Das finde ich sehr interessant.
Die Mira trägt ihr Herz auf der Zunge, sowohl körpersprachlich als auch verbal und benötigt genau wie die Joona die Möglichkeit sich über Bewegung zu regulieren.
Sie kann mittlerweile (nur sehr vereinzelt) Körperkontakt als hilfreich annehmen und sich hineinlehnen, wenn sie Halt benötigt. Aber nicht von ihr initiiert.
Ich finde es schon riesig, dass sie sich in Pausen nach einigem Schnüffeln in meine Nähe (aber ohne Körperkontakt 😄) setzt und von dort aus weiter beobachten kann. Das war ihr lange gar nicht möglich, so musste sie zuvor immer in Bewegung bleiben und weiter und tiefer untersuchen.
Wie ist es denn passiert, dass der Neo den Körperkontakt inzwischen aktiv sucht? Vielleicht hast du ja ein paar Gedanken dazu, die mir helfen können.
So gern schau ich mir die Doro und Mila an. Die Mila nimmt den Körperkontakt so dankbar an und sieht unglaublich wohlig dabei aus. Es ist einfach schön. Allein das zusehen dabei tut unglaublich gut. Man kann gar nicht anders als sich für die beiden über diese wundervollen Momente zu freuen 🥰
Nun ist Mira ein ganz anderer Typ als die Mila und ich hab da auch nicht die Erwartungshaltung, dass sie so sein muss. Aber manchmal denke ich, dass es für sie ja auch eine schöne Option wäre, wenn sie sie das so könnte und für sich als hilfreich empfände.
Ich finde es wirklich schön zu lesen, wie du Miras Entwicklung wahrnimmst und mitgehst, ohne sie in eine bestimmte Richtung drücken zu wollen. Dass sie heute in deiner Nähe zur Ruhe kommen kann, ohne sich gleich wieder in Bewegung regulieren zu müssen, zeigt ja schon deutlich, dass sie neue Optionen für sich entdeckt – auf ihre Weise und in ihrem Tempo.☺️
Bei Neo war und ist das mit dem Körperkontakt tatsächlich ein Prozess. In Erregungslagen war Nähe für ihn lange eher überhaupt nicht mit Sicherheit oder Regulation aufgeladen - ich habe da anfangs auch sicher keine wirklich gute Strategie gehabt. Er hat in früheren Phasen umgerichtet, wenn der Druck zu groß wurde. Nähe musste also neu gelernt werden als etwas, das Halt geben kann, aber nicht Halt fordert.
Ich habe damals eine zeitlang über funktionales Training gearbeitet – also gezielt Situationen geschaffen, in denen er Anspannung aushalten konnte, ohne eskalieren zu müssen, und in denen ich nicht kontrollierend, sondern endlich mal hilfreich war. Ich wurde von einer, die ständig etwas von ihm wollte, zu einer Ressource, die er nutzen konnte.
Gerade in hohen Erregungslagen hat sich da über die Zeit viel verschoben. Früher war da oft nur totale Anspannung oder plötzliche Eskalation, kaum etwas dazwischen. Heute merkt man, dass er zwar noch hochfährt, aber nicht mehr „verliert“. Er bleibt ansprechbar nicht immer sofort, aber schneller, differenzierter, weniger impulsiv. Er sucht recht schnell wieder Blickkontakt und manchmal sucht er in diesen Momenten inzwischen sogar ganz bewusst Nähe. Das war früher undenkbar.
Ein Schlüssel dafür war sicher auch, dass ich aufgehört habe, das Verhalten sofort korrigieren oder verändern zu wollen und stattdessen den Fokus darauf gelegt habe, dass wir die Szene gemeinsam durchstehen. Das hat viel verändert - vor allem auch im Miteinander.
Balanceübungen waren zB sehr hilfreich. Dort durfte er sich anlehnen, Gewicht abgeben, sich regulieren – physisch wie emotional. Da entstand zum ersten Mal so etwas wie Ko-Regulation - ohne Erwartungsdruck. Aber auch das war ein langsames Herantasten.
Ich glaube, das Entscheidende war wirklich die Haltung: Nähe dann anzubieten, wenn sie für den Hund hilfreich ist und sie nicht zur Voraussetzung machen, sondern zur Möglichkeit.
Miras „Nähe ohne Kontakt“-Moment ist da vielleicht genau das: eine erste Annäherung an genau so eine Möglichkeit. Und vielleicht geht es am Ende gar nicht darum, ob sie sich anlehnt, sondern dass sie selbst entscheiden kann, wie viel Nähe sie gerade tragen mag. 😄