dich so nah heranbewegen kannst, zumindest wenn du nicht vorhast, dir das Ganze mit ihr anzusehen.
Während des Filmens schauen deine Füße und Schultern durchgehend zum Vogel. Du signalisierst deiner Ella ja eigentlich dadurch, dass du Interesse dran hast und dich damit in irgendeiner Form beschäftigen möchtest. Ich finde von ihrer Seite absolut nachvollziehbar, dass sie unbedingt mit dir gemeinsam dahin möchte ☺️ Besonders cool finde ich, dass die Ella zwar frustig wird, aber vollkommen kopflos wirkt sie nicht. Die täte ganz sicher noch etwas schönes gemeinsames mit dir, wenn du dich draufeinlässt 🥰
Ganz tolle Hunde hast du!

In einem anderen Thread (der nicht so themenbezogen ist) hätte ich vermutlich gar nichts gesagt, denn natürlich können auch andere Methoden zum Ziel führen, auch wenn die Wege dahin anders aussehen.
 
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Dogorama-Mitglied
19. Mai 04:29
Das Training mit der Ella. Die läuft neugierig hin und zu Anfang hab ich schon den Eindruck das sie das gerne mit dir gemeinsam täte und dich einbeziehen mag, was ich riesig finde. Ich mag die Maus 😍❤️ Ich habe durchgehend das Gefühl, die würde schon gern mit dir zusammenarbeiten, aber die versteht gar nicht, was du bezweckst (wenn du sie da weghaben möchtest, ergibt es aus ihrer Sicht keinen Sinn hinzugehen) und im Laufe der Zeit (und mit zunehmender Nähe zum Vogel) wird sie immer frustrierter. Nun machst du wohl einen Methodenmix. Also im Ullihundeding geht ja gar nicht um eine Unterscheidung zwischen gewünschtem und unerwünschtem Verhalten und auch nicht um perfektes Timing, da das Ziel ja überhaupt nicht ist ein Verhalten („Geh da nicht ran“ oder „Dreh dich zu mir um“) zu formen. Demnach benötigen wir auch keine Korrekturen für unerwünschtes Verhalten, denn wir wollen Interesse zeigen, statt zu bewerten. Loben ist immer eine gute Möglichkeit, Ullihunde leben ja ohnehin in einer Lobblase, aber wir knüpfen es nicht an ein Verhalten, dass für einen minimalen Moment gezeigt wurde. Lob für Leistung macht abhängig (fremdbestimmt), aber Lob für Anwesenheit macht sicher. Meine Ideen wäre an der Stelle hingehen und das Tierchen untersuchen und ein gemeinsames Erlebnis draus zu machen. Wenn du Gründe hast dies nicht zu tun, kannst du auch genauso gut „eine gute Idee haben“ und einfach einen Richtungswechsel vorschlagen und dich damit vom Vogel wegbewegen. So wie die Ella ausschaut würde sie dir folgen, zumindest noch am Anfang des Videos. Sowohl die Lucy als auch die Ella signalisieren dir beide, das sich rechts etwas spannendes im Gebüsch befindet. Die Lucy finde ich dabei übrigens besonders süß 😍 und würde sie für ihren wunderbaren Entdeckergeist schon unheimlich klasse finden. Die Ella hat es aber auch gesehen und würde es ganz bestimmt toll finden, mal nachzuschauen. Du hast toll erkannt, dass der Reiz für dein Vorhaben viel zu stark für die Ella ist. Ich denke nicht, dass sie soweit ist, dass du dich so nah heranbewegen kannst, zumindest wenn du nicht vorhast, dir das Ganze mit ihr anzusehen. Während des Filmens schauen deine Füße und Schultern durchgehend zum Vogel. Du signalisierst deiner Ella ja eigentlich dadurch, dass du Interesse dran hast und dich damit in irgendeiner Form beschäftigen möchtest. Ich finde von ihrer Seite absolut nachvollziehbar, dass sie unbedingt mit dir gemeinsam dahin möchte ☺️ Besonders cool finde ich, dass die Ella zwar frustig wird, aber vollkommen kopflos wirkt sie nicht. Die täte ganz sicher noch etwas schönes gemeinsames mit dir, wenn du dich draufeinlässt 🥰 Ganz tolle Hunde hast du! In einem anderen Thread (der nicht so themenbezogen ist) hätte ich vermutlich gar nichts gesagt, denn natürlich können auch andere Methoden zum Ziel führen, auch wenn die Wege dahin anders aussehen.
Was für ein Thread 🤩
Du beschreibst zwar Sonjas Hunde und Sonjas Verhalten, aber auch bei Dir habe ich gerade das Gefühl, dass Du heimlich eine Kamera bei uns hast 🤩
Mir wird gerade meine Fussstellung bewusst, meine Ausrichtung, worauf die Hunde achten.
Ich achte ja mittlerweile sehr auf unser Umfeld, weil ich die Reize regelrecht suche und gerne als erste auf etwas aufmerksam mache. „Ach, da ist ein Reh.“ Der Blick geht in fast 95% aller Fälle erst zu mir, wo ich hin schaue und folgt dann meiner Ausrichtung. Ich find das einfach so unglaublich gut: ERST zu MIR zu gucken, dann das Interessante anschauen.
Ich hoffe, dass sich dieses Verhalten weiter festigt und wir davon später im Freilauf profitieren.
Ich muss da wirklich mal etwas mehr drauf achten, wie ICH mich bewege, ausrichte. Vielleicht auch einfach mal bewusst damit spielen und vielleicht auch mal übertreiben.

Deinen Hinweis: „wenn du nicht die tote Krähe untersuchen willst, dann mach einen anderen Vorschlag!“ - so einfach, aber da muss man auch erst mal drauf kommen 😉😂. Super!!!!
Vor allem ist dieser Hinweis echt lustig vor dem Hintergrund, was Kaisa am Wochenende gemacht hat:
Wir waren im Freigehege. Echtes „Flooding“ 😉. Die Wildschweine und die zahllosen Frischlinge waren hinter Zäunen, aber das Rotwild, die Mufflons und die Ziegen liefen dort frei durch den Wald. Wir hatten also wahnsinnig viel zu beobachten. Und wofür entschied sich Kaisa? Für ein Stockenten-Paar 😂. Nun gut, wenn es das ist, wofür sie sich am meisten interessiert: dann gucken wir uns zusammen eben die Enten an 🤷🏻‍♀️😉.
 
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SandrA
19. Mai 06:09
Was für ein Thread 🤩 Du beschreibst zwar Sonjas Hunde und Sonjas Verhalten, aber auch bei Dir habe ich gerade das Gefühl, dass Du heimlich eine Kamera bei uns hast 🤩 Mir wird gerade meine Fussstellung bewusst, meine Ausrichtung, worauf die Hunde achten. Ich achte ja mittlerweile sehr auf unser Umfeld, weil ich die Reize regelrecht suche und gerne als erste auf etwas aufmerksam mache. „Ach, da ist ein Reh.“ Der Blick geht in fast 95% aller Fälle erst zu mir, wo ich hin schaue und folgt dann meiner Ausrichtung. Ich find das einfach so unglaublich gut: ERST zu MIR zu gucken, dann das Interessante anschauen. Ich hoffe, dass sich dieses Verhalten weiter festigt und wir davon später im Freilauf profitieren. Ich muss da wirklich mal etwas mehr drauf achten, wie ICH mich bewege, ausrichte. Vielleicht auch einfach mal bewusst damit spielen und vielleicht auch mal übertreiben. Deinen Hinweis: „wenn du nicht die tote Krähe untersuchen willst, dann mach einen anderen Vorschlag!“ - so einfach, aber da muss man auch erst mal drauf kommen 😉😂. Super!!!! Vor allem ist dieser Hinweis echt lustig vor dem Hintergrund, was Kaisa am Wochenende gemacht hat: Wir waren im Freigehege. Echtes „Flooding“ 😉. Die Wildschweine und die zahllosen Frischlinge waren hinter Zäunen, aber das Rotwild, die Mufflons und die Ziegen liefen dort frei durch den Wald. Wir hatten also wahnsinnig viel zu beobachten. Und wofür entschied sich Kaisa? Für ein Stockenten-Paar 😂. Nun gut, wenn es das ist, wofür sie sich am meisten interessiert: dann gucken wir uns zusammen eben die Enten an 🤷🏻‍♀️😉.
Dieses Gefühl, das du beschreibst – dieser Moment, wenn der Hund ein Kooperationsangebot annimmt mit diesem„Hey, super Idee – bin dabei!“ Blick – das ist es, was mich ja auch immer wieder packt. Gerade bei so intensiven Themen wie Hundebegegnungen, Rehen oder eben auch Enten 😄

Und dein Beispiel mit dem Armangebot fand ich total klasse! Genau das macht diesen Ansatz für mich so wertvoll: nicht gegen den Impuls arbeiten, sondern mit ihm, gemeinsam hinschauen – und dadurch Beziehung herstellen.
Ich wäre früher ehrlich nie auf die Idee gekommen, meinem Hund das Beobachten von Wild zu erleichtern. Ich war so sehr damit beschäftigt, ihn zu korrigieren, abzulenken, umzulenken, wegzulenken, dass ich diese Form von Verbindung und Mitgehen gar nicht auf dem Schirm hatte. Ich war ja immer zwischen ihnen und dem Reiz - nicht mit ihnen.

Heute sind es diese Augenblicke, wenn der Hund mich anschaut, die mich packen, weil ich plötzlich Teil des Reizes bin. Soweit, dass Neo mich - wie Kaisa - so früh schon einbindet, sind wir noch nicht.
Aber das Teilen von Aufmerksamkeit - da sind wir auf einem guten Weg zum „wir“.

Auch bewusst drauf zu schauen, wie die eigene Ausrichtung, die Bewegungen, das Timing sich verhalten, ist nochmal ein wertvoller Hinweis. Ich glaub auch, dass man das ruhig mal überzeichnen darf, um es bewusster zu erleben. Der Hund sortiert sich ja sowieso nicht an der exakten Fußstellung, sondern an der Gesamtenergie, die dabei mitschwingt.

Ach so, und Kaisa‘s Entenentscheidung - ist das nicht sogar ein kleiner Triumph der Regulation sich in einem Meer von Reizen nicht auf den erstbesten sondern auf einen vielleicht handhabbaren zu fokussieren?
Ich finde, das sagt schon recht viel über das Innenleben eines Hundes in genau so einem Moment. Kein Kontrollverlust, sondern eine Entscheidung. Super gemacht.☺️
 
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Sonja
19. Mai 08:04
Das Training mit der Ella. Die läuft neugierig hin und zu Anfang hab ich schon den Eindruck das sie das gerne mit dir gemeinsam täte und dich einbeziehen mag, was ich riesig finde. Ich mag die Maus 😍❤️ Ich habe durchgehend das Gefühl, die würde schon gern mit dir zusammenarbeiten, aber die versteht gar nicht, was du bezweckst (wenn du sie da weghaben möchtest, ergibt es aus ihrer Sicht keinen Sinn hinzugehen) und im Laufe der Zeit (und mit zunehmender Nähe zum Vogel) wird sie immer frustrierter. Nun machst du wohl einen Methodenmix. Also im Ullihundeding geht ja gar nicht um eine Unterscheidung zwischen gewünschtem und unerwünschtem Verhalten und auch nicht um perfektes Timing, da das Ziel ja überhaupt nicht ist ein Verhalten („Geh da nicht ran“ oder „Dreh dich zu mir um“) zu formen. Demnach benötigen wir auch keine Korrekturen für unerwünschtes Verhalten, denn wir wollen Interesse zeigen, statt zu bewerten. Loben ist immer eine gute Möglichkeit, Ullihunde leben ja ohnehin in einer Lobblase, aber wir knüpfen es nicht an ein Verhalten, dass für einen minimalen Moment gezeigt wurde. Lob für Leistung macht abhängig (fremdbestimmt), aber Lob für Anwesenheit macht sicher. Meine Ideen wäre an der Stelle hingehen und das Tierchen untersuchen und ein gemeinsames Erlebnis draus zu machen. Wenn du Gründe hast dies nicht zu tun, kannst du auch genauso gut „eine gute Idee haben“ und einfach einen Richtungswechsel vorschlagen und dich damit vom Vogel wegbewegen. So wie die Ella ausschaut würde sie dir folgen, zumindest noch am Anfang des Videos. Sowohl die Lucy als auch die Ella signalisieren dir beide, das sich rechts etwas spannendes im Gebüsch befindet. Die Lucy finde ich dabei übrigens besonders süß 😍 und würde sie für ihren wunderbaren Entdeckergeist schon unheimlich klasse finden. Die Ella hat es aber auch gesehen und würde es ganz bestimmt toll finden, mal nachzuschauen. Du hast toll erkannt, dass der Reiz für dein Vorhaben viel zu stark für die Ella ist. Ich denke nicht, dass sie soweit ist, dass du dich so nah heranbewegen kannst, zumindest wenn du nicht vorhast, dir das Ganze mit ihr anzusehen. Während des Filmens schauen deine Füße und Schultern durchgehend zum Vogel. Du signalisierst deiner Ella ja eigentlich dadurch, dass du Interesse dran hast und dich damit in irgendeiner Form beschäftigen möchtest. Ich finde von ihrer Seite absolut nachvollziehbar, dass sie unbedingt mit dir gemeinsam dahin möchte ☺️ Besonders cool finde ich, dass die Ella zwar frustig wird, aber vollkommen kopflos wirkt sie nicht. Die täte ganz sicher noch etwas schönes gemeinsames mit dir, wenn du dich draufeinlässt 🥰 Ganz tolle Hunde hast du! In einem anderen Thread (der nicht so themenbezogen ist) hätte ich vermutlich gar nichts gesagt, denn natürlich können auch andere Methoden zum Ziel führen, auch wenn die Wege dahin anders aussehen.
Danke für diese ausführlichen, intensiven Gedanken. Für so einen Austausch wie hier liebe ich Dogorama, man kann reflektieren, bekommt andere Perspektiven gezeigt, lernt neue Wege.

Mein Verhalten in den Videos wird durch 2 Dinge gestört.

1. Wenn ich filme, verhalte ich mich anders, schlüpfe in eine Beobachterrolle, übertreibe meine Aktionen, und letztendlich fehlen wichtige Möglichkeiten der Kommunikation. So hätte ich Ella mehrfach gerne mit einer einladenden Armbewegung zu mir oder zum Weitergehen aufgefordert. Aber in einer Hand die Leine, in der anderen das Handy - unmöglich. Ich werde aber zukünftig mehr auf die Ausrichtung meines Körpers achten, danke für diesen Input.
Ohne zu filmen hätten wir auch das Gebüsch untersucht, mit beiden Hunden.

2. und noch viel einflussreicher: Ich selbst mache eine Entwicklung durch, die mir manchmal ehrlicherweise sehr schwer fällt. In meiner Kindheit - wir hatten immer Hunde - war der Umgang aversiv. Bei meinem ersten Labbi, ich war Anfang 20, war positiv Trainieren ewas Ungewöhnliches, Neues. Ich habe damals bei Gabi Niepel viel Gutes gelernt, aber Schreckreize und Halti gehörten für schwierige Fälle leider dazu. Als ich vor ein paar Jahren Dogorama für mich entdeckte, war ich der Überzeugung, dass rein positives Training unmöglich ist, und dass man als "Rudelführer" so viele Vorgaben wie möglich machen muss.
Inzwischen habe ich erkannt, wie sehr mich dieses alte Denken blockiert. Wie viel besser es mit den Hunden läuft, wenn ich lobe, bevor Probleme auftauchen. Wie gut es den Hunden und mir tut, auf unnötige Vorgaben zu verzichten. Aber es ist verdammt schwer, die alten Verhaltensmuster zu durchbrechen.

Als ich mir die Videos mit Ella das erste Mal angeschaut habe, ist mir gleich aufgefallen, dass ich mich viel zu sehr einmische, unnötig viel vorgebe. Das kommt daher, dass Ella unser einziger "richtiger" Jagdhund ist, sehr triebig. Und dass es in der Rassebeschreibung des Segugio heißt, dass sie absolut selbständig arbeiten und ihnen sogar die Abrufbarkeit weggezüchtet wurde. Mit diesem Wissen steckt Ella in einer Schublade, ich gehe anders mit ihr um, vertraue ihr nicht. Freue mich umso mehr über jede Kommunikation und Zusammenarbeit von ihr.
Es ist mir bewusst, dass ich ihr mit der Schublade Unrecht tue, denn sie zeigt mir deutlich und immer öfter, wie toll sie es findet, wenn wir etwas gemeinsam machen. Aber auch hier: es ist sauschwer, sich davon zu befreien.

Deshalb bin ich besonders glücklich, die Ullihunde-Philosophie entdeckt zu haben. Ich merke sehr deutlich, dass das für Ella genau der richtige Weg ist. Aber ich habe das Buch noch nicht mal fertig gelesen, bin noch am Anfang des Begreifes und Ausprobierens (und Staunens über die positive Wirkung).

Es mag sein, dass ich immer eine Mischform des Trainings anwenden werde. Aber vor allem muss ich bei mir alte Zöpfe abschneiden und loslassen.
Dabei finde ich all die Erfahrungsberichte von Euch in diesem Thread extrem hilfreich. Sie zerstreuen Zweifel, konkretisieren den Weg, machen Mut, ihn weiter zu gehen.
Euch allen vielen vielen Dank für diesen Austausch.
 
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Kirsten
19. Mai 09:34
Sonja, ich versteh und fühle das so sehr! 🫂 Alles davon!
Und mir tat es am Anfang gut zu sehen, das ich damit nicht alleine bin, sondern fast niemand der Ullihundler aus einer Ecke eingestiegen ist, in der dieser Umgang selbstverständlich war, sondern es ein Entwicklungsprozess beim Menschen ist. Der Vorsatz nett zu sein ist und dem Hund mehr Freiheiten und Freude am Jagen gewähren zu wollen ist in der Theorie unheimlich wünschenswert und nobel, aber es ist sehr schwierig alte Dinge loszulassen, wenn man nicht weiß und nicht fühlt, das der neue Ansatz greift. Bis dahin ist es eben nur eine romantische Phantasie. So lange ich dieses Gefühl nicht hatte das Vertrauen „funktioniert“, hatte ich ständig das Bedürfnis nach Kontrolle.
Das Gefühl, den Hund ständig wieder aus seiner Aktion herausnehmen zu wollen und zu müssen, allein um zu sehen, ob er noch bei mir ist oder schon unerreichbar in seinen Tunnel abgedriftet ist. Alte Muster geben Stabilität, Neues ist immer ein Sprung ins Ungewisse.
Das es mir in den Fingern juckt zu unterbrechen und abzulenken, hab ich übrigens heute auch immer noch ab und an, gerade wenn es sehr aufregend wird, aber es wird weniger (und leichter für mich). Vielleicht hab ich heute Abend nochmal Zeit von einem totalen Fail zu berichten, der mir neulich passiert ist 🙃

Außerdem das Gefühl von anderen womöglich verurteilt zu werden, wenn jemand zuschauen könnte, während man Neues ausprobiert und das womöglich nicht direkt klappt.
Ich war die ersten Wochen konstant mit dem unterschwelligen Gefühl unterwegs, dass jeder, der mich mit meinem Hund erlebt, annehmen muss, dass ich einen mittelschweren Dachschaden habe.

Das meine selbstständige Hündin vorziehen würde mit mir zusammen auf die Pirsch zu gehen, wenn sie etwas interessantes findet, habe ich beim Lesen auch für ein totales Gerücht gehalten. Die Mira schaut tatsächlich nicht besonders viel nach mir, aber ich sehe an Blicken, an den Ohren und vor allem auch an der Art wie sie sich bewegt, dass sie bei mir ist. Sie dreht sich nur selten teilweise oder ganz zu mir um. Aber wenn sie etwas wirklich spannendes entdeckt hat, schaut sie mich oft ganz eindringlich an, während der Körper in die Richtung zeigt, wo sie hinmöchte. „Kommst du mit? Hier geht es lang!“. Trotz ihrer Selbstständigkeit möchte sie mich dabei haben. Zugegeben, an der Stelle braucht sie dann oft einige Sekunden, wenn wir nicht ihren Weg gehen können, um freiwillig mit mir eine andere Richtung einzuschlagen und diese tolle Chance auf ein gemeinsames Abenteuer gehen zu lassen. Woanders nennt man das wohl Ungehorsam 😉

Ich kann mich nur wiederholen, deine Ella finde ich klasse und sie bietet dir schon unheimlich viel an und möchte mit dir arbeiten.
Ich wünsche dir von Herzen viel Freude beim Ausprobieren und Staunen 🥰